ich überlege schon seit langer Zeit, ob ich euch einmal unsere persönliche Kinderwunschgeschichte erzählen soll…bis heute habe ich immer nur still mitgelesen und mit jeder von euch mitgefiebert. Heute ist der Tag gekommen, an dem ich unseren Weg für diejenigen unter euch, die es interessiert, aufschreibe. Also gut:
Mein Mann und ich haben im September 2008 geheiratet und wollten dann direkt mit der Umsetzung unseres Kinderwunsches beginnen. Bereits nach kurzer Zeit stellte sich eher zufällig bei einem Frauenarzttermin heraus, dass ich nach Absetzen der Pille wohl (noch) keine Eisprünge habe. Es folgten sechs Zyklen mit Clomifen, allesamt erfolglos. Irgendwann erfuhren wir, dass das Spermiogramm meines Mannes nicht allzu gut aussieht und nur eine ICSI uns zum Ziel führen kann. So kamen wir schließlich zu einem Kinderwunschzentrum in Düsseldorf. Nach der ersten erfolglosen ICSI und Kryo ließ ich, weil ich zu dem Zeitpunkt so viel darüber gehört hatte, mein Blut auf Gerinnungsstörungen untersuchen – eigentlich nur, um dies auszuschließen. Tatsächlich kam heraus, dass ich eine Faktor-V-Leiden-Mutation habe und fortan ab Transfer die ganze Schwangerschaft hindurch Clexane spritzen müsste. Die folgende zweite ICSI brachte uns dann unter Clexane im Februar 2011 unsere wunderbare Tochter (7 Eizellen, 4 reif, 2 befruchtet)…ich mag gar nicht darüber nachdenken, was hätte passieren können, wenn die Blutgerinnungsstörung zu dem Zeitpunkt nicht bekannt gewesen wäre. Unser Glück schien perfekt, immerhin wussten wir ja jetzt, wie unser zukünftiger Weg für weitere Kinder aussehen müsste…
So starteten wir ein Jahr später frohen Mutes in die Geschwisterrunde und fielen tief, als es einfach nicht mehr klappen wollte. Die „Ausbeute“ von sieben ICSIs und zwei Kryos waren lediglich zwei Schwangerschaften, die jeweils nach einer Woche in einem Abort endeten. Unser behandelnder Arzt reagierte auf meine Frage, was bzw. wie wir (weiter-)machen könnten, mit dem knappen Kommentar „PKD oder Eizellenspende“. Ich war ziemlich fertig! Warum sollte es denn plötzlich nicht mehr klappen?! Auf sein Anraten hin suchten mein Mann und ich einen Humangenetiker auf in dem festen Glauben daran, dass alles in Ordnung sei, schließlich gab es ja unsere gesunde Tochter. Doch der Mann mit dem Hammer sollte dort auf uns warten: balancierte reziproke Translokation zwischen den Chromosomen 15 und 16 auf Seiten meines Mannes. Bamm! Hopp oder top also für eine weitere Schwangerschaft, 50%iges Fehlgeburtsrisiko…das konnte zwar eine Erklärung sein für die geringe Einnistungsrate sowie meine Frühaborte, ließ das Loch allerdings noch tiefer werden. Was für ein großes Glück hatten wir denn bitteschön bei unserer Tochter?!
Es ging uns schlecht, insbesondere mir. Es war tatsächlich noch schlimmer als zu dem Zeitpunkt, als es um das erste Kind ging (und die Zeit war schon schlimm genug). Wie groß der Wunsch nach einem zweiten Kind ist, wenn man bereits eins hat, das konnte fast keiner so recht verstehen. Wir sollten uns doch schließlich zufrieden geben mit einem, andere hätten gar keins. Solche Äußerungen mehrten sich mit der Zeit. Doch ich wollte nicht aufgeben, war die treibende Kraft. So wagten wir mit unserer letzten Hoffnung im Gepäck den Schritt nach Bregenz mit dem ganzen damit verbundenen Aufwand und der i.m. Spritzerei, wovor wir beide ganz großen Respekt hatten. Die Versuche 8 und 9 verliefen erneut negativ, aber … die 10. ICSI mit einer 4AA-Blastozyste ließ mich endlich nach fast zweieinhalb Jahren noch einmal erfahren, wie es ist, schwanger zu sein. Wir hatten es tatsächlich geschafft!!! Die Schwangerschaft an sich verlief völlig komplikationslos, allerdings ließen mich mein Wissen um die Translokation meines Mannes und die damit verbundene Angst vor einer Fehlgeburt ständig zur Frauenärztin rennen. Eine vom Humangenetiker empfohlene Fruchtwasseruntersuchung lehnten wir ab, zu groß war die Angst, am Ende ein gesundes Kind zu verlieren. Zum Glück wurden wir im April dieses Jahres mit unserem Sohn belohnt. Und wie oft habe ich inzwischen schon darüber nachgedacht, was wir verpasst hätten, wenn er nicht zu uns gekommen wäre…er ist so ein Schatz!
Es hat sich alles so gelohnt!!!
Ich hoffe, ich kann mit dieser (ganz schön lang gewordenen) Geschichte der ein oder anderen von euch Mut machen. Es lohnt sich zu kämpfen und nicht allzu schnell aufzugeben – vorausgesetzt die psychischen, physischen und sicherlich auch finanziellen Voraussetzungen spielen mit.
Ich drücke euch allen ganz fest die Daumen, dass ihr – auf welchem Wege auch immer – das erreicht, was euch glücklich macht.
Liebe Grüße
Nutellaglas
