Geburtsbericht
Wir waren ja am 1.12. Vormittags bei 40+3 wieder bei meinem FA zum CTG und Doppler. Der wollte schon aus Spaß die Fruchtblase öffnen, damit es endlich losging
Mein Mann und ich sahen uns schon am kommenden Mittwoch zur Einleitung im KH…
Mein Doc machte dann noch mal eine Eipollösung (die mittlerweile nicht mehr wirklich weh tat, weils da kaum noch was zum Lösen gab). MuMu war 1-2 cm offen. Dann schickte er mich noch zu den Hebammen in den Kreißsaal, wo ich mir ein wehenauslösendes Mouse holen sollte (mmmh… lecker mit Rizinussöl). Ich habs zu hause wirklich nur meinem Mann zu liebe getrunken. Aber anstatt Durchfall und somit Wehen auszulösen, kam das ganze sehr schnell oben wieder raus
Durch die Eipollösung hatte ich wie jedes Mal wieder Wehen. Aber sie wurden einfach nicht stärker, schwächten dann wieder ab und um 24 Uhr waren sie endlich wieder so leicht, dass ich endlich einschlafen konnte.
Nachts um 1:30 Uhr weckte mich eine Wehe auf. Die Wehen kamen alle 10 Minuten. So kurz nach 3 Uhr bin ich aufgestanden, damit ich meinen Mann nicht weckte, hab mir ne Wärmflasche gemacht (weil ich dachte durch die Wärme würden die Wehen schon weggehen, wie halt immer bisher) und legte mich damit aufs Sofa im Wohnzimmer. Ich hatte die Wärmflasche keine 5 Minuten an meinem Rücken liegen, da kam die erste wirklich schmerzhafte Wehe. Ich war so überrascht, dass ich kurz etwas lauter wurde

Was tatsächlich meinen Mann aufweckte (was ich bis heute nicht verstehe, weil der die Kleine jetzt im Schlafzimmer nicht mal schreien hört

)
So gegen halb 5 ging ich in die Badewanne. Die Wehen wurden dort stärker und kamen in kürzeren Abständen, aber ich konnte mich super entspannen und kam sehr gut mit den Wehen klar. Nach ca. 1 ½ Stunden bin ich dann raus, weil ich dachte, dass es jetzt dann langsam Zeit werden würde um ins KH zu fahren.
Draußen wurden die Abstände wieder größer (10 Min) und wir waren schon am Verzweifeln, weil wir wieder von einem Fehlalarm ausgingen. Doch die Wehen wurden immer schmerzhafter und ich hielt sie nur noch im Stehen am Sessel festhaltend aus. Das ging bis 12 Uhr Mittags so. Um die Abstände zu verkürzen sind wir dann mit dem Hund Gassi gegangen. Zum Glück trafen wir unterwegs nicht viele Leute, weils echt ein wenig peinlich war, dass ich aller 10 Min. mit schmerzverzerrten Gesicht an der Schulter meines Mannes hing

Die Abstände wurden nicht kürzer, aber da die Wehen wirklich schon stark waren fuhren wir dann mal
vorsichtshalber ins KH (jaaaa wir glaubten immer noch nicht, dass es losgegangen war).
CTG im KH zeichnete regelmäßige Wehen alle 6 Min. auf, MuMu bei der Untersuchung 2-3 cm und die erlösende Aussage der Ärztin, dass wir heute noch unser Kind bekommen würden.
Wir gingen erst einmal auf ein Zimmer. Wehen alle 5 Min und taten wirklich sau weh. Ich bin heute noch der Stange am Fußende des KH-Bettes sehr dankbar, an der ich mich festkrallen konnte und so mit den Wehen super klar kam. Aber die Wucht des Schmerzes muss man tatsächlich an irgendetwas oder irgendwen

abgeben, sonst klappt das mit dem Veratmen nicht…
Um 16 Uhr waren wir dann im Kreißsaal und sollten etwas rumlaufen. Währenddessen spürte ich die Wehen aber immer mehr im Rücken und ich bekam den Schmerz einfach nicht mehr veratmet und fing immer öfter an mich zu verkrampfen.
Da ich ja gern ne Wannengeburt wollte, sträubte ich mich noch stark gegen eine PDA. Auf Rat der Hebamme und der Ärztin dann doch mein OK zur PDA und ab dem Zeitpunkt freute ich mich darauf in ca. ner halben Stunde weniger Schmerzen zu haben.
Vorher musste aber noch ein CTG geschrieben werden…
Die erste Wehe auf dem CTG und die Herztöne der Kleinen gingen plötzlich in den Keller. Hebamme und wir erschrocken. Die nächsten 3 Wehen waren aber wieder ok, dafür kam ich mit den Schmerzen im Rücken gar nicht mehr zurecht und brach fast während jeder Wehe das Veratmen ab. Dann machte unsere Kleine wieder während einer Wehe schlapp.
Die Hebamme rief den diensthabenden Doc. Alle wurde etwas hektisch. Ich sollte mich auf den Rücken legen. Wehen im Liegen fand ich aber nun gar nicht mehr witzig und wo blieb eigentlich meine versprochene PDA?! Der Doc öffnete die Fruchtblase um der Kleinen eine Elektrode zur Überwachung direkt auf dem Kopf zu befestigen.
Ab da war schluss mit lustig, die Wehen wurden wahnsinnig stark und hatten kaum noch Pausen dazwischen und dann sagte der Arzt auch noch, dass ich keine PDA bekommen könnte, weil jetzt alles zu schnell ginge und die Maus wahrscheinlich in ner Stunde da wäre. Da wars glaub ich so gegen 17 Uhr. Not-KS stand auch kurz im Raum...
Ich kam einfach nicht mehr in meinen Rythmus, schaffte keine Wehe mehr zu veratmen und wollte nur noch nach Hause (das war wohl etwas naiv

) Die Herztöne unserer Maus gingen mittlerweile bei jeder Wehe in den Keller. Der Arzt (sah übrigens aus wie ein indischer Nikolaus und hatte eine Märchenerzählerstimme) und mein Mann redeten ganz sanft auf mich ein, dass ich mich für die Kleine zusammenreisen und unter den Wehen wieder richtig atmen musste.
Ich hatte echt eine „scheiß“ (sorry für den Ausdruck!) Angst um meine Tochter, biss die Zähne zusammen und veratmete jede einzelne Wehe von Anfang bis zum Schluss. Ab da entspannte sich alles. Herztöne blieben endlich stabil und ich hatte zumindest wieder kurze Verschnaufpausen zwischen den Wehen (MuMu bei 6 cm). So dass ich anfing mit der Hebamme zu verhandeln, ob ich nicht ganz evtl. doch noch eine PDA bekommen könnte
Die Anästhesistin kam und brauchte ganze 3 Anläufe um mir die PDA zu setzen (ich war wirklich etwas genervt von der Dame, schließlich mussten wir ja bei jeder Wehe pausieren und das Stillhalten unter den Wehen fiel nicht wirklich leicht).
Komischerweise merkte ich plötzlich allein durch die örtliche Betäubung eine Erleichterung und kam wieder besser mit den Wehen klar.
(Ich hatte vor einigen Jahren eine Entzündung im Kreuzbeingelenk, direkt im Knochen. Seitdem blieb dieser immer sehr empfindlich und dieser Knochen war es, der mir diese wahnsinnigen Schmerzen mit jeder Wehe bereitete. Im Nachhinein hätte wahrscheinlich ne örtliche Betäubung gereicht…)
Als die PDA endlich saß, ich aber noch nicht das Mittel gespritzt bekommen hatte, untersuchte mich die Hebamme und meinte MuMu fast 10 cm geöffnet. Na klasse! Na zumindest brachte mir die PDA dann wenigstens für ne halbe Stunde etwas Entspannung, um noch mal die Kraft fürs Pressen zu sammeln.
Bekam dann auch nur ne ganz leichte, die auch nur auf der rechten Seite wirkte, aber das reichte mir!
Die Hebamme sagte uns, dass wir in spätestens einer ¾ Stunde unsere Tochter im Arm halten würden und mein Mann und ich wurden nervös und konnten es nicht fassen.
Die Presswehen waren dann noch mal ein anderes Kaliber, aber so lang man mitpressen darf, sind die viel leichter auszuhalten.
Wahnsinn was man nach so vielen Stunden und mit nur 1 ½ Stunden Schlaf noch einmal für Kräfte entwickeln kann (mein Mann war auch ganz fasziniert, wie lang ich pro Wehe pressen konnte und das mit jeweils nur einmal Luft holen

)
Und um 19:53 Uhr (nach ca. 10 Presswehen) kam unsere, so lang ersehnte, Tochter zur Welt. Das war so ein unbeschreibliches Gefühl!!! Sie schrie nur kurz, aber dafür sehr laut und kam dann in meinen Arm und schaute meinen Mann und mich mit so wachem Blick an und war ganz still.
Ich bin an 4 Stellen gerissen, aber zum Glück nicht der Damm. Der schlimmste Riss war auch der kleinste. Mir ist der Eingang der Harnröhre leicht eingerissen. Spür ich jetzt noch manchmal. Aber sonst ist alles super verheilt.
Der Doc und mein Mann standen beim Nähen übrigens zwischen meinen Beinen und mein Mann wurde vom Doc in die ästhetischen Fragen seiner Nähkunst an mir mit eingebunden. Sehr abstruse, witzige Situation
Ich dankte dem superlieben Doc und der ebenso lieben Hebamme, die uns beide soooo toll unterstützt haben glaub ich gefühlte 50 Mal. Letztendlich fand ich die Entbindung wunderschön und ich kann mich tatsächlich nicht mehr daran erinnern, wie genau sich die Schmerzen angefühlt haben
Da es eh schon Abends war und wir nicht mitten in der Nacht nach Hause fahren wollten, blieben wir die Nacht im KH und haben natürlich vor Aufregung kein Auge zugemacht. Am nächsten Tag mussten wir noch meine Blutwerte abwarten, weil meine Entzündungswerte wohl etwas erhöht waren, aber um ca. 17 Uhr waren wir dann endlich zu Hause. Superglücklich und supererschöpft.
Mit jedem Tag lieben wir diesen kleinen Menschen mehr!!!
Ich bin so fürchterlich dankbar und demütig und alles was uns auf dem Weg bis hierher passiert ist, hat sich dafür gelohnt. Auch wenn es natürlich innerlich und äußerlich Narben hinterlassen hat.
Aber genau diese, machen uns zu den Menschen und Eltern, die mein Mann (den ich so wahnsinnig liebe) und ich jetzt sein dürfen.