Meinung eines Reprodocs

[Stoibinchen]

Hallo Conny !

Es wird wahrscheinlich nicht nur in unserer Sache auf eine gewisse Selbstbeteilöligung hinauslaufen. Ich schätze mal, daß es auch andere Bereiche geben wird, halt ähnlich wie bei den Zahnersatzgeschichten.
Ich glaube mal, daß es besser ist, wenn wir was zuzahlen, als die kompletten Kosten übernehmen zu müssen.

[Knuddelteufel]

Hi Silke,

du hast schon recht...wie gesagt ist das besser so als wenn wir die kompletten Kosten tragen zu müssen!
Ich finde nur etwas unrecht, wie viele "Kranke" nix dazu zahlen brauchen, oder?

Naja...war ja nur meine Meinung, tja....und da ich ja Zahntechnik gelernt habe finde ich Zahnersatzzuzahlung voll okay! Aber hier ist ja etwas anderes.....naja...

[Andreas]

Hier die Meinung eines weiteren Reprodocs:

Dr. Bühler (Forumsarzt bei rund-ums-baby): 12.05.2003, 20:06:15

Zitat " Viele von uns waren am WE in Berlin, wobei es auch um die sich fast täglich ändernden Nachrichten aus Berlin ging.
In der Diskussion sind diese für Sie Schreckensnachrichten schon seit einiger Zeit; es ist aber noch rein gar nichts entschieden.
Ein möglicher Gesetzentwurf - es gibt bisher nur Refrentenentwürfe, wobei Fortpflanzungsmedizin \'mal aus der Kassenleistung \'raus ist, dann wieder nicht!! - muß erst über die parlamentarischen Hürden. Zur Zerit ist nur Durcheinander.
Viel Erfolg mit allen Eueren Initiativen, die ja auf allen Foren nachzulesen sind.
KB"

Viele Grüße. Andreas

[Stoibinchen]

Ja, Dr. Wetzel war da auch. Aber er meinte, daß die Leistungen ja schon lange auf der Abschußliste stehen.

[Andreas]

Hi Stoibinchen,

seit ich mich mit Kostenfragen befasse, wird über die Kiwu-Streichung diskutiert.

Historie:
Herbst 2001: brisant, da es einige Gerüchte über die Abschaffung gab. Der Wechsel von Andrea Fischer zu Ulla Schmidt im Amt der Bundesgesundheitsministerin brachte damals eine Beruhigung der Lage. Auch wurde klar, daß vor der Wahl 2002 nichts geschehen würde.

Herbst 2002: es war klar, daß in dieser Legislaturperiode die Gesundheitsreform angegangen werden würde. Kiwu stand natürlich auf der Streichliste ganz oben. Ursprünglich hieß das Vorhaben "Gesundheitsreform 2003", mittlerweile wurde es ja schon in "Gesundheitsreform 2004" umbenannt. Das Ministerium selbst läßt die Jahreszahl inzwischen weg.

Die Positionen vieler Politiker und Experten ist: Steuerfinanzierung der KV-fremden Leistungen.

Februar 2003: Positionspapier der CDU/CSU: "Kiwu aus Steuergeldern"

März oder April 2003: mir wird ein Referentenentwurf aus dem Ministerium bekannt, der keine Änderung bei Kiwu vorsieht.

7.5.2003: Positionspapier von Bündnis90/Die Grünen: "KV-Fremde Leistungen aus Steuergeldern". Von Streichung war keine Rede.

8.5.2003: Koaltionsausschuß beschließt Streichung.

-> Nach den jüngsten Hinweisen im Frühjahr 2003 habe ich nicht mit der Streichung gerechnet.

Die SPD hat sich meines Erachtens nie zu Kiwu geäußert. Vielleicht wußten sie warum.

Bis zum Inkrafttreten eines Gesetzes ist der Weg noch lang, wir haben Chancen, die wir nutzen sollten. Ich bin begeistert, wie viele Aktionen schon angelaufen sind. Ohne falsche Bescheidenheit können wir sicher sagen, daß klein-putz.de die Keimzelle des Widerstandes der Kiwu-Paare ist.

Viele Grüße. Andreas

[Veronique]

Hallo allerseits!

Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass die Ärzte über reine GKV-Patienten nicht froh sind, und dass sie evtl. Hoffnungen darauf haben, dass sich mit einer Neugestaltung des GKV-Bereichs sich für sie die Honoragestaltung wieder bei diesen Patienten lockert. Die wissen doch ganz genau, dass die Paare bei diesem sensiblen Thema wie die ungewollte Kinderlosigkeit letztenendes doch bereit sind, viel Geld locker zu machen, auf Urlaube zu verzichten etc. nur um ihren Wunschtraum zu realisieren.
Ich vermute, kann es aber natürlich nicht belegen, dass der wirtschaftliche Zugewinn durch eine mögliche freiere Honorargestaltung größer ist, als der Verlust von den Patienten, die wg. der hohen Kosten von vornherein abspringen.

Andreas konnte es ja mitverfolgen, wie wir, Mann=PKV, Alleinverursacher, null Beteiligung seiner Kasse, ich GKV, die die gesamte ICSI-Kosten übernehmen wollte, in die Selbstzahler-Rolle vom Arzt getrieben wurden, ohne dass eine eindeutige rechtliche Grundlage besteht. Als GKV-Patientin war ich erst einmal nicht erwünscht.
Als es hart auf hart ging, haben mein Mann und ich uns gesagt: na schlimmstenfalls zahlen wir die Sache halt selber - was soll man sonst machen, wenn das die einzige Hoffnung auf ein Kind ist?

Also, ich denke, dass die Ärzte deswegen die Sache recht locker sehen. Und wenn es um eine Eigenbeteiligung der Patienten geht, die ihre Einkünfte nicht ändern, juckt die das doch wenig; die wissen, für KIWU zahlen die Patienten vieles. Allerdings werden die PKV wohl auch ihre Erstattungs-Richtlinien dementsprechend ändern; das wird den Ärzten dann schon eher weh tun.

LG Veronika

[Andreas]

Hi Veronika,

da sich der BRZ meines Wissens noch nicht geäußert hat, kann man über die Haltung der Kiwu-Ärzte im Allgemeinen nur spekulieren. Bisher haben sich nur einzelne Ärzte geäußert.

Ob es die Ärzte so locker sehen, weiß ich nicht. Die ein oder andere Praxis wird schon in Existenznöte geraten.

"Das Geschäft mit der Hoffnung"
Aus meiner großen Kostenerfahrung weiß ich, daß es einigen Ärzten nicht nur um den Behandlungserfolg geht, um es vorsichtig zu sagen. Hier und da blitzen gewaltig die Dollar- oder Euro-Zeichen in den Augen auf. Das Geschacher der Kiwu-Ärzte mit der GKV hat unserer Sache sicher nicht genützt. Sicher ist die GKV nicht unschuldig. Seit Mitte letzten Jahres wurde für mich aber stärker aus BRZ-Richtung geschossen.

Wir müssen zur Kenntnis nehmen, daß wir uns zwischen den Fronten befinden. Der BRZ vertritt die Interessen der Ärzte: höhere Honorare, möglichst viel durch PKVs oder Selbstzahler zahlen lassen. Die GKVs haben andere Interessen. Gestern las ich in einem Positionspapier der BKK aus 2002: "Kiwu sollen die Paare selbst bezahlen." Schließlich gibt es noch die Pharma-Lobby, die sicher den ein oder anderen Ärzte-Event finanziert. Da wir uns weder auf BRZ noch GKV verlassen sollten, müssen wir selbst aktiv werden.

Veronika, Deine kritische Stimme ist wichtig, danke. Sie regt mich auch immer wieder zum Nachdenken an. Das Denkmuster: die böse GKV, das einige haben, ist nicht zutreffend. Für mich ist die GKV bei Kiwu viel großzügiger als die PKV. Dort wird häufig wochenlang über den Grad der Verursachung gestritten. Ich könnte noch ewig weiterplaudern.

Behalte Dir Deine kritische Distanz. Auch diese Stimme brauchen wir zum Nachdenken.

Viele Grüße. Andreas

[Knuddelteufel]

Hi Veronique,

wie wahr -völlig wahr!
Mensch, darauf bin ich gar nicht gekommen....du hast schon recht damit, wieviele Paare bereit sind, das Geld in die Kiwu-Behandlungen zu intensivieren und auf vieles zu verzichten!
Wenn ich das Ganze so richtig sehe und mir überlege würde ich sagen, dass ich bestimmt genauso machen würde. Damit meine ich, ich würde irgendwie das Geld schon auftreiben dafür, wenn meine KK mir Zusatzversuche verweigern sollte.

Den Ärzten betrifft das nicht viel oder kaum, denn so von der KK oder privat -ihre Einkünfte werden kaum schmälern - es trifft hier nur Patienten....naja...

Veronique *boah*, weißte, sowas kann ich nicht verstehen -wie kann eine PKV die Kosten verweigern, wenn der Mann Alleinverursacher ist. *kopfschüttel*
Das tut mir sehr leid.
Manchmal habe ich sogar den Eindruck, viele Mitarbeiter von der Krankenkasse wollen oder möchten gar nicht nach der Gesetzlage schauen, machen den Geldhahn einfach zu, wie es ihnen paßt. Sie scheren sich nicht darum, wer Allein- wer Teilverursacher ist und haben keine Ahnung von Repromedizin -so sehe ich!
Uns bleibt oft nur der Kampf um Kostenübernahme übrig!

Ich hoffe und wünsche dir sehr, dass der nächste Versuch euch zum Erfolg führt!

[Stoibinchen]

Hallo Andreas !

Sollten wir uns dann nicht auch mal an die GKV`s wenden ? Ich schätze mal, daß auch die einen ziemlich großen Einfluß haben. Und wenn man dort mit vernünftigen Lösungen argumentiert, vielleicht unterstützen sie uns dann ein wenig.

[Veronique]

Nur kurz, da ich für Knuddelchen eine Info hinzufügen möchte:

Mein Mann hatte die PKV gewechselt und wurde in Hinblick auf KIWU von einer Maklerin schlecht beraten - er hätte bei seiner Diagnose niemals die PKV wechseln dürfen! Ergebnis: Sterilitätsbehandlungen bei der neuen PKV sind de facto ausgeschlossen. Aber auch die vorherige PKV, die eine ICSI komplett auf Kulanz erstattet hatte, wollte, dass der Großteil bei weiteren Behandlungen über meine GKV läuft. Insofern hätten wir auch mit dieser und damit auch mit dem Doc größte Probleme bei weiteren Versuchen gehabt.

Andreas:

Ich denke, es ist es wert, zu überlegen, wo unsere Interessen sind. Die decken sich nicht unbedingt mit denen der Ärzte und der Pharmaindustrie.
Ich denke auch, dass die Sichtweise der Patienten stark differiert, je nachdem, wie Behandlungen verlaufen sind und mit welchem Ergebnis. Ein glücklicher Papa, bei dem die Sache relativ glatt gelaufen ist (Diagnose, Behandlung..) sieht womöglich alles viel rosiger, als Patienten wie wir, bei denen seit Jahren viel Geld für nachweislich schwachsinnige Diagnosen und Behandlungen ausgegeben wurden. Nur bei der letzten ICSI kann ich nicht meckern; der Rest ist eine lange Geschichte von stimulierten Zyklen mit verpassten ES und so weiter und so fort.
Ich find' es halt schade, dass diejenigen, die die schwächste Lobby haben, darunter leiden sollen, dass sich andere eine goldene Nase verdienen.
Natürlich habe ich keinen Überblick über das ganze "Business"; mein Mann und ich haben "nur" vier einschlägige Repropraxen in drei Jahren getestet.

Veronika