Halli Hallo!
Jana
Hab in nem anderen Ordner nen Zitat von Schopenhauer gefunden, das kopier ich uns mal hier rein
Das Leben stellt sich dar als ein fortgesetzter Betrug, im Kleinen, wie im Großen. Hat es versprochen, so hält es nicht; es sei denn, um zu zeigen, wie wenig wünschenswert das Gewünschte war: so täuscht uns also bald die Hoffnung, bald das Gehoffte. Hat es gegeben; so war es, um zu nehmen. [...] Das Glück liegt demgemäß stets in der Zukunft, oder auch in der Vergangenheit, und die Gegenwart ist einer kleinen dunkeln Wolke zu vergleichen, welche der Wind über die besonnte Fläche treibt: vor ihr und hinter ihr ist Alles hell, nur sie selbst wirft stets einen Schatten. Sie ist demnach allezeit ungenügend, die Zukunft aber ungewiß, die Vergangenheit unwiederbringlich. Das Leben, mit seinen stündlichen, täglichen, wöchentlichen und jährlichen, kleinen, größern und großen Widerwärtigkeiten, mit seinen getäuschten Hoffnungen und seinen alle Berechnung vereitelnden Unfällen, trägt so deutlich das Gepräge von etwas, das uns verleidet werden soll, daß es schwer zu begreifen ist, wie man dies hat verkennen können und sich überreden lassen, es sei da, um dankbar genossen zu werden, und der Mensch, um glücklich zu sein.
Arthur Schopenhauer (3, Bd. 4: 670f), Die Welt als Wille und Vorstellung
Also, ich bin ja sonst kein Schopenhauer-Fan, fand den sonst so negativ, aber ich muss sagen, wo der Mann recht hat, hat er recht...
Ich glaube, es ist ganz normal, dass du ein Tief hast, Jana, du verlierst deine Arbeit UND dein Pa ist gestorben, am Freitag ist die Beisetzung. Früher haben die Menschen beim Tod eines Angehörigen ein ganzes Jahr lang schwarz getragen, als Zeichen des Verlustes und dass sie noch getrauert haben. Es war ganz selbstverständlich, dass sie in der Zeit nicht gut drauf waren, jeder wusste warum, man musste sie nur ansehen. Heute soll man funktionieren und das alles möglichst schnell vergessen und wieder fröhlich sein...
Aber unsere Seele braucht ihre Zeit, um solche Schicksalsschläge zu verdauen.
Ich kann dir nur raten, nimm dir die Zeit, Jana, sie steht dir eigentlich zu. Es ist ganz normal, nach Schicksalsschlägen ein Tief zu haben
Ich fühle mit dir und werde am Freitag ganz fest an dich denken
Auch bei dir Flöchen ist das wohl ein bissl so. Wenn unsere Krümelchen nicht überleben, ist das jedesmal ein herber Verlust für uns und sehr traurig. Das braucht seine Zeit. Ich finde, es ist eigentlich eher ein Wunder, dass wir nicht die ganze Zeit mies drauf sind und ein Dauer-Tief haben...
Die Behandlung geht ganz schön an die Substanz und die ewigen Nachrichten, dass es nicht geklappt hat, höhlen die Nerven sehr aus...
Man fängt irgendwann schon an, mit seinem Schicksal zu hadern und denkt sich, warum immer die anderen, warum nicht mal ich?
Ich kenn das auch. Es ist nicht so, Jana, dass man es den anderen nicht gönnt, aber ich denke schon manchmal, so viel schlimmes kann ich doch eigentlich gar nicht verbrochen haben, dass mich das Leben so beutelt... wann komm ich nicht mal an die Reihe mit dem Glück haben??? Komm ich überhaupt mal dran??? Ich hätte doch so gern wenigstens ein Kind. Ich wollte eigentlich eine große Familie. Jetzt hab ich schon die Kinder in meinem Job verloren. Dann sind soviele Krümelchen sind nicht angewachsen. Wie soll ich überhaupt noch weiter machen??? Woher soll ich die Kraft noch nehmen???
Ich werde zwar weiter machen, aber ich hab eine Riesenangst vor dem nächsten 'Negativ'. Ich will und kann das einfach nicht mehr hören...
Ich denk an euch, Sonnie