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Cortison ja oder nein

Verfasst: 17 Okt 2020 00:03
von Flow2020
Hallo Dr. Peet,

Ich bräuchte bitte eine Drittmeinung: es geht um Embryonenspende (Komplettspende, 2 Blastos geplant).

Habe leichte Endometriose und vermutlich auch Adenomyose sowie eine gute eingestellte Schilddrüsenunterfunktion und einige Nahrungsmittelunverträglichkeiten (keine Allergien, keine Lactose, Fructose oder Glutenunverträglichkeit).

Nun sagt mir der eine Arzt, es gibt keine Indikation für Prednisolon, daher nicht nehmen, könnte durch Downregulierung des Immunsystems die Einnistung stören, weil dann ggf. die nötige Immunreaktion fehlt.

Der andere Arzt meint, 15 mg ab Progesteroneinnahme können in jedem Fall nicht schaden, aber für den Fall, dass NK-Zellen in der Gebärmutter erhöht sein sollten (es wurde kein Test gemacht), wäre es evtl. hilfreich für die Einnistung. Also prophylaktisch nehmen
Wie sieht Ihre Einschätzung dazu aus? Es ist mein letzter Versuch (3.), ich bin schon im Transferzyklus. Zuvor hatte ich 1x ein Negativ, beim letzten Mal eine biochemische Schwangerschaft.

Cortison ja oder besser doch nicht?

Vielen Dank vorab.

Verfasst: 17 Okt 2020 22:03
von Gelöschter Benutzer 41860
Hallo,

ich bin jetzt nicht Dr. Peet, aber ich glaube die meisten haben Cortison genommen.
Ich auch und habe überhaupt keine "Baustellen" gehabt.
Wenn ich nich recht erinnere soll dadurch das Immunsystem herunterfahren und daraufhin die Embryonenspende nicht als Fremdkörper abgestoßen werden.
Auch bei "normaler Empfängnis" sind es ka 50 %fremde Gene und sanda gibt es diesbezüglich auch manchmal Abstossungsprobleme

Wie geschrieben, ich bin kein Arzt und teile nur meine Erfahrungen
mit

Herzliche Grüße
Kleopatra

Verfasst: 17 Okt 2020 22:04
von Gelöschter Benutzer 41860
Sorry für die Schreibfehler

Prednisolon

Verfasst: 18 Okt 2020 17:26
von Claudi42
Auch ich kann nur meine Erfahrung mitteilen. Hatte bei den ersten beiden ICSI keine Einnistung, aber wenigstens eine gute Befruchtungsrate und Transfer. Habe danach auf eigenen Wunsch eine Endometrium Biopsie machen lassen - nur leicht erhöhte KZ in der Gebärmutter. Darauf hin sollte ich 10 mg Prednisolon täglich nehmen und danach zur Kontroll-Biopsie. Ergebnis: um das vierfach (!) Erhöhte KZ. Hat bei mir also genau das Gegenteil bewirkt. Erklären konnte sich das keiner.

Nun wird's aber noch verrückter. Im Folgezyklus an die 2. Biopsie und das Prednisolon und mit dieser unwahrscheinlich hohen Anzahl KZ bin ich (nach 10 Jahren!) spontan schwanger geworden. Geblieben ist es leider nur bis zur 6. ssw, aber immerhin. Danach habe ich meine 3. ICSI gestartet, dachte dann probiere ich mal Prednisolon ohne Indikation begleitend... war das schlechteste Ergebnis bisher. Überhaupt keine Befruchtung, da die Eizellen eine miese Qualität hatten, die Hülle war bei allen viel zu weich.

Im nächsten Versuch lasse ich es wieder weg.

Verfasst: 06 Nov 2020 16:10
von Dr.Peet
Auf der Suche nach möglichen allgemeingültigen Antworten auf die immer wiederkehrenden Fragen nach der Sinnhaftigkeit von Immuntherapien finden sich in der aktuellen Fachliteratur folgende Zusammenfassungen / Empfehlungen:
The role of immunotherapy in in vitro fertilization: a guideline
Practice Committee of the American Society for Reproductive Medicine American Society for Reproductive Medicine, Birmingham, Alabama
(Fertil Steril 2018; 110:387-400. 2018 by American Society for Reproductive Medicine.)
Endergebnis übersetzt (Dr. Peet):
Immuntherapien, die darauf abzielen, die Wahrscheinlichkeit einer Lebendgeburt bei der IVF-Behandlung zu verbessern, haben sich in der Regel als unwirksam erwiesen oder wurden nicht ausreichend untersucht, um endgültige Empfehlungen für ihre Verwendung zu geben.
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The role of immunotherapy in in vitro fertilization and recurrent pregnancy loss: 
a systematic review and meta-analysis
Chiara Achilli, M.D., Montserrat Duran-Retamal, M.D., Wael Saab, M.R.C.O.G, Paul Serhal, M.R.C.O.G and Srividya Seshadri, M.D.
Centre for Reproductive and Genetic Health, London, United Kingdom
(Fertil Steril 2018; 110:1089-100. 2018 by American Society for Reproductive Medicine.)
Endergebnis übersetzt (Dr. Peet):
Auf der Grundlage der in unserer Überprüfung vorgelegten Nachweise spielt die Immuntherapie keine Rolle bei der Verbesserung der LBR (Lebendgeburtenrate) bei Frauen, die sich einer IVF mit oder ohne RIF-Vorgeschichte unterziehen.
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Immune modulation treatments – where is the evidence?
Malene Meisner Hviid, M.D.a and Nick Macklon, M.D., Ph.D.a,b
a Department of Obstetrics and Gynecology, Zealand University Hospital, Roskilde, Denmark; and b Department of Obstetrics and Gynaecology, University of Southampton, Princess Anne Hospital, Southampton, United Kingdom
Steril 2017; 107:1284-93. 2017 by American Society for Reproductive Medicine.)
Endergebnis übersetzt (Dr. Peet):
Die Auswertung von Studien zur Immunmodulation ist deprimierend. Auf der einen Seite fehlen echte Nachweise für die Wirkung dieser Therapien, zum anderen scheinen gelegentlich kommerzielle Interessen hinter ihnen zu stehen.
Dr. Peet, Juli 2019