Kongreß der Reproduktionsmediziner in Berlin - Ergebnisse

In diesem Ordner sollen Studien zur Reproduktionsmedizin gesammelt werden.
rebella67
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Kongreß der Reproduktionsmediziner in Berlin - Ergebnisse

Beitrag von rebella67 »

Kongreß der Reproduktionsmediziner in Berlin 2004 - Ergebnisse

Leider wird wohl alles in englisch abgehalten. Aber, wer sich für die Inhalte interessiert, kann hier: http://www.eshre.com/ecm/mainM.asp?r=156 mehr erfahren.

Gruß, Rebella
Zuletzt geändert von rebella67 am 06 Jul 2004 01:57, insgesamt 2-mal geändert.
nata
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Beitrag von nata »

Hallo Rebella !

Ich bin nicht mehr so oft hier und habe erst jetzt das Posting entdeckt.....
wäre das vielleicht nicht eine Gelegenheit für uns gewesen uns mit den Repro-Medizinern zusammen zu tun und gemeinsame Sache zu machen ?
Auf dem Meeting hätte man sie evtl. in irgendeiner Form ansprechen bzw. kontaktieren und um Mithilfe bitten können....sozusagen Ärzte & Patienten schwimmen gemeinsam gegen den Strom, sowohl im Hinblick auf die Finanzierung des Kiwu als auch im Hinblick des restrektiven EschG in Deutschland !!!

Aber dafür wird es jetzt wahrscheinlich auch zu spät sein.....Schade.

Liebe Grüße an Dich und an Deine zwei Kleinen....

Nata
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe Nata,

schön, mal wieder von Dir zu lesen.

Ich weiß nicht ? in der Vergangenheit haben die Repromediziner uns ja auch mehrmals gezeigt, daß sie nicht in jedem Fall bereit sind, sich für uns in vollem Umfang einzusetzen. Ich denke da z.B. an meine HI-Aktion. Wir haben an (fast) alle deutschen HI-Praxen Unterschriftenlisten geschickt ? nur eine!!! hat mit gemacht. In Sachen Gesundheitsreform haben sie sich auch nicht wirklich für uns stark gemacht. Das hat auch Prof. Kentenich am 5. Mai bei unserem Gespräch mit Frau Dr. Ober, Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag, gesagt. Eine Kontaktaufnahme mit den Reproduktionsmedizinern wäre ja auch zu jedem anderen Zeitpunkt möglich. Aber, Prof. Kentenich organisiert ja diesen ganzen Kongreß. Du kannst ihn gern anmailen und fragen, ob er eine Chance sieht.

Zu dem restriktiven Embryonenschutzgesetz ? es soll ja mal irgendwann ein Fortpflanzungsmedizingesetz auf den Plan kommen. Fragt sich nur, wann. Ich hatte dazu schon Briefkontakt mit Rene Röspel (das findest Du, wenn Du den Namen eingibst, im Gesundheitsreform-Ordner über ?Suchen?. Nicht gerade ergiebig. Ich würde den Hebelpunkt bei diesem Gesetz sehen. Wir müssten endlich mal bewirken, daß das Gesetz auf den Plan kommt und dann versuchen, durch viel Überzeugungsarbeit Einfluß auf den Inhalt zu nehmen. Vielleicht kannst Du das in anderen aktiven Kreisen mal anregen, denn ich schaffe das nicht wirklich. Falls es da die richtigen Kontakte geben sollte, wäre es aber schön, wenn Du mich drauf aufmerksam machst.

Leider habe ich ja von Dir auch noch nicht DIE Nachricht lesen dürfen. Daher nehme ich mal an, es ist leider alles beim Alten. Ich wünsche Dir die Kraft, die Du brauchst.

Liebe Grüße, Rebella
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ich bin mal so frei und kopiere hier einige von Sani vorgetragene Ergebnisse des Kongresses:

"Weiter unten hatte ich ein paar Ergebnisses des heute zu Ende gehenden Kongresses der Europäischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin in Berlin berichtet. Ich war in fast keinem Vortrag, weil ich auch nur an einem Tag kurz hingehen konnte, habe mir aber viele "Poster" angeschaut und die Kongressunterlagen, insbesondere den "Abstract"-Band, d.h. Zusammenfassungen aller Studien (viele hundert), die auf dem Kongress vorgestellt wurden.

Was ich weiter unten gepostet habe, schien mir für dieses Forum das Interessanteste, also:
- offenbar keinerlei negative Folgen für Entwicklung von ICSI-Kindern
- komplexe Frage "Einnistung" noch nicht klar
- Hauptforschungsrichtung: gute Embryo-Selektion

Es ist wegen dieser Fülle unmöglich, hier auch nur einen Überblick über die Ergebnisse zu geben. Vielleicht noch zwei Aspekte:

1. Als Folge immer besserer Embryo-Selektion streben viele Länder danach, auch durch gesetzliche Vorgaben, dass möglichst nur noch ein Embryo transferiert wird, um Mehrlinge zu vermeiden (z.B. Schweden, Belgien). Durch die gute Selektion sind dadurch die Erfolgsquoten nicht oder kaum gesunken, wohl aber die Mehrlingsschwangerschaften.

2. Alter der Frau spielt für Erfolgsquote eine viel geringere Rolle als die Reaktionsbereitschaft der Eierstöcke. D.h. Frauen über 40, die bei Stimulation mehr als 5 Follikel bilden, haben deutlich bessere Erfolgsaussichten als jüngere Frauen, die nur 5 oder weniger Follikel bilden. Diese Studie schlug vor, die Altersgrenze bei der Finanzierung der Behandlung neu zu überdenken und andere Kriterien hinzu zu nehmen.

3. Ob Short Protokoll mit Antagonisten oder Long Protokoll mit Downregulierung besser ist, ist umstritten, da scheint es Studien in beide Richtungen zu geben.

Aber wie gesagt, eine Fülle von Materialien. Bei konkreten Fragen von euch könnte ich noch mal nachblättern und suchen, ob es dazu Studien gibt. Postet einfach die Fragen, dann blättere ich noch einmal im Abstract-Band. Wenn das die genauen Einzelheiten von Stimulationsprotokollen betrifft, bin ich allerdings fachlich überfordert. Außerdem ist das auch nicht so sinnvoll, weil es ja dabei immer um Einzelheiten geht, die bei jeder Frau individuell sehr unterschiedlich sein können. Ich bin keine Medizinerin, und ich weiß außerdem, dass diese Studien nicht in jedem Fall stimmen, d.h. wenn in einer Klinik in Neuseeland mit Fallzahl 20 etwas ermittelt wird, ist das keineswegs immer übertragbar.

Wichtig sind eher die Trends, das heißt, Themen, wo viele Studien in vielen Ländern zu gleichgerichteten Ergebnissen kommen."
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Und hier noch das (auch von Sani):

"Ich war vorgestern und gestern aus Interesse bei der Tagung der Europäischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin in Berlin. Riesentagung mit 5000 Repro-Ärzten aus aller Welt. Dort gab es auch viele "Poster", auf denen einzelne Forschungsergebnisse vorgestellt wurden, und einen dicken Band mit "Abstracts", also Zusammenfassungen von Forschungsergebnissen.

Zum Thema "Aufwachsen von ICSI-Kindern" gab es da sehr viele Beiträge. Und das Schöne: Kein einziger Beitrag kann nachweisen, dass sie auch nur ein kleines bisschen mehr Fehlbildungen oder ungünstigere Entwicklungen haben als natürlich gezeugte Kinder. Fehlbildungsrate ist gleich, Entwicklungstempo ist gleich (körperlich, seelisch, geistig und psychosozial), bei Jungen wurde sogar festgestellt, dass sie vermutlich nicht die Sperma-Einschränkungen ihrer Väter geerbt haben (dafür wurde ein spezieller Marker auf den Chromosomen untersucht). In einer großen Untersuchung von der Uni-Klinik Brüssel kam sogar heraus, dass die ICSI-Kinder im Vergleich zur natürlich gezeugten Vergleichsgruppe (bei Eltern mit gleichem Alter, gleichem Einkommen, gleichem sozialen Hintergrund und gleicher ethnischer Abstammung) in motorischer und intellektueller Hinsicht etwas besser abschnitten. Nicht statistisch signifikant besser, aber immerhin etwas schlauer bei den Intelligenztests, etwas flotter bei den Bewegungstests. Das waren Kinder im Alter von sieben oder acht Jahren. Möglicherweise ein Effekt der sorgfältigeren Erziehung...

Der einzige Unterschied, der bestehen bleibt, ist die etwas größere gesundheitliche Gefährdung von Zwillingen und (sehr stark) von Drillingen. Deshalb schneiden die IVF/ICSI-Kinder insgesamt im Vergleich zu den natürlich gezeugten Kindern insgesamt gesundheitlich etwas schlechter ab. Wenn man aber nur Einlinge mit Einlingen und Zwillinge mit Zwillingen vergleicht, verschwindet dieser Effekt.

Also, es gibt nach heutigem Stand der Forschung (und auf dieser Tagung ist wirklich der derzeitige Stand der Forschung repräsentiert) tatsächlich keinerlei Grund, sich um die Gesundheit der ICSI-Kinder zu sorgen.

Leider habe ich neben vielen anderen interessanten Sachen auf dieser Tagung auch herausgefunden, dass meine eigenen Chancen bei meinem derzeitgen fünften und letzten ICSI-Versuch miserabel sind, weil mit Zwei- oder Vierzellern nach drei Tagen eben nicht viel Staat zu machen ist. Die Chancen hängen ganz stark von der Embryo-Qualität ab, und die bemisst sich vor allem auch an der Zahl der Zellen am Tag des Transfer. Das ist natürlich schade und hat mir den Spaß an der Tagung ziemlich vermiest.

Wenn ihr also noch irgendwelche ganz speziellen Fragen habt, ich habe zuhause den Abstract-Band und kann gern nachsehen, ob es irgendwo neue Forschungsergebnisse gibt. Ich bin aber keine Ärztin, d.h. die Grundlagen-Forschungssachen zu den Hormonleveln etc. verstehe ich nicht so gut. Aber die Studien zu Chancen und zu den Folgen für Kinder sind ja leicht zu verstehen.

Viele Grüße

Sani"
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Weitere Ergebnisse sind hier natürlich gern gesehen!
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Veronique
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Beitrag von Veronique »

:D Hi Rebella & all-

danke für den Bericht, wäre gerne hingegangen, ist aber wegen Junior nicht möglich gewesen :D

GGLG von Vero
LOUIS ARTHUR ist da! *14.05.04

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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

Liebe Rebella und - unbekannterweise - Sani!

vielen Dank für diese interessante Zusammenfassung! Besonders schön find ich es natürlich, dass die unbegründete 40er Regelung mal von kompetenteren Leuten als von mir in Frage gestellt wird.

Kann man sich diesen Abstract-Band eigentlich auch aus dem Internet herunterladen? Oder wo kann man den beziehen... naja, ist wahrscheinlich sündhaft teuer?

Vero, schön, Deinen Namen mal wieder zu lesen, wie geht es Euch denn so? Lässt Dich Junior garnicht mehr ins Forum? :wink:

Liebe Grüße

Mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ – J. W. von Goethe

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius

*** Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. ***
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo Mondschaf,

zu dem Abstract-Band muß ich mal fragen. Aber auf alle Fälle ist er nur in englisch!

LG Rebella
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ärzte Zeitung, 30.06.2004

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Stoppen Hemmer der Angiogenese die Endometriose?
BERLIN (gvg). Die bisher vor allem aus der Onkologie bekannten Hemmstoffe der Blutgefäßentstehung könnten künftig auch Frauen mit Endometriose helfen. Hinweise darauf liefern erste Ergebnisse von Tierversuchen, die auf der Tagung der Europäischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin in Berlin präsentiert worden sind.

Ein Team um Dr. Annemiek Nap von der Universität Maastricht in den Niederlanden hat 49 Mäuse, denen menschliche Uterusschleimhaut eingepflanzt wurde, mit vier verschiedenen Angiogenese-Hemmern behandelt. "Es zeigte sich, daß die angiostatische Therapie die Bildung neuer Blutgefäße verhinderte. Auch die Zahl neuer Endometrioseherde war bei den behandelten Tieren geringer", so Nap.

Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch Dr. Christian Becker von der Charité Berlin. Er konnte bei Mäusen zeigen, daß der Angiogenese-Hemmstoff Endostatin das Wachstum von Endometrioseherden bremst und die Zahl neuer Herde reduziert.

Nap sieht ein mögliches Anwendungsgebiet der angiostatischen Therapie vor allem in der Rezidivprophylaxe nach chirurgischer oder hormoneller Therapie. Becker betonte, daß es anders als bei Hormon-Therapien keine Wechselwirkung der Angiogenese-Hemmstoffe mit der Fertilität der behandelten Frauen gebe.


Ärzte Zeitung, 30.06.2004

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Bald Standards zur Therapie bei Unfruchtbarkeit


BERLIN (gvg). Ein unabhängiges Gremium von Reproduktionsmedizinern soll in den nächsten Monaten globale Standards für das Vorgehen bei der assistierten Reproduktion entwickeln. Die Standards sollen Betroffenen helfen, die Qualität einer Einrichtung besser abschätzen zu können.

Das Gremium, in dem Reproduktionsmediziner aus aller Welt mitarbeiten, trägt den Namen GIFT (Global Infertility Taskforce). Es handelt sich um eine Initiative des ESHRE Patient Leader Forum, ein Patientengremium der Europäischen Gesellschaft für menschliche Reproduktion und Embryologie.

Ziel sei ein internationaler Konsens über die Anwendung reproduktionsmedizinischer Verfahren, sagte Projektkoordinatorin Sandra Dill auf dem ESHRE-Kongreß in Berlin. So sollen Richtwerte erarbeitet werden, wie oft bestimmte Verfahren, etwa die Behandlung mit Gonadotropinen, angewandt werden sollten. Auch die Erfolgschancen der reproduktionsmedizinischen Techniken sollen transparenter gemacht werden. Die erste Fassung des Konsenspapiers soll bis Ende des Jahres vorliegen.

Die WHO schätzt, daß weltweit 90 Millionen Paare ungewollt kinderlos sind. "Etwa 94 Prozent dieser Paare werden nie behandelt", so Dill, die sich dabei auf eine Metaanalyse und mehrere Befragungen stützt, die aus Anlaß des Weltfruchtbarkeitsmonats (Juni 2004) an der kanadischen McMasters-Universität gemacht worden sind.



Unfruchtbare Paare in Deutschland wollen PID


Umfrage zur Präimplantationsdiagnostik am Fertility Center Berlin / Technik zur Geschlechterwahl abgelehnt
BERLIN (gvg). Das Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) in Deutschland entspricht offenbar nicht den Wünschen eines Großteils der Bevölkerung. Vor allem die Patienten reproduktionsmedizinischer Zentren möchten, daß das Verfahren erlaubt wird.

In einer Umfrage unter 200 Paaren, die sich zwischen Oktober 2003 und Mai 2004 am Fertility Center Berlin in reproduktionsmedizinischer Behandlung befanden, sprachen sich 97 Prozent der Befragten für die Zulassung der PID zur Feststellung krankhafter, genetischer Auffälligkeiten bei in vitro gezeugten Embryonen aus.

Praktisch alle Befragten hätten sich allerdings gegen die Zulassung dieser Technik zur Auswahl des Geschlechts oder von Persönlichkeitsmerkmalen wie hoher Intelligenz gewandt, wie die Psychologin Dr. Ada Borkenhagen von der Charité in Berlin berichtete. Sie stellte die Auswertung der Befragung auf dem Kongreß der Europäischen Gesellschaft für menschliche Fortpflanzung und Embryologie in Berlin vor.

Immerhin 88 Prozent der Paare würden demnach eine gesetzlich erlaubte PID auch selbst nutzen, um bei einer In-vitro-Fertilisation Embryonen auszusortieren, die die genetische Anlage für eine Erkrankung tragen, die innerhalb des ersten Lebensjahrs zum Tod führt. Noch 79 Prozent würden der Befragung zufolge auch chronische Erkrankungen ausschließen wollen, bei denen mit einer dauerhaften Behinderung zu rechnen ist. 82 Prozent würden sich gegen ein Kind mit einem Down-Syndrom entscheiden.

Die Ergebnisse bestätigen eine repräsentative Erhebung der mit den Berlinern kooperierenden Universität Leipzig. Hier hatten sich im Frühjahr, wie berichtet, von 2110 zufällig ausgewählten Befragten rund drei Viertel dafür eingesetzt, daß die PID auch in Deutschland erlaubt werden sollte.


Ärzte Zeitung, 01.07.2004

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Schwanger nach Eierstock-Retransplantation

Neues Verfahren bei Krebspatientinnen nach Radiochemotherapie erprobt / Symptome der Menopause verschwinden
BERLIN (gvg). Gute Nachrichten für junge Krebspatientinnen: Durch eine Transplantation von zuvor kryokonservierten Eierstöcken kann die Fruchtbarkeit nach einer Radiochemotherapie wieder hergestellt werden. An mehreren Zentren in den USA, Asien und Europa wird das Verfahren erprobt.

Auf dem Kongreß der Europäischen Gesellschaft für menschliche Fortpflanzung und Embryologie in Berlin berichtete Dr. Claus Andersen von der Universität Kopenhagen von einer 32jährigen Frau mit Morbus Hodgkin. Vor der keimbahnschädigenden Therapie wurde ihr an seiner Klinik Eierstockgewebe entnommen. Drei Jahre später, vor anderthalb Jahren, wurden Teile des zwischenzeitlich tiefgekühlten Gewebes rücktransplantiert. "Die Symptome der Menopause sind daraufhin vollständig verschwunden", so Andersen.

Außerdem sei eine künstliche Befruchtung vor einem Monat versucht worden. Die schlug zwar im ersten Anlauf fehl, doch Andersen ist optimistisch, daß einer der nächsten Behandlungszyklen Erfolg haben wird. Eine von US-Kollegen auf die gleiche Weise behandelte Krebspatientin sei im fünften Monat schwanger.

Da das Eierstockgewebe direkt auf das inaktive, zweite Ovar transplantiert werde, sei es prinzipiell möglich, daß die Frauen auch auf natürlichem Wege schwanger würden. "Weil aber noch niemand weiß, wie lange das transplantierte Gewebe aktiv bleibt, versuchen wir es lieber gleich mit einer künstlichen Befruchtung", so Andersen. Für die Zukunft kann er sich auch die Transplantation ganzer Ovarien vorstellen.

Eine amerikanische Arbeitsgruppe berichtete in Berlin von einer 44jährigen Frau, bei der kürzlich ein komplettes Ovar erfolgreich explantiert, nach einem neuen Verfahren kryokonserviert und später wieder aufgetaut wurde. Das gelang erstmals, ohne daß in der anschließenden histologischen Untersuchung des Organs strukturelle Schäden nachweisbar waren.
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