Blastozysten-Transfer

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Neschi
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Beitrag von Neschi »

Frage:
Ich lese immer mal wieder, dass jemand erfolgreich schwanger wurde durch einen Blastozystentransfer. Kann mir jemand mal bitte etwas mehr dazu sagen?
Macht das jede Klinik, wer trägt die Kosten usw....?
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Neschi
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Beitrag von Neschi »

Antwort von Natti:

Eine befruchtete Eizelle, die sich ordnungsgemäß bis zum 5. Tag nach Befruchtung (Punktionstag) weitergeteilt hat, nennt man Blastozyte.

Nun gibt es KiWu-Praxen, die der Ansicht sind, daß sie mehr Erfolg haben, wenn sie solche Blastozyten transferieren und nicht schon am 3. Tag nach der Punktion. Das ist natürlich insoweit richtig, als eine Eizelle, die fünf Tage durchgehalten hat, wohl auf dem "richtigeren" Weg ist als eine, die bereits am 3. Tag mit der Zellteilung aufgehört hat. Transferiert man am 3. Tag, bekommt man das aber nicht mit und macht sich verstärkt HOffnungen. Anders gesprochen: Eine Eizelle, die am 5. Tag noch munter dabei ist, dürfte ziemlich gesund sein und daher mit hoher Wahrscheinlichkeit (wenn es keine Einnistungs-Schwierigkeiten gibt) zu einer Schwangerschaft führen. Allerdings - das muß man auch sagen und das unterschlagen viele KiWu-Praxen: Diese "guten" Eizellen würden sich mit gleicher Wahrscheinlichkeit einnisten, wenn sie bereits am 3. TAg transferiert worden wären.

In Deutschland ist der B-Transfer eine reine Geschmacksfrage - es gibt keinerlei exakte Studien, ob sich Eizellen besser teilen, wenn sie in einer Schale liegen als in ihrem natürlichen Umfeld. In Brüssel, dem weltweit führenden ICSI-Zentrum, wird davon nichts gehalten, sondern in aller REgel am 3. Tag nach Punktion auch transferiert!

Viele meinen allerdings etwas anderes, wenn sie von "Blastozyten-Transfer" sprechen. In Ländern, in denen die EInschränkungen des Embryonen-Schutz-GEsetzes nicht gelten (z.B. Belgien, Holland, Tschechien, Schweiz, Österreich), ist es erlaubt, alle befruchteten Eizellen bis zum maximal 5. Tag nach der Befruchtung zu beobachten und dann daraus die besten auszuwählen und zu transferieren. Die anderen werden dann eingefroren (bzw. verworfen). Dieses Vorgehen ist in der Tag erfolgreicher, weil die Selektion aufgrund einer anderen Ausgangsbasis erfolgen kann. In Deutschland muß im Vorkernstadium bereits entschieden werden, welche Eizellen weiterkultiviert und welche Kryokonserviert werden. Zwar machen einige KiWu-Praxen dann eine Vorkernanalyse oder Polkörperchenanalyse, aber diese sind längst nicht so gut und aussagekräftig (logischerweise) wie die Beobachtung bis zum Blastozyten-Stadium.

Aber (immer gibt's auch ein Aber): Die Brüsseler meinen, daß sie erfolgreicher sind, wenn sie bereits am 3. Tag nach Punktion transferieren. D.h., sie warten das B.Stadium in der Regel (außer bei Chromosomen-Anomalien wegen der Praeimplantationsdiagnostik) gar nicht ab, sondern selektieren aufgrund des Zustands der befruchteten Eizellen am 3. Tag.

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Danke, Natti, für diese ausführliche Erklärung!
Claudine*
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Beitrag von Claudine* »

Liebe Neschi,

deine Info über die Schweiz ist leider nicht richtig. Die späte Auslese ist nicht gestattet, gleiche Regelung wie in Deutschland. Aus diesem Grund lassen sich auch etliche Paare in Österreich behandeln.

Liebe Grüsse

Claudine
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Neschi
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Beitrag von Neschi »

kiwi
Erstellt am: 2001-09-27 15:23
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Meine Ärztin sagte, daß Sie im letzten Jahr an der Bonner Uni eine Vergleichsstudie gemacht hätten zwischen dem 2Tage alten Et und den nach 5 Tagen. Sie malte mir eine Kurve auf aus der man sehen konnte, das die Überlebensrate am 3.Tag am höchsten ist und dann rapiede abfällt. Von 10 Ez werden vielleicht 2 Blastozysten. Die überlebenschancen sind in-vitro viel schlechter als im Uterus.
Wenn man die Möglichkeit hätte, wie es in einigen anderen Ländern der Fall ist sämtliche EZ weiterentwickeln zu lassen um sich dann die 2-3 besten auszusuchen, wäre einiges gewonnen. Da aber das zeitliche Fenster nur max. 3 Tage beträgt um den ET durchzuführen ( sonst ist die Schleimhaut zu alt) kann man auch nicht ein Päckchen nach dem anderen auftauen (bei Kryo). Am Ende bleibt dann vielleicht nichts.
Also sei der beste Zeitpunkt der von 3 Tagen, aus Ihrer Erfahrung heraus.
Grüße kiwi.
Andrea69
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Beitrag von Andrea69 »

Hallo,
also ich kann dazu nur sagen, daß meine beiden befruchteten Eizellen 5 Tage kultiviert wurden und sich beide zu Blastozysten "gemausert" haben. Ich weiß jetzt nicht, ob das ungewöhnlich ist (glaub nicht, daß meine Eierchen etwas besonders sind!).

Mein Arzt hat auf jeden Fall gemeint, daß es sehr selten vorkommt, daß die Eizellen schon vorher absterben!? Eher käme es vor, daß sie ihren Wachstum verlangsamen und dadurch offenbar weniger Einnistungsschancen hätten.

Liebe Grüße
Andrea
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Neschi
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Beitrag von Neschi »

Steinbock
Erstellt am: 2001-09-26 13:32
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Nachfolgend ein Artikel über Embryonen - Blastozysten


Blastozystentransfer: Zu gute Erfolge?

Gorrill MJ, Sadler-Fredd K, Patton PE, Burry KA. Division of Reproductive Endocrinology and Infertility, Department of Obstetrics and Gynecology, Oregon Health Sciences University.

Blastozysten sind Embryonen, welche älter als 3-4 Tage alt sind und besitzen ein hohes Einnistungspotential. Im Ausland (in dieser Studie in den USA) ist die Selektion der Blastozysten bis zum Transfer erlaubt, eine Möglichkeit, die gesetzlich bedingt, in Deutschland nicht besteht. In der Studie wurden 553 Blastozystentransfers untersucht insbesondere im Hinblick auf die entstehenden Mehrlinge.

2,2 Blastozysten wurden im Schnitt transferiert, die Schwangerschaftsrate betrug 45,1%. Es traten dabei in 40, 9% der Fälle Mehrlingsschwangerschaften auf, 36,5% Zwillinge und 4,3% Drillinge.

Mehrlingsschwangerschaften traten signifikant häufiger auf, wenn der Transfer erst am 5. Tag erfolgte, wenn mehr als eine Blastozyste transferiert wurde oder das Alter der Patientin < 34 Jahre betrug.

Die Gefahr von Mehrlingsschwangerschaften ist bei einem Transfer von selektionierten Blastozysten sehr hoch, im Umkehrschluß heißt das aber auch, daß man bei einem Transfer in diesem Stadium nur einen Embryo benötigt, um eine gute Schwangerschaftsrate zu erreichen. Dies führt zu der Überlegung, daß, entsprechende Gesetzesänderungen in Deutschland vorausgesetzt, in Zukunft nur wenige gute Eizellen und Embryonen vonnöten sind, um ein Paar erfolgreich therapieren zu können und die Stimulation entsprechend niedrig dosiert werden könnte. Damit würden geringere stimulationsbedingte Risiken einhergehen und letztlich auch eine geringere Mehrlingsrate, wenn man sich in günstigen Fällen (Alter der Frau <34) auf den Transfer von einem Embryo beschränken kann.

Am J Obstet Gynecol 2001 Jun;184(7):1471-7
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Beitrag von Neschi »

Claudia2
Erstellt am: 2001-09-28 10:10
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Es dürfen in Deutschland sehr wohl Blastozysten transferiert werden. Voraussetzung ist, dass bei den Eizelllen nicht alle befruchteten weiterkultiviert werden, sondern vorher max. 3 Eizellen ausgesucht werden müssen, die sich im Vorkernstadium befinden. Diese drei dürfen dann weiterkultiviert werden. Entweder sie entwickeln sich zu Blastozysten, oder sie gehen zugrunde. In anderen Ländern können nach der Befruchtung alle Eizellen weiterkultiviert werden, um zu sehen, welche und wieviel übrig bleiben. Nur das ist verboten - die natürliche Auslese nach der Befruchtung.
Es ist allerdings auch so, dass die Embryos, die es schaffen sollen (können) sich sowohl in der Gebärmutter als auch in der Petrischale weiterentwickeln - egal ob im 2-, 4-, 8- Zellstadium. Schaffen sie es in der Gebärmutter nicht, dann hätten sie es auch nicht als Blastozyste beim Transfer geschafft.
Einen Vorteil hat man bei der Methode tatsächlich nur im Ausland, wenn man alle befruchteten Eizellen kultiviert und wartet, welche übrig bleiben.
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gisa
Erstellt am: 2001-10-02 16:29
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Hallo Ihr,
im Uterus haben die Embryonen nach dem 3. Tag offensichtlich bessere Chancen als in einer Nährlösung. Es findet in der Nährlösung sozusagen eine härtere Auslese statt, je länger sie sich darin befinden. Damit steigen natürlich die Chancen, dass Embryonen, die es bis zur Blastozyste schaffen, sich auch gut einnisten und weiterentwickeln.
Nur, was nützt das, wenn ich sowieso nur max. drei verwenden darf? Die Kultivierung bis zum Blasto-Stadium macht also nur Sinn, wenn ich viele befruchtete Eizellen habe und die besten auswählen darf. Aber jegliche Art von Selektion ist diesbezüglich in Deutschland verboten.
Aber neben der gesetzlichen Möglichkeit, brauche ich auch mehr als drei befruchtete und teilungsfähige Eizellen. Ich hatte dieses Mal nur zwei und bin jetzt schwanger. Blasto-Transfer hätte bei mir gar nichts gebracht. Also sollte man überlegen, ob man deswegen den Aufwand, ins Ausland zu gehen, auf sich nehmen möchte.
MfG
Gisa

<font size=-1>[ Diese Nachricht wurde ge&auml;ndert von: Neschi am 2001-10-02 18:57 ]</font>
Sina
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Beitrag von Sina »

Hallo Ihr Lieben ,
ich bin gerade am zittern , denn morgen früh um 8 erfahre ich , ob unsere 3 das Blasto Stadium erreicht haben oder ob sie schon abgestorben sind . Nach 10 Icsis (davon eine biochemische und eine Eileiterschwangerschaft ) wollte der Arzt sehen , ob die Eizellen überhaupt Chancen haben . Ist ja auch in unserem Sinne ! Trotzdem habe ich ziemlich Angst !
Viele liebe Grüße
Sina
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Neschi
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Beitrag von Neschi »

Liebe Sina,

wir drücken dir natürlich alle die Däumchen und hoffen, daß deine 3 Kleinen putzmuntere, einnistungsfreudige Blastis sind.

Liebe Grüße,
Neschi
Sina
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Beitrag von Sina »

Hallo Ihr Lieben ,
heute morgen wurde mir mitgeteilt , dass sich keine der Eizellen befruchtet hat .Es ist für mich mehr als zweifelhaft ,zumal bei allen anderen 10 Icsis es nie solch eine Situation gab . Allerdings war ich dieses Mal in einer anderen Praxis , sodaß ich mich frage, ob es nicht an denen gelegen hat . Ich bin sehr traurig !
Viele Grüße
Sina
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