Arbeitgeber

Unsere Hauptkategorie. Hier wird über alles rund um den Kinderwunsch diskutiert. :-)
mina2
Rang1
Rang1
Beiträge: 311
Registriert: 15 Aug 2001 02:00

Beitrag von mina2 »

Hallo,
ich möchte ein Thema ansprechen, was mir neben all den sonstigen Unruhefaktoren zusätzlich Stress bereitet. Wie geht Ihr damit um?
Mein Mann und ich mögen nicht offen mit unserem Weg, eine Schwangerschaft herbeizuführen, umgehen. Außer unseren behandelnden Ärzten weiß niemand, dass wir uns dieser Behandlung (ICSI) unterziehen. Wem erzählen auch sonst "normal Zeugende" unter welchen Bedingungen es exakt zur Schwangerschaft kam? Andererseits läuft aber auch das Schwangerwerden bei den Meisten organisatorisch einfacher, weniger zeitaufwendig und innerhalb der eigenen vier Wände ab.
Wir dagegen müssen häufig zum Arzt und können diese Zeiten nur sehr bedingt beeinflussen. Ich habe noch Glück, dass ich in der Stadt, in der ich auch wohne und arbeite in Behandlung bin. Dennoch lassen sich die Behandlungstermine nicht auf normale Feierabendzeiten verlegen. Gerade gegenüber meiner Arbeitgeberin, von der ich darüber hinaus weiß, dass sie der Assistierten Reproduktion eher kritisch gegenüber steht, kann und möchte ich damit nicht offen umgehen. Ich versuche, wo es geht, möglichst noch kurz vor der Arbeit Blutprobentermine zu erledigen, in einer verlängerten (auffällig langen) Mittagspause einen Kontrolltermin wahrzunehmen oder nach Möglichkeit erst nach Feierabend beim Arzt aufzutauchen. Es ist dennoch unmöglich auch nur die Stimu-Behandlung ganz ohne Ausfallzeiten hinzubekommen. Punktion und Transfer lassen sich dann gar nicht mehr unbehelligt von Kollegen und Chefin durchführen. Wenn man ansonsten im Büro ein recht nettes Klima hat, in dem auch persönliche Dinge angesprochen werden, finde ich es besonders komisch, ein so wichtiges persönliches Thema auszuklammern. Meinen ersten ICSI-Versuch habe ich bewusst um einem Monat verzögert, damit dieser in die ruhigere Sommerphase fällt. Obwohl ich natürlich genau wusste, dass ich für eine Woche ausfallen würde, habe ich erst an dem Tag der Punktion mich krank gemeldet und etwas von Schmerzen vorgeschwindelt. Ich bin sonst - Gott sei dank - (fast) nie krank, jetzt zwei Monate später, werde ich wieder für eine Woche ausfallen. Diesmal könnte es gerade in eine arbeitsintensive Phase fallen. Vielleicht sollte ich mir nicht so einen Kopf darum machen, aber es ist mir doch irgendwie unangenehm - und ich fühle mich da auch ungeschickt - eine spontane unerwartete Krankheit, die aber andererseits niemanden so arg beunruhigen soll, vorzugaukeln.
Wie macht Ihr das???

Viele Grüße Mina2
Werbeslider mit Buttons
Claudia Z.

Beitrag von Claudia Z. »

Liebe Mina,

ich bin zwar Hausfrau, aber mein Mann hat das ganz einfach gelöst. Er möchte auf keinen Fall, dass seine Kollegen erfahren, was mit ihm los ist. Er ist gleich zu Anfang zu seinem Chef gegangen und hat das nötigste erzählt. Er kann nun jederzeit kurzfristig frei haben. Bis jetzt hat auch noch keiner seiner Kollegen nachgefragt.

Wenn Du das Gefühl hast, dass Deine Vorgesetzte gegen künstliche Befruchtung ist, sollte Dir das völlig egal sein. Es kommt nämlich nicht darauf an, was andere denken, sondern dass Du innerlich so ruhig wie möglich bist, damit es auch ein Erfolg werden kann. Wieso legst Du überhaupt soviel Wert auf die Meinung anderer? Diese Meinungen sind doch meistens alle oberflächlich. Ich wette, viele davon würden plötzlich ganz anders denken, wenn sie selbst in unserer Lage wären. Von einer positiven Meinung anderer kannst Du Dir auch nichts kaufen.

Sei doch, zu Deinem eigenen besten, ein bißchen selbstbewußter!!!

Ich drücke Dir dafür die Daumen.

Deine Claudia Z.
Heiki
Rang0
Rang0
Beiträge: 171
Registriert: 17 Jul 2001 02:00

Beitrag von Heiki »

Ja, sprichst Du ein schwieriges Thema an. Ich persönlich habe ein sehr gutes, fast väterliches Verhältnis zu meinem Chef, weswegen ich ihm irgendwann einfach mal alles erzählt habe. Er hat sehr viel Verständnis und kurzfristig frei zu kriegen ist kein Problem. Nun gibt es aber ein paar Kolleginnen/Kollegen, denen ich das alles nicht auf die Nase binden will. Ich habe was von einer Unterleibsgeschichte gemurmelt, von Zysten, die beobachtet werden müssen (deshalb die häufigen Arztbesuche), die evtl. einen kleinen operativen Eingriff erfordern (deshalb mal 1,2 Wochen krank) und die sich natürlich *grins* auch immer wieder bilden können (deshalb evtl. in ein paar Monaten das Ganze von vorn). Besonders Männer kriegen schon nach der "Unterleibsgeschichte" einen roten Kopf und wollen gar nicht mehr wissen. Wenn jemand zu sehr nachfragt, sag doch einfach, Du möchtest nicht darüber reden, da Du sowieso schon ein wenig fertig bist deswegen.

Ich wünsche Dir, daß Du den für Dich richtigen Weg findest! Und natürlich viel Glück!
Heike
anja
Rang0
Rang0
Beiträge: 150
Registriert: 11 Jul 2001 02:00

Beitrag von anja »

Hallo,

ich arbeite in einem kleinem Büro mit 4 Angestellten und
meiner Chefin. Mit meinen Kolleginnen habe ich ein sehr
enges Verhältnis wir können über alles miteinander reden.
Sie wissen alle Bescheid und haben auch vollstes Verständis
für meine Situation.
Bei meiner Chefin hätte ich keine Chance, für sie sind
Schwangere ein rotes Tuch. Meine Eltern sind leider schon
etwas älter und müßten vor 2 Jahren immer wieder häufig zum
Arzt und außerdem haben wir zu Hause eine kleine Landwirtschaft
in der ich oft helfe, da meine Chefin auch für Ihre Eltern
Tag und Nacht Parade steht, habe ich somit eine sehr gute
Ausrede und meine Kolleginnen unterstützen mir dabei nach
besten Kräften. Ich finde gut das wir untereinander
so ein gutes Verhältnis aufgebaut haben und Probleme und
Sorgen miteinander teilen können (wir arbeiten bereits 10 Jahre zusammen und freuen und trauen alle mit den anderen mit z.B.
bei Geburt eines Enkel, bei Tod der Eltern oder Geschwister)
ich bin darüber sehr froh.

Tschüss Anja
Benutzeravatar
Faith
Rang2
Rang2
Beiträge: 1214
Registriert: 16 Jul 2001 02:00

Beitrag von Faith »

Hallo,
ja, dieses Thema hat mich auch schon schwer beschäftigt. Ich war ganz schön in der Zwickmühle. Mein Chef weiss bis heute nichts, aber meinen Kollegen habe ich davon erzählt, zumal ich auf deren Verständnis zählen kann. Eine meiner Kolleginen hat dies auch schon alles durchgemacht. Und sie stärken mir alle den Rücken. Haben sogar schon Ausreden für mich erfunden, wenn ich morgens ein wenig später von der KiWu-Praxis kam.
Bisher möchte ich meinem Chef auch erst einmal nichts davon erzählen. Dieser Mensch ist sehr schwer einzuschätzen und seid mal ehrlich -"was geht es ihn auch an". Naja, bis jetzt bin ich immer gut weg gekommen, wenn wieder ein Termin anstand -immerhin müssen wir ca. 1 Stunde fahren um in die Praxis zu kommen -. Ich denke ich muß die Katze aus dem Sack lassen, wenn es zeitliche Probleme gibt.
Habe das Thema auch mal in der Praxis angesprochen und die sagten auch, daß wir nicht verpflichtet sind etwas zu erzählen und haben mir auch erst mal davon abgeraten.

Ihr seht, die Meinungen und Erfahrungen gehen hier stark auseinander, da dies sehr von den guten/schlechten Verhältnissen zu den Chef's und Mitarbeitern abhängt.
Mina, ich wünsche Dir alles Gute und fühl Dich nicht unwohl dabei Ausreden zu erfinden. Es geht um Dich, daß Du glücklich wirst und bald einen kleinen Krümel im Arm hältst.
Viele Grüße! Faith

<font size=-1>[ Diese Nachricht wurde ge&auml;ndert von: Faith am 2001-09-09 10:58 ]</font>
hobbit
Rang3
Rang3
Beiträge: 2015
Registriert: 13 Jul 2001 02:00

Beitrag von hobbit »

Liebe Mina,

mit dem gleichen Problem wie du habe ich mich vor 2 Monaten herumgeschlagen. Im Mai diesen Jahres haben wir unsere erste ICSI begonnen. Um zur Kiwu-Klinik zu kommen, müssen wir fast 1 Stunde fahren. Ich habe für die wichtigen Kliniktermine einen Tag freigenommen oder bin etwas früher von der Arbeit gegangen. Zwischen Punktion und Transfer war ich krankgeschrieben.

Ich war der Meinung, meinen Chef, mit dem ich mich eigentlich ganz gut verstehe, geht unsere Kinderwunschbehandlung nichts an. Schließlich erzählt er mir auch keine persönlichen oder sogar intimen Details. Meine Kolleginnen, mit denen ich mich am besten verstehe, sind schon lange Singles und das Thema Kinderwunsch ist für sie sehr weit weg. Aus diesem Grund, wollte ich auch die beiden nicht informieren.

Nun hatte ich eine Fehlgeburt und wir werden im Oktober die 2. ICSI beginnen. Das zieht natürlich wieder Fehlzeiten, spontane Urlaustage und neue Krankschreibungen vom Gyn nach sich. Obwohl es mir nicht leicht fiel, bin ich dann zu Chef gegangen und hab ihm die Situation erklärt. Er war verständnisvoll und wird mich in Zukunft decken und unterstützen.

Mein schlechtes Gewissen, wegen der Fehlzeiten und Krankschreibung als Drückebergerin oder unmotiviert zu gelten ist wie weggeblasen. Meine Kolleginnen sollen jedoch weiterhin nichts erfahren. Ihnen werde ich auch etwas von Zysten erzählen. Das reicht dann.

Liebe Mina, ich weiß nicht, wie ich an deiner Stelle handeln würde. Vielleicht kannst du deiner Chefin ja klarmachen, wie viel dir an der Behandlung liegt und welch Herzenswunsch es von dir ist. Sie muss die künstliche Befruchtung ja auch nicht toll finden, etwas Verständnis für deine Situation würde dir ja schon reichen. Und wenn sie ganz uneinsichtig ist, könntest du ja eine besonders liebe Kollegin darum bitten, nochmal mit der Chefin zu reden.

Alles Liebe und viel Glück,
hobbit mit Yara
Bild
Benutzeravatar
Antje25
Rang4
Rang4
Beiträge: 6806
Registriert: 20 Jul 2001 02:00

Beitrag von Antje25 »

Ich habe das gleich Problem gehabt. Ich arbeit in einer sehr großen Firma in der Produktion. Alleine durch meine Wechselschicht sind Fehlzeiten unumgänglich. Gleich nachdem wir von Doc kamen, sind mein Mann und ich zu meinem Meister, haben ihm erzählt was Sache ist und daß das doch in diesen Vier Wänden bleiben sollte. Keine Ahnung ob er sich verplappert hat, jedenfalls wurde ich damals von einigen angeprochen, was denn nun mit meiner SS sei. Prima :roll: Wenn ich jetzt frei brauche wegen US oder so ( wir haben auch ca. 1Stunde Anfahrt zur Praxis) sage ich immer nur: Brauch dann und dann frei. Arzttermin! Da weiß mein Meister schon Bescheid.
Eine Kollegin von mir hat das auch alles hinter sich und hat immer was von Zysten erzählt. War ja nicht ganz gelogen, weil ja auf der AU Bescheinigung ein Stempel vom Gyn ist! Geht doch keinen was an, was frau hat! Bei mir wissen nur 2 ganz enge Kolleginen was und die halten mir auch den Rücken frei.
Erzähl doch demnächst auch was von Zystenprobleme die behandelt werden müssen, die Behandlung aber Zyklusabhängig ist! Meine Bauchsp. war auch Zyklusabhängig, da gleichzeitug eine Gebärm-spiegelung mitgemacht wurde. Und die kann ja auch nicht während der Mens erfolgen!
Viel Glück!
Antje
AndreaTr
Rang0
Rang0
Beiträge: 187
Registriert: 20 Jul 2001 02:00

Beitrag von AndreaTr »

Hallo,

ich finde es schon traurig, daß man sich für den Arbeitgeber Geschichten ausdenken muß. Dieses bringt ja auch nur noch zusätzlichen Stress hinzu.
Ich hatte bei unsererm ersten Versuch auch von einer zu entfernenden Zyste erzählt. Den zweiten Versuch haben wir dann in unseren Urlaub gelegt (er wurde allerdings abgebrochen). Jetzt bei unserem dritten Versuch habe ich gar nichts angegeben. Ich war bei meinem HA und der hat mich krankgeschrieben. Eine Begründung weswegen habe ich der Firma nicht mitgeteilt. Sollte mich jetzt jemand fragen, dann werde ich einfach sagen, daß es eine sehr private und intime Geschichte ist, über die ich nicht reden möchte, da ich selbst damit fertigwerden muß. Andererseits könnte ich ihnen ja anbieten zu lügen. Dann können sie sich ja überlegen, ob sie noch weiter nachfragen möchten.
Es ist wirklich traurig, denn unser Problem wird ja nun als Krankheit angesehen. Warum müssen wir uns damit nur so verstecken ???

Liebe Grüße
ANDREA
Benutzeravatar
Antje25
Rang4
Rang4
Beiträge: 6806
Registriert: 20 Jul 2001 02:00

Beitrag von Antje25 »

Ja sicher ist es traurig, wenn wir uns auf der Arbeit irgendetwas ausdenken müssen! Und sicherlich ist es nicht rechtens, daß der Arbeitgeber wissen muß, warum ich frei brauche! Nur ist bei uns das Problem, wie gesagt große Firma, daß in unserer Abteilung sehr viele Frauen sind, die alle mal gerne einen Tag oder länger zwischendurch frei wollen. Kinder, Mann, weiß der Geier was noch! Und wenn es dann noch so viele Tage hintereinander in einem Monat sind, dann wird natürlich gefragt, warum frei und wirklich so wichtig? Einerseits bin ich froh, daß ich damals mit meinem Mann im Schlepptau zum Meister gegangen bin und ihm reinen Wein eingeschenkt habe, aber anderseits- er ist Türke und hat leider manchmal nicht so die passenden Worte. Denke mal daß er da zu jemanden gesagt hat, es könne sein, daß ich nicht mehr wiederkomme. Da kann sich bei uns jeder an einer Hand abzählen, was Sache ist. Wechselschicht ect. ist bei SS nicht erlaubt. Wer schwanger ist, kommt aus der Abteilung raus.
Und wenn ich dann WIEDER mal einen Tag frei hatte, kommen natürlich welche die halt nicht so einfach frei bekommen an und fragen, was war! Jetzt nach dem ET war ich krankgeschrieben. Kam Donnerstag zur Arbeit und gleich kam die Erste an!

Da ist die Lügerei verständlich, denn ich weiß nicht, wie meine anderen Mitarbeiterinnen regieren, wenn sie von meiner Behandlung wüßte. Und ich will es denen auch nicht sagen, da ich es sonst gleich an`s Schwarze Brett hängen könnte. Traurig aber war!
Antje
Kim
Rang1
Rang1
Beiträge: 807
Registriert: 12 Jul 2001 02:00

Beitrag von Kim »

Tja, es ist immer das gleiche Problem, aber eine allgemeingültige Antwort wird es darauf wohl nie geben.

Auch ich bin wie Faith der Meinung: Was geht es meinen Chef an. Wir haben niemanden etwas von unserer Behandlung gesagt und ich werde es auch im nächsten Versuch wieder so handhaben.

Beim ersten Mal hatte ich mich auch am Tag der Punktion spontan wegen "Magen-Darm-Grippe" krankgemeldet. War schon ein doofes Gefühl, aber ein vorauszusehender Krankheitsfall hätte viele Fragen aufgeworfen. Beim zweiten Mal habe ich es wie Heiki gemacht. Ich erwähnte meinem Chef gegenüber, daß ich momentan leichte gesundheitliche Probleme hätte und mich einigen Untersuchungen unterziehen müßte. Beim weiteren Nachboren erwähnte ich dann auch "Unterleibsgeschichte" und wie Heiki schreibt, spätestens da werden die Köpfe rot und die Fragen bleiben aus.
Die Lügerei ist zwar nicht toll, aber wohl manchmal notwendig. Ich hatte entschieden, meinen Chef/Kolleginnen, etc. nicht einzuweihen. Was wäre wenn es nie klappen würde, dann hätte ich neben einer Zukunft ohne Kinder auch noch eine Zukunft ohne berufliche Perspektiven gehabt. Denn ich glaub', da sind die meisten Arbeitgeber gleich. Wieso noch Geld in Weiterbildung, Berufsförderung, etc. stecken, wenn die sowieso bald schwanger ist und geht.
Wie man hier ließt, haben ja nicht mal weibliche Chefs Verständnis dafür uns sehen Schwangere als rotes Tuch an. So ist die Gesellschaft nun einmal, aber Fakt bleibt, nur Frauen können die Kinder bekommen.

Ich hoffe, du findest für dich den besten Weg mit dem Thema umzugehen. Dich vor deinen Kollegen nicht zu sehr ausziehen zu müssen und dich dennoch gut zu fühlen, wenn auch mit ein paar Notlügen.

Toi, toi, toi
Kim
Antworten

Zurück zu „Rund um den Kinderwunsch“