Reaktion auf Schwangerschaftsverkündung

Hier antwortet Frau Silke Schwekutsch von www.kindeshalb.de

Moderator: Kindeshalb

free
Rang4
Rang4
Beiträge: 5500
Registriert: 31 Aug 2011 12:03

Re: Reaktion auf Schwangerschaftsverkündung

Beitrag von free »

...
Zuletzt geändert von free am 18 Jun 2015 16:44, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
free
Rang4
Rang4
Beiträge: 5500
Registriert: 31 Aug 2011 12:03

Beitrag von free »

...
Zuletzt geändert von free am 18 Jun 2015 16:46, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
Benutzeravatar
Kosmee
Rang1
Rang1
Beiträge: 368
Registriert: 06 Dez 2013 10:38

Beitrag von Kosmee »

Schon vor der Verkündung befürchtete ich durchaus, dass wieder Bemerkungen kommen, die mich schmerzen, so wie ich es ja schon seit langem erlebt habe, ich war zum Beispiel gefasst auf: "Na, das wurde ja auch mal Zeit" oder so.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich Freude und Erleichterung gut hätte aushalten können, denn das waren auch meine eigenen spontanen Gefühle. Auch wenn Zweifel eingeräumt worden wären mit gleichzeitiger Sorge um mich und der Angst, wie ich das dann verkraftet hätte (noch ist auch nicht alles in trockenen Tüchern) hätte das - glaube ich - keinen Schmerz ausgelöst. Das Problem war vermutlich die Formulierung und dass sie einfach stehen gelassen wurde. So fühlte es sich (für mich!) wie eine Bewertung an.

Das bei mir dahinter stehende Bedürfnis, denke ich, ist der Wunsch "Nahestehende mögen an mich glauben" (vielleicht als nicht ganz unwesentliche Hintergrundinformation: Die Kinderlosigkeit lag allein an mir.). Ich vermute, es ist ein kindliches Bedürfnis zu wissen "Meine Mama glaubt an mich!", das in meinem Leben nicht zur rechten Zeit erfüllt worden ist, weshalb ich es mir immer noch wünsche. Ich nehme weiterhin an, dass dieser Wunsch mich mein Leben lang begleiten wird (so wie das frühkindliche unerfüllte Bedürfnisse in der Regel zu tun pflegen), dass ich aber für mich akzeptieren muss (und werde), dass der Wunsch zwar menschlich und zu früherer Zeit auch angemessen war, dass er heute aber nicht mehr in dem Maße, wie es früher notwendig gewesen wäre, erfüllt werden kann. Da ist mein inneres Kind sozusagen hungrig geblieben und manche heutige Situationen sind geeignet, auch mich Erwachsene diesen Hunger wieder spüren zu lassen. Es erscheint mir wichtig, dass ich acht gebe, nicht von meinen heutigen Mitmenschen zu verlangen, dass sie diesen Hunger stillen und ihnen nicht böse zu sein, dass sie es nicht tun.

Ich glaube, ein zweiter Wunsch, den ich schon sehr lange auf dem KiWu-Weg hege, ist, dass meine Gefühle verstanden und anerkannt werden. Ich habe allerdings selten bewertungsfreies Zuhören und Annahme erfahren. Stattdessen eben Ratschläge, Vorschläge, Änderungsideen. Angenommen in meinem So-Sein und meinen (unseren) Entscheidungen war eher selten. Auch in diese Wunde hackte die Bemerkung, weil ich mich rückblickend wieder nicht erkannt (und gelassen) fühlte. Dieser Anteil an der Situation ist vermutlich wirklich der Tatsache zuzuschreiben, dass Nicht-lange-Kinderwünschende sich die gefühlsmäßige Gemengelage eines ungewollt Kinderlosen schwer vorstellen können. Dies halte ich für eine Sache, die mit meiner eigenen Lebensgeschichte nichts zu tun hat, sondern ein Faktum ist, dass vielen hier begegnet - unabhängig von der Qualität der eigenen Kindheit.

Beantwortet das so ungefähr deine Frage?
gem. KiWu seit 2011: 2 Jahre natürlich + 1x Clomiphen + 2 IUIs + 3 ICSIs in DE + 1 EZS in FI + 1 EZS in CZ = April 2015: endlich schwanger
2. Jan. 2016: Geburt unseres Knödels + unerhörtes Glück: natürliche Schwangerschaft 2018
mein Blog: https://herzwuensche.wordpress.com
Benutzeravatar
Kosmee
Rang1
Rang1
Beiträge: 368
Registriert: 06 Dez 2013 10:38

Beitrag von Kosmee »

Dein zweites Posting hatte ich eben noch gar nicht gesehen.

Ich verstehe so gut, was du meinst, und oft wünsche ich mir ja auch, ich hätte es leichter, doch was schlägst du konkret vor, wie ich die Sache angehen soll, wenn der Schmerz mich angesichts einer Äußerung eines Mitmenschen packt und nicht mehr loslässt? Der Schmerz von vorgestern hatte das Potential die Beziehung mit meiner Freundin auf Eis zu legen, aber ich zweifle doch ziemlich, ob das auf Dauer wirklich der Weg sein kann. Denn sie hat es ja nicht böse gemeint, und doch tat es ziemlich weh.

Ich bin wirklich (sehr) offen für Ideen!
gem. KiWu seit 2011: 2 Jahre natürlich + 1x Clomiphen + 2 IUIs + 3 ICSIs in DE + 1 EZS in FI + 1 EZS in CZ = April 2015: endlich schwanger
2. Jan. 2016: Geburt unseres Knödels + unerhörtes Glück: natürliche Schwangerschaft 2018
mein Blog: https://herzwuensche.wordpress.com
Benutzeravatar
Frosch;o)
Rang5
Rang5
Beiträge: 13114
Registriert: 22 Jan 2003 11:19

Beitrag von Frosch;o) »

du machst das mit dem Schmerz doch schon richtig. Du lässt ihn an dich herankommen, du schaust ihn dir ganz genau an und nun musst du ihn nur auch noch gehen lassen. Zieh weiter, denn jetz kenn ich dich ;o)

Klappt nicht sofort, aber bei gewisser Übung behältst du deine Sensibilität ohne zu zerbrechen.

Komm her du schmerz - lass dich anschauen - und nun zieh weiter.
Komm her du Ärger - ach so siehst du aus - schön dich kennengelernt zu haben, aber bitte geh woandershin...
Liebe Grüße von Anja
Benutzeravatar
ajamue
Rang3
Rang3
Beiträge: 2712
Registriert: 15 Nov 2013 13:52

Beitrag von ajamue »

Hallo Kosmee

Ich verstehe dich absolut, der Spruch ist einfach doof. Auch der Vergleich mit der Prüfung passt. Es ist verletzend, wenn Leute dir etwas was du dir so sehr wünschst und wofür du dir ein Bein ausreisst, nicht zutrauen. Sie rechnen mit deinem Versagen.

Sie haben wohl einfach nicht nachgedacht, wie das bei dir ankommt, so entstehen ja die meisten Beleidigungen.

Aber versuch es ihnen nicht zu übel zu nehmen, es war sicher nicht böse gemeint sondern einfach unüberlegt und ich bin froh, dass du ihnen gesagt hast, dass ihre Aussage sehr verletzend war. Was haben sie eigentlich danach gesagt? Habe ich das überlesen?

Ich habe mir einen Spruch gemerkt, den habe ich in der Fahrschule gelernt und der passt auch zu allen anderen Lebenslagen „man muss immer mit der Dummheit der anderen rechnen“ Dummheit kannst du natürlich mit Unwissenheit/Unachtsamkeit oder so austauschen.

Du bist schwanger, versuch es zu vergessen, freu dich einfach und nimm es dir nicht so sehr zu Herzen!
Liebe Grüße von Ajamue

Versuch Nr. 5 - 16. Oktober - wir sehen einen Herzschlag
18.Januar 20+2 - Baby hat 17,7 cm Kopfumfang, ist ca. 24 cm lang und wiegt ca. 325 Gramm
3.Februar 22+4 - Baby hat 20 cm Kopfumfang und wiegt 513gramm. und... ist ein Mädchen!!!
24. Februar 25×4 Babygirl hat 23cm KU und 730gramm
16. März 26,4 cm KU und 1100gramm
11. April 44cm lang und 1879gramm schwer ist die Mini Maus jetzt
22. April 2440gramm
4. Mai 2450gramm seltsam aber würde passen
19. Mai 2860gramm und alles gut
27. Mai ca. 3000gramm 32cm Kopfumfang und macht keine Anstalten, den Aufenthalt bald zu beenden
15.Juni 0:55 babygirl wird bei 41+4 geboren: 4120g, 54cm und alles dran

Bild
Bild
Bild
Gast

Beitrag von Gast »

Kosmee hat geschrieben:Dein zweites Posting hatte ich eben noch gar nicht gesehen.

Ich verstehe so gut, was du meinst, und oft wünsche ich mir ja auch, ich hätte es leichter, doch was schlägst du konkret vor, wie ich die Sache angehen soll, wenn der Schmerz mich angesichts einer Äußerung eines Mitmenschen packt und nicht mehr loslässt? Der Schmerz von vorgestern hatte das Potential die Beziehung mit meiner Freundin auf Eis zu legen, aber ich zweifle doch ziemlich, ob das auf Dauer wirklich der Weg sein kann. Denn sie hat es ja nicht böse gemeint, und doch tat es ziemlich weh.

Ich bin wirklich (sehr) offen für Ideen!
Hi das mit den Äußerungen anderer kenne ich nur zu gut nur in meinem Fall sind diese auch böse gemeint.
Hast du gerade die Situation mit deiner Freundin ihr mal mitgeteilt was dieser Satz in dir ausgelöst hat?
Ganz oft hilft das schon die Sichtweise der Menschen zu ändern bzw sie überdenken ihr tun so habe ich es erlebt.
Deine Eltern wirst du nicht ändern können das gehört in die Schublade so ist es.
Auch finde ich es gut wie du es handhabst dir die dinge genau anzusehen das hilft der Situation und dem Schmerz nicht so zu erliegen.
Ein Patentrezept gibt's da glaub ich nicht ich seh es aber ähnlich wie free die Kindheit ist vergangen gut wenn man weiß warum man im erwachsenen leben weiss warum man so reagiert aber aufarbeiten würde ich nicht vor allem nicht in der Schwangerschaft.
Was bringt es aufzuarbeiten alle die ähnliche Erfahrungen gemacht haben in der Kindheit wissen das man sie nicht ändern kann man kann nur in der Gegenwart seine bedürfnisse erkennen und stillen.
Liebe kosmee ich wünsche dir alles erdenklich gute für deine Schwangerschaft. Versuch die Äußerungen doch mal als Unbeholfenheit der betreffenden Personen zu sehen und versuch zu verzeihen ich glaube sie wissen nicht was sie tun.

Free bist du im psychologischen Bereich tätig?

Liebe Grüße Sandra
Benutzeravatar
Kosmee
Rang1
Rang1
Beiträge: 368
Registriert: 06 Dez 2013 10:38

Beitrag von Kosmee »

Liebe Frosch,
genau! Das ist Achtsamkeit! Ich übe es, aber es ist immer hilfreich, wenn man mal wieder in konkreten Situationen daran erinnert wird. Super innere Rede! Danke für die Beispiele!

Liebe Ajamue,
schön, mal wieder von dir zu lesen! Ich musste öfter an dich denken und habe mich gefragt, wie es dir geht. Da wir beide nicht mehr oder kaum noch im Finnland-Ordner sind, muss man sich immer gegenseitig suchen ... Lass dir nochmal gesagt haben, wie leid es mir tut, dass deine Schwangerschaft endete. Wir waren nur eine Woche auseinander, aber das weißt du sicher. Umso stärker, dass du mir hier antwortest!
Danke für dein Verständnis für meine Gefühle!

Was die Schwiegermutter auf meine Gefühläußerung antwortete, weiß ich erstaunlicherweise nicht mehr. Das war dann hinterher auch irgendwie abgehakt und für uns beide okay.

Meine Freundin hingegen meinte, dass sie mich nicht verletzen wollte und ich bestätigte, dass ich das wisse. Sie meinte weiterhin (und das macht mir wohl das jetzige Loslassen von der Situation so schwer), dass sie schon lange unsicher sei, was sie bzgl. des Kinderwunsches zu mir sagen kann und was nicht (weil ich mir immer eigentlich nur Zuhören und Mitgefühl wünschte und sie immer Ratschläge gab, die ich nicht gut annehmen konnte) und danach war sie leise, hat sich quasi vor lauter Verunsicherung gar nicht mehr getraut, irgendetwas zu sagen. Ich meinte dann, dass sie ja reden kann, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, dass ich aber ebenso das Recht haben möchte, meine Gefühle dazu zu äußern.
Dadurch, dass sie hinterher so sehr verunsichert war, fühlte ich mich noch elender, weil ich dann zusätzlich zu meinem Schmerz auch noch das Gefühl hatte, ihr mit meiner Reaktion nicht gut getan zu haben und "irgendwie falsch/überempfindlich zu fühlen" und es vielleicht besser nicht mitgeteilt hätte, weil sie sich ja jetzt gar nicht mehr traute, mit mir zu dem Thema zu kommunizieren. Ich brachte dann auch den Prüfungsvergleich, der in ihren Augen jedoch nicht gut passte (wie für einige hier ja auch), wobei er für mich gefühlsmäßig genau passt, was natürlich daran liegt, dass die vielen Negativs in mir durchaus ein Gefühl des Versagens hervorriefen, auch wenn es nicht meine "Schuld" war - dennoch war ich der Grund.
Ich fragte sie dann, ob sie nicht verstehen könne, dass, wenn man sehr für etwas gekämpft hat und dann hinterher feststellt, dass die Menschen, die einem am nächsten stehen, nicht mehr an einen guten Ausgang geglaubt haben (quasi innerlich aufgegeben haben), dass das weh tut. Das konnte sie dann bestätigen. Ihre Vermutung ging dahin, dass sie die viele Traurigkeit und die vielen Misserfolge einfach nicht mehr mitfühlen wollte, dass ihr das emotional zu anstrengend wurde und sie sich wieder mehr auf ihr eigenes Leben konzentrieren wollte (das klingt jetzt so, als hätte ich sie ständig kontaktiert, das ist aber gar nicht meine Art, meist suchte sie den Kontakt zu mir und bei diesen Gelegenheiten erzählte ich eben, wie der Stand ist, nachdem sie auch explizit fragte). Jedenfalls habe ich sie so verstanden, dass sie da ihre Grenze des Einlassens auf das viele Traurige erreicht hätte und wohl deswegen aus Selbstschutz nicht mehr dran glaubte.

Puh, schon wieder so lang ... Manche von euch können so kurz schreiben und ich schreibe immer Romane, aber kürzer geht's irgendwie auch nicht, weil es sonst zu ungenau wird ... Na, ihr könnt ja selbst entscheiden, ob ihr meine langen Abhandlungen lesen wollt oder nicht ;o)
gem. KiWu seit 2011: 2 Jahre natürlich + 1x Clomiphen + 2 IUIs + 3 ICSIs in DE + 1 EZS in FI + 1 EZS in CZ = April 2015: endlich schwanger
2. Jan. 2016: Geburt unseres Knödels + unerhörtes Glück: natürliche Schwangerschaft 2018
mein Blog: https://herzwuensche.wordpress.com
Benutzeravatar
erdbeer.marmelade
Rang1
Rang1
Beiträge: 699
Registriert: 31 Mär 2014 17:03

Beitrag von erdbeer.marmelade »

Liebe Kosmee,

es tut mir leid, dass Du in Deiner Kindheit nicht so angenommen wurdest wie Du bist. Mir haben Deine Erfahrungen in der Seele weh getan und ich kann gut verstehen, dass Du da immer noch und immer wieder drunter leidest.

Es ist zwar evtl. ein verrückter Vorschlag, aber vielleicht hilft es Dir, die "Geburtsanzeigen" in diesem Forum durchzulesen. Für viele Neu-Mamis ist es ein Wunder und trotz der 9 Monate Schwangerschaft eine Überraschung, wenn sie dann endlich ihr Kind in den Armen halten. Dieses Staunen und Wundern (und natürlich auch die unglaubliche Freude) sind wunderschön und vielleicht gibt es Dir ein besseres Gefühl bzw. eine schönere Assoziation als Deine ursprünglichen Assoziationen mit dem Begriff "Überraschung".

P.S. Ich hatte Deinen letzten Eintrag übersehen. Letztendlich zeigt die Reaktion Deiner Freundin ja, dass Du es genau richtig gefühlt hast, dass sie Dich tatsächlich aufgegeben hat und es nicht ein Missverständnis war. Das finde ich noch viel trauriger.

Andererseits hinterfrage ich auch manchmal, wie weit ich denn überhaupt noch gehen will. Ich denke manchmal, wenn alles gut geht, bin ich ein Held und wenn es nicht gut geht, werde ich irgend wann zum Don Quichotte.

In diesem Sinn wünsche ich uns allen hier, dass wir Helden werden :-)

PPS. Habe grade in Deinem Block von den Antibiotika gelesen. Wie gut, dass es rechtzeitig entdeckt wurde!!! Vielleicht empfiehlt sich bei Dir ja ein Cerclage / Muttermundverschluss? Ich glaube, der verhindert auch das Aufsteigen von Bakterien...

Ganz liebe Grüße,
Erdbeere
Zuletzt geändert von erdbeer.marmelade am 15 Jun 2015 12:58, insgesamt 2-mal geändert.
Unser Sohn wurde im November 2015 geboren!
Gast

Beitrag von Gast »

Kosmee genau das hab ich mir gedacht mit deiner Freundin sie kann mit der Situation nicht umgehen
Ich glaube Menschen die nicht in etwa das selbe erlebt haben können sich da nicht rein fühlen
Ich weiss nicht ob es wirklich so ist aber ich empfinde so dass es zwei Arten Mensch gibt
Die eine Hälfte wächst an seinen Verlusten ( negative tests Fehlgeburten etc scheitern)
Die andere zerbricht daran
Es ist ein Selbstschutz wenn die 2. Hälfte es dann nicht so an sich rankommen lässt und sich zurück zieht
Was natürlich nichts an deinen Gefühlen ändert die dir natürlich auch zustehen
Lg
Antworten

Zurück zu „Fragen an die Pädagogin“