Fernseh-Tipp für den 10.9 und 12.9.2002

Unsere Hauptkategorie. Hier wird über alles rund um den Kinderwunsch diskutiert. :-)
bea
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Beitrag von bea »

Hallo,
meiner Meinung nach mussen wir uns solche Beiträge anschauen, damit wir uns auch beim jeweiligen Sender beschweren können.

Gruß bea
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Redaktion „Kinder aus dem Eis“ (gesendet am 12.09.02)

Sehr geehrte Damen und Herren,

diese Sendung war eine weitere mit dem Ziel, die Meinung gegen Kinderwunschbehandlung in der Allgemeinbevölkerung zu verstärken und ungewollt kinderlose Paare weiterhin kinderlos zu belassen – mal wieder ohne Anspruch auf wahrheitsgemäße Faktenwidergabe. Im Vergleich zu einigen anderen Medienberichten, die mit ähnlichen Mitteln arbeiten, empfand ich diese aber schon besonders heftig. Vielleicht liegt das daran, dass sie aus dem sehr von der Kirche beherrschten Bayern gesendet wurde.

Ich bin selbst gerade schwanger mit dem 2. IVF-Kind und musste daran denken, wie es Frauen beim Sehen solcher Sendung gehen muß, die sich gerade in der „Warteschleife“ befinden (Zeit zwischen dem Transfer und dem Test) oder denen, die gerade vor dem Beginn einer Kinderwunschbehandlung stehen und die nicht so gut über die wahren Fakten informiert sind wie ich inzwischen. Die von Ihnen engagierte Psychologin (zufällig von der Uni Münster, in der auch Theologie studiert werden kann und zufällig aus der Stadt, in der u.a. Kardinal Lehmann residiert?) wird schon genau gewusst haben, welche Auswirkungen ihre Worte haben können, dass sie nicht gerade einen positiven Einfluß auf den Erfolg der derzeitigen Behandlungen ausüben werden. Sie spricht ja auch selbst darüber, dass die Psychologie eine Rolle spielt. Wenn sie eine Baby-Take-Home-Rate von 6% nennt und meint, man wäre an der Universität Münster darauf gekommen, dann muß sie dazu sagen, dass eine solche Erfolgsrate deutlich unterdurchschnittlich ist. Deutschlandweit wäre eine Baby-Take-Home-Rate bei IVF von mindestens 14% pro Versuch zu nennen.

Nach dem Deutschen IVF-Register (www.deutsches-ivf-register.com) gab es 2000 in Deutschland z.B. 51.284 stimulierte Zyklen, davon 46.872 Punktionen, davon 39.755 Transfere, davon 10.388 Klinische Schwangerschaften, davon 5.327 gemeldete Geburten und 2.118 gemeldete Aborte. Etwa 30% aller Patienten geben leider keine Rückmeldung an ihr Kinderwunschzentrum, was aus dem Kind geworden ist. Daher kann man für die restlichen 2.943 Fälle nur annehmen, dass sie sich etwa im gleichen Verhältnis Geburten : Aborte aufschlüsseln. Ohne diese Annahme hätte man also eine Baby-Take-Home-Rate von 10,3%, mit dieser Annahme (realistischer) von 14,2%, wobei die jeweiligen individuellen Voraussetzungen der Paare noch zu berücksichtigen wären. Zu erwähnen wäre, dass Aborte wahrscheinlich eher im Kinderwunschzentrum bekannt werden, weil die Paare sich anschließend meist erneut in Behandlung begeben. Die Zahlen werden von den Erfolgsmeldungen in den Internet-Foren, wie z.B. www.wunschkinder.de und www.babyhilfe.de bestätigt. – Was haben Sie dieser Frau Prof. Dr. Hölzle eigentlich für ihre bewussten Falschaussagen gezahlt?

Nun, die Psychologie spielt schon eine Rolle, ob man Erfolg hat, jedoch nicht diese, die ihr hier angehaftet werden soll. In erster Linie ausschlaggebend sind die medizinischen Voraussetzungen, Indikationen bei den betreffenden Frauen und Männern, genetische Beschaffenheit der Embryonen. Viele Paare werden jahrelang von ihren behandelnden Ärzten, die nicht auf die Thematik spezialisiert sind, verkohlt, indem sie sich anhören müssen, da wären nur psychische Barrieren oder sie sollten sich mal einer Sexualberatung stellen oder noch schlimmeres. Hinterher stellt sich dann heraus, dass es ganz gravierende Gründe gab, die in keiner Weise was mit der Psyche zu tun haben. Über die Häufigkeit der Ursachen können Sie sich ebenfalls im IVF-Register (Seite 9) informieren. Die Praktik, den Paaren erst mal psychologische Barrieren anzudichten und sie damit einige Monate oder Jahre leiden zu lassen, wirkt sich verstärkend aus und baut eher psychologische Barrieren erst auf.

Mit „Kindern aus dem Eis“ hatte Ihre Sendung letzten Endes kaum etwas zu tun, denn über Kyrokonservierung wurde nicht sehr viel gesprochen. Ihre gruselfilmähnlichen fertigen Babys in Eisblöcken und auseinandergenommenen Puppen hatten nichts mit der Realität zu tun.

Die dargestellten Reduktionen, die in der Tat grausam sind (ich bin so froh, dass ich niemals vor eine solche Entscheidung gestellt werden musste und ich hätte sicher schwer darunter gelitten, wenn ich es entgegen meinem inneren Willen zur Rettung der anderen Kinder hätte tun müssen) wären bei einer besseren Gesetzgebung in Deutschland vermeidbar. Nur hatte bisher kein Fernsehsender das Gesicht, die Alternativen aufzuzeigen (Blastozystentransfer nach Weiterkultivierung aller Embryonen über 5 Tage oder PID mit dem einzigen Zweck, nur die Embryonen (das sind etwa 60% aller Embryonen) nicht zu transferieren, die eindeutig nicht die genetische Voraussetzung zur Menschwerdung zu besitzen (Das wäre keine Selektion!). Solche Methoden würden die Erfolgswahrscheinlichkeit deutlich heraufsetzen und man müsste nur noch 2 Embryonen für eine vertretbare Erfolgsrate transferieren. Ich hatte mir übrigens auch immer 3 Embryonen übertragen lassen. Leider war ich Selbstzahler und konnte mir finanziell nicht zu viele Fehlversuche leisten. Schon blöd, wenn man solche schwerwiegenden Fragen über das eigene Portemonai entscheiden muß.

Ich möchte betonen, dass ich keinen medizinischen Beruf habe und auch keine sonstigen kommerziellen Interessen, die mich zur Darstellung der wahren Fakten und zum Widerstand gegen solche meinungsmanipulierenden Falschdarstellungen bewegen. Ich bin eine Betroffene, die eine wahrheitsgemäße Aufklärung fordert. Ich möchte nicht zum Monster degradiert werden, weil meine Kinder durch künstliche Befruchtung entstanden sind und weil ich es immer wieder tun würde, weil unsere Kinder das wahre Glück in unsere Familie gebracht haben. Und ich wünsche mir nicht, dass andere Paare lebenslang unglücklich bleiben müssen, weil sie Ihnen z.B. die 6% Erfolgsrate abgenommen haben.

Mit freundlichen Grüßen

xxxxxxx (erstes Kind entstand bei der 2. IVF, 2. Kind bei der ersten IVF nach einem erfolglosen Kyro-Versuch)
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. med. Nieschlag,

ich habe bereits 2 IVF-Kinder, stehe aber in Kontakt mit einer Frau, die geplant hatte, an Ihrer Universität auch eine Kinderwunschbehandlung durchführen zu lassen.

Am 12.09.02 wurde auf „Bayern3“ eine Sendung mit dem Titel „Kinder aus dem Eis“ ausgestrahlt. In dieser kam eine Psychologin, Frau Prof. Dr. Christiane Hölzle, zu Wort, die wohl an Ihrer Uni beschäftigt ist und mit Ihnen zusammengearbeitet haben muß. Diese behauptet, dass bei Ihnen Studien durchgeführt wurden, die belegen, dass IVF nur eine Baby-Take-Home-Rate von 6% bringen würde. Diese Zahl hat mich sehr verärgert, da ich aus dem Deutschen IVF-Register weiß, dass die Zahl deutlich (mehr als das doppelte) höher liegt. Auch bin ich immer noch in den einschlägigen Internet-Foren unterwegs und studiere dort die Erfolgsmeldungen, die eine ähnliche Sprache sprechen. Ist die Rate an Ihrer Uni tatsächlich so abgrundtief gering? Meine Bekannte ist jetzt völlig verunsichert und weiß nicht, ob sie sich doch lieber ein anderes Kinderwunschzentrum aussuchen soll.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meine Frage so schnell wie möglich beantworten, wenn Sie mir außerdem sagen, wo ich evt. diese Studie nachlesen kann und wenn Sie mir mitteilen, unter welcher Adresse oder wie sonst ich diese Frau Prof. Dr. Christiane Hölzle erreichen kann.

Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen xxxxx


(Herr Prof. Dr. med. Nieschlag leitet das Institut für Reproduktionsmedizin am Universitätsklinikum Münster)
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Sehr geehrte ......,

zu Ihrer Anfrage und Sorge möchte ich folgendes mitteilen:

Frau Dr. Hölzle hat Mitte der 80er Jahre mit uns gearbeitet und ist jetzt an der
Fachhochschule Münster tätig. Seit dieser Zeit gibt es keinen Kontakt mehr. Dr. Hölzle
ist also auch nicht über unsere Erfolgszahlen seit vielen Jahren informiert. Wir bedauern
selber, daß sie ihr Wissen nicht aktualisiert und ihre Statements entsprechend adaptiert.

Wenn Sie uns Ihre Postadresse mitteilen, können wir Ihnen bezüglich unseres Zentrums ein
Informationsblatt mit den Zahlen des letzten Jahres zusenden. Wir liegen damit in einem
effektiven Bereich und deutlich über dem Durchschnitt der deutschen IVF-Zentren.

Mit freundlichen Grüßen

E.Nieschlag
--
Prof. Dr. E. Nieschlag, FRCP

Institute of Reproductive Medicine
of the University
Domagkstr. 11
D-48149 Münster
Tel.: +49-251-83 56097
Fax: +49-251-83 56093
email: nieschl@uni-muenster.de
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Irene H.
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Beitrag von Irene H. »

Hallöchen Zusammen,
da bin ich nun wieder,zwar mit verspätung,aber wie ich sehe,hat sich ja so einiges hier getan.
zur hobbythek,kann ich nur sagen,das es informativ war,eben wie man sich das von der hobbythek nun mal sich vorstellt.
habe hierzu auch noch was,welche die sendung nicht gesehen haben,ein link: http://www.hobbythek.de/dyn/6188.phtml

zur sendung,auf wdr,hat mich nichts umgehauen.laß mich auch nicht so schnell umhauen. :lol:

tja, und zu bayern 3;dieser sender hat wohl den vogel abgeschoßen,mit seiner ausstrahlung"kinder aus dem eis" :evil:
dank rebella67,was sie hier so geschrieben hat,erlaube ich mir dieses urteil.

so ihr lieben,ich wünsche euch noch einen schönen tag,
alle die sich gerade in der
warteschleife befinden,ebenso die sich in stimulation befinden,
drücke ich meine däumchen *dd*

lieben gruß irene h. :dance:
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