Hallo meine lieben Mädels!
Danke für eure lieben Worte. Ich weiß schon, wie schwer es ist für uns die richtigen Worte zu finden. Die gibt es wohl sowieso nicht. Nichts kann unsere Situation leichter machen.
Zum Glück hab ich euch auch noch. Ich bin ja nicht gerade ein Mensch der über seine Gefühle gern spricht. Darüber zu schreiben und noch dazu mit so lieben Freuden wie ihr es seid ist doch um einiges einfacher.
Ihr fragt euch sicher wie´s mir geht. Wie geht´s mir???

Man lebt halt einfach so dahin. Bis Mitte Mai bin ich ja noch in Mutterschutz zu Hause. Fürs arbeiten hätte ich jetzt sowieso keinen Kopf. Aber sonst. Ich versuch halt die Tage irgendwie rum zu bekommen. Treffe mich mit meinen Freundinnen.... Aber sonst geh ich gar nicht viel wohin zumindest bei uns im Ort. Ich komm ja aus einer kleinen Gemeinde und ich bin nichts neugierig auf die mitleidigen Blicke und die blöden Fragen die dann so kommen.
Meine beste Freundin hatte selbst mal eine Totgeburt im 8. Monat. Die versteht mich ganz gut und eigentlich sprech ich nur mit ihr über meine Gefühle usw...
Sonst versuch ich imme die tapfere zu sein. Aber meine Gedanken sind ständig bei unserer Kleinen. Ich hab ein Fotoalbum angelegt. Und für alle Verwandten und Freunde ein Foto der Kleinen ausgedruckt und ihnen als Dank für die Anteilnahme geschenkt. Ich kann´s zwar nicht erklären, aber mir ist irgendwie wichtig, dass alle wissen und sehen wie süß unser Engel war und dass sie für alle ein "echter" Mensch dadurch wird. Weil in Wirklichkeit haben ja nur mein Mann und ich, unsere Eltern und Geschwister Hannah kennenlernen dürfen.
Ich werd euch jetzt mal darüber erzählen was so vorgefallen ist:
Am 19.2. war ich mittags am WC und hatte etwas Blut am Papier. Natürlich bin ich gleich ins KH gefahren, wo allerdings keine Blutungsquelle gefunden werden konnte. Aber weil ich Krampfadern in meinen Schamlippen hatte und die Blutgefäße dort ziemlich gestaut waren, nahm man an, dass eine Ader geplatz ist. Blutung war auch keine mehr. Erst nachts hab ich wieder Blutungen bekommen. Aber am US war alles ok. Der kleinen gings gut.
Am nächsten Morgen gleich in der Früh wurde wieder ein US gemacht und alles war in Ordnung. Dann plötzlich etwa eine viertel Stunde nach den US hatte ich den Blasensprung. Mein Gyn der auch Doc im KH ist hatte zufällig an diesem Tag Dienst und alle waren sofort bei mir. Ich bekam noch die Lungenreifespritze und wurde dann mit dem Hubschrauber in ein anderes KH gebracht, weil das andere keine Frühchenstation hat.
Dort waren schon alle informiert und hatten auch schon meine gesamte Vorgeschichte dort. Ich glaub es warteten mind. 10 Ärzte auf mich. Auch mein Mann war schon dort.
Und dann ging es ganz schnell. Es wurde ein Kaiserschnitt gemacht. Als ich wieder wach wurde ging es mir sehr gut. Mein Mann hatte die Kleine schon gesehen und mir erzählt wie süß sie ist und dass sie 810 gramm wog. Alles sah ganz gut aus. Auch der Kinderarzt war ganz zuversichtlich. Hannah war von Gewicht her schon weiter als sie sein müsste und auch dei SS-Woche ist nicht so schlecht (O-Ton vom Arzt). Wir waren also ganz positiv eingestellt, dass alles gut gehen wird.
Als ich dann die kleine sehen durfte hat uns der Doc dann darüber aufgeklärt, wie es nun so weitergehen würde. Hannah wurde zwar künstlich beatmet was allerdings kein Problem darstellte. Es war alles normal. In den ersten 7 Tagen sei allerdings die Gefahr, dass Gehirnblutungen auftreten könnten. Und in den nächsten 2 bis 3 Tagen sollten die Nieren zu arbeiten anfangen.
Wir haben also weiter gehofft und unser Mädchen so oft wie möglich besucht.
Mit jedem Tag an dem die Nieren immer noch nicht gearbeitet haben, sanken unsere Hoffnungen und mussten wir uns schön langsam damit abfinden, dass Hannah es wohl nicht schaffen wird. Als auch nach dem 3. Tag die Nieren nicht arbeiteten war uns klar, dass es keine Hoffnung mehr gab.
Es sind dann unsere Eltern und Geschwister gekommen und wir haben die Kleine taufen lassen.
Dann konnten wir nur noch darauf warten bis es soweit war.
Am Sonntag den 25.2. um 10 Uhr haben uns dann die Ärzte gerufen. Ihre Herztöne wurden schwächer. Sie haben uns Hannah dann aus dem Brutkasten herausgegeben und wir konnten sie in unseren Armen halten. Sie war so süß und ich bin so froh, dass wir sie halten konnten. Und komischerweise dürfte sie gemerkt haben, dass wir jetzt da sind. Denn als wir sie in unseren Armen gehalten haben, hat sich ihr Herzschlag plötzlich wieder verdoppelt....
Hannah hat dann noch 3 Stunden gelebt. Und ich bin so dankbar für diese kurze Zeit, die wir mit ihr hatten. Wir haben sie gehalten, gestreichelt und einfach nur angeschaut..........Wir konnten uns in Ruhe von ihr verabschieden.
Mein Mann war in der ganzen Zeit einfach großartig. Er jeden Tag schon um 8 bei mir im KH bis am Abend. Ich bewundere wie das drumherum so alles geregelt bekam. Kinderwaagen u. Kinderzimmer abbestellen. Freunde u. Bekannte informieren..... Ich hätte das alles nicht gekonnt.
Was mich besonders traurig macht, ist, dass soviele andere Menschen auch so traurig sind. Wisst ihr, die Freude über meine SS war bei allen riesengroß. Hannah wäre für meine Eltern und meine Schwiegereltern das 1. Enkelkind gewesen. Und nach unsere Leidensgeschichte war die Freunde doppelt so groß. Und jetzt...... Ich hab noch nie meinen Vater oder meinen Mann weinen gesehen bis zu diesem Zeitpunkt. Und das macht mich auch so traurig, dass ich Ihnen die Freude nicht machen konnte....
LG