Warum sind die Erfolgsaussichten im Ausland oft höher?

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natti
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Beitrag von natti »

Im Ausland sind die Chancen nicht grundsätzlich besser, sondern nur, wenn eine andere gsetzliche Lage vorliegt, die den Einsatz von Verfahren erlaubt, die in Deutschland (aber z.B. auch in Frankreich und der Schweiz) eben aufgrund des Embryonenschutzgesetzes verboten sind. Dieses soll verhindern, daß an menschlichem Genmaterial Manipulationen vorgenommen werden.

Dazu gehört u.a. ein anderes Selektionsverfahren bei der ICSI: In Deutschland dürfen zum einen Embryonen nicht weggeworfen werden und zum anderen maximal 3 eingepflanzt werden. Aus der Kombination dieser beiden Vorschriften ergibt sich, daß bei mehr als drei Eizellen die deutschen Repro-Mediziner am Tag der Befruchtung (wenn also erst Vorkerne vorliegen, aber noch kein Embryo) entscheiden müssen, welche drei EIzellen sie zur Weiterkultivierung verwenden und welche sie einfrieren.

Nun ist es aber so, daß auch Zellen, die zunächst eher nicht so gut aussehen, ein enormes Entwicklungspotential aufweisen können - und umgekehrt. Das sieht man aber erst bei der nachfolgenden Zellteilung. Und just diese dürfen deutsche Mediziner/Biologen nicht beurteilen.

In manchen Ländern (Belgien, Holland, Österreich, CSSR) dagegen ist es möglich, erst am 5. Tag (spätestens) nach der Punktion die Auswahl über die einzupflanzenden Embryonen zu treffen. Zu diesem Zeitpunkt kann anhand der stattgefundenen und beobachteten Zellteilung natürlich viel besser beurteilt werden, welche davon erfolgversprechend sind.

Eine andere Sache ist die Anzahl der einpflanzbaren Zellen. In Italien z.B. fehlt eine diesbezügliche Begrenzung - dort können also auch sechs auf einen Streich eingepflanzt werden. Das ist zwar unverantwortlich, wird aber gemacht. Und bei sechs ist die Chance, daß wenigstens eines sich einnistet, natürlich höher als bei dreien oder zweien.

Schließlich ist in anderen Ländern z.T. die PID erlaubt, also die Untersuchung auf genetische Defekte schon im Embryonal-Stadium. Da solche Eizellen oftmals zu einer späteren Fehlgeburt führen oder die Einnistung erst gar nicht stattfindet, kann bei manchen Frauen über diesen Weg gleichfalls besser "aussortiert" werden.
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