Spermienmorphologie bei ICSI

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Mauerblume
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Spermienmorphologie bei ICSI

Beitrag von Mauerblume »

Hallo Frau Dr. Eue,

ich hätte eine Frage bezüglich Spermien welche man für die Befruchtung verwendet sowie der anschließenden Embryonenqualität. Wie ich gelesen habe werden allgemein immer die schnellsten ausgewählt. Nun ist es bei uns so, dass mein Mann insgesamt 10 x 106/ml Gesamtspermien hat. Davon 10% Motilität A, 45% B usw. Allerdings liegen nur 2 % Normalformen vor.
Im Kinderwunschzentrum ist man auf meine Frage nach der Morphologie überhaupt nicht eingegangen und hat abgewunken. Würde keine Rolle spielen, was mich als Laien aber gewundert hat. Nun lese ich hier von IMSI und davon, dass Embryonen welche mit morphologisch geschädigten Spermiene befruchtet wurden häufig im 8 zell Stadium sterben bwz. sich nicht weiter entwickeln. Leider bin ich zusätzlich Low Responder, so dass es vermutlich auch nicht zum Blastozystentransfer kommen wird. Somit frage mich ob es für uns vielleicht doch ein Vorteil wäre in ein Zentrum zu wechseln welches IMSI anbietet. Mein Frauenärztin habe ich darauf angesprochen und die meinte: Ach quatsch, sie sähe ja schon im Mikroskop in den Abstrichen bei 40 facher Vergrößerung ob die Spermien intakt aussehen oder nicht. Bei den Spermien meines Mannes liegen wohl vornehmlich Kopfdefekte vor. Klingt für mich irgendwie besonders tragisch denn liegt dort nicht die Erbinformation ???
Auf der anderen Seite: Von den 4 Eizellen die ich hatte konnten 2 befruchtet werden. Beide waren an Tag 3 im 9-zell Stadium und A Qualität !!!!!!

Sind 50% Befruchtung bei ICSI der Durchschnitt ?
Kann man davon ausgehen das bei 2 x A Qualität im 9zell Stadium/Tag3 die Morphologie tatsächlich keine Rolle gespielt hat ??
Hätten sich diese Embryonen in A Qualität somit weiter geteilt oder kann man das nicht sagen ?

Ist IMSI für die Kombi Frau Low Responder/Mann OAT mit morphologisch wenig intakten Spermien durch Kopfdefekte, ein Vorteil ?

Vielen Dank im vorraus,
Mauerblume
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Dr. Eue
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Beitrag von Dr. Eue »

Hallo, Mauerblume,
der Erfolg von IMSI wird unterschiedlich beurteilt. Der wichtigste Vorteil von IMSI ist, dass man bis zu 6000 - fach vergrößern kann und Vakuolen in den Spermienköpfen sehen kann, die man bei kleinerer Vergrößerung nicht gesehen hätte. Es gibt Studien, die belegen, dass Spermien ohne jede Vakuolen tatsächlich zu besseren Embryonen führen. Nicht alle Biologen können das nachvollziehen. Wenn Sie 2 9- Zeller Embryonen am Tag 3 hatten, und dann noch mit A - Qualität ist das in der Tat sehr gut. Es ist halt immer die Frage, ob bei der ICSI die optisch guten Spermien, die man - egal ob mit oder IMSI - auswählt, auch genetisch die besten sind. Und diese Frage kann man auch nicht mit IMSI beantworten. Auch Top - Spermien können eine fragmentierte DNA haben. Also es bleibt zu einem gewissen Teil Versuch und Irrtum. Sicher kann man das mit der IMSI versuchen, aber das ist auch nicht alles. Wenn Sie dann in ein Zentrum kommen, wo zwar IMSI gemacht wird, aber vielleicht die Eizellqualität durch andere Stimulation z.B. schlechter wäre, dann hätte man auch nichts gewonnen, dafür aber viel Geld ausgegeben. Also, ich sehe das eher kritisch.
2 von 4 EZ befruchtet und dann mit so gutem Embryoscore nach 3 Tagen und das bei 2% normalgeformten Spermien finde ich recht gut. Bundesweit liegt die Befruchtungsrate nach ICSI bei etwa 65 %, das ist aber wie gesagt stark vom jeweiligen Spermienbefund abhängig.

Alles Gute !

MfG

Dr. Eue
Disclaimer:
Als Biologin bin ich rechtlich verpflichtet nur allgemeine Informationen zu geben, die das konkrete und individuelle persönliche Gespräch mit Ihrem Biologen oder Arzt nicht ersetzen können. Insofern kann auch keine Haftung für meine Auskünfte gegeben werden.

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Mauerblume
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Beitrag von Mauerblume »

Hallo Frau Dr. Eue,
vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort.
In dem Spermienbefund meines Mannes steht lediglich 98% Kopfdefekte, nicht welcher Art die Kopfdefekte sind. Heist das dann automatisch "Kopfdefekte durch Vakuolen " ? Rundköpfe werden aber verneint.
Sprechen 2 von 4 befruchtete Eizellen denn für eine gute Eizellqualität oder kann man das letztlich auch nicht sagen.
Es ist unglaublich schwierig als Laie beurteilen zu können wo man ganz individuell als Paar mit seiner Geschichte am besten aufgehoben ist.
Letztlich sind auch die Angabe von guten Erfolgszahlen der Zentren ganz individuell für die Problematik des Paares zu betrachten und in dem Fall sind mein Mann und ich leider doppelt gesegnet. Leider kriegt man nirgendwo alles. Ist also schwierig abzuwägen wo man nun seine Prioritäten setzen soll. Auf IMSI, darauf ein Zentrum in der Nähe zu haben wo die Stimmulation vielleicht individueller und engmaschiger vom Zentrum kontrolliert wird und nicht vom Frauenarzt oder Zentren mit großen Namen die dafür vielleicht weiter weg sind.
Ich persönlich fand die Ausbeute von 4 Eizellen eher enttäsuchend, wäre gerne höher stimmuliert worden (hatte insgesamt 300 Einheiten im Ultra Long Protocol) aber das soll dann zu einer schlechteren Eizellqualität führen u. wäre kontraproduktiv.

Wovon macht man das Protocoll eigentlich abhängig ? Habe überlegt ob ich vielleicht deshalb das lange Protocol hatte weil ich mal Endometriose hatte ink. erhöhter männlicher Hormone, die man durch die Wechseljahre vorab ausschalten wollte.

Nochmals vielen Dank für Ihre Antwort,
Mauerblume
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