Vielleicht sollten wir einfach mal die Ärzte verklagen....

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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

Hallo Ihr Lieben,

ja, ich kann Euch verstehen. Persönlich hatte ich mit meinen Ärzten Glück, aber ich habe hier schon über so viele Behandlungsirrwege gelesen, die für die Patienten leidvoll und eventuell sogar gesundheitsschädlich sind und auch unsinnige Kosten verursachen.

Und gerade bei den Fehldiagnosen und -behandlungen könnte eine echte Gesundheitsreform, in der nicht nur Kosten von Arbeitgebern aucf Arbeitnehmer umgewälzt werden, ansetzen.

Ich habe gehört, dass seit längerem von im Qualitätsmanagement im Gesundheitsbereich tätigen Experten vorgeschlagen wird, Standard-Diagnose- und Behandlungswege vorzudefinieren, denen die Ärzte dann folgen müssen bzw. bei denen sie Abweichungen fachlich begründen müssen.

Das hätte doch nur Vorteile, denn so schnell, wie sich die Medizin entwickelt, erwartet man schon ziemlich viel, wenn insbesondere Allgemeinmediziner aus verschiedensten Fachgebieten immer die neuesten Erkenntnisse wissen sollen. (Allerdings kann ich wirklich nur den Kopf schütteln, wenn ich höre, dass manche Frauenärzte nicht wissen, dass es sinnvoll ist, nicht nur die Frau mit Hormonen vollzustopfen, sondern auch ein Spermiogramm anzufordern)

Aber solche Änderungen würden ja eine echte Kostensenkung für alle und eine wirkliche Verbesserung der Effizienz und Qualität im Gesundheitswesen bewirken und nicht nur Kosten hin und herschaufeln. :roll:

Liebe Grüße und habt trotz des Ärgers über soviel Unverstand ein schönes Wochenende!

Mondschaf
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Birgit~
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Leitlinien

Beitrag von Birgit~ »

Hallo Mondschaf,

es wird schon viel an Qualitätsstandards im medizin. Bereich gearbeitet.
Kliniken lassen sich nach Din ISO...zertifizieren,

es werden Leitlien von Fachgesellschaften zu Krankheitsdiagnosen und Therapien erstellt; eigentlich nicht schlecht zur Info bei bestimmten Erkrankungen.

www.awmf-online.de

Dort gab es auch mal eine Leitlinie,
"Psychosomatik in der Reproduktionsmedizin" in der auch beschrieben wird, wie sinnvolle Kinderwunschdiagnostik aussieht: siehe unten ->


Leider habe ich auch erst zu spät, wie viele andere erfahren, wie vernünftige Kinderwunschdiagnostik aussieht, ich wähnte mich vertrauensvoll in guten Händen.

Mein alter Doc hatte Kinderwunschsprechstunde, Fortbildung in gynäkologischer Endokrinologie, nur bei mir hat er dennoch wichtiges fehldiagnostiziert, übersehen, meine Behandlung und Fortkommen im Kinderwunschzentrum durch verzögerte Überweisung zur Bauchspiegelung behindert, mit Mitte 38 wollte er mich erst mal mit Agnucastontröpfchen behandeln und dann einige Monate BTK-kurven analysieren, auf denen er eine Gelbkörperschwäche erkannte, die das Kiwuzentrum überhaupt nicht sah,
..das ist nun nicht mehr zu ändern..

-> aus irgendwelchen Gründen hat denen diese Leitllinie nicht mehr gepasst, sie ist gelöscht. (Vielleicht sollen die KiWu- Patienten lieber nicht so genaue Vorstellungen über die erforderliche Diagnostik haben ? )

dafür kann man sie noch bei der Uni Heidelberg finden:

http://www.med.uni-heidelberg.de/psycho ... eitlin.pdf

LG Birgit
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

Hallo Birgit, :D

Wir sind uns ja schon öfter begegnet, Du schickst ja immer so interessante Links. Wie ist eigentlich der "aktuelle Stand" bei Dir? Wenn durch falsche Behandlung soviel Zeit verloren geht, ist das noch einmal besonders schmerzhaft. Ich hoffe, dass Deine Behandlung trotz der verstrichenen Zeit noch Erfolg hat - oder hatte!!! *dd* *dd* *dd*

Vielen Dank für den interessanten Link! Ja, "meine" Praxis ist auch ISO-zertifiziert. Ich denk aber, sowas oder mindestens die Einhaltung der vorhandenen Leitlinien sollte Pflicht sein, denn es ist ja zu befürchten, dass sich nur die ohnehin aufgeschlosseren Praxen um solche Sachen kümmern und der Rest, wo es um Weiterbildung usw. vielleicht schlechter bestellt ist, eben nicht. Mir ist nicht bekannt, dass die Leitlinien in irgend einer Weise verbindlich sind, Ärzte also Ärger bekommen, wenn sie sie nicht einhalten. Aber vielleicht weisst Du da mehr drüber?
Man könnte das ja über ISO-Zertifizierung hinaus auch elektronisch unterstützen, dass in der Patientenakte für die und nach der Zuordnung des Patienten zu einem Krankheitsbild gleich angezeigt wird, was die nächsten Schritte sind und der Arzt das dann abarbeitet. Natürlich ist es sicher auch wichtig, dass man in begründeten Fällen davon abweichen kann, sowas wie Intuition soll es ja auch noch geben.... Ist alles im Detail sicher nicht einfach, aber sowas wär sicher langfristig zielführender als diese Kostenverschiebung zu Lasten der Patienten, wie sie jetzt stattfindet.

Liebe Grüße

Mondschaf
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Veronique
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Beitrag von Veronique »

:D :D Hallo!!

Ich hab' natürlich gestern auch ein persönliches Schreiben an Ulla Schmidt verfasst, in dem ich die widersinnige Familienpolitik in Deutschland ankreide.
Wir sind ja nach einem irren Kampf mit meinem Doc Nutznießer der Chipkartenerstattung der ICSI-Kosten geworden, aber ich sehe die aktuelle Diskussion um die Sterilitätsbehandlungen als Kassenleistung nicht nur negativ.

Es könnte sogar sein, dass die Umwandlung dieser Kassenleistung in eine rein (oder teil-) privat bezahlte medizinische Dienstleistung viele qualitative Vorteile für die Patienten mit sich bringen kann.
Die Patienten würden dann in dem Fall vermehrt zu kritischen Konsumenten, die gute Leistungen für ihr gutes Geld wollen; der Konkurrenzdruck unter den Ärzten würde sich erhöhen.

Ich finde es ja schon bezeichnend, dass in Deutschland die Einzel-Auswertungen der Zentren, die am DIR teilnehmen, unter Verschluss gehalten werden. Die Wahl eines Zentrums beruht eher auf dem Zufallsprinzip oder nach einem diffusen Ruf, der sich herumspricht. Es soll ja sehr gute Zentren in D geben, die mit internationalen Baby-Take-Home-Raten mithalten sollen, aber es gibt keine offizielle Liste dieser Zentren.

Dass eine ISO-Zertifizierung keine Garantie ist, mussten mein Mann und ich erleben: wg. irrsinniger organisatorischer Mankos in einer derartig zertifizierten Praxis wurden bei uns nachweislich Behandlungen in den Sand gesetzt.

Weiteres Problem in D ist auch das EmbSchG, gegen das die Patientenlobby, sprich die aktiven Klein-putzer, die sich vor einiger Zeit sehr stark engagiert hatten, wenig machen konnte. Den dt. Frauen müssen durchschnittlich viel mehr Behandlungen ertragen, um zum Erfolg zu kommen, als anderswo. Zudem müssen dt. Paare die kostenintensiven Kryo-Kosten selber zahlen. Es ist kein Geheimnis, dass die dt. Ärzte auch an diesen besonderen gesetzl. Verhältnissen verdienen - sie können mehr Behandlungen abrechnen!! Insofern ist ihr Interesse an einer qualitativ besseren Diagnose und Behandlung, und auch einer Änderung des EmbSchG wahrscheinlich nur sehr begrenzt. Deutsche Frauen schnell und effizient ss zu bekommen, entspricht nicht ihren finanziellen Interessen, da wenig Transparenz besteht, sie brauchen einen Erfolgs-Vergleich wenig zu befürchten.

Mein Theorie ist also, dass ein großer Konkurrenzdruck, auch von internationaler Seite aus, die Ärzte in D engagierter für Aspekte kämpfen lässt, die zufällig auch im Sinne der Patienten sind.

Ich bin - Gott bewahre - natürlich absolut nicht für eine Zwei-Klassen-Medizin, aber ich bin für einen schwierigeren Zugang zu den IVF-ICSI-Behandlungen, in der Hoffnung, dass, auch auf Druck der Patienten, die Diagnose verbessert wird. Zu glauben, dass nach dem Motto "viel hilft viel" die IVF der goldene Weg zum Kind ist, wäre falsch. Oftmals ist man mit viel sanfteren Mitteln viel eher am Ziel. Ich spreche hier natürlich nicht von den absolut eindeutigen IVF-Indikationen wie Hodenhochstand, EL verklebt etc., sondern den vielen Grauzonen-Indikationen, bei denen sehr schnell IVF angeboten wird.

Bei uns liegt eine lange Latte an Fehl-Diagnosen, unterlassenen Diagnosen und versäbelten Behandlungen vor. Wenn ich einmal die Muße habe, dann liste ich hier im Forum mal die ganze Chronologie der dümmsten Diagnosen, Verschreibunen etc. auf, die wir erleben mussten.
Durch einen Recherche-Zufall habe ich heute im Netz entdeckt, dass die 100%ige MAR-AK-Belastung bei meinem Mann auf eine systemische Autoimmunerkrankung, Lupus Eryth. zurückgehen kann. Und was hat mein Schwiegervater, meine Schwägerin? Eben Lupus. Dass mein Mann das hat, wäre also genetisch kein Wunder. Ich brauche euch nicht zu sagen, dass kein Schwein bei der Diagnose MAR-AK bei meinem Mann sich gefragt hat, woher das kommt. Da soll man als Patient selber draufkommen. :evil: :evil: :evil:

Liiiiebe Grüße auch speziell an mein Mondschaf :P :P

Veronika
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

Guten Abend allerseits, :D :D :D :D

Veronika, Du sprichst mir aus dem Herzen. :D :D :D :D Wenn wir einen Dachdecker engagieren, ist es völlig selbstverständlich, von mehreren Firmen Angebote, Vorgehensweisen und Referenzen einzuholen, Preis-Leistungsvergleiche zu machen und vielleicht noch mit anderen Kunden Rücksprache über die mögliche Firma zu halten.

Und bei der KiWu-Behandlung, wo es doch um viel mehr geht, tappt man völlig im Düstern, die Praxen eiern herum, wenn man sie wegen des DIR befragt... Wahrscheinlich ist es in Deutschland ja wieder verboten, wenn die Praxen ihre genauen Zahlen herausgeben. Hab neulich gelesen, dass es Ärzten sogar verboten ist, sich in Dienstkleidung fürs Internet ablichten zu lassen. Ich unterstelle jetzt mal, dass wenigstens die guten Praxen Interesse an der Veröffentlichung ihrer Erfolge Interesse hätten.

Ich frag mich, wie es da wohl erst Krebs- oder Aidspatienten geht... auch wenn das Leben gefährdet ist, haben solche Partienten keinerlei Zahlen und Fakten zur Hand, anhand derer sie den richtigen Arzt wählen können...
Die Änderung solcher Mißstände wär für mich eine Gesundheitsreform, die diesen Namen verdient.

Ob die Praxen nun an den deutschen Missständen (EmbSchG) verdienen... ich denke, es würde mehr Selbstzahler geben, wenn die Erfolgsraten höher wären. Und an denen und den Privatpatienten verdienen die Praxen mehr als an den GK-Mitgliedern. Jetzt wandern doch viele ins Ausland ab, die ihnen auch als Kunden abhanden kommen.

Bezüglich der ISO-Zertifizierung geb ich Dir recht, ISO bedeutet ja auch nur, dass man überhaupt irgendwelche Abläufe definiert haben muss, ob die sinnvoll und im Interesse der Patienten sind, prüft ja keiner. Oft kennen die Mitarbeiter ja noch nicht einmal das Qualitätshandbuch. (bin selbst in einer ISO-zertifizierten Firma tätig). Ich würde mir da mehr von verbindlichen, vordefinierten Behandlungswegen versprechen, in die wirklich immer die neuesten medizinischen Erkenntnisse einfliessen können. Da könnten ja auch verbindliche Diagnosewege beschrieben werden, denn beim KiWu herrscht schon manchmal blinder Aktionismus.

Ich verstehe, was Du meinst, wenn Du schreibst, dass die Qualitätsanforderungen der Patienten steigen, wenn sie die Behandlung selbst zahlen müssten. Dennoch habe ich den Eindruck, dass die KiWu-Patienten überdurchschnittlich gut informiert sind. Und obwohl auch ich in der glücklichen Lage bin, dass die KK zahlt, wünsche ich mir (und uns allen) doch auch den Erfolg, schon alleine, weil die Behandlungen so belastend sind.

Ach, wir sollten uns mal zu einer Harz-Kommission für die Gesundheitspolitik zusammentun. :wink:

Ich freu mich aber sehr, dass wenigstens Du (wenn schon nicht der Arzt) so schnell auf Lupus Eryth. bei deinem Mann gekommen bist!!! Vielleicht findet Ihr ja doch noch eine Lösung, würde mich RIESIG freuen!!!!!!! *dd* *dd* Danach kannst Du Dich dann als Ärztin selbständig machen. :wink:

Liebe Grüße

Mondschaf
ann30
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Ärztepfusch

Beitrag von ann30 »

Hallo Ihr Lieben,

ja das mit den verklagen der Ärzte ist echt.... :evil:

mein mann ( heute 29 ) hatte vor 8 jahren eine bandscheibenoperation, es durfte mal ein assi-arzt ran. sozusagen mein mann als versuchsobjekt.
das ging auch promt schief, nicht nur die aorta wurde angeschnitten, nein auch noch viele andere verbindungen....naja um es kurz zu machen.

mein mann ist seitdem zeugungsunfähig...das sperma geht statt dem normalen weg, jetzt in die blase.

wir wollten die ärzte damals verklagen, da hieß es nur geduld das gibt sich von selbst...so naiv und jung wie wir waren, kinderwunsch bestand damals noch nicht, warteten wir 3 jahren und 2 monate ab und nichts hatte sich gebessert.

somit haben wir versucht die ärzte doch zu verklagen..wenigstens für die kosten eine kiwu-behandlung sollten sie aufkommen ( wurde ja damals noch nicht von kk bezahlt )...das ende von der ganze aktion war..

wir haben verloren..mit der begründung..pech gehabt..nach 3 jahren ist der anspruch verjährt und seit dem hat uns kein arzt der uniklinik jemals wieder gesagt...es baucht nur seine zeit...bzw. mal nachgefragt. :cry:

so das war unsere geschichte.

viele grüße von der küste

*dd*
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