Aktuell ! Bundestagsdebatte zu Forschung + Embryonenschutz

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anonymbenutzer
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Aktuell ! Bundestagsdebatte zu Forschung + Embryonenschutz

Beitrag von anonymbenutzer »

Aktuell ! Bundestagsdebatte zu Forschung + Embryonenschutz


Nächste Woche gibt es 2 wichtige Ereignisse:

1. die neuen Mitglieder des neu gestaltetetn Ethikrates werden bekannt gegeben.

Nach längerem Streit , besonders seitens der Abgeordneten ( welche früher maßgeblich das Eschgesetz ausgestaltet haben, Enquetekommission - einseitige Berater..)
wird es einen neuen Ethikrat mit
26 Mitgliedern geben.

13 werden von der Regierung (CDU-CSU + SPD) ausgewählt : Bekanntgabe am Mi, den 13.02.08
13 vom Parlament : Bekanntgabe am Do, den 14.02.08

http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=31286

2. am 14.02.08 findet im Bundestag eine öffentliche Bundestags-Debatte wegen einer geplanten Änderung des sog. Stammzellimportgesetzes statt.
Dabei geht es wie ja alle ständig betonen NICHT um das Eschgesetz ... aber natürlich stimmt das nicht ganz

In der Bundestagsdebatte wird es sicherlich wieder Streit und Angriffe ( Moralkeule ect) geben über den Status von menschlichen Embryonen..unabhängig davon ob de nun ausländisch oder vor einem bestimmten Stichtag des deutschen Bundestags gezeugt wurden..

Innerhalb der Parteien gibt es konträre Positionen, selbst bei der CDU (z.B Christina Köhler gegen Katherina Reiche)

Besonders gespannt bin ich ob irgendjemand in der Debatte auch mal die vielen deutschen
eingefrorenen gerade-eben-noch-nicht Embryonen, die Vorkernstadien erwähnt,
Denn besonders auch auf diesem Unterschied beruht ja die ganze ( bisher irgendwie verlogene) Debatte und der Erhalt des Eschgestzes.

im Ausland gibt es ja so viele ( überzählige oder chancenlose..)eingefrorene Embryonen wegen der Reprobehandlungen
in Deutschland ja angeblich nicht !
allerdings erwähnte Katherina Reiche ( CDU pro Forschung Stammzellimport)– politisch unkorrekt- schon 2003 in der Welt:
. Über 60 000 befruchtete Eizellen (Vorkernstadien) lagern allein in Deutschland im ewigen Eis, ohne je die Chance zu erhalten, den Mutterleib zu erreichen. Ich bin dafür, dass Eltern das Recht erhalten, diese verworfenen Eizellen der Medizin zu spenden. Dafür bedarf es klarer ethischer, rechtlicher und fachlicher Vorgaben.
http://www.welt.de/print-welt/article27 ... ieren.html

Es ist ja Fakt, dass ein Teil dann auch verworfen wird . keine Spende an Paare oder für die Forschung, möglich...so wie im Ausland..

Um diese deutsche Doppelmoral nicht auffliegen zu lassen und um nicht das Eschgesetz wegen des Stammzellimportgesetzes ändern zu müssen...gibt es anscheinend so etwas wie eine Art poltisch berechnendes Stillhalteabkommen seitens der Befürworter einer Verschiebung des Stichtags und ebenso der Gegner..man verschweigt die vielen deutschen PN- Vorkernstadien,
oft werden die nur als Eizellen bezeichnet, was natürlich nicht stimmt..

Man will weiter ausländische embryonale Stammzellen
einerseits für Grundlagenforschung
aber auch für die Anwendungsforschung
für mögliche Therapien nach Deutschland importieren
Stammzellexport zu uns geht aber NUR bei Ländern die selbst kein Eschgesetz haben – schon Klasse!

Jetzt geht es NUR um die Veränderung des Stichtags von 2002 auf den 1.Mai 2007 fürs deutsche ach so gute Gewissen..

wenn wir das Datum der Importerlaubnis für ausländische embryonale Stammzellen HINTER deren Enstehungsdatum legen, dann können wir von der „ UNMORAL“ des Auslands ( die ohne Eschgesetz )und der ausländischen Stammzellgewinnung profitieren
die Stammzellen aus ausländische Embryonen sind ja ohne deutschen Auftrag entstanden...( als ob es nicht bekannt wäre dass Unfruchtbarkeit, überzählige E. unabhängig von Stichtagen ist..auch in zukunft nicht abgeschafft wird..)
und bei uns gibt es ja keine deutschen überzähligen Embryonen ... PN-Stadien existieren hier ja nicht als ethisch-moralisch relevantes Faktum.

Für die vermutlich sehr kontroverse Debatte sind 3 Stunden geplant
.. wird bei Phoenix live im Fernsehen und auch als Live-stream im Internet am Do gegen 9 Uhr übertragen:

http://www.phoenix.de/tv_programm/2008/ ... /1.1.a.htm#
Rene Röspel ( Spd) wird angeblich Leiter des neuen Ethikrats ( war er früher auch bei der Enquete kommission, sicher wichtiger Mitgestalter des Eschgsetzes), homepage:

Zu den Genehmigungsvoraussetzungen gehört,
dass die menschlichen embryonalen Stammzellen in Übereinstimmung mit der Rechtslage im Herkunftsland dort vor dem 01. Januar 2002 gewonnen wurden. Außerdem dürfen nur embryonale Stammzellen nach Deutschland importiert werden, die aus Embryonen gewonnen wurden, die zur Herbeiführung einer Schwangerschaft erzeugt wurden und hierfür nicht mehr verwendet werden können.
Damit wurde einerseits der Position der überwiegenden Mehrheit des Bundestages entsprochen, nach der für deutsche Forschung kein Embryo zerstört werden dürfe
(...)

Wenn das Datum der Stichtagsregelung in der Vergangenheit liegt, wird der Zielsetzung des Gesetzes entsprochen, „„zu vermeiden, dass von Deutschland aus eine Gewinnung embryonaler Stammzellen . . . veranlasst wird.““ Die Verschiebung des Stichtages hat keinerlei Auswirkungen auf das deutsche Embryonenschutzgesetz mit seinem hohen Schutzstandard.
http://www.rene-roespel.de/0802stammzellen.htm
anonymbenutzer
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Beitrag von anonymbenutzer »

Heute wurden die Vorschläge der Fraktionen für die 13 Ethikratmitglieder bekanntgegeben.

Allerdings wurden schon letzte Woche von der KNA ( Katholische Nachrichtenagentur) die angeblich nominierten Mitglieder vorher bekanntgegeben

Sehr interessant dabei ist:

Bei der CDUCSU wurde ein offensichtlich ein zu liberaler Kandidat " abgeschossen",

vermutlich seitens der Lebensschützer, wie ein Artikel der Presssprecherin der CDL ( Christdemokraten für das Leben) bei der Katholischen Fundi-Site kreuznet belegt
(denen sind ja kath.net oder die-tagespost.de noch etwas zu liberal ;)
http://www.kreuz.net/article.6675.html

Somit wären das schon der zweite nominierte Rechtsgelehrte in kurzer Zeit, der dran glauben musste.

Der erste war Horst Dreier, da geht es noch um die Wahl zum Richter des Bundesverfassungsgerichts aber mit schlechten Chancen..( war Mitlglied im bisherigen nationalen Ethikrat)

Der andere ist Matthias Herdegen der nun doch nicht in den neuen Ethikrat soll.

Grund: Beide vertreten die Auffassung, dass es beim vorgeburtlichen Leben einen abgestuften Lebenschutz gebe, und entsprechend dazu die Zuschreibung der Menschenwürde.

Das wird aus Lebenschützerkreisen skandalisiert, obwohl es doch in der Rechtsprechung doch schon längst so ist, siehe Spirale, Pille danach, §218: Schutz gilt erst ab Einnistung...

die KNA stellte alle Kandidaten recht allgemein vor nur bei Herdegen sah das dann so aus:
Matthias Herdegen, Bonner Jurist. Direktor des Instituts für Öffentliches Recht sowie Direktor am Institut für Völkerrecht der Universität Bonn. 2003 legte er eine kontrovers diskutierte neue Kommentierung von Artikel 1 des Grundgesetzes («Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt») mit einem gestuften Würdekonzept vor (Unionsfraktion);
Quelle: http://www.1000fragen.de/projekt/aktuel ... d=688&pn=0



CDU/CSU :
Prof. Dr. Axel W. Bauer,
Prof. Dr. Stefanie Dimmeler,
Hildegund Holzheid Ersatz für Herdegen !
Landesbischof Dr. Christoph Kähler
Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger

SPD:
Prof. Dr. Alfons Bora,
Prof. Dr. Volker Gerhardt,
Prof. em. Dr. Spiros Simitis,
Prof. Dr. Jochen Taupitz
Dr. Michael Wunder

FDP: Prof. Dr. Edzard Schmidt-Jortzig,
Die Linke: Prof. Dr. med. Frank Emmrich
Bündnis 90/Die Grünen:Ulrike Riedel (..mal wieder eine von Reprokult)
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Danke für diese Information. Leider habe ich gerade nicht die Zeit, das alles zu verfolgen. Ich habe aber die Tage auch schon Nachrichten zum Thema über eines meiner Lieblingsportale hpd-online gelesen.

Ich bin einfach mal so frei und kopiere deine Nachricht dorthin, wo sie eigentlich hingehört. In den Ordner zum Embryonenschutzgesetz!
Liebe Grüße, Rebella
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

ich hab mal eine frage,
warum schreibst du das alles eigentlich immer anonym?
gibt doch da eigentlich keinen grund, wieso man solche öffentlich zugänglichen informationen nicht unter seinem normalen nick schreiben kann?
gruß

modnschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ – J. W. von Goethe

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius

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Beitrag von anonymbenutzer »

Die komplette Debatte im O-ton kann man beim Bundestag nachlesen.

Das Statement von Renate Schmidt finde ich gut, da es konsequent und nicht so doppelbödig wie bei manchen andern besonders bei Lebensschützern und bei den Grünen bei diesem Thema ist..

nach meinem Eindruck waren die Grünen die einzige Partei, in der alle einer Meinung in Richtung "möglichst beschränken ..am besten völlig verbieten"..sind

die komplette Debatte, die Vorträge aller Redner nacheinander ( auch welche Partei wann geklatscht hat ) kann man hier lesen; das beginnt erst in der Mitte der Seite, also runterscrollen:

http://www.bundestag.de/bic/plenarproto ... 16142.html
Renate Schmidt (Nürnberg) (SPD):

Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen! Ich stimme Konrad Schily ausdrücklich zu. Es gibt in dieser Frage in meinen Augen nur zwei Möglichkeiten: entweder derartige Forschung ganz zu verbieten oder sie im Rahmen der von uns festgesetzten Regelungen ganz zuzulassen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Ich stimme auch Herta Däubler-Gmelin zu, die gesagt hat, dass es Fragen gibt, die Kompromissen unzugänglich sind. Ich glaube, in dieser Frage ist ein Kompromiss ungeheuer schwierig. Ich unterstütze den Entwurf eines Gesetzes für eine menschenfreundliche Medizin und habe mir als gläubige Christin, der an ihrer evangelischen Kirche etwas liegt, die Entscheidung nicht leicht gemacht. Ich bin sowohl Bischof Huber als auch Kardinal Lehmann für ihre Stellungnahmen dankbar - auch wenn ich daraus andere Schlussfolgerungen ziehe -, weil sie mir bei meiner Entscheidungsfindung geholfen haben.

Bevor ich zu unserem Gesetzentwurf komme, möchte ich meine Position zur Frage menschlichen Lebens, werdenden, ungeborenen Lebens beschreiben, weil ich glaube, dass das in diesen Zusammenhang gehört. Wir müssen uns einmal fragen: Wie halten wir es denn insgesamt mit dem Schutz menschlichen Lebens vor der Geburt? Ich bin für einen sehr viel vorsichtigeren Umgang und für viel mehr Beratung bei der Pränataldiagnostik, um das Recht auf Nichtwissen von Eltern zu gewährleisten.
(Beifall der Abg. Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Genauso bin ich der Meinung, dass wir in Deutschland Präimplantationsdiagnostik zur Überprüfung schwerster Schäden einer befruchteten Eizelle zulassen sollten.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

Ich kann nicht nachvollziehen, dass diese verboten, eine spätere Abtreibung des schwer geschädigten Embryos aber zugelassen ist.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)

Ich hoffe - hier vertrete ich nahezu eine Einzelmeinung in meiner Fraktion -, dass wir zu Regelungen kommen werden, die Spätabtreibungen reduzieren, auch wenn es jährlich - ich sage das in Anführungszeichen - nur einige hundert Fälle sein mögen.

Genauso bin ich überzeugt, dass die Stichtagsregelungen für die Stammzellenforschung ganz entfallen sollten.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

Es ist überhaupt keine Frage: Natürlich ist eine befruchtete Eizelle im ersten Entwicklungsstadium menschliches Leben, und zwar vollkommen unabhängig davon, ob sie in Deutschland oder in einem anderen Land dieser Erde und bis zu welchem Stichtag sie entstanden ist. Aber ist diese befruchtete Eizelle werdendes, ungeborenes Leben? Nein, ihr fehlt eine wesentliche Qualität, um das werden zu können, nämlich das Einnisten in die Gebärmutter.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

Nur ein Bruchteil der befruchteten Eizellen führt zu einer Schwangerschaft. Die größere Zahl nistet sich nicht ein; die Frau merkt davon nichts. Beim Einsetzen einer Spirale geschieht genau dasselbe.

Was geschieht mit sogenannten überzähligen Embryonen, die bei künstlicher Befruchtung nicht mehr benötigt werden? Haben diese einen anderen menschlichen Wert als aus dem Ausland eingeführte embryonale Stammzellen? Erhalten wir uns unsere Moral, unsere ethischen Prinzipien und unsere forschungspolitische Unschuld dadurch, dass deutsche Steuergelder in Forschungsvorhaben der EU ohne jedwede Stichtagsregelungen fließen?
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und der FDP)

Nein, diese Unschuld haben wir längst verloren, und zwar beginnend mit dem Zulassen künstlicher Befruchtung. In meinen Augen versuchen wir, das mit unzulänglichen Mitteln zu verbrämen.

Kardinal Lehmann hat in seiner Stellungnahme geschrieben, dass man beim Vorliegen mehrerer Alternativen die sicherere Variante, also in dubio pro vita, wählen sollte. Bischof Huber hat in einem Interview geäußert, die evangelische Kirche habe immer gefragt, was konkret dem Menschen und dem Leben dienen kann. Ich möchte mit meiner Unterstützung des Entwurfs eines Gesetzes für eine menschenfreundliche Medizin pro vita entscheiden. Ich möchte damit den Menschen und dem Leben dienen, den Chancen der Menschen mit multipler Sklerose, mit Alzheimer oder Diabetes. Ich betone das Wort ?Chancen?. Ich möchte erreichen, dass nichts unversucht bleibt, von geeigneten Organspendern weniger abhängig zu werden, wohl wissend, dass dies noch Zukunftsmusik ist und vielleicht auch bleiben wird.

Natürlich dürfen wir keine verfrühten Hoffnungen wecken. Vielleicht - wirklich nur vielleicht - brauchen wir in absehbarer Zeit keine embryonalen Stammzellen mehr, um die genannten Ziele zu erreichen. Vielleicht führt auch kein einziger dieser Wege zu diesen Zielen. Dieses Noch-nicht-wissen-können gehört zum Wesen der Forschung.

Trotz aller Zweifel steht für mich daher fest: Nicht zu versuchen, den aussichtsreichen Weg der Forschung mit embryonalen Stammzellen zu gehen, wäre in meinen Augen nicht ?pro vita?, würde nicht den Menschen und dem Leben dienen. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass wir diesen Weg gehen müssen, und zwar ohne Stichtagsregelung.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU und der Abg. Dr. Petra Sitte (DIE LINKE))
Und genau in diesem Satz mit der verlorenen Unschuld kommt exakt zum Ausdruck, warum die Paare die Kiwutherapien vollziehen von bestimmten Seiten immer wieder neu so hämisch und abwertend hingestellt werden.
Denn die sind ja dran Schuld, dass als Nebeneffekt der Repromedizin dieser " verhasste" Forschungsbereich möglich wurde..
wobei die "verlorene Unschuld" der Gesellschaft ja schon dann begann, als in den 1960ern die sichere Verhütung und das bewusste Kinderwünschen-Planen möglich wurden, so war die Entwicklung der Repromedizin nur die Konsequente Weiterentwicklung...
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