Überfordert oder Hyperaktiv

anonymbenutzer · Beitrag von **anonymbenutzer** » 01 Aug 2008 16:26

Hallo,
heute ein Posting unter anonym. Es geht um unser Kind, 2 Jahre 9 Monate alt.
Wir hatten einen sehr sehr langen und steinigen Weg zu diesem Wunschkind. Und nun ist es so, mein Partner arbeitet 7 Tage die Woche ich bin fast ständig allein mit Kind.
Seit unser Kind etwas über eineinhalb Jahre alt ist ging es los, mit ständigen Trotz und Wutausbrüchen. Es kann z.b. keine 5 Minuten da sitzen und ein Buch anschauen, auch jetzt mit fast 3 jahren nicht. Konzentriert etwas spielen geht kaum. Wird ein Spielzeug hergeräumt, folgt 3 Minuten später das nächste. An aufräumen ist nicht zu denken. Fordere ich auf, erst etwas wegzuräumen, geht sofort einWutausbruch los. Vorhin hatte ein Trotzanfall die Folge das ein kompletter Becher Früchtetee an der Wand gelandet ist. Beißen und Schlagen standen bis vor kurzem an der Tagesordnung, inzwischen ist es viel besser. Aber wenn ein Spielzeug nicht gleich bekommen wird, weil z.b. in der Spielgruppe ein anderes Kind damit spielt ist die Reaktion: Schubsen.
Passt etwas nicht, fliegen die Stühle im Kinderzimmer durch die gegend. Ich habe alles versucht, schimpfen, liebevoll alles fehlanzeige, das meine Kraft langsam zu ende geht könnt ihr euch vorstellen. Ich hatte sogar schon die gedanken ob es nicht an ADS liegt??? Zeigt sich das so früh? Unser Kind ist nur glücklich wenn es in Bewegung sein kann. In Ruhe Essen? Fehlanzeige, Turnen im Stuhl, Stuhl rauf, stuhl runter... Ich hatte auch schon mit Erziehern gesprochen ob es vielleicht an zu wenig Aufmerksamkeit liegt, aber das ist fehlanzeige. Unser Kinderarzt wertet das Verhalten als Normal, was ich aber nicht sagen kann. Wir unternehmen viel zusammen. Bücher anschauen, malen, kleine Ausflüge, Schwimmen, ewiglanges Kuscheln....
von meinem Mann höre ich nur: dann hättest du halt kein Kind bekommen. .. sehr angenehm...

Lara Joy · Beitrag von **Lara Joy** » 05 Aug 2008 10:25

Hallo

laß dich erstmal

Dein Mann ist ja ein Lustiger er hat das Kind wohl nicht mit zu verantworten ?

Oftmals ist es so dass sich die Kinder den "Umgangston" von zu Hause aneignen ohne dass man es so richtig registriert. Damit will ich jetzt nicht sagen dass du mit Stühlen oder Teebechern schmeißt - aber evtl. bist du oftmals sehr unter Zeitdruck und bleibst z.b. selber nicht ruhig beim Essen sitzen ? Ich weiß jetzt auch nicht wie du reagierst wenn er beim Essen aufspringt - ich würde das ganze erstmal ignorieren nach einer Woche dann im Erklären dass wenn er aufsteht es nix mehr gibt - und dass dann auch so machen - allerdings dann nicht nebenher noch andere Sachen zum Essen geben dann bleibt er sehr schnell sitzen bzw. steht erst auf wenn er satt ist

Das hat aber nix mit verhungern lassen zu tun

Mein Rat: Beantrage eine Mutter-Kind Kur am besten eine in der auch AD(H)S Kinder betreut werden und lasse deinen Sohn dort dann in aller Ruhe von den Fachkräften sich anschauen.
Zum einen bekommst du so etwas Ruhe und Entspannung und auch ein Feedback von Leuten die sowas tagtäglich sehen und beurteilen können.

Unser KiA meinte damals mein Sohn sei wohl Hyperaktiv - weit gefehlt er ist einfach ein Kerlchen der alles sehen und wissen will und das eben nicht in normalen Tempo sondern im Sauseschritt.
Ist zwar oftmals sehr anstrengend.

LG

Claudi70 · Beitrag von **Claudi70** » 05 Aug 2008 17:18

Hallo,

tja, wo fängt ADHS an und wo endet Lebhaftigkeit?

Gab es zu unserer Zeit soviel ADHS Kinder wie heute?

Ich glaub immer mehr das es oft daran liegt das die meisten Kinder heute viel zu früh mit technischen Spielzeug und Medien Umgang bekommen.

ernie69 · Beitrag von **ernie69** » 05 Aug 2008 17:43

ich würde noch mal mit deinem KiA sprechen, ob er dir eine Überweisung in ein SPZ (sozialpädiatrisches Zentrum) fertig macht und/oder eine Verordnung zu einer Ergotherapie, die sich auch mit sensomotorischer Integration auskennt - eine gute Ergotherapeutin kann oftmals schnell erkennen, ob das Verhalten "krankhaft" oder "hausgemacht" ist.

bei www.rehakids.de erhältst du vielleicht noch ein paar mehr Tipps

Fühl dich

und die Idee mit der Mutter-Kind-Kur ist immer gut

Ggfls. melde dich "ent-anonymisiert" per PN bei mir

Gruss
ernie

ernie69 · Beitrag von **ernie69** » 05 Aug 2008 17:56

Claudi70 hat geschrieben: Gab es zu unserer Zeit soviel ADHS Kinder wie heute?

Ja, sie hießen nur Zappelphilipp und schwer erziehbar

Claudi70 · Beitrag von **Claudi70** » 05 Aug 2008 19:34

ernie69 hat geschrieben:
Claudi70 hat geschrieben: Gab es zu unserer Zeit soviel ADHS Kinder wie heute?

Ja, sie hießen nur Zappelphilipp und schwer erziehbar

Naja .... aber ....

Nicht soviele wie heute

was denkst du von meiner Theorie?

Sind wir doch mal ehrlich:

Wir haben uns früher noch ausgetobt ... draussen .... kannten wir als 5-jährige schon TV, Internet, Gameboy usw? Da wurde wie schon gesagt draussen gespielt, mit Fingerfarben agiert, Rad gefahren und und und ...

Heute sitzen oft schon 2jährige vorm TV, mit 5 am PC ...

Und auch der Stress draussen ist weitaus mehr geworden als früher.

Ich glaube einfach mal das die kindlichen Gehirne dies alles noch gar nicht verarbeiten können .... Stichwort Reizüberflutung.

ADHS wird oft als Diagnose genommen, oftmals sind viele Kinder aber einfach mal nicht ausgepowert durch Sport usw.

Als Beispiel: An der Grundschule meines Sohnes damals bekam fast jedes 7. !!! Kind Ritalin

Lara Joy · Beitrag von **Lara Joy** » 06 Aug 2008 10:49

sooft geben die Leute Ritalin

Hatte gerade mit meiner Ma telefoniert und sie hat erzählt dass die Erzieherinnen in den Kirchlichen Kindergärten bereits mit 25 mind. 1x in der Psychiatrischen Behandlung waren und man echt "Angst" um seine Kinder haben muß. (So ist ihr mom. Eindruck über den Bereich den sie berufl. überblicken kann)
Anderseits sind die Kinder heute echt schwerer "zu erziehen" als früher also ich meine jetzt auch aus Elternsicht gesehen. (Das der Kindergarten nicht zum Erziehen da ist - ist mir klar aber einen gewissen Anteil an der Erziehung hat er doch den das dortige erlaubte Verhalten wird ja für die Kinder als normal empfunden.
Hab dann auch aufgeführt dass es diese Gewalt im TV (auch im Kinder-TV und Computerspiele usw.) zu meiner Zeit nicht gab.

Auspowern der Kinder ist ja schön und gut - aber mal ehrlich mir ist es manchmal echt zu viel wenn ich nach einem Vormittag im Büro platt heim komme und dann noch Turbo-Programm machen soll und das bitte tägl. bis kurz vorm Bett

GSD ist mein Großer jetzt in dem Alter wo ich ihn auch bedenkenlos bei uns vor die Türe lassen kann und er fährt Rad oder spielt Fußball oder ähnl. mit anderen Kindern. (Wir wohnen in einer Sackgasse mit anschl. Grünzone fern vom Verkehr und ich hab ihn dann auch im Blick) Ansonsten stehen bei uns noch 1x Fußballtraining 1,5 Std und 1x Kinderturnen 1 Std pro Woche auf dem Plan. Ab HErbst dann noch musikalische Früherziehung und ein Schwimmkurs ist auch noch geplant und das ist jetzt nur für den ´Großen die Kleine will ja auch noch was machen ...

Was mir im Urlaub aufgefallen ist: Ich war verwundert warum andere Kinder artig nach dem Mittagessen auf dem Liegestuhl lagen und ihre Eltern in Ruhe gelassen haben bis ich geschnallt habe dass sie meisten Kids einen Gameboy vor sich hatten

mein Sohn kannte sowas noch garnicht bisher - ein Kind hat ihm dann mal im Urlaub so ein Teil quasi vorgestellt - aber sowas brauchen wir erstmal nicht

so bin erstmal wieder weg

Knuddel1707 · Beitrag von **Knuddel1707** » 06 Aug 2008 13:29

Ich würd glaub auch versuchen sooft es geht mit dem Kind rauszugehen und sich auszutoben. Oder daheim einfach nur wenige Spielsachen, damit es nicht ständig wechseln kann. Nach einer Weile die Sachen austauschen, damit es wieder interessant wird, oder was basteln, Steine bemalen, mit Servietten bekleben, oder im Garten (falls vorhanden) graben, pflanzen, Regenwürmer suchen.

Kerstin 67 · Beitrag von **Kerstin 67** » 06 Aug 2008 14:37

Bei meinem Sohn war ich auch sehr unsicher, was mit ihm "nicht stimmt" und ob sein Verhalten "normal" ist. Ich habe die Frühförderungsstelle in unserer Stadt angerufen und die kamen mit zwei Frauen. Eine hörte sich seine Geschichte von mir an, während sich die andere intensiv mit ihm beschäftigte. Letzten Endes wurde ich beruhigt, er wäre topfit und trotzdem sie etwas diagnostizierten was nicht in ihren Zuständigkeitsbereich fiel gaben sie mir Tipps wie ich den Kleinen fördern könnte.

Auch habe ich mittlerweile festgestellt das es viel mehr Stellen gibt die Beratung anbieten als öffentlich bekannt ist. Wir haben z.B. in unserer Kleinstadt ein Haus des Kinderschutzbundes, die bieten von Beratung, Betreuung bei wichtigen Terminen, Schulungen etc. viel hilfreiches an. Auch das DRK hat Beratungsstellen die sehr vielschichtig sind. Einfach mal im Netz die Homepage suchen und schauen ob Du was passendes findest. Wenn Du nicht sicher bist, ruf einfach an und frage ob Du dort für Dein Problem Hilfe bekommen kannst.

Im Netz habe ich auch eine Seite gefunden auf der ich schon so manche gute Antwort bekam: www.bke-beratung.de

Auch bei mir fingen die Probleme mit allen meinen Kindern jeweils an als sie so ca. 2 Jahre alt wurden. Was mir aber häufig auffällt, dass ich oft die guten, leisen Seiten meiner Kind nicht so wahrnehme. Man neigt zu Übertreibungen und merkt dabei manchmal nicht wie schön das Kind vielleicht gerade 10 min lang für sich ganz allein mit einem Auto spielte oder ein Buch ansah etc. Meine Kinder können wahre Teufel sein und mir den letzten Nerv rauben. Aber dann wieder sind sie so freundliche kleine Wesen das ich mich frage wie ich sie für Teufel halten konnte.....
Dir ganz viel Kraft und Hilfe!

ernie69 · Beitrag von **ernie69** » 06 Aug 2008 15:04

Claudi70 hat geschrieben:
ernie69 hat geschrieben:
Claudi70 hat geschrieben: Gab es zu unserer Zeit soviel ADHS Kinder wie heute?

Ja, sie hießen nur Zappelphilipp und schwer erziehbar
Naja .... aber ....

Nicht soviele wie heute

was denkst du von meiner Theorie?

also, das Thema ADS/AD(H)S ist sicherlich eins, wo sich die "Geister" scheiden

es gibt

a) die wirklichen ADS/AD(H)S Kinder - und ich weiß, dass du für dein Posting von den Müttern/Vätern ans Kreuz genagelt worden wärst

b) die Kinder vermeintlichen ADS/AD(H)S-Kinder, die als Ausrede der Eltern hinhalten - aus welchen Gründen auch immer

c) die hausgemachten ADS/H-Kinder, die durch unsere Überfluss-Gesellschaft entstehen

Grundsätzlich gilt:
ADS ist ein genetische Angelegenheit und kann auf vielerlei Weise für das Kind "erträglicher" gemacht werden.

Zum Thema ADS/AD(H)S gab es letztens bei Quarks eine Dokumentation und auch gibt es viele Informationsstellen im Internet

Bei einem so kleinen Kind wie vom Anonym-Benutzer angefragt, dürfte noch kein ADS/ADHS diagnostiziert werden können; vielleicht mal bei einer Förderstelle/ProFamilia/SPZ oder ähnlichem vorstellig werden und die Sache grob abschätzen lassen und/oder begleitend eine Erziehungsberatung
Da hier der Mann bereits "resigniert" hat, könnte es in der Interaktion zwischen Mutter-und-Kind liegen; da wäre eine Kur natürlich angemessen und gut

ernie