In welcher finanziellen Größenordnung bewegen wir uns überha

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rebella67
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In welcher finanziellen Größenordnung bewegen wir uns überha

Beitrag von rebella67 »

Ich finde es mal interessant, einzuschätzen, von welcher Kostenhöhe für Kinderwunschbehandlungen wir überhaupt sprechen. Dazu habe ich mir mal das Deutsche IVF-Register 2001 vorgenommen. Hier sieht man, dass es 73.819 Behandlungen (IVF, ICSI, Kyro) gab, davon allerdings nur 54.098 Punktionen. 12.195 Kyro-Versuche darf man nicht rechnen, weil die eh schon selbst gezahlt werden. Auffallend finde ich, dass sich die Anzahl der Behandlungen von 1995 – 2001 nahezu verdoppelt hat.

Ich setze für meine Rechnung 60.000 Versuche an, da die Tendenz steigend ist und wir realistisch rechnen wollen. Außerdem gibt es ja auch künstliche Befruchtungen, die nicht zu IVF oder ICSI rechnen, allerdings auch nicht so teuer sind. Dann würde ich pro Versuch durchschnittlich 4.000 Euro ansetzen, so Pi mal Daumen könnte es hinkommen, wenn man den Mittelwert aus besonders teuren und besonders preisgünstigen Praxen nimmt, und den aus IVF und ICSI. Damit hätten wir 240.000.000 oder 240 Mio oder 0,24Mdr. Euro.

Die Gesundheitsausgaben der gesetzlichen Krankenkassen lagen 2001 bei 128.865 Mill. Euro. Wir reden hier also von knapp 0,19% dieses Betrages.

Die Experten – könnt Ihr diese Rechnung nachvollziehen?

Ich habe heute gelesen, dass die erwarteten Mehreinnahmen aus der Tabaksteuer 4,4 Mrd. Euro betragen, das 18-fache dieses Betrages. Außerdem sollen doch die aus der Kassenleistung ausgelagerten Leistungen hieraus bezahlt werden. Zwar war da von Kinderwunschbehandlung nicht die Rede, aber diese wurde ja eh überall totgeschwiegen. Könnte man also noch hoffen, dass sie dann eben aus dieser Quelle kommen? Es wurde ja nun auch schon eine erhöhte Alkoholsteuer gefordert, die etliche Mrd. Euro bringen könnte. Wie wär´s noch mit weiteren keimepithelschädigenden Noxen: Zusatzsteuern für Schädlingsbekämpfungsmittel, Holzschutzmittel, Pflanzenschutzmittel, spezielle Medikamente, Stoffe, die giftige Schwermetalle enthalten, ... usw.? Das könnte so viel Kohle bringen, da kriegt gleich jeder doppelt so viele Versuche. Vielleicht käme noch der positive Nebeneffekt dabei heraus, dass ein paar weniger Leute von ungewollter Kinderlosigkeit betroffen sind, weil eben alle diese o.g. Stoffe aufgrund der hohen Steuern nicht mehr ganz so oft eingesetzt werden?

Sollten wir der Regierung diesen Vorschlag machen?

Gruß, Rebella
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Neschi
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Beitrag von Neschi »

Hallo Rebella,

die Rechnung ist sogar noch interessanter:

Angenommen, eine einzige Behandlung kostet einschl. der Medikamente 4000,- Euro. Von diesen insgesamt 52.680 Behandlungen wurden mindestens 5958 Zyklen selbst finanziert (da über 40 Jahre alt). Weitere 5-10 % sind vermutlich ebenfalls selbst finanziert, da die Zahl der von der Krankenkasse finanzierten Versuche überschritten wurden oder andere Ablehnungsgründe für die Kostenübernahme gegeben waren. Des weiteren sind die Privatpatienten abzuziehen, die ja wohl nicht die gesetzlichen Krankenkassen belasten (nochmals 10%).

Es bleiben also 39.714 Behandlungszyklen, die die gesetzlichen KK’s belasten. Das macht ca. 158.856.000,- Euro im Jahr 2001. Dem gegenüber stehen 6.904 zukünftige Steuer- und Rentenzahler. Wie hoch ist deren Steuer- und Sozialversicherungsleistung für ein Arbeitsleben anzusetzen? Höher als 23.009,- Euro pro Person?

Will dieser Staat und die Bundesregierung wirklich aufgrund von 23.009,- Euro Krankenkassenleistung auf einen Steuerzahler verzichten?

Was ich als eine weitere Unverschämtheit betrachte, ist die immer wieder für Diskussionen zugrunde gelegte, total danebengegriffene Darstellung der Ursachen für die Kiwu-Behandlung. Gemäß dem Deutschen IVF-Register von 2001 kann man - ohne Experte zu sein - feststellen, dass die allermeisten Patientenpaare die Kinderwunschbehandlung aufgrund einer Erkrankung durchführen müssen (89,99% bei IVF und 97,01% bei ICSI) und nicht - wie ein bekannter Reproduktionsmediziner aus Hamburg immer wieder anführt - wegen Karriere und egoistischer Lebensplanung. Woher bezieht dieser Arzt eigentlich seine Weisheit? Spricht er mit jedem seiner Patientenpaare über die Gründe für die späte Behandlung in einer IVF-Klinik?
Liebe Grüße,
Neschi

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Xanni
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Beitrag von Xanni »

Hi Rebella,

deine Steuererhöhungsvorschläge in Ehren aber wenn das gemacht würde, kannst du davon ausgehen das es in unserem Lande noch mehr Arbeitslose gibt, denn den großteil dieser Steuern würde die Industrie zu zahlen haben!!!

Aber diene Idee an sich ist gut :wink: Besonders Eure Rechnungen gefallen mir, mit diesen Zahlen muß man auch Agumentieren!

Diese Regierung hat es ja schon ein paar mal geschafft nur Mist zu bauen der im Endefekt nicht mal was bringt...eher noch nach Hinten los geht :(

Ciao Xanni, die hofft das der Kelch doch noch an uns vorrüber geht
Stoibinchen
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Beitrag von Stoibinchen »

Man sollte auch die Auswirkungen auf die Kiwu-Praxen nicht außer acht lassen !
Kann sich eine Kiwu-Praxis nur mit Privatpatieten über Wasser halten ? Oder müssen sie Personal entlassen oder ganz zu machen ? Wieviele Arbeitsplätze gehen dadurch verloren ?
Tschau Silke (mit ICSI-Sohn Raphael und ICSI-Tochter Isabell)
Andreas
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Beitrag von Andreas »

Hi miteinander,

den Gedanken, Fakten zu sammeln, hatte ich auch schon.

Ich würde mich freuen, wenn eine von Euch diese Aufgabe übernehmen könnte.

Gesuchte Werte:
1) Gesamtausgaben aller deutschen GKVs in einem bestimmten Zeitraum für Maßnahmen der künstlichen Befruchtung. Hierzu zählen:
* nicht stimulierte Insemination
* stimulierte Insemination
* IVF
* ICSI
* GIFT (selten durchgeführt)

Ich habe eine Zahl von 150 Millionen DM/Jahr im Kopf.

2) Gesamtausgaben der GKV im gleichen Zeitraum.
Rebella, Du hast ja für 2001 einen Wert von: 128.865 Milliarden Euro ermittelt. Ich gehe davon aus, daß das "Mill." für Milliarden steht.

3) Zahl der durch künstliche Befruchtung geborenen Kinder in einem bestimmten Zeitraum.

4) Kostenerstattung im Ausland
a) Österreich: Fond, der 70 % trägt
b) Israel: unbegrenzte Versuchszahl bis 2 Kinder geboren sind
etc.

----------------

Recherchequellen:
1) Spitzenverband der Krankenkassen
Mail-Formular: http://www.vdak.de/kontakt.htm

2) BRZ: http://www.repromed.de
z.B. Frau Monika Uszkoreit: uszkoreit@repromed.de

Ich würde mich freuen, wenn jemand diese Recherchearbeit übernehmen würde.

Viele Grüße. Andreas
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo Andreas,

Du musst es ja mal wieder genau wissen! Zu Punkt 1 und 2 werde ich mich mal umhorchen – ohne Erfolgsgarantie. Mag ja solche Rechnereien ganz gern. Ich meine auch, Mill. Heißt Mrd. – wäre sonst nicht plausibel. Habe die Zahl mit der Angabe Mill. aus dem Statistischen Jahrbuch.

Die geborenen Kinder – IVF und Co. finden wir in etwa im D.I.R., zu den heterologen Inseminationen hat mir Dr. Katzorke aus Essen, Vorsitzender der AG Donogene Insemination eine Zahl von 1.000 Kindern pro Jahr genannt. Da müssten noch die Inseminationen von Ehepartnern hinzu kommen, wo die Zahl fehlt. Eine genaue Zahl werden wir darüber nicht erhalten, weil nicht alle geborenen Kinder an die Praxen zurück gemeldet werden. Etwa 25% der Paare schicken die Meldung an ihre KIWu-Praxis nicht ab. Habe ich aus dem D.I.R. geschlussfolgert, wurde von meinem Doc bestätigt und nachdem ich die Verantwortlichen des D.I.R. darauf aufmerksam gemacht habe, dass eine in ihrer Statistik genannte Geburtenrate von ca. 50% zu Fehlinterpretationen führt (Die Medien machen daraus überdimensional viele Fehlgeburten nach IVF!), haben sie es in der 2001-Statistik mit angegeben( Seite 8), wie viel noch nicht erfasst ist. Wenn man also die 3.554 nicht erfassten im gleichen Verhältnis aufteilt wie die erfassten Schwangerschaftsausgänge, dann käme man auf zusätzlich 2.523 Kinder, also 9.585 Kinder durch IVF, ICSI, Kyro, GIFT. Ich schätze aber, dass diese Zahl bei einer Geburtenrate von 71% immer noch untertrieben ist. Ist ja klar, nach den Abgängen melden sich die Leute meist und versuchen es noch mal. Wenn das Kind dann erst da ist, ist alles vergessen und viele melden sich nicht mehr. Man müsste dann noch die oben von Neschi genannten Gruppen abziehen. Das kann man auch nur pauschal machen. Ich denke aber, dass unsere Zahl so super genau nicht sein muß, da sie sowieso jedes Jahr etwas variiert.

Gruß, Rebella
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo Neschi,

danke, dass Du mich auf meine Denkfehler aufmerksam gemacht hast. Ist ja klar, die von Dir genannten Gruppen fallen auch raus. – Hinzu kämen die Inseminationen, die ja nicht ganz so teuer sind und auch noch Kinder hervor bringen. Daher dürfte der Betrag pro Kind etwas sinken. Mal schauen, welche Zahlen wir noch bekommen.

Hallo Xanni,

lieber ein paar weniger Arbeitsplätze in der Zigarettenindustrie (= sowieso die Industrie mit der geringsten Beschäftigungsquote) und bei Totengräbern, also bei lebensvernichtenden Branchen

und dafür

ein paar mehr Arbeitsplätze in Kinderwunschpraxen, Kindergärten, Schulen, bei Kinderärzten und Industrien, die Konsumgüter für Kinder herstellen, ... also lebensbejahende Branchen!

Ich finde diesen Ansatz nach wie vor sehr interessant!

Gruß, Rebella
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Chrissi29
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Beitrag von Chrissi29 »

Hi,

habt Ihr mal auf Eurem Gehaltsauszug überschlagen, was Ihr monatlich an Sozialversicherungsbeiträgen (KV, RV, AV, PV) zahlt?

Also ich bin wohl etwas besserer Durchschnittsverdiener. Wenn Neschis Rechnung mit den 23.ooo Euro pro IVF/ICSI/IUI-Kind von der Größenordnung her stimmt, hätte mein Kind, wenn es später mal ähnlich viel verdient wie ich, nach 3!!!!!!!!!! Jahren die Kosten der IVF durch Sozialversicherungsbeiträge wieder eingezahlt. Und da sind Arbeitgeberanteile noch nicht eingerechnet. Selbst wenn viele weniger verdienen und selbst wenn es 5 Jahre dauern würde, werden unsere Kinder (die sicherlich bis 70 werden arbeiten müssen...) noch ca. 40 Jahre zusätzlich in die Sozialkassen einzahlen.

Vielleicht gibt es irgendwo einen statistischen Durchschnittwert, wieviel jeder Bundesbürger im Schnitt pro Jahr in die Sozialkassen einzahlt? Das könnte man dann den Kosten gegenüber stellen.

Ich mach mich mal auf die Suche.

Das nenne ich doch mal eine Investition in die Zukunft...

Liebe Grüße, Chrissi
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo Chrissi,

das ist nicht schwer herauszufinden. Steht alles im Statistischen Jahrbuch drin. Nur denspeziellen Betrag für künstliche Befruchtungen haben sie nicht extra ausgewiesen. Gruß, Rebella
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Chrissi29
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Beitrag von Chrissi29 »

Hi Rebella,

danke für den Tipp, hab grad mal nachgeschaut.

Also wenn ich mich nicht komplett verrechnet habe, hat in 2002 jeder Arbeiter/Arbeitnehmer im Schnitt in die Töpfe von Krankeversicherung und Rentenversicherung 8.017 Euro eingezahlt. Bei den 23.000 Euro für ein IVF-Kind kommen die 3 Jahre ganz gut hin.
Und da sind Arbeitslosen- und Pflegeversicherung noch nicht berücksichtigt.

Allerdings sind im Statistischen Jahrbuch vermutlich auch die Arbeitgeberanteile berücksichtigt.

Doch selbst wenn es denn 6 Jahre dauert, bis unser Nachwuchs die Kosten selbst "zurückgezahlt" hat.

Jedes Wirtschaftsunternehmen wäre froh, wenn sich Investitionen so schnell amortisieren...

Liebe Grüße,

Chrissi
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