unter http://www.zeit.de/2001/21/Wissen/20012 ... entar.html
B I O E T H I K
Ohne Frauen kein Embryo
Die weibliche Lebenswirklichkeit kommt in der Debatte um die Präimplantationsdiagnostik zu kurz
Von Elisabeth von Thadden
So viel einflussreiche Weiblichkeit wie in der Debatte um die Reproduktionsmedizin war selten. Das, immerhin, ist ein reizvoller Aspekt im Streit um jenen biomedizinischen Fortschritt, der schließlich nicht nur die Frage nach dem Schutz des entstehenden Lebens aufwirft, sondern auch - solange es ohne den weiblichen Körper Embryonen nicht gibt - die Frage, wie die Biomedizin das weibliche Leben verändert.
Im Ring stehen Frauen wie die zuständigen Ministerinnen Bulmahn, Schmidt und Däubler-Gmelin, die ehemalige Gesundheitsministerin Fischer, die Biologin Regine Kollek und die Medizinethikerin Bettina Schöne-Seifert, die beide künftig im Nationalen Ethikrat sitzen. Und weiblich sind nicht zuletzt alle jene, deren unerfüllter Kinderwunsch sie zu den Experten, Apparaten, Therapien treibt. Sie machen sich als Frauen auf einen schwierigen Weg, auch wenn ihnen Männer beistehen.
Selten war aber auch das Spektrum weiblicher Standpunkte so breit, ob sie nun politisch, moralisch, philosophisch oder juristisch geprägt sind. Von einer einheitlichen Haltung keine Spur. Anwendungsfall Präimplantationsdiagnostik (PID): Spricht weiblicherseits etwas dagegen, einen eigens hergestellten Embryo genetisch testen zu lassen, um ihn gegebenenfalls zu verwerfen, wenn er den Hoffnungen der Eltern auf ein "gesundes" Kind nicht entspricht?
Durch eine Zulassung der Gendiagnose könnten wir einigen Frauen eine spätere Abtreibung ersparen, argumentiert etwa die Forschungsministerin, und ähnlich streitet eine Schar liberaler Feministinnen für das Selbstbestimmungsrecht in Konfliktlagen. Frauen hin oder her, juristisch verbiete das Embryonenschutzgesetz eindeutig die PID, sagt hingegen die Justizministerin. Auch Andrea Fischer tritt nicht als Feministin in die Arena, wenn sie gegen die PID votiert, sondern als Anwältin des behinderten Lebens. Wieder etwas anders argumentiert Regine Kollek, für die die PID jene Spirale der Grenzentscheidungen über das potenzielle Leben ein Stück zu weit dreht. Und Sigrid Graumann, Mitglied der Enquete-Kommission, fordert, die sozialen Folgen der Biomedizin in den Blick zu bekommen.
Wer nur juristisch oder philosophisch argumentiert, verliert in der Tat die Mühsal der Ebenen, die Ambivalenzen des Alltags, die Träume, die Gewissensnot der Einzelnen und den Perfektionsdruck, der auf ihnen lastet, leicht aus dem Auge. Typische Belastungen des weiblichen Körpers brachte schon die In-vitro-Fertilisation in die Welt: die hormonelle Stimulation, das Risiko der Mehrlingsschwangerschaft, die mühsame Wiederholung der Behandlung, die Sorge um den Erfolg des Verfahrens, die Umzingelung durch Experten.
Dient die IVF zur Behandlung von Unfruchtbarkeit, so geht die PID, die in der Regel am Nachwuchs von fruchtbaren Paaren geschieht, qualitativ den entscheidenden Schritt weiter: Sie erfordert die Auswahl des Embryos, der den Vorstellungen der Eltern genügt, und verwandelt die Frau also in ein Wesen, das nicht einfach ein Kind, sondern ein gesundes austragen möchte und möge. Wie frei ist ein Kind, das so entstand, wie frei ist seine Mutter?
Es gibt Frauen, die das Risiko und die Belastung sehen und sich dennoch für einen Gentest am Embryo entscheiden würden. Aber noch hat die Erörterung der Risiken, der sozialen Folgen kaum gesellschaftlichen Raum gewonnen gegen die Hoffnungen, die Erwartungen, den vermeintlichen Anspruch auf ein Kind, ein eigenes Kind! Noch wissen wir zu wenig darüber, wie Mütter mit einem Kind zurechtkommen, dessen Entstehung sich den Hochleistungen der Reproduktionsmedizin verdankt. Eine Technik, die in der Welt ist, wird genutzt - das hat die Pränataldiagnostik erwiesen -, bis die urspünglichen rechtlichen Beschränkungen aufgeweicht sind. Ein gesundes Kind zu bekommen, das könnte bald nicht mehr nur eine Hoffnung, sondern ein Recht sein. Welche Frau könnte dann noch zwischen Alternativen entscheiden? Gar frei?
So viel ist gewiss: Wir können nicht entscheiden, indem wir argumentativ den Embryo von der Lebenswirklichkeit der Frauen, aber auch der Eltern trennen. Der Kinderwunsch und seine Alternativen, die Angst vor Krankheit und die belastende Lust auf ein perfektes Leben, der Druck, zum wissenschaftlichen Experten für den eigenen Alltag werden zu müssen, dies sind soziale Kontexte der Biomedizin, die in die Debatte gehörten. Nun haben sich die Bündnisgrünen gegen die PID ausgesprochen. Bravo, besser: bravae! Es kann also auch Neuland geben, an dessen Eingang steht: "Betreten verboten".
(c) DIE ZEIT 21/2001
interessanter Artikel in der "ZEIT"
Halloooo,
erstmal Danke Sanne für's Abtippen
Auch wenn mir persönlich der Tenor des Artikels nicht gefällt, ist er gut geschrieben... Immerhin ist es schön, daß jetzt auch einige Frauen in Politik und Forschung wachwerden und sich über dieses Thema gedanken machen und nicht nur Männer...
Liebe Grüße
Anke
erstmal Danke Sanne für's Abtippen

Auch wenn mir persönlich der Tenor des Artikels nicht gefällt, ist er gut geschrieben... Immerhin ist es schön, daß jetzt auch einige Frauen in Politik und Forschung wachwerden und sich über dieses Thema gedanken machen und nicht nur Männer...
Liebe Grüße
Anke
hei Anke,
den hab ich doch nicht abgetippt, dafür gips die copy-funktion
ich bin eigentlich pro PID, aber es ist schon wichtig, sich gedanken zu machen, dass bei zulassung über kurz oder lang ein ziemlicher druck entstehen müsste, dass wir nur noch "fitte" kinder gebären.
ich empfand den artikel als wohltuend, weil er endlich mal den unterschied zwischen künstlicher befruchtung bei sterilen und bei fruchtbaren paaren aufzeigt.
liebe grüsse von Sanne
den hab ich doch nicht abgetippt, dafür gips die copy-funktion

ich bin eigentlich pro PID, aber es ist schon wichtig, sich gedanken zu machen, dass bei zulassung über kurz oder lang ein ziemlicher druck entstehen müsste, dass wir nur noch "fitte" kinder gebären.
ich empfand den artikel als wohltuend, weil er endlich mal den unterschied zwischen künstlicher befruchtung bei sterilen und bei fruchtbaren paaren aufzeigt.
liebe grüsse von Sanne
Hallo Sanne,
*LOL*, an die Copy-Funktion hab ich jetzt überhaupt nicht gedacht, weil der Spiegelartikel nirgends online stand und deshalb abgetippt wurde...
Ja Du hast schon recht. Ich bin auch Pro PID. Natürlich wird es immer schwarze Schafe geben, die sich nicht an Richtlinien halten, aber soll es denn hier der Fall sein, daß aufgrund einiger etwaiger schwarzer Schafe der Fortschritt verhindert und die Augen vor damit verbundenen Problemen verschlossen werden? Ich denke einfach, man kann bestimmt Dinge noch so streng reglementieren, die Leute, die mißbrauchen wollen, finden immer einen Weg.
Vor allem finde ich es wiedersinnig, wenn man bei ein paar (entschuldige mir jetzt den krassen Ausdruck) "Zellklümpchen" von der Zerstörung und Tötung von Leben spricht (bei auffälligem Befund), wenn der Gesetzgeber es legitimiert, mißgebildete Föten in bestimmten Grenzfällen abtreiben zu lassen...
Ich denke einfach, daß die nächsten Monate und Jahre diesbezüglich noch viel Aufklärungs- und Diskussionsbedarf mit sich bringen...
So long erstmal
Liebe Grüße
Anke
*LOL*, an die Copy-Funktion hab ich jetzt überhaupt nicht gedacht, weil der Spiegelartikel nirgends online stand und deshalb abgetippt wurde...
Ja Du hast schon recht. Ich bin auch Pro PID. Natürlich wird es immer schwarze Schafe geben, die sich nicht an Richtlinien halten, aber soll es denn hier der Fall sein, daß aufgrund einiger etwaiger schwarzer Schafe der Fortschritt verhindert und die Augen vor damit verbundenen Problemen verschlossen werden? Ich denke einfach, man kann bestimmt Dinge noch so streng reglementieren, die Leute, die mißbrauchen wollen, finden immer einen Weg.
Vor allem finde ich es wiedersinnig, wenn man bei ein paar (entschuldige mir jetzt den krassen Ausdruck) "Zellklümpchen" von der Zerstörung und Tötung von Leben spricht (bei auffälligem Befund), wenn der Gesetzgeber es legitimiert, mißgebildete Föten in bestimmten Grenzfällen abtreiben zu lassen...
Ich denke einfach, daß die nächsten Monate und Jahre diesbezüglich noch viel Aufklärungs- und Diskussionsbedarf mit sich bringen...
So long erstmal
Liebe Grüße
Anke