Zahlen und Fakten zur Kiwu-Behandlung

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Andreas
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Zahlen und Fakten zur Kiwu-Behandlung

Beitrag von Andreas »

Hi miteinander,

um argumentieren zu können, brauchen wir Zahlen und Fakten. Hier eine erste Sammlung, aus der sich jeder für Briefe, Gespräche etc. bedienen kann. Danke an Rebella67 und mondschaf.

Nachträge, möglichst mit Quellenangabe sind herzlich willkommen.

Viele Grüße. Andreas

P.S. Ich recherchiere weiter. :-)

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1) Ungewollt kinderlose Paare in Deutschland:
a) Jedes siebtes Paar = 14, 3 % [Thöne/Rabe, S. 11]
b) 1,5 bis 2 Millionen Paare im gebärfähigen Alter [Thöne/Rabe, S. 11]
c) Jedes sechste Paar = 16,7 % [Spiewak]
d) Unerfüllter Kiwu ist so häufig wie Rheuma oder Diabetes [Spiewak, 10]

2) Kiwu-Kinder in Deutschland:
a) jedes 80. Kind wurde per IVF/ICSI gezeugt [Spiewak, S. 10]
b) seit 1981 wurden > 100.000 Kinder im Labor (= IVF/ICSI) gezeugt [Bild-Online]
c) Zahl der Lebendgeburten im Jahr 2001: 734.475 [Statistisches Bundesamt]
-> 734.475 dividiert durch 80 ergibt ~ 9.100 per IVF/ICSI gezeugte Kinder im Jahr 2001.
d) Durchschnittlich alle 50 Minuten wird in D ein IVF-Baby geboren [Spiewak, S. 11]

3) Gesamtausgaben aller GKVs in 2001: 128.865 Millionen Euro = 128,9 Milliarden Euro [Statistisches Bundesamt]

4) Ausgaben aller GKVs für Kiwu in 2001: 142,5 Millionen Euro, davon 75 Millionen Euro für Hormonmedikamente. [AOK laut von Leszczynski]

-> Die Ausgaben aller GKVs für Kiwu betrugen 2001 demnach 0,11 % (!) der Gesamtausgaben.

5) Kiwu-Ursachen:
a) Frau 45 %, Mann 40 % [Thöne/Rabe, S. 11]
b) Bei 1/3 aller Paare haben Mann und Frau Fertilitätsstörungen [Thöne/Rabe, S. 11]
c) idiopathische Sterilität (ungeklärte Ursache) bei 15 % der Patienten [Thöne/Rabe, S. 11]
d) Mann mindestens 40-50 % [Marx, S. 14]

6) Spermienqualität / Männliche Fertilitätsstörungen:
a) England: Zahl der Fälle von Hodenhochstand hat sich 1962-1981 verdoppelt [Marx, S. 207]
b) Nils Shakkebaek, Dänemark (führender Forscher bei männlicher Sterilität)
* Spermiendichte sank von durchschnittlich 113 Mio/ml (1940) auf 66 Mio/ml (1990) -> fast 50 % in 50 Jahren. [Marx, S. 208]
* Anteil der Männer mit einer Spermiendichte <= 20 Mio/ml (WHO-Minimum) nahm im Untersuchungszeitraum stetig zu. [Marx, S. 208]
c) Pierre Jouannet, Frankreich: die Spermiendichte gesunder Spender sank von 89 Mio/ml (1973) auf 60 Mio/ml (1992) -> 2 % pro Jahr [Marx, S. 210]
d) Uni Helsinki: normale Spermienqualität hatten 1981 56 % aller Männer, 1991 noch 26,9 % aller Männer [Marx, S. 212]

7) § 27a SGB V (künstliche Befruchtung): SGB V heißt: Sozialgesetzbuch Fünftes Buch
a) Inkrafttreten: 01.07.1990 unter Bundesgesundheitsministerin Ursula Lehr, CDU
b) Entstehungsgeschichte: siehe BSG-Urteil vom 25.5.2000, B 8 KN 3/99 KR R

8] Sterilität = Krankheit ?
a) laut WHO: ja
b) laut deutschem Sozialgesetz (SGB V): nein
* Nachteil des SGB V: § 27a SGB V kann gestrichen werden
* Vorteil des SGB V: die Kassen haben seit 1990 Kiwu unabhängig von der Verursacherfrage bezahlt. In der GKV ist nicht die Behandlung einer (organischen) Krankheit Versicherungsfall, sondern der „unerfüllte Kiwu“ des Paares. Würde Kiwu als Krankheit definiert, ginge auch bei den GKVs die Verursacherfrage los. Folge: bei idiopathischer Sterilität (ungeklärte Ursache) würde dann meines Erachtens nicht mehr erstattet werden. Bei organischen Ursachen würde wohl immer um den Schweregrad gestritten (siehe Hickhack bei den PKVs.) [eigene Recherche und Rechtsauffassung]

9) Rechtslage in anderen Ländern
a) Israel: es werden unbegrenzt Versuche bezahlt, bis 2 Kinder geboren sind [Spiewak, S. 70]
b) Österreich: Fonds, der 70 % der Kosten übernimmt
http://www.imabe.org/infos/2000/ausgabe1.htm
c) Schweiz: keine Kostenerstattung
d) Frankreich: Kiwu ist GKV-Leistung
e) Niederlande: Kiwu ist GKV-Leistung

10) Position der anderen Parteien zu Kiwu
CDU/CSU: Steuerfinanzierung der KV-fremden Leistungen (Stand 5.2.2003)
http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/a ... 74,00.html

FDP: Zitat "Zudem müssen versicherungsfremde Leistungen aus dem GKV-Leistungskatalog herausgenommen werden." (Stand 2001)
http://www.zm-online.de/m5a.htm?/zm/19_ ... /bpol2.htm

11) Zeitplan / Gesetzgebungsverfahren
a) 20. Kalenderwoche: Vorstellung des rot-grünen Gesetzentwurfes (war mal wieder eine leere Versprechung :-( )
b) Juli 2003: Einbringung des Gesetzentwurfs in den Bundestag
c) Verabschiedung durch den Bundestag
d) Verabschiedung durch den Bundesrat
e) geplantes Inkrafttreten zum 1.1.2004

12) Statistik der deutschen IVF-Zentren
(nur aggregierte Zahlen. Ein Ranking deutscher Zentren wäre als Auswahlkriterium für Paare wünschenswert und würde den Wettbewerb beleben. Stimmt's, Veronika?:-) )

http://www.deutsches-ivf-register.de

13) Geburtenrate in Deutschland
a) Jahr 2000: 1,97 Kinder pro Frau (neuer Tiefstand) [Spiewak, 41]
b) Jede 4. nach 1960 geborene Frau ist kinderlos [Spiewak, 42]
c) Nach 1970 geborene: wahrscheinlich jede 3. kinderlos [Spiewak, 42]
d) Bundeskabinett von Kanzler Schröder: von 15 Kabinettsmitgliedern haben 7 keine eigenen Kinder [Spiewak, 42]


Quellen:
1) Spiewak, M.: Wie weit gehen wir für ein Kind, Frankfurt am Main 2002
http://www.zeit.de/schwerpunkte/wissen/pid/index
2) Statistisches Bundesamt: Jahrbuch 2001
http://www.destatis.de/basis/d/bevoe/bevoetab1.htm
http://www.destatis.de/basis/d/solei/soleitab1.htm
3) Thöne, C., Rabe, T.: Wir wollen ein Kind, 2. Aufl., München 1999
4) Marx, Vivien: Das Samenbuch, Frankfurt am Main 1999
5) Bild-Online http://www.bild.t-online.de/BTO/news/20 ... zglas.html
6) von Leszczynski, Ulrike: Reagenzbabys nur für Reiche?, in: Hessisch-Niedersächsische Allgemeine, Nr. 115 vom 19.05.2003, S. 3
http://www.klein-putz.de/information/do ... tit&lid=30
Zuletzt geändert von Andreas am 16 Jan 2004 06:56, insgesamt 28-mal geändert.
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Knuddelteufel
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Beitrag von Knuddelteufel »

*lach*....lieber eifriger Andreas, gut gemacht!

Wenn ich was finde, werde ich natürlich hier einfügen!
Liebs Grüßle von Conny
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Auszug aus meiner heutigen Reise durch die Welt der Statistiken:

Die Zahl der Lebendgeborenen ist in 1999 weiter gesunken. Dabei ist diese Entwicklung zwischen West- und Ostdeutschland weiterhin sehr unterschiedlich: So haben die Neuen Länder (einschließlich Ostberlin) seit 1994 eine stete Erhöhung ihrer Geburtenzahlen zu verzeichnen. Im Früheren Bundesgebiet ist die Zahl der Lebendgeborenen weiter rückläufig. Hinsichtlich der Staatsangehörigkeit sind die Geburtenzahlen von Kindern sowohl mit deutscher als auch mit ausländischer Staatangehörigkeit sind gesunken, wobei bei Letzteren ein stärkerer Rückgang zu verzeichnen ist. Der Großteil der Kinder wird nach wie vor in Ehen geboren – rd. 78 % aller Lebendgeborenen. Bei den geborenen Kindern sowohl mit deutscher als auch mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist die Nichtehelichenquote weiter gestiegen. 1999 betrug sie bei den Lebendgeborenen deutscher Staatsangehörigkeit. 23,0 % und bei den Lebendgeborenen ausländischer Staatsangehörigkeit 16,0 %. Die zusammengefasste Geburtenziffer (je 1.000 der Frauen im Alter zwischen 15 und 50 Jahren) lag in 1999 bei 1.361. Darunter betrug diese bei den deutschen Müttern 1.286.

http://www.bib-demographie.de/

Demografische Lage 2001:
So viele Kinder pro Frau wurden in den einzelnen Ländern 1999 bzw. 1991 registriert:

Griechenland: 2,86 / 2,23
Türkei 2,67 / 2,61
Italien 2,59 / 2,60
Deutschland 1,70 / 1,73
Jugoslawien 1,73 / 2,20


In 1999 war die Bevölkerung in Deutschland im Schnitt 39,8 Jahre alt.

http://www.destatis.de/basis/d/gesu/gesutab16.htm

130.387 Schwangerschaftsabbrüche in 2002

http://www.schader-stiftung.de/gesellsc ... p#grafiken

Aktuelle Daten zu Geburten und Sterbefällen Auszug: Statistisches Bundesamt 2002: Datenreport 2002, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, S. 37. "In Deutschland werden seit 1972 jedes Jahr weniger Kinder geboren als Menschen sterben. Im Jahr 2000 wurden 72.000 mehr Sterbefälle als Lebendgeborene gezählt. Weniger Sterbefälle als Geburten hatte es in Deutschland zuletzt im Jahr 1971 gegeben. Maßgeblich für diese Entwicklung waren die Sterbefallüberschüsse der deutschen Bevölkerung. Die ausländische Bevölkerung verzeichnete demgegenüber - vor allem wegen des höheren Anteils jüngerer Menschen - mehr Geburten als Sterbefälle. Die Zahl der Lebendgeborenen hatte in Deutschland 1964 mit 1,36 Mill. ihren höchsten Stand erreicht. Sie ging dann bis 1975 auf 782.000 zurück, nahm anschließend bis 1980 auf 866.000 zu, fiel in den 80er-Jahren zunächst erneut und stieg dann wieder auf 906.000 im Jahr 1990 an. Nach einem erneuten Rückgang und zeitweisem Anstieg ist die Anzahl der Geburten seit 1998 wieder gefallen. In den neuen Ländern und Berlin-Ost ist die Zahl der Lebendgeborenen 2000 im Vergleich zum Vorjahr um 4,3% auf 111.000 angestiegen. Im früheren Bundesgebiet dagegen nahmen die Geburtenzahlen um 1,3%ab. In den neuen Ländern und Berlin-Ost hatte es nach 1989/90 überaus starke Rückgänge gegeben: Der Tiefstand von 79.000 Lebendgeborenen im Jahr 1994 bedeutete eine Abnahme um 60 Prozent gegenüber 1989. Die politischen Umwälzungen mit den zunächst starken Abwanderungen und den tief greifenden wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen wirkten sich hier aus. Nach der Geburtenhäufigkeit von 1999 wurden in den neuen Ländern und Berlin-Ost von je 1 000 Frauen im Durchschnitt etwa 1150 Kinder geboren, 1990 waren es noch 1500 gewesen. Im früheren Bundesgebiet lag dieser Durchschnitt 1999 bei etwa 1400 Kindern je 1000 Frauen. Die zur Erhaltung der Bevölkerungszahl auf längere Sicht erforderliche Zahl von 2100 Kindern je 1000 Frauen wird damit in Deutschland deutlich unterschritten." Nach oben
Gründe für den Geburtenrückgang Auszug: Schäfers, Bernhard 2002: Sozialstruktur und sozialer Wandel in Deutschland, 7. Auflage, Stuttgart: Lucius & Lucius, S. 108ff. "Gerhard Mackenroth (1953) hatte in seiner sozial-historischen Betrachtungsweise die vorherrschende Bevölkerungsweise und damit das generative Verhalten im Wesentlichen auf fünf Faktoren zurückgeführt:
· das physische Können (Zeugungs- und Gebärfähigkeit); · die sozialen Schranken (Vorstellungen in der Gesellschaft über die wünschenswerte Kinderzahl, eheliche und außereheliche Mutterschaft etc.); · die materielle Situation (so ist eindeutig, dass Wirtschaftskrisen zum Absinken der Kinderzahl führen, ohne dass die Zahl der Eheschließungen gleichzeitig abnimmt; aber auch das Einkommen ist - im sozialstatistischen Durchschnitt - von Einfluss auf die Kinderzahl); · das persönliche Wollen (Geschlechtsverkehr, Zeugung, Anzahl der Kinder, Geburtenhilfe als Momente der Willens- und Entscheidungsfreiheit des Menschen); · den sozialen Wandel ("Restgröße", die alles das zu erklären hat, was mit den übrigen Faktoren nicht aufgehellt werden kann, daher relativ unspezifisch ist).

Wenn das generative Verhalten soziales Verhalten ist, dann müsste die Definition Max Webers zutreffen, dass es sinnhaft motiviert und auf das Verhalten anderer bezogen ist. Damit stellt sich die Frage, ob das generative Verhalten teilhatte an der Rationalisierung und Säkularisierung der menschlichen Verhaltensweisen (zumindest insofern es auf Zeugung bezogen ist). Redewendungen wie: "bewusste Elternschaft"; "nur noch Wunschkinder" etc. machen glauben, dass das auf Zeugung bezogene generative Verhalten in den Bereich der bewusst und sinnhaft orientierten Verhaltensweisen einzugliedern ist. Einige Faktoren machen eine Einschätzung schwierig:
· Die Zahl der Abtreibungen, incl. der illegalen Schwangerschaftsabbrüche. 1974 erfolgte eine Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs nach bestimmten Voraussetzungen: der Indikation aus ethischen, eugenischen und sozialen Gründen. Die sehr schwierige Gesetzgebung auf diesem Gebiet, die vom Bundesverfassungsgericht mehrfach behandelt werden musste, wurde zusätzlich dadurch kompliziert, dass in der DDR - und für eine Übergangszeit in den neuen Bundesländern - die sog. Fristenregelung galt. Ab dem 16.6.1993 gilt im gesamten Bundesgebiet einheitlich die sog. Beratungsregelung. 1995 gab es in Deutschland 98 Tsd. legalisierte Schwangerschaftsabbrüche; davon überproportional viele in den neuen Bundesländern (über 24 Tsd., ohne Ostberlin). 94% der Schwangerschaftsabbrüche erfolgten nach der Pflichtberatung, ohne eine der o. g. Indikationen; · die wohl immer noch als gering anzusehende Aufklärung in der Bevölkerung über das generative Verhalten und die damit verknüpften biologischen, medizinischen, psychischen und sozialen Problembereiche; · die große Zahl von Eheschließungen nach der Erwartung des ersten Kindes. Hier wird eingewandt, dass die Heiratenden sich schon vorher über die Ehe einig waren und nur der Hochzeitstermin durch das erste Kind "naturwüchsig" bestimmt wird.

Wenn bei den obigen Aussagen das generative Verhalten in einen sehr engen Zusammenhang mit Zeugung und Geburt gebracht wurde, dann vor allem aus dem Grunde, weil es an diesem Faktum am eindeutigsten ablesbar ist. Generatives Verhalten ist jedoch nicht mit Zeugungsverhalten gleichzusetzen. Von den pluralen gesellschaftlichen Kräften ist wohl nur noch die Katholische Kirche bemüht, diesen Zusammenhang als ethische Norm zu postulieren. Dieser Tatbestand und der Gebrauch von empfängnisverhütenden Mitteln sollte jedoch nicht übersehen lassen, dass die "Leistungen" der "Pille" als des gegenwärtig verbreitetsten empfängnisverhütenden Mittels nicht in allen Punkten richtig eingeschätzt werden. Die hiermit verknüpften medizinischen, psychologischen und sozialpsychologischen Fragen sind weder hinreichend geklärt noch genügend den einzelnen Individuen vertraut." Nach oben
Zukünftige Entwicklungstrends von Fertilität und Mortalität Auszug: Hradil, Stefan 2000: Sozialer Wandel. Gesellschaftliche Entwicklungstrends. In: Schäfers, Bernhard / Zapf, Wolfgang (Hrsg.): Handwörterbuch zur Gesellschaft Deutschlands, 2. Auflage, Opladen: Leske und Budrich, S. 644f. "Zur Entwicklung der Sterblichkeit: Moderne Gesellschaften haben (durch Fortschritte in Medizin, Hygiene, Ernährung und allgemeinen Lebensbedingungen) im Laufe des 19. Jahrhunderts die Kindersterblichkeit und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Sterblichkeit im mittleren Lebensalter drastisch reduziert. Seit dem Zweiten Weltkrieg gelang es, die Morbidität im höheren Lebensalter einzudämmen. Dadurch stieg die Lebenserwartung - abgesehen von Kriegsereignissen - kontinuierlich an. Neugeborene Mädchen konnten 1997 in Deutschland ein Leben von 80, Jungen von 73,6 Jahren erwarten. Aller Voraussicht nach wird die Entwicklung der Lebenserwartung in Zukunft wenig Überraschungen bringen und weiter langsam steigen. Zur Geburtenentwicklung: Wenn jede Frau durchschnittlich 2,1 Kinder bekommt, bleibt die Bevölkerungszahl einer modernen Gesellschaft langfristig konstant. Während des "Baby-Booms" nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Deutschland, wie auch in den USA und den meisten europäischen Ländern, diese Zahl deutlich übertroffen. Von Mitte der 60er bis Mitte der 70er Jahre fiel in Westdeutschland die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau rapide ab ("Pillenknick"). Die absolute Zahl der jährlichen Geburten sank damals von über einer Million bis auf unter 600 Tausend. Seither bekommt - im Wesentlichen unverändert - in Westdeutschland jede Frau durchschnittlich 1,3 bis 1,4 Kinder. Damit wäre die Geburtenrate seit Mitte der 70er Jahre eigentlich um ca. ein Drittel zu niedrig gewesen, um den Bestand der Gesellschaft zu erhalten. Dennoch sank die absolute Zahl der jährlichen Geburten seither nur wenig unter die Zahl der Sterbefälle. Denn die geburtenstarken Jahrgänge des "Baby-Booms" waren in den 80er und 90er Jahren ins Elternalter gekommen und es gab besonders viele Eltern. Deren hohe Zahl glich die relativ niedrige Kinderzahl pro Frau großenteils aus. Hinzu kamen höhere Kinderzahlen von Zuwanderern. Dieser "Altersstruktureffekt" geht derzeit zu Ende. Die geburtenschwachen Jahrgänge rücken ins Elternalter ein. Es wird in den kommenden Jahrzehnten relativ wenige Eltern aus der inländischen Bevölkerung geben. Die anhaltend niedrige - und in Ostdeutschland nach der Wende nochmals drastisch gesunkene - Geburtenzahl pro Frau fällt in den kommenden Jahrzehnten mit einer wesentlich niedrigeren Elternzahl zusammen. Die Zahl der Geburten wird daher deutlich unter die der Sterbefälle sinken."


http://www.single-dasein.de/sowi/geburten.htm 664.000 Geburten im Jahr 1999, Entwicklung der Geburtszahlen seit 1946 wird auf der Seite gezeigt

Und hier noch was nicht ganz so ernst gemeintes:
http://www.single-dasein.de/kinderlosig ... bau_wg.htm

Gruß, Rebella
Schniffi
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Beitrag von Schniffi »

Hallo Ihr! Wahnsinn, was Ihr Euch für eine Arbeit gemacht habt!!!
Ich hab noch eine kleine traurige Vergleichszahl ...

Alkoholmissbrauch kostet 20 Milliarden Euro jährlich [09.05.2003]

Der Alkoholmissbrauch verursacht in Deutschland im Jahr Kosten von rund 20 Milliarden Euro. Hinzu kommen Kosten von rund sieben Milliarden Euro infolge des vorzeitigen Todes - jährlich sterben 42 000 Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums.

.... © wissenschaft-online



Ich weiss, es ist nicht okay die eine gegen die andre Intressensgruppe auszuspielen, aber vielleicht hilft das auch, die "Einsparungen" zu relativieren. Schliesslich entstehen aus einer KIWUbehandlung Perspektiven, im Gegensatz zu den destruktiven Seiten des Alkoholkonsums. Ich guck mal weiter.
Grüsse!
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elke68
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Beitrag von elke68 »

Hallo Andrea,

ich habe gehört, dass die Kosten für die künstl. Befruchtung für die GKV angeblich bei 0,3 Milliarden liegen.

Gruss Elke
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ichfinde den Aspekt mit den Ausgaben für Alkoholiker schon sehr interessant und er ist eine Bereicherung für unsere Sammlung. Sicher, man sollte nicht zu sehr abschweifen und bei der Sache bleiben, aber wenn man so mitbekommt, für was alles solche Wahnsinnssummen ausgegeben werden, oft auch für so unsinnige Sachen, dann fragt man sich, warum diese Kostenstreichung überhaupt von den Politikern diskutiert wird.

Im Grunde handelt es sich bei dem Betrag für künstliche Befruchtungen, der irgendwo zwischen 0,1 und 0,3 Mrd. Euro liegt, für unsere Gesellschaft um Peanuts!

Mir ist beim Nachdenken noch was eingefallen. Bei 664.000 Geburten im Jahr und ca. 10.000 IVF / ICSI – Kindern kann man nicht mehr sagen, dass es jedes 80. Kind ist. Das war mal. Wir sind mittlerweile bei jeden 66. Kind. Da die Geburtenzahlen rückläufig sind, die IVF / ICSI´s aber immer mehr werden (oder auch nicht, falls die Kassenleistung gestrichen wird), wird sich diese Zahl auch in den nächsten Jahren nach unten verlagern.

Gruß, Rebella
Claudile66
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Abtreibungen

Beitrag von Claudile66 »

Hallo,
Ihr seid ja echt alle super fleißig gewesen. Fantastisch
Mich würde mal interessieren wie hoch die jährlichen Kosten für Abtreibungen sind, wieviele im Jahr durchgeführt werden usw
Habt Ihr da eine Idee?
Liebe Grüße
Claudi
Andreas
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Re: Abtreibungen

Beitrag von Andreas »

Hi Claudi,

1) Zahl der Schwangerschaftsabbrüche:
http://www.destatis.de/basis/d/gesu/gesutab16.htm

134.946 (2001)
130.384 (2002)

2) Jährliche Kosten für Schwangerschaftsabbrüche (Quelle: Mail des Statistischen Bundesamtes).
Die GKV gab für Empfängnisverhütung, Sterilisation und
Schwangerschaftsabbruch folgende Beträge aus.

159.294.000 Euro (2001)
142.119.000 Euro (2002, vorläufiges Ergebnis).

Zitat "Eine detaillierte Untergliederung nach den o.g. Maßnahmen ist uns leider
nicht möglich."

Viele Grüße. Andreas
Zuletzt geändert von Andreas am 14 Mai 2003 15:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Veronique
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Beitrag von Veronique »

Hi!

Ich finde es ziemlich abartig, inhaltlich in Richtung Abtreibungen zu polarisieren. :( :( :( Abtreibung ist nicht das Gegenteil von Kinderwunsch, auch entstehen viele SS wirklich ungewollt, weil moderne Verhütungsmittel eben doch nicht so zuverlässig sind, wie immer suggeriert wird.
Ich habe keine Ahnung, ob Abtreibungen in Deutschland erstattet werden, aber kann folgendes sagen:

Im Nachbarland Frankreich bekommt man alles unter einen Hut:
- Erstattung unbegrenzter IVF-Versuche
- liberaleres EmbSchG
- Erstattung von Abtreibungen

Überhaupt betreiben die eine ganz andere Familienpolitik, die wir uns hier in Deutschland zum Vorbild nehmen sollten.

Veronika
Sanne
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Beitrag von Sanne »

hallo Veronique,

kannst du mehr über das französische model sagen?

liebe grüsse von Sanne
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