jenna
klar werden aus behinderten kindern irgendwann behinderte erwachsene, die ebenfalls ihre betreuung und pflege brauchen - die eltern bzw. verwandten haben definitiv eine lebenslange aufgabe... in meiner gruppe betreuen wir derzeit 20 leute im alter von 16 bis 33 - hier in vorarlberg gibt's insgesamt 7 solcher pwa-gruppen (pwa = pfadfinder wie alle) - da liegt der altersschnitt aber wesentlich höher - die leute sind da zwischen 30 und 55 jahre alt (insgesamt sind's ca. 120 pfadis mit behinderung) - und die behinderungen gehen von "leicht" bis "schwer" (also rolli-fahrer, blindheit, gehörlosigkeit, spastische lähmungen, etc. - vielfach sogar gekoppelt)... da wir viele landesweite aktionen durchführen, hab ich also auch da meine erfahrungen gemacht. zusätzlich zählt meine cousine ja auch schon 33 lenze, gilt also sicher nicht mehr als "kind"... und grad bei ihr bekomm ich natürlich hautnah mit, was es heisst, mit einem behinderten menschen zu leben - dass sich das leben total neu ausrichtet, dass es natürlich eine lebenslange herausforderung ist, und sicher viele probleme und sorgen mit sich bringt... aber wie gesagt - für uns alle in der verwandtschaft ist michaela eine große bereicherung - sie strahlt eine solche lebensfreude aus - und jeder einzelne von uns würde sie aufnehmen, wenn meine tante mal nicht mehr ist... ich muss aber natürlich ehrlicherweise dazusagen, dass michi "nur" das down-syndrom hat - sie ist also kein echter pflegefall, der den ganzen tag die volle zuwendung braucht... wenn jemand im rollstuhl ist, geistig in einer völlig anderen sphäre schwebt, der künstlich ernährt werden muss, gewickelt werden muss, etc. ... da gibt's ja viele viele möglichkeiten - dann ist's natürlich wirklich eine starke belastung - aber da muss man sich einfach helfen lassen - es gibt da ja spezielle organisionen, die man in einem solchen fall zu hilfe nehmen kann. denn sonst opfert man sich wirklich selbst und geht daran zugrunde... hier in vorarlberg gibt's zum glück ein sehr gutes netz - nennt sich bei uns "lebenshilfe" oder auch die "caritas" - dort werden behinderte menschen betreut und beschäftigt... zudem gibt es viele betreute wohngruppen, wo ein eigenständiges leben mit betreuung möglich ist... auch andere vereine gibt's hier (wie die möwe oder die pfadfinder), die zusätzliche angebote für den freizeitbereich haben (fussball, tischtennis, veranstaltungen, kurse, reisen, etc.)... dadurch sind die eltern doch sehr entlastet und können auch eine gewisse verantwortung oder belastung abgeben und auch selbst mal wieder durchschnaufen...
aber was meiner meinung nach wirklich das grundlegende ist - da bin ich der gleichen meinung wie rübe >> kein mensch hat das recht, über das leben eines anderen zu richten. das recht auf leben ist das oberste aller grundrechte - das steht einfach über allem... und nur, weil's mir bequemer erscheint, kein behindertes kind zu haben, kann ich doch nicht einfach ein leben auslöschen... diese kinder haben genauso dieses grundrecht auf leben - ein kind, das nach der geburt einen unfall hat und dadurch behindert wird, kann ich dann ja auch nicht einfach umbringen...
so - jetzt ist's glaub ich aber wirklich gut... sorry für die romane in dieser sache, aber es ist wirklich ein thema, in dem ich aufgehe...
prinzipiell muss natürlich jeder selbst entscheiden, was er für richtig hält - es muss dann ja auch jeder selbst mit seiner entscheidung leben. ich bin nur froh, dass stefan und ich da die gleiche einstellung haben - das erleichtert natürlich ungemein... wir freuen uns auf unsere kinder - sie sind ein riesengroßes geschenk, und das sollen sie ihr ganzes leben lang wissen und erfahren...