Liebe Goldfisch, liebe Brisel, Dankeschön
Habe mich auch wieder ein bisschen gefangen jetzt. Das Labor in Nürnberg hat letztlich die Normwerte für die jeweilige SSW (11-14) heraus gerückt, bzw. den Mittelwert, an dem sich der gemessene Wert orientiert, wenn man ihn interpretieren will. Habe zudem die ganze Nacht im web geforscht. In den Foren wimmelt es ja vor lauter Mädels, die völlig irritiert sind...
Heute früh war ich in der Ambulanz und Allgy hat sich wieder richtig Zeit genommen. Die einzelnen Blutwerte konnte er zwar nicht interpretieren aber zumindest hat er seinen Unmut über derartige Risikoberechnungen bekundet - und das hat mir dann richtig gute Laune gemacht, zumal ich meinem Mann gestern Abend einen ganz ähnlichen langen wütenden Vortrag über den Irrsinn solcher Phantom-Rechnungen gehalten habe ("1:364 oder 1:1739 - was bringt das???")
Allgy empfiehlt einen Feinultraschall in der 16.-19. Woche um das Baby genauer beurteilen zu können und mich gegebenenfalls zu beruhigen. DAS ist DIAGNOSTIK! Das sind keine schwammigen Wahrscheinlichkeiten, die mich NUR beunruhigen. Denn was sagt mir ein Risiko von 1:1273548? Eine Frau von 1273548 bekommt ein Trisomie-Kind, während sich 1273547 über ein gesundes freuen dürfen. Schön für 1273547 Frauen, Pech für die eine. Und wenn es Dich betrifft, was soll´s? Schliesslich hat niemand behauptet, es bestünde kein Restrisiko...auch nicht bei 1:1273548!
Ich halte das für eine FRECHHEIT und ich würde sowas NICHT NOCH EINMAL messen lassen und auch niemandem dazu raten, das steht mal fest!!!!!!
Mehr noch als dieser konfuse Zahlen-Hokuspokusi hat mich allerdings das Verhalten meines Frauenarztes aufgeregt. Das Beratungsgespräch, dass einem Ersttrimester-Screening voran gehen sollte (steht so im netz) bestand in einem Flyer (!) Das Ergebnis der Blutuntersuchung wurde mir telefonisch mitgeteilt, anstatt einen extra Termin dafür zu vereinbaren und auf meine zahlreichen Fragen wusste der gute Mann KEINE Antwort. Ich meine, wenn er diese Tests anbietet, sollte er doch auch in der Lage sein, ein Ergebnis vernünftig mitzuteilen und vorallem auch zu interpretiren, oder?
Wie wärs mit einer Fortbildung "Beratung vor und nach dem NT-Test" für die niedergelassenen Frauenärzte? Denn wie es scheint, ist das ein weit verbreitetes Problem. Bei einem Wert von 1:300 beispielsweise könnte die Patientin zu hören bekommen: „Sie haben ein Risiko von 0,3%, dass ihr Kind behindert ist", oder aber: „Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ein Kind ohne Down-Syndrom bekommen, liegt bei 99,7%." Das macht schon einen gewaltigen Unterschied.
Was mich ausserdem wundert: Ich habe besagtem Arzt schon vor Wochen erklärt, dass jede Form von invasiven Methoden für mich keinesfalls in Frage kommt. Wieso also drängt er jetzt so massiv auf eine Untersuchung in Ulm (wollte ja gleich den Termin ausmachen)? Geht es NUR darum, mich der Biopsie (die ich bisher ablehne!) noch einen Schritt näher zu bringen damit er bloss keine Schadensersatzansprüche fürchten müsste falls mein Baby nicht "intakt" ist? Oder geht es AUCH um die Prozente, die er für jede Überweisung abgreift?
Wie auch immer. Das Thema ist gegessen. Ich halte es für eine Zumutung, schwangere Frauen derart mit dem Gedanken an ein schwerbehindertes Baby zu konfrontieren. Das ist ein Eingriff in das Erleben des Schwangerseins!!!! Was Schwangere zu diesem frühen Zeitpunkt brauchen, ist Selbstvertrauen und Ermutigung, statt aber die Bedürfnisse der Frau ins Zentrum zu stellen, wird der Blick sogleich auf Unzulänglichkeiten des Ungeborenen gelenkt, auf die Möglichkeit einer Behinderung, auf die Möglichkeit und Rechtfertigung eines Abbruchs.
So!
Ja, jetzt geht´s mir besser
Liebe Grüsse,
Kieks