Eizellspende-Freispruch für Mediziner aus Augsburg

Nera
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Beitrag von Nera »

@free

Es geht darum, dass ich mich in die Kinder, die aus Embryonenspenden entstehen, versuche hineinzuversetzen und mir vorzustellen, wie das für sie ist. Da stoße ich zum einen auf die Frage: warum wurde ich gespendet, während meine Geschwister bei den genetischen Eltern aufwachsen? Und: wie ist es, beide genetischen Elternteile nicht zu kennen bzw. erst im Erwachsenenalter kennen lernen zu können.

Das sind beides Fragen, die die Identität dieser Kinder verunsichern (können). Ich selbst habe zumindest die Erfahrung, wie es ist, den biologischen Vater nicht zu kennen. Wie gesagt, im Vergleich zu Samenspenden stelle ich es mir noch schwieriger vor aus Embryonenspenden entstanden zu sein.
Das sehe übrigens nicht nur ich so. Im Spenderkinder Verein gab es dazu einmal eine kleine Meinungsumfrage (nicht repräsentativ, aber dennoch lesenswert): http://www.spenderkinder.de/die-positio ... nenspende/

Fazit: ich sehe es grundsätzlich kritisch (v.a. im Hinblick auf das Kind) an, dass überhaupt Embryonenspenden durchgeführt werden, finde es jedoch vertretbar, wenn bereits Embryonen existieren. Bei Eizellen im Vorkernstadium sehe ich den nötigen Entwicklungsstand noch nicht gegeben. Sie enthalten zwar auch schon das genetische Material, aber dieses ist noch nicht zusammengeführt worden.
free
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Beitrag von free »

hallo nera, fein,dass du doch noch zeit gefunden hast um meine frage zu beantworten.der gedankengang der sich da sofort bei mir einstellt ist,für wen ist das jetzt hilfreich wenn du dich in kinder aus embryospende hinein versetzt und diese fragen stellst?ich habe die erfahrung gemacht,dass es mir nicht wirklich weiter hilft,wenn ich versuche von mir auf andere zu schließen.es sei wir haben das gleiche erlebt und das ist in diesem fall nicht.ich kann es nicht wirklich fühlen oder wissen wie es ist, aus einer embryospende entstanden zu sein.meine eltern sind die genetischen und sozialen eltern.für mich ist dieses normal.ich kenne nichts anderes und werde es auch nie anders in meinem leben kennenlernen.für dich ist die konstellation genetisch erzeuger und sozialer vater normal.für kinder aus einer embryospende ist die konstellation soziale eltern und genetische erzeuger normal.sie werden nichts anderes mehr kennenlernen.an was sollte ich jetzt den vergleich knüpfen.an meine konstellation:vater-mutter-kind?damit würde ich ihnen nicht gerecht werden.hilfreich ist es für mich erfahrungen von kinder aus einer embryospende ,erfahrungen von kinder aus einer eizellspende,erfahrungen von kinder aus einer samenspende zu vergleichen.bis jetzt entwickeln sich diese kinder gut bei frühzeitiger aufklärung und kenntnis ihrer herkunft.ich kenne tatsächlich kinder mit identitätsproblemen. diese kinder kommen überwiegend aus einer bestimmten mutter-kind-konstellation.sollte man ihnen aufgrunddessen die fortplanzung auch verbieten?
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo nera,

wie free schreibt, hineinversetzen ist problematisch, weil du immer deine eigene geschichte mitbringst und interpretierst (mit dem du meine ich jetzt nicht speziell dich, ich interpretiere selbstredend genauso).
mein adoptivkind kennt seinen genetischen vater nicht, bis jetzt interessiert ihn das nicht wirklich. keine ahnung, wie sich das entwickelt. ich habe auch schon von erwachsenen gelesen, die den vater nicht kannten oder vielleicht später erfuhren und denen das nichts machte.

es gibt doch bei vielen dingen eine mögliche negative, problematisierende deutung und eine mögliche positive, in die zukunft schauende. je nachdem was man für eine geschichte hat, sieht man bei manchen situationen eher die positive möglichkeit und bei anderen eher die negative. :klugscheiss:

gerade bei überzähligen gespendeten embryonen hätte ich persönlich z.b. überhaupt kein problem mit der aufklärung. sicher wachsen die kinder nicht bei den genetischen eltern auf. ihre genetischen eltern wollten ihnen eine chance auf leben geben und deshalb haben sie sie an eine andere familie gespendet. das ist doch etwas schönes.
sicher wird es kinder geben, die damit trotzdem ihre probleme haben und sich fragen, war ich etwa zweitklassig und haben die genetischen eltern daher andere embryonen vorgezogen, z.b. weil sie besser entwickelt waren.
vielleicht gibt es auch kinder, die sagen, eigentlich toll, dass meine genetischen eltern das gemacht haben, sonst würde es mich nicht geben, ich bin mit meiner sozialen familie so zufrieden, dass ich mir garnichts anderes wünsche.

insofern würde auch ich mich auf erfahrungen verlassen, weil alle anderen hier doch nur spekulieren können. zudem hoffe ich, dass es dazu zukünftig mehr untersuchungen geben wird, die belastbare ergebnisse ergeben.

liebe grüße

mondschaf
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Beitrag von rebella67 »

Es tut mir Leid, dass ich heute wieder nicht viel schreiben kann. Ich war im Bundestag bei der aktuellen Debatte zum Abstammungsrecht. Warum warst du nicht da, Nera?

Genau genommen können im Vorkernstadium gespendete Embryonen nicht sagen, dass sie gespendet wurden, wenn Nera sie noch nicht als Menschen betrachtet. Das hätte den Vorteil, dass sie nicht abgegeben wurden, sondern nur die Gameten, aus denen sie dann wurden. Der als 5 Tage alter Embryo gespendete, wurde nach Neras Definition gespendet und müsste sich daher Sorgen machen. Wobei dieses Kind ja auch nicht sagen könnte, es wäre aufgrund seiner höchstpersönlichen Eigenschaften nicht angenommen worden. Denn diese waren ja niemandem bekannt. Er hat nur ein Los gezogen und die beiden Elternpaare haben ebenfalls nur ein Los gezogen. ...

Letztlich dürfte es aber dem Kind ganz praktisch später Wurscht sein, in welchem Stadium nun die Spende war.

Ich bin ja ein wenig traurig, dass meine Kinder nicht zur Abstammungsdebatte mit wollten. Sie hätten es zu langweilig gefunden. Mein 17-Jähriger meint, wenn er doch mal irgendwann in den Bundestag gehen sollte, dann sollte es auch ein spannendes Thema sein. Ihn hätte eher Wirtscchaftspolitik interessiert. ...
Liebe Grüße, Rebella
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Nera
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Beitrag von Nera »

Hallo free und Mondschaf,

es geht mir nicht darum, von mir auf andere zu schließen, sondern mir überhaupt die Frage zu stellen: Was für eine Wirkung bzw. was für Folgen wird die Entscheidung, die über das Leben anderer Menschen getroffen wird, unter Umständen für diese Menschen nach sich ziehen? Diese Frage ist aus meiner Sicht ganz wesentlich, ganz gleich ob das jetzt Kinder aus Embryonen- oder Gametenspenden sind, oder Flüchtlinge oder auch "nur", wenn irgendeine Schule geschlossen wird o.ä. Empathie macht an dieser Stelle schon einen wesentlichen Teil der Verantwortung aus, finde ich und bei diesem Thema, das wirklich sehr existentielle Fragen betrifft, die auch nicht zeitlich begrenzt sind, nochmal viel mehr. Zu sagen, ach komm, wir schauen einfach auf das positive, wird aus meiner Sicht der Verantwortung nicht gerecht. Das klingt für mich sehr verleugnend.

Meine eigene Geschichte sehe ich durchaus recht positiv, eigentlich als schönes Beispiel, wie man als Eltern verantwortungsvoll damit umgehen kann. Aber es wäre sicherlich kein so positives Beispiel, wenn meine Eltern sich nicht auch mit den Schattenseiten auseinander gesetzt hätten. Sie haben da einige Aufarbeitung geleistet, was übrigens auch der Grund war, dass ich erst später davon erfahren habe. Damit sind meine Eltern nicht unbedingt einzigartig, ich habe auch noch andere Eltern von Spenderkindern kennen gelernt, von denen ich ähnlich viel halte, aber ich muss zugeben, dass ich durch dieses Forum auch gelernt habe, dass das nicht selbstverständlich ist.

Die Diskussion, wie sich Kinder aus Gametenspenden entwickeln, hatten wir schon mal. Wenn du sagst, dass sich die Kinder gut entwickeln, dann hast du damit in den meisten Fällen Recht - auch ich, die erst später darüber aufgeklärt wurde und den genetischen Vater nicht kennt, habe mich "gut entwickelt", vielleicht sogar besser als manch andere, die aus einem "normalen" Elternhaus kommen. Aber diese Studien, die auch du heranzitiert hast, haben auch alle darauf hingewiesen, dass es für die meisten dieser Menschen durchaus ein Thema ist, die eigene Herkunft nicht zu kennen usw. Solche Auswirkungen spiegeln sich nicht unmittelbar in einem sichtbaren Verhalten wider. Man kann sich gesund entwickeln und trotzdem Schwierigkeiten mit dem Thema haben, das ist keine Kausalverknüpfung.

Ich denke, es ist naiv anzunehmen, dass es Menschen gibt, die das Thema Ihr Leben lang völlig kalt lässt. Das wäre aus meiner Sicht auch keine gesunde Reaktion. Denn um ein Thema wie dieses überhaupt erst richtig einordnen zu können, geht dem einfach ein Beschäftigungsprozess voraus. Das geht nicht einfach so, auch nicht bei früher Aufklärung. Wenn das Thema scheinbar komplett ausgeblendet wird, würde ich mich eher fragen, was dazu führt, dass die Beschäftigung mit dem Thema nicht zugelassen wird. Wobei hier auch die Frage ist, ob das überhaupt stimmt, nur weil die Eltern davon vielleicht nichts mitbekommen. Da fängt das Problem nämlich meistens schon an... Wenn ich wüsste, wie stolz meine Mutter darauf ist, wie scheinbar gelassen ich mit dem Thema umgehe, hätte ich auch Schwierigkeiten mit ihr darüber zu sprechen...

@rebella:

Warum ich nicht im Bundestag war?
Abgesehen davon, dass ich einen relativ vollen Terminkalender und gestern gearbeitet habe, bin ich keine Aktivistin und auch generell auf solchen Veranstaltungen und Debatten nicht vertreten. Da lege ich meine Prioritäten eigentlich anders, zumal es Menschen gibt, die das dort sicherlich kompetenter vermitteln können als ich. Das hier im Forum ist eher eine Ausnahme, weil ich mich doch sehr daran gestört habe, dass falsche Tatsachen verbreitet wurden, die uninterfragt hingenommen wurden... Und v.a. dass das in einem öffentlichen Raum geschieht. Das wollte ich nicht unkommentiert stehen lassen.
Der als 5 Tage alter Embryo gespendete, wurde nach Neras Definition gespendet und müsste sich daher Sorgen machen.
Nee, der Embryo "muss" sich keine Sorgen machen, wenn es ihm nicht selbst ein Anliegen ist. Für mich ist wesentlicher, dass die Entscheider sich bewusst darüber werden, was für Folgen ihre Entscheidung für das Individuum haben kann und das ernst nehmen im Hinblick auf mögliche Probleme.
Ich bin ja ein wenig traurig, dass meine Kinder nicht zur Abstammungsdebatte mit wollten. Sie hätten es zu langweilig gefunden. Mein 17-Jähriger meint, wenn er doch mal irgendwann in den Bundestag gehen sollte, dann sollte es auch ein spannendes Thema sein. Ihn hätte eher Wirtscchaftspolitik interessiert. ...
Finde ich vollkommen verständlich. Ich hätte das auch nicht sonderlich spannend gefunden, mit 17 Jahren nochmal weniger. Und vor allem nicht mit meiner Mutter. ;)
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Beitrag von free »

Nera hat geschrieben: es geht mir nicht darum, von mir auf andere zu schließen, sondern mir überhaupt die Frage zu stellen: Was für eine Wirkung bzw. was für Folgen wird die Entscheidung, die über das Leben anderer Menschen getroffen wird, unter Umständen für diese Menschen nach sich ziehen? Diese Frage ist aus meiner Sicht ganz wesentlich, ganz gleich ob das jetzt Kinder aus Embryonen- oder Gametenspenden sind, oder Flüchtlinge oder auch "nur", wenn irgendeine Schule geschlossen wird o.ä. Empathie macht an dieser Stelle schon einen wesentlichen Teil der Verantwortung aus, finde ich und bei diesem Thema, das wirklich sehr existentielle Fragen betrifft, die auch nicht zeitlich begrenzt sind, nochmal viel mehr.
ok,aber damit machst du jetzt ein neues thema auf, empathie.empathie beruht ja nun nicht nur auf persönlichen erfahrungen.empathie kann uns auch prähistorisch angewachsen sein.wir waren ja noch zuvor bei den persönlichen erfahrungen und aufgrund der persönlichen erfahrungen von sich auf andere zu schliessen.ja,empathie halte ich auch für sehr wichtig bei so existentiellen fragen.genauso wie fundierte wissenschaftliche erkenntnisse regelmässig in die empathie zu integrieren.da trägt jeder auch selbst seinen teil der verantwortung.es kann aber auch schwierig werden wenn empathie und sympathie vermischt werden.nur durch ein bewusstes verhälnis zu den eigenen gefühlen kann ich meinem gegenüber und der situation dann auch gerecht werden.
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free
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Beitrag von free »

Nera hat geschrieben: Zu sagen, ach komm, wir schauen einfach auf das positive, wird aus meiner Sicht der Verantwortung nicht gerecht. Das klingt für mich sehr verleugnend.
wenn du das gefühl hast,beim lesen der ganzen studien,dass sich die kinder aus spenden gut entwickeln.hm...
Zuletzt geändert von free am 03 Jun 2016 16:06, insgesamt 1-mal geändert.
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free
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Beitrag von free »

Nera hat geschrieben: Wenn das Thema scheinbar komplett ausgeblendet wird, würde ich mich eher fragen, was dazu führt, dass die Beschäftigung mit dem Thema nicht zugelassen wird.
nera,in diesen studien,die ich kenne,wird dieses thema nicht ausgeblendet.die kinder wachsen auch mit dem wissen um ihrer halbgeschwister auf.ich frage mich gerade,warum spaltest du diesen anteil ab?
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Beitrag von free »

Nera hat geschrieben: Das hier im Forum ist eher eine Ausnahme, weil ich mich doch sehr daran gestört habe, dass falsche Tatsachen verbreitet wurden, die uninterfragt hingenommen wurden... Und v.a. dass das in einem öffentlichen Raum geschieht.
nera,hier wurden und werden keine tatsachen verbreitet, die nicht der aktuellen realität entsprechen.eizellspende-freispruch für mediziner ist aktuell.die anzeige einer einzelnen person gegen das embryonetzwerk hast du im gespräch bestätigt.bedingt deiner ambivalenz bei diesen themen ist es mir zu müßig geworden mich immer wieder, wiederholen zu müssen.
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo nera,
Zu sagen, ach komm, wir schauen einfach auf das positive, wird aus meiner Sicht der Verantwortung nicht gerecht. Das klingt für mich sehr verleugnend.
wo habe ich denn geschrieben, dass man die möglichen negativen seite verdrängen sollte?

liebe grüße

mondschaf
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