gesundheitsreform

Unsere Hauptkategorie. Hier wird über alles rund um den Kinderwunsch diskutiert. :-)
Benutzeravatar
Birgit~
Rang1
Rang1
Beiträge: 271
Registriert: 18 Sep 2002 12:12

Beitrag von Birgit~ »

Liebe Susan,
ganz allgemein gebe ich Dir schon Recht, aber schon heute kümmern sich viele Angehörige ( sprich Kinder) nicht um Ihre pflegebedürftigen Eltern und lassen sie im Heim pflegen, unter anderem auf Kosten der Pflegeversicherung, als sehe ich dann keinen zwingenden Zusammenhang zwischen Kindern + Pflegeversicherung.
Auch in früheren Zeiten haben eher die Frauen gepflegt, also nur die Töchter.. wenn man das jetzt weiter spinnen wollte...?Absurd.
Vor ein paar Tagen wurde über eine große universitäre Studie über Todesursachen + Pflegefehler bei Altenheimpatienten berichtet.
Viele sind wegen Pflegefehlern gestorben +eine grosse Zahl hatte Dekubitus. Wenn viele Ihre Eltern ins Heim geben, könnten sie wenigstens mal unter die Bettdecke schauen und für Ihre Eltern eintreten !
Das ist meine neueste Erkenntnis von letzter Woche aus den Medien zur Pflegeversicherung + Angehörigenfürsorge !
falls ich so alt + pflegebedürftig werde und kinderlos bleibe ist dann auch niemand mehr da, der auf mich aufpasst, auch wenn ich noch so viel einzahle...
auch ich kann mich ereifern...
ich hab schon im Krankenhaus gejobbt und unentgeldliche Praktika gemacht und weiss, dass man als Pflegebedürftiger ganz schön abhängig vom "Good will " der Pflegenden sein kann .die auch ganz schön gleichgültig und mitleidslos sein können..
Grüsse, Birgit
JBB
Rang3
Rang3
Beiträge: 3595
Registriert: 10 Feb 2002 01:00

Beitrag von JBB »

wenn es wirklich damit zusammenhängt, dass kinder ihre eltern pflegen, dann müssten eltern konsequenterweise gar keine beiträge zahlen und daraus eine verpflichtung der kinder entstehen, später für die pflege aufzukommen (selber pflegen oder zahlen). das lässt sich aber überhaupt nicht durchsetzen, also ist dieser denkansatz nicht richtig.

nochmals zur krankenversicherung: hier wurden äpfel und birnen verglichen! nochmals: die beiträge in der pkv werden nach dem persönlichen risiko ermittelt. das statistische risiko der einzelnen gruppen lässt sich mathematisch ermitteln. wenn also die beiträge nach dem risiko ermittelt werden, dann ist es nicht ungerecht, dass frauen mehr zahlen als männer, da sie erwiesenermassen mehr kosten verursachen.

was mir an den plänen zur abschaffung der familienversicherung so sauer aufstösst, ist der vertrauensbruch.
mein mann hätte schon vor vielen jahren in die private kv wechseln und dadurch mehrere tausend euro pro jahr sparen können. im gegensatz zu vielen seiner kollegen hat er das nicht getan, um sich später auf den schutz der solidargemeinschaft verlassen zu können, falls er selber mal familie hat.
durch die krasse anhebung der versicherungspflichtgrenze in der gkv zum 01.01.03 sind nun viele dieser kollegen wieder versicherungspflichtig geworden und lachen sich nun tot.
das möhrchen, das einem jahrelang vor die nase gehalten wurde, wird nun plötzlich weggenommen.
jahrelang viel mehr bezahlt? haha, pech gehabt. solidargemeinschaft? gibts nicht mehr, dumm gelaufen.

was wirklich absolut gerecht wäre, wären wirklich durchgreifende reformen. also abschaffung der sozialversicherung, die nur den produktionsfaktor arbeit verteuert. dafür schaffung einer steuerfinanzierten grundversorgung für die risiken krankheit, alter uä. alle zusatzwünsche soll die private versicherungswirtschaft befriedigen: private krankenzusatzversicherung, private rentenzusatzversicherung usw.
die grundversorgung wird dann von allen bürgern nach dem grad ihrer finanziellen belastbarkeit finanziert. die entlastung der familien kann hier sehr gerecht über kinderfreibeträge uä erfolgen.

diese schlauen vorschläge stammen nicht aus meinem kopf. wenn man sich für diese thematik interessiert, dann konnte man schon seit vielen, vielen jahren die experten erzählen hören, dass unser bisheriges system vor dem kollaps steht. (mir wurde schon zb in der 10. klasse in der schule erzählt, dass der generationenvertrag im jahre 20xx nicht mehr funktionieren wird).
diese probleme sind also seit jahrzehnen bekannt. allerdings auch die lösungen dazu!!!
jetzt, wo es fünf vor zwölf steht, wird aber immer noch nicht konsequent gehandelt. im moment sehen die massnahmen immer noch so aus, dass überall ein paar scheibchen abgeschnitten werden, um hier und da ein paar milliarden zusammenzukratzen. das sind doch keine reformen!
unsere regierung bekommt das nicht auf die reihe, aber die opposition soll mal nicht so tun, als ob sie es besser könnte. wer hat denn 16 jahre regiert und auch keine reformansätze gebracht?

einerseits haben wir aus der vergangenheit gelernt und die politische macht in unserem land so gut verteilt, dass ein machtmissbrauch nicht mehr so leicht möglich wird. das hat bis heute auch sehr gut funktioniert, aber der preis ist die entscheidungsunfähigkeit in zeiten, die harte reformen verlangen. der bundesrat blockiert den bundestag, viele expertengruppen werfen jeden tag eine neue hiobsbotschaft auf den markt und die mächtigen lobbys passen schon darauf auf, dass die wirklich vermögenden nicht angekratzt werden.

ich sehe es mit grosser sorge, dass sich keiner der verantwortlichen an diese grossen probleme herantraut. den sozialstaat total gegen die wand zu fahren bedeutet vor allem, den politischen und sozialen frieden im land zu gefährden. dieser punkt ist es, der mir so grosse angst macht.
Benutzeravatar
Birgit~
Rang1
Rang1
Beiträge: 271
Registriert: 18 Sep 2002 12:12

Beitrag von Birgit~ »

Hallo JBB,
Deine Meinung kann ich teilen.
Dein erster Satz bestätigt (für mich) meine Auffasung, daß der Denkansatz der Regierung nicht richtig ist , da es anscheinend erwiesen ist, dass Kinder NICHT zu einer Entlastung der Pflegeversicherung führen, da die meisten Kinder Ihre Eltern der Heimpflege + Pflegediensten überlassen. ( gleiche Logik, wie Gebärfähigkeit d. Frau u. Risiko für PKV)

Die Gebärfähigkeit von Frauen ist sicherlich ein Risiko für die PKVs, bekommen dann eigentlich Frauen, die sterilisiert oder nachweislich unfruchtbar sind Rabatt ? Dann könnte ich ja vielleicht wechseln, noch bin ich freiwillig in der Solidar(?)-gemeinschaft.
was ist eigentlich mit dem Risiko Rauchen oder extreme Adipositas...
( ich bin schlanke Nichtraucherin...)

Alle Aussagen zur Politik kann ich nur doppelt unterstreichen !
Grüsse, Birgit
JBB
Rang3
Rang3
Beiträge: 3595
Registriert: 10 Feb 2002 01:00

Beitrag von JBB »

jede pkv hat so ihre eigenen annahmerichtlinien. ich kenne es so, dass personen ohne vorerkrakungen den normalen tarifbeitrag zahlen, aber ohne rabatte. sonst müsste es ja rabatte für den schon operierten blinddarm, den gezogenen weisheitszahn usw geben.

besondere risiken wie die von dir erwähnte adipositas führen je nach ausprägung zu zuschlägen und im schlimmsten fall dazu, dass die gesellschaft den versicherungsschutz nicht zur verfügung stellt.
"nichtrauchertarife" kenne ich bisher nur aus der lebensversicherung.

wie gesagt, jede private versicherungsgesellschaft hat so ihre eigenen annahmerichtlinien und rabattsysteme.

wie will man denn das bisher geltende solidarprinzip der gkv mit risikokriterien der pkv kombinieren? nichtraucherrabatt und so weiter klingt in erster linie gut, aber bei näherer betrachtung gibt es wieder probleme: was machen wir mit den rauchenden sozialhilfeempfängern, wo die beiträge sowieso vom sozialamt bezahlt werden? da gehen die erzieherischen maßnahmen ins leere. oder wollen wir den "pennern" eine medizinische grundversorgung verwehren, nach dem motto: selber schuld?
statt nicht kontrollierbaren rabattsystemen wäre es doch besser, genußmittel mit einer art zusatzsteuer zu belegen. je mehr einer raucht oder trinkt, umso mehr kostet ihn die krankenversicherung, nur eben auf dem indirekten wege. diese zusätzlichen gelder müssten aber voll in die (weiter oben erwähnte) steuerfinanzierte grundversorgung fliessen.
Antworten

Zurück zu „Rund um den Kinderwunsch“