Arbeitgeber

Unsere Hauptkategorie. Hier wird über alles rund um den Kinderwunsch diskutiert. :-)
Anita73
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Beitrag von Anita73 »

Liebe Mina,
es gibt hier ja doch sehr verschiedene Meinungen. Ich gehöre eher zu denen, die mit der Wahrheit am besten fahren. Also ich habe meinen Chef von Anfang an eingeweiht. Denn meine Meinung ist: Die ganzen Behandlungen sind doch eh schon sehr belastend (psychisch, seelisch körperlich usw.) und ich denke, daß man sich zusätzlich nicht noch dem Streß antun sollte, sich zu überlegen, wie man sich auf der Arbeit entschuldigt. Es wäre ja eine zusätzliche Belastung.
Meine Kolleginnen wissen auch alle Bescheid (hab aber auch ein gutes Verhältnis). Und siehe da: als ich es der Ältesten von ihnen erzählt habe, hat sie mir dann auch gestanden, daß sie das alles vor 10 Jahren auch schon mal durchgemacht hat. Dies denke ich, liegt aber daran, wie man sich mit den Kolleginnen versteht. Aber nochmal zurück: Mein Chef unterstützt mich sehr, läßt mich auch jederzeit gehen für die Untersuchungen. Er selbst sagt mir auch immer wieder: Egal was auf der Arbeit los ist: das eigene Glück steht immer an erster Stelle!!

Ich hoffe, daß Du den richtigen Weg für Dich findest, egal wie Du Dich entscheiden solltest, und vor allem wünsche Ihr Dir alles Gute.
Liebe Grüße Anita
mina2
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Beitrag von mina2 »

Hallo liebe Ratgeberinnen,
vielen dank für die vielen Antworten mit Tipps und Anregungen. Vielleicht werde ich bei den Voruntersuchungen, soweit sich ein Termin nicht völlig in den Feierabend verstecken lässt, ein paar andere Ärzte mit reinmischen: Zahnarzt, Hautarzt (sind sowieso dran!!) ... und bei Punktion und Transfer werde ich vielleicht den Tipp aufnehmen, mir eine Krankschreibung beim Hausarzt zu holen.
Denn ich bleibe lieber dabei, nicht mit offenen Karten zu spielen.
Danke noch mal!
Gruß Mina
Lore
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Beitrag von Lore »

Liebe Mina !!!
Ich bin auch der gleichen Meinung wie Du, an der Arbeit nicht mit offenen Karten zu spielen. Ich traue meinem Chef nicht über den Weg. Ich hätte zwar kein Problem damit, wenn er mir kündigen würde, aber ich habe einfach Bedenken, ob er den Mund hält. Bis auf eine Kollegin, weiß keine bescheid und das wird auch so bleiben. Du weißt sicher wie das ist, wenn nur Weiber zusammenarbeiten. Das wird übereinander hergezogen und darauf kann ich gut und gerne verzichten. Ich habe bereits 3 ICSI-Behandlungen hinter mir. Ich war beim ersten und zweiten Versuch jeweils 17 Tage krankgeschrieben. Da kommen schon blöde Fragen, aber ich habe auch die Geschichte der Zysten erzählt. Ob die mir geglaubt haben oder nicht, ist mir ziemlich egal. Beim dritten Versuch hatte ich 2 Tage Urlaub wg. Punktion. Transfer war dann am WE.
So kamen diesesmal keine blöden Fragen. Wenn ich zum FA mußte, habe ich gesagt, ist immer noch wg. den Zysten. Es ist schon sehr belastend wenn man nicht offen sein kann, aber beim nächsten Versuch im nächsten Jahr, werde ich auch keinen Ton sagen. Is besser so.
Liebe Grüße :smile: Lore :smile:
debi
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Beitrag von debi »

Hallo mina und alle anderen,

mich hat die Sache mit meiner Arbeitsstelle (Ausreden erfinden, häufige Arzttermine usw.) auch mehr belastet, als die ganze Behandlung an sich. Ich habe mir unheimlich viele Gedanken gemacht, wie ich das alles geregelt bekomme. Ich bin so ein Typ, der normalerweise so gut wie nie krank ist, sich auch mit schlimmster Grippe noch zur Arbeit schleppt, immer pünktlich ist usw. Zudem arbeite ich in einer "Firma" mit 350 Leuten und da wird natürlich getratscht ohne Ende (ich sage nur Kantine...). Für mich stand daher von vornherein fest, dass ich niemanden auf der Arbeit von unserem Problem erzähle. Ich habe zwar zu meinem Chef ein gutes Verhältnis und auch zu vielen meiner Kolleginnen, aber letztendlich wusste ich doch nicht genau, wem ich vertrauen kann. Außerdem bin ich der Meinung, dass es etwas sehr privates ist, das eigentlich niemand außer mir und meinem Mann etwas angeht (bei uns wissen nur meine Eltern und meine Schwester Bescheid).

Ich habe inzwischen eine IVF, zwei ICSI`s und einen Kryo-Versuch durchgezogen, ohne dass jemand auf der Arbeit etwas mitbekommen hat. Allerdings hat mich die ganze Sache psychisch sehr belastet, so dass ich nach dem zweiten Versuch von Vollzeit auf Teilzeit gewechselt bin. Ich war bei der ersten IVF 10 Tage krank geschrieben und habe schon im Vorfeld etwas von einem gynäkologischen Eingriff erzählt. Leider bekamen bei mir nicht alle einen roten Kopf und fingen an zu schweigen, sondern eine ältere Kollegin (die selbst immer alle möglichen Krankheiten hat) fing richtig an zu bohren. Ob es denn Zysten seien, wo und WIE !!! denn der Eingriff gemacht wird usw. Ich kam ganz schön ins schleudern und konnte nur durch weitere Notlügen die Situation irgendwie retten. Für den zweiten Versuch habe ich dann meinen kompletten Jahresurlaub geopfert, denn diese Nummer wollte ich mir nicht noch einmal geben...

Jetzt mit der Teilzeit geht alles viel einfacher. Ich habe zwei Tage in der Woche frei oder kann meine Arbeitstage auch mal problemlos verlegen. Ich bin sehr froh, dass ich mich zu diesem Schritt entschlossen habe. Und ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass es richtig war, auf der Arbeit nichts zu erzählen. Das wird bei mir auch so bleiben.

Euch allen viel Glück und die richtige Entscheidung

Liebe Grüße
debi
Schnellchen
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Beitrag von Schnellchen »

Hopp nach oben
Lieber Gruß
Iris





Gitta
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Beitrag von Gitta »

Hallo Ihr alle zusammen!
Einige kennen mich vieleicht aus dem Chat.
Wir beide, mein Mann und ich sind unsere eigenen Chefs. Wir haben einen landwirtschaftlichen Betrieb und somit keinen Vorgesetzten.
Somit fällt die Frage "Wie sag ich es meinem Chef" schonmal weg. Allerdings bin ich etwas traurig über Euer Selbstbewußtsein, wir kämpfen doch schließlich alle vor den KKs, in den Medien und sonstwo um Unterstützung und Anerkennung !
Gut, ich erzähle auch nicht jedem das wir mit einer ICSI anfangen, aber unsere Eltern, Geschwister, und einige Freunde und Nachbarn wissen schon Bescheid. Somit haben wir auch mehr Gelegenheit über unsere Sorgen und Ängste zu sprechen. Außerdem glaubt man gar nicht, wie vielen Ehepaaren im engeren Umkreis das Herz nach einem Kind zerbricht ! Eine Freundin von mir geht jetzt auch zur KiWu-Behandlung, nachdem ich ihr davon erzählt habe !!
Wir haben doch keinen Grund uns zu verstecken !!!
Viele liebe Grüße und Kopf hoch, Eure Gitta
natti
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Beitrag von natti »

Hallo GItta,

ich glaube, mit Selbstbewußtsein hat das nichts zu tun, daß sich viele lieber zurückhalten mit Berichten über ihren KiWu.

Das Ganze ist eine so höchstpersönliche Angelegenheit, daß auch jeder seine ganz individuellen Strategien hat, damit umzugehen. Nicht jeder Krebs-Patient erzählt seinem Umfeld davon - u.a. auch deshalb, weil er nicht ständig gefragt werden will, wie's denn läuft. Und wenn man mal in den "Sprüche, die die Welt nicht braucht"-Ordner schaust, dann sieht man sehr schnell, welche Unsensibilitäten der Umwelt passieren. Und auch, welche Sensibelchen manche KiWu-Patientinnen im Laufe ihrer Behandlung geworden sind.

Solche Ereignisse sind auszuhalten, wenn man weiß, daß das Umfeld ja gar nicht ahnt, daß die Bemerkung ein Volltreffer war. Kenntnis bei den anderen heißt aber ja auch, daß beide SEiten jede Bemerkung über's Kinder-Kriegen und -Haben auf die Goldwaage legen müssen. Und da für die NIcht-KiWu-Betroffenen Kinder eben nicht diese Rolle spielen, kann es da ziemlich schnell auch zur Abkapselung und zur Distanzierung kommen. Hast Du ja vielleicht auch bemerkt - die schwangere Freundin weiß gar nicht, wie sie sich Dir gegenüber verhalten soll.

Im Verhältnis zum Arbeitgeber ist es dann noch wieder eine ganz eigene Sache. Du hast es da leicht - Ihr seid niemandem Rechenschaft schuldig. Ich habe es auch leicht - ich kann kommen und gehen, wie ich will. Und ich wohne noch in unmittelbarer Nähe der behandelnden Klinik, habe also nur geringe An- und Abfahrtszeiten.

Aber diejenigen, die rechenschaftspflichtig sind ,für diejenigen ist es eine Belastung. Das wird mir so deutlich, wenn ich diese Berichte sehe! Denn das "Sich-Eröffnen" heißt gleichzeitig in vielen Berufssparten, eine "Schwachstelle" offen zu legen. Nicht nur gegenüber dem Chef (der mag das, wie ja auch viele Berichte zeigen, durchaus verständnisvoll aufnehmen), sondern vor allem auch gegenüber den Kollegen. Denn es ist doch völlig klar, daß man mit dem Kampf um ein Kind deutliche Prioritäten setzt - zu Lasten der Arbeit! Und das ist nicht gerade eine Situation, in der Kollegen an einem Job, wo möglicherweise die Stimmung eh' nicht so toll ist, locker für die Betroffene mitarbeiten.

Ich glaube eben, daß es Gründe gibt, sich "zu verstecken". Es ist eben jeder Jeck anders (wie wir hier im Rheinland sagen), und so geht auch jeder anders damit um. Ich finde es toll, daß Dir der so offene Umgang gelingt. Nicht böse sein über meine Direktheit - ich bin da immer so engagiert :smile:

Herzlicher Gruß,

NAtti
debi
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Beitrag von debi »

Hallo Gitta,

ich muß Natti voll und ganz zustimmen. Bei uns hat das auch weniger mit Selbstbewußtsein oder verstecken zu tun, sondern einfach weil wir die Behandlung als etwas sehr privates (intimes) ansehen, das wir nicht jedem auf die Nase binden wollen, schon gar nicht dem Arbeitgeber oder den Kollegen. Auf natürlichem Wege würde ich mich ja auch nicht ins Büro stellen und lauthals verkünden, dass wir jetzt am üben sind und Nachwuchs wollen. Mal ehrlich: Wen geht das eigentlich etwas an? Hier muß aber jeder für sich selbst den richtigen Weg finden. Es existieren nunmal sehr unterschiedliche Ansichten und die ultimativ richtige Lösung für jeden gibt es wohl nicht. Für manche ist es sicher gut und richtig mit der Wahrheit herauszurücken. In vielen Fällen geht es beruflich gar nicht anders und wenn man dann noch auf Verständnis stößt, ist es ja auch in Ordnung. Wir haben uns eben aus o.g. Gründen für den anderen Weg entschieden (wie so viele und das ist wirklich nicht immer einfach). Auf jeden Fall hast Du leicht reden, wenn Ihr Eure eigenen "Chefs" seid und niemand Rechenschaft schuldig sein. Ist nicht böse gemeint, aber ist halt meine Meinung.

Liebe Grüße
debi
mina2
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Beitrag von mina2 »

Hallo,
für mich hat das Thema wieder eine neue Aktualität bekommen. leider keine angenehme. Ich hatte letzte Woche Punktion und Transfer. Vielleicht hätte ich mich an das halten sollen, was ich selbst vorher ins Auge gefasst hatte: Mir eine Krankschreibung von einem Allgemeinmediziner geben lassen. Irgendwie habe ich das organisatorisch nicht auf die Reihe gebracht. Im Moment bin ich nämlich erst auf der Suche nach einem neuen Hausarzt. Da wollte ich nicht gleich mit der Bitte kommen: "können Sie mir nicht 'ne Krankschreibung für irgendwas geben, obwohl dafür eigentlich der Gyn zusändig ist". Ich habe am letzten Arbeitstag sicherlich auch noch recht fidel gewirkt, außer vielleicht gestresst. Und dann habe ich am Punktionstag einfach Bescheid gegeben, dass ich mich zum Arzt müsse, mich krank fühle .... und bin den Rest der Woche eben nicht erschienen (natürlich mit offizieller Krankmeldung).
Nun hat mich meine Kollegin vertraulich eingeweiht, dass mein Chef mich möglicherweise demnächst ansprechen wird, wissen möchte was ich gehabt habe. Es sei ja jetzt schon das zweite mal in kurzer Zeit gewesen, dazu die vielen Arztbesuche... Aus frühren Gesprächen weiß mein Chef, dass wir uns ein Kind wünschen, schon seit einiger Zeit. Und zufällig kennt er sich bestens aus mit den einschlägigen Prozeduren und steht der Sache eher kritisch gegenüber. Da hat er wohl eins und eins zsammengezählt und hat meiner Kollegin gegenüber dann schon Vermutungen geäußert, die der Sache mehr als verdammt nahe kommen. Ich war mir zwar immer bewusst, dass er in die Richtung spekulierern könnte, hatte aber damit gerechnet, dass mein Recht, meine "Krankheit" nicht nennen zu müssen nicht angetastet würde.

Es stelle sich wohl die Frage, ob ich in nächster Zeit überhaupt voll belastbar wäre und darauf müsse man sich im Team ggf. einstellen.
In dem Zusammenhang muss wohl etwas von Vertrauen / Vertrauensbruch im Gespräch gefallen sein.

Ich muss sagen, mir hat das, als ich es hörte, einen heftigen Adrenalinstoß gegeben. Und jetzt weiß ich nicht, ob sich diese Prophezeiung tatsächlich erfüllt. Aber ich muss damit rechnen auf den Kopf gefragt zu werden, was war und was sein wird, und ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll, will oder kann.
Mir kommt das als die verdammte Kehrseite des sonst so lockerern, familiären Umgangs untereinander vor. Aber ich möchte nicht meinen Arbeitgeber in meine Familienplanung mit einbeziehen! Mir ist eine Trennung zwischen dem sozialen Umfeld auf der Arbeit und meinem PRIVATLEBEN sehr wichtig.
Außerdem denke ich, abgesehen von den wirklichen Fehltagen, hat meine Leistungsfähigkeit während er ganzen Zeit nicht darunter gelitten.

Gruß Mina
P.S. Ich leide schon unter Verfolgungswahn und fürchte mein Arbeitgeber könnte sich hier auf der Seite umschauen...
Silvi*
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Beitrag von Silvi* »

Hi Mina,
ich war Anstossgeberin für die erneute Aktualität dieses Ordners!
Erst einmal finde ich es ungeheuerlich, was dein Chef so vorhat! Du MUSST erst Mal überhaupt nix sagen! Dazu bist du nicht verpflichtet! Das ist ja aber eine heikle Situation, denn man möchte ja auch nicht unkollegial wirken oder unproduktiv gegenüber den Kollegen! Das Problem seh ich auch schon auf mich zukommen! Bei uns läuft halt vieles hier locker, aber wenn dann mal was ist, dann befürchte ich das Schlimmste! An deiner Stelle würde ich es erst gar nicht soweit kommen lassen! Such du doch ein Gespräch mit dem Chef und kläre in minimal auf, sag ihm nur das Nötigste, das du eine Unterleibsgeschichte hast und dich dazu noch nicht äußern möchtest und auch noch nicht äußern kannst! BASTA!!! So würde ich vorgehen!

In wie weit er bzw. die Kollegen dann Verständnis aufbringen??? Tja, wenn man das vorher wüsste, gelle!!!

Ich wünsch dir mal eine gute Lösung, mit der alle leben können!!!

Und lass mal wieder was von dir hören, wie das nun weitergeht, ja!

Liebe Grüße Silvi :wink:
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