Chancen ab 35 - Job kündigen?

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clearblue-kle
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Chancen ab 35 - Job kündigen?

Beitrag von clearblue-kle »

Hallo Frau Dr. Eue,

erstmal vielen Dank für Ihre hilfreichen Antworten und daß wir hier eine Anlaufstelle haben. :)

Meine Frage ist folgende: Ab dem 35 Lebensjahr sollen die Chancen auf eine Schwangerschaft ziemlich sinken. Ich bin 33 und auf "ICSI" angewiesen, da mein Mann OAT III hat.

Durch sehr unglückliche Umstände auf dem Arbeitsplatz und Egoismus des Arbeitgebers habe ich leider (mal wieder) im nächsten halben bis dreiviertel Jahr keine Möglichkeit auf Urlaub und/oder krankfeiern, da ich eine komplette Stelle (neben der eigenen) ersetzen muß. Wenn ich einfach krankfeiere wird der Stress danach zu groß, weil ich für den Bereich komplett alleine verantwortlich bin und da viele Menschen dranhängen (und es handelt sich NICHT um einen gutbezahlten Karriere-Job, auch wenn sich das evt. so anhören könnte). Ich kann also lediglich "warten" und hoffen, daß in einem dreiviertel Jahr der angekündigte eingearbeitete Ersatz da ist und ich mir eine ICSI "erlauben" kann.

Bisher hatte ich 1 ICSI machen können. Punktion und Transfer habe ich innerhalb eines 1-wöchigen Urlaubs abgewickelt, die Organisation der Ultraschall-Termine mit meiner Arbeit war schon ein mittelgrosser Kraftakt. Aus der ersten ICSI habe ich drei PNs kryokonservieren lassen. Meine Kinderwunschklinik möchte aus "rechtlichen Gründen" nicht, daß ich den Kryo-Versuch nach hinten verschiebe und VORHER eine weitere ICSI mache . Allerdings hätte ich in den nächsten 2 Monaten noch die Möglichkeit eine Woche auszufallen, ehe die Kollegin aufhört, deren Bereich ich dann mitabwickeln muss. Den Kryo-Versuch hätte ich gerne in die darauffolgenden Monate verschoben, da man dafür nicht eine Woche mit punktierten und geschwollenen Eierstöcken ausfällt.

Ehrlich gesagt habe ich ziemlich Panik, dass, wenn ich wegen meiner Arbeit immer weiter warte, die Chancen aufgrund meines steigenden Alters so gering werden, daß nur noch unzählige ICSI-Versuche zu einer Schwangerschaft führen würden.

Daher habe ich schon sehr oft darüber nachgedacht, ob mir als letzte Möglichkeit nur noch die Kündigung bleibt. Das hätte allerdings schon einige sehr grosse Nachteile. Abgesehen vom finanziellen Verlust -die ICSIs sind sehr teuer, man bekäme eine Arbeitslosengeld-Sperre von drei Monaten, wenig Stellenangebote in dem Bereich, das Elterngeld verringert sich auf den Grundbetrag-, würde es mich wahrscheinlich auch aus der Bahn werfen, von heute auf morgen von einem absoluten Stressjob in die Arbeitslosigkeit, ohne die gewohnte Struktur und das Gefühl "nützlich zu sein", zu fallen. Gerade wenn es mit dem Kinderwunsch dann nicht funktionieren sollte, ist das eine gute Ausgangslage für eine "echte Lebenskrise" (arbeitslos und kinderlos). :cry:

Wie sehr sinken die Chancen ab dem 35. Lebensjahr? Ist das schleichend oder kommt ein grosser Knick? Kann ich das dreiviertel Jahr noch abwarten (dann bin ich 34)?
Welche rechtlichen Gründe stehen einem aufgeschobenen Kryo-Versuch im Weg?

Sehr nachdenkliche Grüsse
und Danke im Voraus für eine Antwort
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chilka
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Beitrag von chilka »

Wenn ich dir antworten darf, ich glaube nicht das deine Chancen in einem halben Jahr extrem sinken. Aber was mit dir auf Arbeit gemacht wird finde ich auch alles andere als gut, was ist wenn du dir ein Bein brichst? Oder andersweitig so krank wirst (was natürlich niemand wünscht!!) das du ausfällst? Und ich meine jetzt nicht einen Schnupfen... Dann müsste es auf Arbeit auch irgendwie gehen. Ich bin auch so jemand die immer den Kollegen ersetzt, selbst in den seltensten Fällen krank macht (krank ist! krank-machen ist etwas anderes...) - aber am Ende dankt es einen niemand!! Du musst da auf jeden Fall Grenzen setzen, du kannst doch nicht 2 volle Stellen arbeiten!
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ich habe mir auch schon mal auf Arbeit echt den Hintern aufgerissen und kurz hinterher einen Tritt in selbigen bekommen. Daraus habe ich gelernt, dass es sich nicht lohnt, wenn so wichtige private Dinge auf dem spiel stehen.

Ich würde nicht kündigen und mir für die Behandlung krank nehmen. Wenn die Arbeit hinterher nicht geschafft wird, ist das nicht mein Problem, sondern das meines Arbeitgebers. Der muss schließlich damit rechnen, dass ich auch mal krank werden kann.

Von mir kann wirklich keiner behaupten, dass ich unzuverlässig bin. Ich mache wirklich Vieles möglich, auch auf meiner jetzigen Arbeit. Aber nur noch in dem Bereich, wo es mich nicht so tangiert. Wenn jetzt etwas sehr Wichtiges Familiäres käme, hätte die Familie Vorrang. - Für dich hängt das davon ab, ob du jemals Mama wirst oder nicht. Das ist von so großer Bedeutung, dass dich dein Arbeitgeber mal kreuzweise kann.

Davon abgesehen hätte es mich auch interessiert, ob der Arzt wirklich aus rechtlichen Gründen erstmal den Kryoversuch machen muss. Davon bin ich absolut nicht überzeugt. Wo soll denn das stehen?
Liebe Grüße, Rebella
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CarmenSE
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Beitrag von CarmenSE »

Suche Dir zuerst einen anderen Job und kündige dann erst.
Einfach kündigen und dann zu Hause sitzen würde ich an Deiner Stelle nicht aber schieb auch Deien KiWu nicht weiter raus.
Du hast das recht für die Tage der Punktion und des Transfers krankgeschrieben zu werden.
Dafür brauchts Du keinen Urlaub zu verschwenden und Krank machen ist das ja auch nicht.
Frag einfach nach Du kriegst da eine Krankschreibung.
Die US kannst Du in Absprache mit der KiWu Klinik Abends oder ganz früh morgens machen. So musst Du dafür nicht bei der
Arbeit fehlen.

Aber schau Dich paralell nach einem neuene Job um.
Denn wenn Du jetzt kündigst und es mit der Schwangerschaft nicht klappen sollte (was ja keiner hofft aber es kann durchaus sein)
dann hockst Du umsonst zu Hause rum.
Liebe Grüße
Carmen
Tigerin
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Beitrag von Tigerin »

Ruhig Blut, Clearblue!

Es ist so, wie Rebella geschrieben hat: Die Chancen auf eine Schwangerschaft sinken nicht schlagartig mit dem 35. oder 40. Geburtstag, sondern es ist ein schleichender Prozess. Zudem ist Mutter Natur ziemlich ungerecht: Während einige Frauen noch mit deutlich über vierzig Jahren genügend viele intakte Eizellen produzieren, schlagen bei anderen Frauen die Wechseljahre schon mit Mitte Deißig unbarmherzig zu. Da niemand vorab wissen kann, wie es bei Dir aus schaut, solltest Du Deinen Kinderwunsch nicht hintenan stellen.

Was Dein Arbeitgeber mit Dir treibt, ist gelinde gesagt eine Sauerei, kommt aber öfters vor. Und warum sollte er in einem Dreivierteljahr Dir eine eingearbeite Kraft zur Seite stellen, wenn Du Deinen Job und den für die zweite Stelle gleich mit erledigst? Nö...darauf kannst Du warten bis die Hölle einfriert. Selbst kündigen würde ich auf keinen Fall, eher schon sehr krank werden, wenn es gar nicht mehr anders geht. Ein Burnout verbunden mit einer heftigen Depression bietet sich an, aber auch einiges andere. Wie Dein Arbeitgeber die entstandene Lücke füllt, ist seine Sache, und wenn er versucht, Dir eine Kündigung unterzuschieben, kommst Du auf jeden Fall günstiger weg als wenn Du selbst kündigst. Auf jeden Fall solltest Du Dich z eitig nach einem guten Fachanwalt für Arbeitsrecht umschauen!

In welchem Land lebst Du? Dass die Kinderwunschklinik auf die Durchführung des Kryoversuches pocht, kommt mir auch merkwürdig vor.

lg

Tigerin
Zahnfee32
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auch solche Probleme

Beitrag von Zahnfee32 »

Hallo!

Ich kann das gut nachvollziehen. Habe jetzt meinen 4.Versuch. Ich habe bereits einen Job verloren wegen Therapie, da ich ständig Arzttermine hatte. Aber egal die Chefin war eh nicht korrekt. Ich habe mir einen neuen Job gesucht und arbeite weniger Stunden, damit ich meine Arzttermine besser legen konnte. Allerdings bin ich jetzt in meinem neuen Job gerade mal 8 Wochen und mache jetzt wieder ICSI. Ich nehme keine Rücksicht mehr drauf auf den arbeitgeber. Ich bin 34 Jahre alt und man weiß nie wann es klappt. Wie lange willst du Rücksicht nehmen? Du stehst nachher da - vielleicht ohne Kind und der Job allein macht das Leben nicht glücklich. So geht es mir zumindest. Krank wird jeder mal. Meine Klinik ist 1 Stunde Fahrtzeit entfernt. Ich lass mir immer Ausreden einfallen und zur Not gibt es einen Krankenschein. Jahrelang habe ich Rücksicht auf den arbeitgeber genommen. Mein Mann meinte auch das man eine andere Einstellung bekommen muß. Denk da einfach drüber nach. Wenn Du immer nur da bist im Job und immer alles machst - es dankt Dir niemand.

Lieben Grüß Zahnfee
1.IVF Juni/09
24.06.09 - SST positiv
01.07.09 - nichts im Ultraschall und hcg steigt kaum
21.07.09 - Not-OP da doch Eileiterschwangerschaft+Entf.rechter Eileiter
2.11.09 Beginn Stimulation für 2.IVF
16.11.09 - PU (14 Eizellen)
18.11.09 - Transfer von 2 (6 sind eingefroren)
02.12.09 - Bluttest negativ
02.2010 - Entfernung Eileiter links
03.2010 - Kryo (negativ)
09.2010 - Beginn Stimulation für 3.IVF
15.09.2010 - PU (5 Eizellen)
17.09.2010 - Transfer 2 Eizellen
04.10.2010 - Hcg 263
11.10.2010 - Hcg 2500
14.10.2010- Not-OP Eileiter-SS links
urmelie
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Beitrag von urmelie »

Die Entscheidung, wie Du das mit dem Job regelst, kann Dir letztlich keiner abnehmen.
Ich schließe mich zu 100% rebella an. Ich war in der gleichen Situation wie Du und auch noch gleich alt. Ich bin absolut pflichtbewusst und habe mir für die Arbeit den Allerwertesten aufgerissen und sogar am Wochenende unentgeltlich zuhause gearbeitet. Und genau in die Zeit fiel meine 1. ICSI. Ich hatte ein mega-schlechtes Gewissen, aber habe es durchgezogen. Mal ganz ehrlich, solange Du auf der Arbeit funktionierst wird das ohnehin als selbstverständlich angesehen. Es kommt hinterher keiner mit einem Blumenstrauß und bedankt sich dafür, dass Du wegen der Arbeit Deinen Traum von Familie hinten anstellst oder gar nicht leben kannst. Es gibt nicht mal einen feuchten Händedruck dafür. Habe mich ab PU bis BT krank schreiben lassen. Hatte zu allem Überfluss auch noch eine Überstimu, die das Ganze in dei Länge gezogen hat. Klar, war das Chaos hinterher groß und ich habe ewig gebraucht um wieder beim Null-Level zu sein, aber wessen Schuld ist das? Jedenfalls nicht meine.

Was die Chancen angeht: Ich bin kein Mediziner, aber das sind alles nur Statistiken! Wenn Du morgen 35 wirst, dann sind Deine Chancen heute nicht top und morgen schlecht! Das kommt immer noch auf die individuelle Konstellation an.

Ich kann Dir nur raten: Zieh Dein Ding durch und lass die Arbeit in dem Fall Arbeit sein!
clearblue-kle
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Beitrag von clearblue-kle »

Vielen Dank für eure Antworten, die mich auch darin bestärken, meinen Weg konsequenter durchzuziehen. Es hilft auch ein wenig, zu wissen, daß man nicht allein dasteht mit dem Problem :knuddel:

Die Kinderwunschklinik hat nun doch zugestimmt, die zweite ICSI vorzuziehen, bin gerade in der Downregulierung. Es waren wohl eher Einwände der Klinik, als rechtliche Gründe, die dagegen standen. Es motiviert auf jeden Fall, dass wir die ICSI doch noch durchziehen dürfen

:dance: :juhu:
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Dr. Eue
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Beitrag von Dr. Eue »

Hallo,

sorry, dass ich mich jetzt erst melde. Ich denke, Sie machen das genau richtig, ziehen Sie die Behandlung durch. Wenn Ihr AG zu Ihnen steht in dieser schwierigen Zeit ist es gut, wenn nicht, dann können Sie es auch nicht ändern. Wenn da kein Verständnis da ist, wie soll es dann erst werden, wenn Sie ss sind oder ein Kind haben ? Man muss Prios setzen. Sicher kommt Ihre KiWu - Praxis Ihnen bei der Terminvergabe auch entgegen, so dass Sie Arbeit und Behandlung unter einen Hut bekommen.

Alles Gute und dickes Daumendrücken !

Dr. Eue
Disclaimer:
Als Biologin bin ich rechtlich verpflichtet nur allgemeine Informationen zu geben, die das konkrete und individuelle persönliche Gespräch mit Ihrem Biologen oder Arzt nicht ersetzen können. Insofern kann auch keine Haftung für meine Auskünfte gegeben werden.

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