IVF Register anderer Länder

In diesem Ordner sollen Studien zur Reproduktionsmedizin gesammelt werden.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Die Österreicher Statistik habe ich mir angesehen. Sehr schön, aber in mancherlei Hinsicht nicht mit der deutschen vergleichbar, denn

1. Die Österreicher Statistik enthält nur die Fälle, die anteilig von den Fonds übernommen wurden. Das heißt, Frauen über 40 sind nicht mit dabei. Auch Frauen, die schon mehrere Versuche (mehr als 3) hatten und im Schnitt erfolgsloser sind, sind nicht dabei. Das verschiebt die Erfolgsraten nach oben.

2. Die Vertragskrankenanstalten müssen mindestens 50 Versuche im Jahr durchführen und eine Schwangerschaftsrate von mindestens 18% pro Follikelpunktion aufweisen. Diese Anforderung erfüllen eine Reihe von deutschen Kliniken im D.I.R. nicht. Auch das verschiebt die gesamte Erfolgsrate nach oben.

3. Der Tatbestand der Schwangerschaft ist in Österreich erst dann erfüllt, wenn ein Herzschlag beim Kind gesehen wurde. Das wiederum verschiebt die Schwangerschaftsraten nach unten.

4. In Österreich ist es wohl schwerer, gleich am Anfang versaute Versuche unter den Tisch fallen zu lassen, da bereits zu Beginn der Behandlung eine Meldung an das Register erfolgen muss. Ich weiß nicht, in welchem Umfang und ob überhaupt so was in Deutschland vorkommt. Falls es so ist, verschiebt das wiederum die dokumentierten Erfolgsraten bei den Österreichern nach unten.
Liebe Grüße, Rebella
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atomic4ever
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Beitrag von atomic4ever »

zu 1. in Ö werden 4 Versuche Teilfinanziert, die meisten beginnen schon vor 40 das heißt ein paar Versuche sollten da auch im Fonds dabei sein aber das kann ich natürlich nicht sagen wie viele genau das sind. Habe leider keine anderen Daten aus Gesamt-Ö wo auch Selbstzahlerversuche dabei sind.

Aber egal, ich glaube dass du weißt was ich mit meinem Posting gemeint habe. Ist alles sehr schwierig zu vergleichen. Ich wusste gar nicht, dass in deutschen Kliniken manchmal so wenig Versuche pro Jahr gemacht werden. Gibt es wo Daten welche Kliniken ISO Zertifiziert sind? Das deutet ja auch auf einen gewissen Qualitätslevel hin.

Lieben Gruß
Brigitte
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Brigitte, ich habe keine Ahnung, ob die Kliniken überhaupt ISO zertifiziert werden müssen und welche Maßstäbe man da anlegen würde. Weißt du darüber mehr?

Dein Posting war auf jeden Fall hilfreich. Ich finde es gut, IVF Register verschiedener Länder mal nebeneinander zu legen. Auch wenn sie nicht immer direkt vergleichbar sind.
Liebe Grüße, Rebella
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atomic4ever
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Beitrag von atomic4ever »

Meine Kiwu hat zB ISO 9001:2000. Hier die Erklärung aus Wikipedia dazu:

EN ISO 9001 [Bearbeiten] DIN EN ISO 9001
Bereich Qualitätsmanagement
Regelt Qualitätsmanagementsysteme - Anforderungen (ISO 9001:2000-09)
Kurzbeschreibung Anforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem (QM-System)
Aktuelle Ausgabe 12.2000
ISO 9001
legt die Anforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem (QM-System) für den Fall fest, dass eine Organisation ihre Fähigkeit darlegen muss, Produkte bereitzustellen, welche die Anforderungen der Kunden und allfällige behördliche Anforderungen erfüllen, und anstrebt, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.

Diese Norm beschreibt modellhaft das gesamte Qualitätsmanagementsystem und ist Basis für ein umfassendes Qualitätsmanagementsystem.

Die acht Grundsätze des Qualitätsmanagements:

Kundenorientierung
Verantwortlichkeit der Führung
Einbeziehung der beteiligten Personen
Prozessorientierter Ansatz
Systemorientierter Managementansatz
Kontinuierliche Verbesserung
Sachbezogener Entscheidungsfindungsansatz
Lieferantenbeziehungen zum gegenseitigen Nutzen
Die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems ist eine strategische Entscheidung für eine Organisation.

Wenn eine Organisation sich stärker an ihren Kunden orientieren will, um Wettbewerbsvorteile zu erlangen, hat sie mit dieser Norm einen Mantel, mit dem sie sich kleiden kann. Die Norm gibt nur einen bestimmten Rahmen vor, der viel weiter gefasst ist als die Vorgängernormen.

Der prozessorientierte Ansatz basiert auf den vier Hauptprozessen einer Organisation, welche einen Input in einen Output umwandeln.

Die acht Hauptkapitel der Norm sind:

(Kap.1-3 enthalten Vorwort und Allgemeines)
Kap.4: Qualitätsmanagementsystem (allgem. Anforderungen, dokumentierte Anforderungen, QM-Handbuch, Lenkung von Dokumenten, Lenkung von Aufzeichnungen)
Kap.5: Verantwortung der Leitung
Kap.6: Management von Ressourcen
Kap.7: Produktrealisierung
Kap.8: Messung, Analyse und Verbesserung
Die Norm betrachtet diese Prozesse (Vorgänge) und vergleicht die Eingabe mit der Ausgabe.

Die aktuelle EN ISO 9001 wurde letztmalig im Jahr 2000 überarbeitet (9001:2000).


Was ich auch nicht weiß ob es in Deutschland auch ein Gewebesicherungsgesetz gibt. Das ist in Ö ziemlich streng und umfasst 20 A4 Seiten siehe www.ris.bka.gv.at unter der Suchfunktion Gewebesicherheitsgesetz findet man alle Paragraphen.

lg
Brigitte
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Beitrag von rebella67 »

Hallo Brigitte,

die Sache mit dem Qualitätsmanagement ist ja sehr allgemein gehalten. Und ich sehe aus dem von dir Kopierten, dass es nur eine Möglichkeit ist, sich so ein Zertifikat zuzulegen. Keine Pflicht. Ich habe bisher noch nicht davon gelesen, dass Reprokliniken so ein Zertifikat hätten. Aber wir können ja mal der Sache auf den Grund gehen.

Ein Gewebegesetz gibt es übrigens. Das ist auch relativ neu.
Liebe Grüße, Rebella
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atomic4ever
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Beitrag von atomic4ever »

Pflicht ist das Zertifikat sicherlich nicht aber es schadet bestimmt auch nicht wenn man zusätzliche Normen freiwillig erfüllt. Was ich weiß geht es bei den ISO Normen vor allem um standardisierte Abläufe die sicher stellen, dass auch alles nach Plan läuft wenn nicht immer alle vom Stammpersonal da sind. Diese ISO Normen gibt es auch oft in großen Betrieben etc.

Lieben Gruß
Brigitte
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Beitrag von rebella67 »

Hm, wenn die Repro Kliniken ISO zertifiziert wären, hätten sie doch aber bestimmt schon damit geworben ...
Liebe Grüße, Rebella
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anna76
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Re: IVF Register anderer Länder

Beitrag von anna76 »

rebella67 hat geschrieben:Ich bin hier gerade auf das Schweizer IVF- Register gestoßen. Ist ja auch recht umfangreich. Für alle Interessierten: Es ist hier zu finden:

http://www.sgrm.org/FIVNAT_2000.pdf


Im Vergleich mit dem deutschen IVF Register (www.deutsches-ivf-register) ist mir dies hier aufgefallen:

- Kryo-Zyklen werden in rund 60% der Fälle unstimuliert durchgeführt und nur äußerst selten mit urinärem oder recombinantem FSH stimuliert.
Hallo Rebella,

dass die Kryo-Zyklen unstimuliert durchgeführt werden, wundert mich nicht. Das ist in der Schweiz vor allem eine Kostenfrage. IVFs und ICSIs müssen komplett selbst bezahlt werden. Die Kasse trägt dort nur 3 IUIs pro Paar, die dann aber voll und dabei ist egal ob stimuliert oder unstimuliert. Ich kenne viele Frauen, die nach den 3 bezahlten IUIs erst einmal IUIs aus eigener Tasche weiter finanziert haben.

Bei einer IVF musst du zwischen 4000 und 8000 CHF auf den Tresen legen (wobei ich persönlich keine Frau kenne, die eine IVF für 4000 CHF bekommen hätte, das müssen irgendwelche Kliniken im Wallis sein, da ist alles billiger, sicher nicht in der Deutschschweiz...), ICSIs kommen mit 8000 bis 10000 noch teurer.

Weiterkultivierung von mehr als 3 ist nicht erlaubt. Eizellspende auch nicht.

Stimmt, ich kenne auch eine Frau, bei der 2 (erfolglose) HICSIs (plus 2 Kryo-Zyklen) durchgeführt wurden. Gute Frage warum es HICSIs und keine HIVFs sind.

Für mich war nach dem Umzug (und meiner begonnenen Kinderwunsch-Zeit in der Schweiz) in Deutschland sehr auffällig, dass die Praxen hier kaum bereit sind, IUIs durchzuführen. Der Gewinn scheint nicht hoch genug zu sein. Bevor wir unsere jetzige Praxis gefunden haben bei der wir uns gut aufgehoben fühlten, haben wir uns 2 andere Praxen angesehen. Der Arzt in Offenbach hat im Erstgespräch nach einer kurzen Erläuterung zu den IUIs sofort den Schwenk auf ICSIs/IVFs gemacht, die "kompetente" Ärztin in Darmstadt hat uns sogar erklärt, dass bei dem Spermiogramm meines Mannes eine erfolgreiche IUI ausgeschlossen sei, selbst eine IVF wäre aussichtslos, wir sollten sofort mit ICSI starten.

Ich hatte glücklicherweise meine "Schweizer Mädels" im Hinterkopf bei denen viele erfolgreiche IUIs durchgeführt wurden, auch wenn teilweise bis zu 6 IUIs nötig waren. Es hat dann bei uns bei der zweiten unstimulierten IUI geklappt.

Auch in Holland scheinen teilweise viel mehr IUIs durchgeführt zu werden, zumindest gab es dort ja mal diese große Studie bezüglich der kumulativen Schwangerschaftsrate bei 9 Inseminationsversuchen ( http://www.wunschkinder.net/aktuell/wis ... haelt-173/ ).
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Danke, Anna, für deinen Bericht.

Hm, viel Geld auf den Tisch legen müssen die deutschen Paare ja auch. Ich denke eher nicht, dass das die vielen unstimulierten Kryo-Zyklen erklärt. Eher sehe ich auch hier das Problem bei den Ärzten, die eben dem Paar sagen, in einem stimulierten Kryo-Zyklus hätten sie viel bessere CHancen. Dann machen die Paare das eben auch. Wie das Schweizer IVF Register jedoch zeigt, waren dort die Kryo-Versuche genauso erfolgreich, wie in Deutschland, wenn ich mich recht erinnere. ...

Die Sache mit den IUI´s habe ich auch schon man anderswo gelesen. Ich habe auch das Gefühl, dass die Patienten mancherorts zu viel Kosten aufgebrummt bekommen. Sei es durch unnötig teure Behandlungen oder auch durch unnötig teure Medikamente.
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hier der Link zu einer USA Statistik: https://www.sartcorsonline.com/rptCSR_P ... inicPKID=0

Darin sind alle SART Member Kliniken enthalten, wobei ich nicht sagen kann, wie viele das im Vergeich zu allen USA Kliniken sind und ob die bestimmte Auflagen haben.

Was ich interessant finde, ist, dass man hier die Ergebnisse getrennt nach Diagnosen und Verfahren aufrufen kann. Auch zum Thema Eizellspende findet man Erfolgsraten.

Die Erfolge liegen deutlich über den deutschen, was wohl insbesondere darauf zurückzuführen ist, dass es nicht so hohe gesetzliche Beschränkungen gibt.
Liebe Grüße, Rebella
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