Zahlen und Fakten zur Kiwu-Behandlung
Verfasst: 12 Mai 2003 17:53
Hi miteinander,
um argumentieren zu können, brauchen wir Zahlen und Fakten. Hier eine erste Sammlung, aus der sich jeder für Briefe, Gespräche etc. bedienen kann. Danke an Rebella67 und mondschaf.
Nachträge, möglichst mit Quellenangabe sind herzlich willkommen.
Viele Grüße. Andreas
P.S. Ich recherchiere weiter.
-------------------------------------------------------------------------------------------
1) Ungewollt kinderlose Paare in Deutschland:
a) Jedes siebtes Paar = 14, 3 % [Thöne/Rabe, S. 11]
b) 1,5 bis 2 Millionen Paare im gebärfähigen Alter [Thöne/Rabe, S. 11]
c) Jedes sechste Paar = 16,7 % [Spiewak]
d) Unerfüllter Kiwu ist so häufig wie Rheuma oder Diabetes [Spiewak, 10]
2) Kiwu-Kinder in Deutschland:
a) jedes 80. Kind wurde per IVF/ICSI gezeugt [Spiewak, S. 10]
b) seit 1981 wurden > 100.000 Kinder im Labor (= IVF/ICSI) gezeugt [Bild-Online]
c) Zahl der Lebendgeburten im Jahr 2001: 734.475 [Statistisches Bundesamt]
-> 734.475 dividiert durch 80 ergibt ~ 9.100 per IVF/ICSI gezeugte Kinder im Jahr 2001.
d) Durchschnittlich alle 50 Minuten wird in D ein IVF-Baby geboren [Spiewak, S. 11]
3) Gesamtausgaben aller GKVs in 2001: 128.865 Millionen Euro = 128,9 Milliarden Euro [Statistisches Bundesamt]
4) Ausgaben aller GKVs für Kiwu in 2001: 142,5 Millionen Euro, davon 75 Millionen Euro für Hormonmedikamente. [AOK laut von Leszczynski]
-> Die Ausgaben aller GKVs für Kiwu betrugen 2001 demnach 0,11 % (!) der Gesamtausgaben.
5) Kiwu-Ursachen:
a) Frau 45 %, Mann 40 % [Thöne/Rabe, S. 11]
b) Bei 1/3 aller Paare haben Mann und Frau Fertilitätsstörungen [Thöne/Rabe, S. 11]
c) idiopathische Sterilität (ungeklärte Ursache) bei 15 % der Patienten [Thöne/Rabe, S. 11]
d) Mann mindestens 40-50 % [Marx, S. 14]
6) Spermienqualität / Männliche Fertilitätsstörungen:
a) England: Zahl der Fälle von Hodenhochstand hat sich 1962-1981 verdoppelt [Marx, S. 207]
b) Nils Shakkebaek, Dänemark (führender Forscher bei männlicher Sterilität)
* Spermiendichte sank von durchschnittlich 113 Mio/ml (1940) auf 66 Mio/ml (1990) -> fast 50 % in 50 Jahren. [Marx, S. 208]
* Anteil der Männer mit einer Spermiendichte <= 20 Mio/ml (WHO-Minimum) nahm im Untersuchungszeitraum stetig zu. [Marx, S. 208]
c) Pierre Jouannet, Frankreich: die Spermiendichte gesunder Spender sank von 89 Mio/ml (1973) auf 60 Mio/ml (1992) -> 2 % pro Jahr [Marx, S. 210]
d) Uni Helsinki: normale Spermienqualität hatten 1981 56 % aller Männer, 1991 noch 26,9 % aller Männer [Marx, S. 212]
7) § 27a SGB V (künstliche Befruchtung): SGB V heißt: Sozialgesetzbuch Fünftes Buch
a) Inkrafttreten: 01.07.1990 unter Bundesgesundheitsministerin Ursula Lehr, CDU
b) Entstehungsgeschichte: siehe BSG-Urteil vom 25.5.2000, B 8 KN 3/99 KR R
8] Sterilität = Krankheit ?
a) laut WHO: ja
b) laut deutschem Sozialgesetz (SGB V): nein
* Nachteil des SGB V: § 27a SGB V kann gestrichen werden
* Vorteil des SGB V: die Kassen haben seit 1990 Kiwu unabhängig von der Verursacherfrage bezahlt. In der GKV ist nicht die Behandlung einer (organischen) Krankheit Versicherungsfall, sondern der „unerfüllte Kiwu“ des Paares. Würde Kiwu als Krankheit definiert, ginge auch bei den GKVs die Verursacherfrage los. Folge: bei idiopathischer Sterilität (ungeklärte Ursache) würde dann meines Erachtens nicht mehr erstattet werden. Bei organischen Ursachen würde wohl immer um den Schweregrad gestritten (siehe Hickhack bei den PKVs.) [eigene Recherche und Rechtsauffassung]
9) Rechtslage in anderen Ländern
a) Israel: es werden unbegrenzt Versuche bezahlt, bis 2 Kinder geboren sind [Spiewak, S. 70]
b) Österreich: Fonds, der 70 % der Kosten übernimmt
http://www.imabe.org/infos/2000/ausgabe1.htm
c) Schweiz: keine Kostenerstattung
d) Frankreich: Kiwu ist GKV-Leistung
e) Niederlande: Kiwu ist GKV-Leistung
10) Position der anderen Parteien zu Kiwu
CDU/CSU: Steuerfinanzierung der KV-fremden Leistungen (Stand 5.2.2003)
http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/a ... 74,00.html
FDP: Zitat "Zudem müssen versicherungsfremde Leistungen aus dem GKV-Leistungskatalog herausgenommen werden." (Stand 2001)
http://www.zm-online.de/m5a.htm?/zm/19_ ... /bpol2.htm
11) Zeitplan / Gesetzgebungsverfahren
a) 20. Kalenderwoche: Vorstellung des rot-grünen Gesetzentwurfes (war mal wieder eine leere Versprechung )
b) Juli 2003: Einbringung des Gesetzentwurfs in den Bundestag
c) Verabschiedung durch den Bundestag
d) Verabschiedung durch den Bundesrat
e) geplantes Inkrafttreten zum 1.1.2004
12) Statistik der deutschen IVF-Zentren
(nur aggregierte Zahlen. Ein Ranking deutscher Zentren wäre als Auswahlkriterium für Paare wünschenswert und würde den Wettbewerb beleben. Stimmt's, Veronika?:-) )
http://www.deutsches-ivf-register.de
13) Geburtenrate in Deutschland
a) Jahr 2000: 1,97 Kinder pro Frau (neuer Tiefstand) [Spiewak, 41]
b) Jede 4. nach 1960 geborene Frau ist kinderlos [Spiewak, 42]
c) Nach 1970 geborene: wahrscheinlich jede 3. kinderlos [Spiewak, 42]
d) Bundeskabinett von Kanzler Schröder: von 15 Kabinettsmitgliedern haben 7 keine eigenen Kinder [Spiewak, 42]
Quellen:
1) Spiewak, M.: Wie weit gehen wir für ein Kind, Frankfurt am Main 2002
http://www.zeit.de/schwerpunkte/wissen/pid/index
2) Statistisches Bundesamt: Jahrbuch 2001
http://www.destatis.de/basis/d/bevoe/bevoetab1.htm
http://www.destatis.de/basis/d/solei/soleitab1.htm
3) Thöne, C., Rabe, T.: Wir wollen ein Kind, 2. Aufl., München 1999
4) Marx, Vivien: Das Samenbuch, Frankfurt am Main 1999
5) Bild-Online http://www.bild.t-online.de/BTO/news/20 ... zglas.html
6) von Leszczynski, Ulrike: Reagenzbabys nur für Reiche?, in: Hessisch-Niedersächsische Allgemeine, Nr. 115 vom 19.05.2003, S. 3
http://www.klein-putz.de/information/do ... tit&lid=30
um argumentieren zu können, brauchen wir Zahlen und Fakten. Hier eine erste Sammlung, aus der sich jeder für Briefe, Gespräche etc. bedienen kann. Danke an Rebella67 und mondschaf.
Nachträge, möglichst mit Quellenangabe sind herzlich willkommen.
Viele Grüße. Andreas
P.S. Ich recherchiere weiter.
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1) Ungewollt kinderlose Paare in Deutschland:
a) Jedes siebtes Paar = 14, 3 % [Thöne/Rabe, S. 11]
b) 1,5 bis 2 Millionen Paare im gebärfähigen Alter [Thöne/Rabe, S. 11]
c) Jedes sechste Paar = 16,7 % [Spiewak]
d) Unerfüllter Kiwu ist so häufig wie Rheuma oder Diabetes [Spiewak, 10]
2) Kiwu-Kinder in Deutschland:
a) jedes 80. Kind wurde per IVF/ICSI gezeugt [Spiewak, S. 10]
b) seit 1981 wurden > 100.000 Kinder im Labor (= IVF/ICSI) gezeugt [Bild-Online]
c) Zahl der Lebendgeburten im Jahr 2001: 734.475 [Statistisches Bundesamt]
-> 734.475 dividiert durch 80 ergibt ~ 9.100 per IVF/ICSI gezeugte Kinder im Jahr 2001.
d) Durchschnittlich alle 50 Minuten wird in D ein IVF-Baby geboren [Spiewak, S. 11]
3) Gesamtausgaben aller GKVs in 2001: 128.865 Millionen Euro = 128,9 Milliarden Euro [Statistisches Bundesamt]
4) Ausgaben aller GKVs für Kiwu in 2001: 142,5 Millionen Euro, davon 75 Millionen Euro für Hormonmedikamente. [AOK laut von Leszczynski]
-> Die Ausgaben aller GKVs für Kiwu betrugen 2001 demnach 0,11 % (!) der Gesamtausgaben.
5) Kiwu-Ursachen:
a) Frau 45 %, Mann 40 % [Thöne/Rabe, S. 11]
b) Bei 1/3 aller Paare haben Mann und Frau Fertilitätsstörungen [Thöne/Rabe, S. 11]
c) idiopathische Sterilität (ungeklärte Ursache) bei 15 % der Patienten [Thöne/Rabe, S. 11]
d) Mann mindestens 40-50 % [Marx, S. 14]
6) Spermienqualität / Männliche Fertilitätsstörungen:
a) England: Zahl der Fälle von Hodenhochstand hat sich 1962-1981 verdoppelt [Marx, S. 207]
b) Nils Shakkebaek, Dänemark (führender Forscher bei männlicher Sterilität)
* Spermiendichte sank von durchschnittlich 113 Mio/ml (1940) auf 66 Mio/ml (1990) -> fast 50 % in 50 Jahren. [Marx, S. 208]
* Anteil der Männer mit einer Spermiendichte <= 20 Mio/ml (WHO-Minimum) nahm im Untersuchungszeitraum stetig zu. [Marx, S. 208]
c) Pierre Jouannet, Frankreich: die Spermiendichte gesunder Spender sank von 89 Mio/ml (1973) auf 60 Mio/ml (1992) -> 2 % pro Jahr [Marx, S. 210]
d) Uni Helsinki: normale Spermienqualität hatten 1981 56 % aller Männer, 1991 noch 26,9 % aller Männer [Marx, S. 212]
7) § 27a SGB V (künstliche Befruchtung): SGB V heißt: Sozialgesetzbuch Fünftes Buch
a) Inkrafttreten: 01.07.1990 unter Bundesgesundheitsministerin Ursula Lehr, CDU
b) Entstehungsgeschichte: siehe BSG-Urteil vom 25.5.2000, B 8 KN 3/99 KR R
8] Sterilität = Krankheit ?
a) laut WHO: ja
b) laut deutschem Sozialgesetz (SGB V): nein
* Nachteil des SGB V: § 27a SGB V kann gestrichen werden
* Vorteil des SGB V: die Kassen haben seit 1990 Kiwu unabhängig von der Verursacherfrage bezahlt. In der GKV ist nicht die Behandlung einer (organischen) Krankheit Versicherungsfall, sondern der „unerfüllte Kiwu“ des Paares. Würde Kiwu als Krankheit definiert, ginge auch bei den GKVs die Verursacherfrage los. Folge: bei idiopathischer Sterilität (ungeklärte Ursache) würde dann meines Erachtens nicht mehr erstattet werden. Bei organischen Ursachen würde wohl immer um den Schweregrad gestritten (siehe Hickhack bei den PKVs.) [eigene Recherche und Rechtsauffassung]
9) Rechtslage in anderen Ländern
a) Israel: es werden unbegrenzt Versuche bezahlt, bis 2 Kinder geboren sind [Spiewak, S. 70]
b) Österreich: Fonds, der 70 % der Kosten übernimmt
http://www.imabe.org/infos/2000/ausgabe1.htm
c) Schweiz: keine Kostenerstattung
d) Frankreich: Kiwu ist GKV-Leistung
e) Niederlande: Kiwu ist GKV-Leistung
10) Position der anderen Parteien zu Kiwu
CDU/CSU: Steuerfinanzierung der KV-fremden Leistungen (Stand 5.2.2003)
http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/a ... 74,00.html
FDP: Zitat "Zudem müssen versicherungsfremde Leistungen aus dem GKV-Leistungskatalog herausgenommen werden." (Stand 2001)
http://www.zm-online.de/m5a.htm?/zm/19_ ... /bpol2.htm
11) Zeitplan / Gesetzgebungsverfahren
a) 20. Kalenderwoche: Vorstellung des rot-grünen Gesetzentwurfes (war mal wieder eine leere Versprechung )
b) Juli 2003: Einbringung des Gesetzentwurfs in den Bundestag
c) Verabschiedung durch den Bundestag
d) Verabschiedung durch den Bundesrat
e) geplantes Inkrafttreten zum 1.1.2004
12) Statistik der deutschen IVF-Zentren
(nur aggregierte Zahlen. Ein Ranking deutscher Zentren wäre als Auswahlkriterium für Paare wünschenswert und würde den Wettbewerb beleben. Stimmt's, Veronika?:-) )
http://www.deutsches-ivf-register.de
13) Geburtenrate in Deutschland
a) Jahr 2000: 1,97 Kinder pro Frau (neuer Tiefstand) [Spiewak, 41]
b) Jede 4. nach 1960 geborene Frau ist kinderlos [Spiewak, 42]
c) Nach 1970 geborene: wahrscheinlich jede 3. kinderlos [Spiewak, 42]
d) Bundeskabinett von Kanzler Schröder: von 15 Kabinettsmitgliedern haben 7 keine eigenen Kinder [Spiewak, 42]
Quellen:
1) Spiewak, M.: Wie weit gehen wir für ein Kind, Frankfurt am Main 2002
http://www.zeit.de/schwerpunkte/wissen/pid/index
2) Statistisches Bundesamt: Jahrbuch 2001
http://www.destatis.de/basis/d/bevoe/bevoetab1.htm
http://www.destatis.de/basis/d/solei/soleitab1.htm
3) Thöne, C., Rabe, T.: Wir wollen ein Kind, 2. Aufl., München 1999
4) Marx, Vivien: Das Samenbuch, Frankfurt am Main 1999
5) Bild-Online http://www.bild.t-online.de/BTO/news/20 ... zglas.html
6) von Leszczynski, Ulrike: Reagenzbabys nur für Reiche?, in: Hessisch-Niedersächsische Allgemeine, Nr. 115 vom 19.05.2003, S. 3
http://www.klein-putz.de/information/do ... tit&lid=30