Entscheidungsunterstützung für/gegen ivf

Unsere Hauptkategorie. Hier wird über alles rund um den Kinderwunsch diskutiert. :-)
mina2
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Registriert: 15 Aug 2001 02:00

Beitrag von mina2 »

Liebe Kaschmierziege,
ich kenne deine Situation ganz gut. Ich bin in dieses Forum eingestiegen mit einem ähnlichen Ordner "nicht ohne Fragen ...".
*Emotionale Bewertung des Vorgangs - das musst du, da müsst ihr beide natürlich selbst in euch hineinhorchen, ob ihr glaubt, dass das euer Weg sein kann.
* Beurteilung von High Tech Medizin im allgemeinen (Luxus für reiche Länder...) - Ob eine Behandlung zu vermeidender Luxus ist, sollte wohl an den Fragen der Dringlichkeit, der Erfolgsaussicht und dem aufzuwendenden Aufwand und den Kosten beurteilt werden und zwar im Vergleich zu anderen dazu konkurrierenden Behandlungsfällen. Auf eine IVF zu verzichten, weil in Sambia ein Kind an Masern stirbt, hat, glaube ich, nur dann einen Sinn, wenn die gesparten Aufwendungen, dem kranken Kind zugute kommen könnten. Gerechtere Verteilung der Heilungsressourcen ist bestimmt ein wichtiger Anspruch. Innerhalb unseres Krankenversorgungssystems wäre es auch sicherlich ungerecht, wenn einem Krebskranken die lebenswichtige Chemotherapie verweigert würde, weil das letzte Geld in der Gemeinschaftskasse beim xten IVF-Versuch für unsereins draufgegangen ist. Wenn es nicht für alle reicht, müssen Entscheidungen nach der Wichtigkeit getroffen werden. In einer Gesellschaft, der es ohnehin an Nachwuchs mangelt, und in der zunehmend Unfruchbarkeitsprobleme auftauchen unter denen viele der Betroffenen sehr leiden, ist eine häufig Erfolg versprechende Behandlung aber nicht gänzlich unwichtig.
*Durch solchen Aufriss übergroße Erwartungen an ein Kind, die es von Anfang an übermäßig belasten? Ich denke es liegt nahe, das Einzelkinder mehr Erwartungen auf sich ziehen als Geschwisterkinder. Lang ersehnte Kinder und solche, die immer wieder kränkeln werden stärker behütet etc. Wenn man sich dieser Gefahren bewusst ist, sollte man in der Erziehung ein bisschen mit Verstand dagegensteuern, aber nicht deshalb auf ein Kind ganz verzichten.
* Neutrale Beratung schwer zu finden (jede Arztpraxis hat sicher einen Interessenskonflikt zwischen Umsatz und Beratung) Ja das stimmt, besonders, wenn man sich direkt an KIWU-Praxen wendet. Vielleicht solltest du an verschiedenen Stellen, die unterschiedliche Standpunkte vertreten, Rat holen. Und hinterher möglichst unabhängig abwägen. Vielleicht kirchliche und nicht kirchliche Familienberatungen ....
* Belastung für Beziehung? - Wenn ihr mit gutem Gefühl die Methode akzeptiert und bereit seid, die Risiken gemeinsam zu tragen, müsst ihr euch nur noch über die für euch vertretbaren organisatorischen Umstände einig werden. Man muss sich immer vergewissern, ob man noch gemeinsam auf dem Weg ist. Man muss wissen, dass man sich vielleicht gegenseitig viel Trost geben muss, wenn's Enttäuschungen gibt. Es ist schon eine gewisse Herausforderung für die Partnerschaft, manche belastet es kaum, manche stärker. Aber es ist auch eine große Hoffnung. Wie stark belastet denn die Kinderlosigkeit eine Beziehung?
* Extrem westlicher „materialistischer“ Ansatz (bin kein New Age Freak, aber trotzdem würde mich mal interessieren, wie das Problem der Kinderlosigkeit in anderen Kulturen behandelt wird...) Ich habe den Eindruck, dass für den Wunsch nach einem eigenen Kind, in vielen Kulturen ein erheblicher Aufwand Rechtfertigung findet. Hier im Forum findest du ja mehrere Türkinnen, in den Praxen siehst du ebenfalls ausländisch aussehende Paare und meine afrikanische Schwiegermutter, die wir nicht in unsere konkreten Behandlungsmethoden eingeweiht haben, hat uns auch etwas besorgt geraten, zum Arzt zu gehen, die könnten oft helfen....
* Eigentlich erzähle ich auf Arbeit und bei Freunden immer so, was mir in den Sinn kommt, aber bei dem Thema überlegt man sich das und ist wahrscheinlich ziemlich einsam? Gegen die Einsamkeit gibt es das Forum ....
Ich wünsche dir Ruhe und Klarheit für eine gute Entscheidung und damit dann viel Glück!
Ich habe übrigens drei ICSI-Versuche hinter mir und suche einen passenden Zeitpunkt für den vierten.
Herzliche Grüße Mina
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Shala
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Re: Entscheidungsunterstützung für/gegen ivf

Beitrag von Shala »

kaschmirziege hat geschrieben:Hallo allerseits,



* Emotionale Bewertung des Vorgangs

* Beurteilung von High Tech Medizin im allgemeinen (Luxus für reiche Länder...) Du solltest niemals vergessen das selbst manche hier trotz High Tech Medizin ihr Glück vom eigenen Kind nicht verwirklichen können.

* Durch solchen Aufriss übergroße Erwartungen an ein Kind, die es von Anfang an übermäßig belasten? Ich habe nie übergroße Erwartungen an mein Baby gestellt und mit einen Schwangerschaft bist du auch eine ganz "normale" Schwangere

* Neutrale Beratung schwer zu finden (jede Arztpraxis hat sicher einen Interessenskonflikt zwischen Umsatz und Beratung) Du hast schon Recht denn einig Praxen werden sicherlich an ihren Profit denken aber in einer guten Praxis in der du dich wohlfühlen kannst wird es an erster Stelle immer darum gehen dir deinen Wunsch vom eigenen Kind zu erfüllen.

* Macht es einem Kind später etwas aus, so zu entstanden zu sein? Da kann ich mich nur Lara Joy anschließen hast du deine Eltern jemals gefragt wann undwie du gezeugt wurdest?

* Empfindet man das Kind als Fremdkörper? (vielleicht etwas wie ein Organ nach einer Transplantation)? Diesen Gedankengang von dir kann ich überhaupt nicht verstehen, willst du nun ein Kind oder nicht und warum sollte man es als Fremdkörper betrachten? Es ist doch von dir und deinem Mann was du beim Transfer zurück bekommst!!!!

* Belastung für Beziehung? Da kann ich nur sagen unsere Beziehung hat das alles mehr zusammengeschweißt.

* Extrem westlicher „materialistischer“ Ansatz (bin kein New Age Freak, aber trotzdem würde mich mal interessieren, wie das Problem der Kinderlosigkeit in anderen Kulturen behandelt wird...)

* Schlechtes Gewissen wegen der Kosten Warum hast du ein schlechtes Gewissen wegen der osten ich denke das müßten all die kranken haben die von Arzt zu Arzt rennen und in wirklichkeit nicht haben. Unser Staat schimpf immer über die lehren Rentenkassen also sollen sie auch was dafür tun das mehr Kinder geboren werden.

* Eigentlich erzähle ich auf Arbeit und bei Freunden immer so, was mir in den Sinn kommt, aber bei dem Thema überlegt man sich das und ist wahrscheinlich ziemlich einsam? Wir haben auch nicht mit jedem in gleicher Weise über das Thema geredet aber wir haben auch nie ein Geheimnis daraus gemacht, deshalb haben wir uns sogar in der Schwangerschaft von einem TV-Sender begleiten lassen, da haben wir dann auch mal alles erzählt, was es heißt ungewollt Kinderlos zu sein, was man auf sich nimmtum so ein kleinen Würmchen im Arm halten zu können.

Liebe Grüße und vielen Dank für jeden Beitrag!

kaschmirziege
Ich habe damls so nicht gedacht denn ich wollte ein Kind. Und wenn der Wunsch nach einen eigenen Kind so groß ist nimmt man vieles in Kauf, heute bin ich mehr als glücklich das ich all die Strapazen in Kauf genommen habe und meine kleine Lea Michelle unterscheidet sich in keinster Weise von anderen Babys.
Liebe Grüße
BildSylvia & BildLea Michelle
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

Liebe LARA + JOY,
bea,
Alina,
Tim,
Farinella,
Lisa,
Susan,
Birgit,
Mina,
Michi,
Shala & Lea Michelle!

ich möchte Euch GANZ HERZLICH dafür danken, daß Ihr Euch die Zeit genommen und über meine vielleicht nicht jedem so nachvollziehbaren Fragen Gedanken gemacht habt!

Das hat mir schon weitergeholfen, weil für mich neue Überlegungen dabei waren und es tut auch einfach gut, mit selbst betroffenen und nicht "nur" mit Menschen zu reden, für die das ein eher theoretisches Thema ist.

Damit Ihr mich nicht für völlig abartig haltet, möchte ich erläutern, daß sich meine Frage
* Empfindet man das Kind als Fremdkörper? (vielleicht etwas wie ein Organ nach einer Transplantation)?
nicht auf die Schwangerschaft im allgemeinen, sondern auf durch ifv gezeugte Kinder bezog. Da danke ich allen "Erfahrenen" für ihre Antworten. Vielleicht wirkte die Frage etwas dumm, aber ich weiß es doch nicht und überlege mir halt, was so sein könnte.

Ich kann mir vorstellen, daß sich nicht jeder solche Fragen stellt, die Menschen gehen halt verschieden an solche Themen ran. Der Beitrag über die "Rationalisierung" trifft bei mir sicher auch zu und ich habe aufgrund dieser Anregung auch erkannt, daß ich meine Fragen zwar immer noch für berechtigt halte, sie aber vielleicht trotzdem nicht stellen würde, wenn ich mich nicht vor ifv gruseln würde und auch Schwierigkeiten habe, zu akzeptieren, daß unser Kinderwunsch sich auf "normale" Art und Weise bei uns halt nicht erfüllt.

Trotzdem denkt man doch auch über viel Trivialeres nach, und wenn man schon Prospekte wälzt, bevor man sich irgendetwas kauft, finde ich es nicht sooo abartig, sich vor einer ifv Gedanken zu machen?

Tim, was heißt eigentlich "Gung ho"?

Ich hoffe, wir hören in diesem Forum noch voneinander und wünsche Euch allen, daß Eure Wünsche wahr werden - und erstmal ein schönes, erholsames Wochenende!!!

Liebe Grüße

kaschmirziege
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Maggie + Tim
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Beitrag von Maggie + Tim »

Hi Wollmeckertier ;)

Gung ho ist aus dem chinesischen und bedeutet wörtlich übersetzt "gemeinsam arbeiten". In der westlichen Welt, gerade in Amerika, ist dies ein geflügeltes Wort für "Teamwork" bzw. "wir sitzen alle in einem Boot". :)

Deine Gedanken sind an sich vollkommen verständlich, auch wenn Betroffene selbst teilweise anders denken und fühlen. Aber damit muss jeder eben auf seine Weise fertigwerden. Letztendlich ist nur wichtig, dass sich beide Partner über die weiteren Pläne einig sind :)
Gruß und Gung ho von Tim

--------
I thought I’d found a reason to live
just like before when I was a child
only to find dreams made of sand
would just fall apart and slip through my hands.
But the spirit of life keeps us strong
and the spirit of life is the will to carry on
...
I never thought it would be quite like this
living outside of mutual bliss
but as long as the veins in our arm still stand up
the spirit of life will keep living on

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