Mehr Kinder nach IVF durch Polkörperchendiagnostik

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Schnellchen
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Beitrag von Schnellchen »

Habe einen Interessanten Artikel dank LeaS. gefunden - dort sind noch weitere Infos veröffentlicht, die Euch bestimmt auch interessieren werden.

http://www.ivf-programm.de


Quote:
Um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen, werden der Mutter nach IVF/ICSI mehrere (in Deutschland maximal drei) Embryonen rückübertragen. Leider ist dadurch die Wahrscheinlichkeit von Mehrlingsschwangerschaften ebenfalls erhöht. Höhergradige Mehrlingsschwangerschaften gehen mit vielen Komplikationsmöglichkeiten für Mutter und Kinder einher und sind daher unerwünscht.

Mehrlingsschwangerschaften können vermieden werden, wenn weniger als drei Embryonen transferiert werden. Um zu einer Schwangerschaft zu führen, müssen diese Embryonen aber von hoher Qualität sein.

Die Schwierigkeit besteht darin, diese qualitativ hochwertigen Embryonen zu bestimmen. Hierzu bieten sich mehrere Methoden allein oder in Kombination an, nämlich die Blastozystenkultur, die morphologische Beurteilung voll Vorkernstadien und die Präkonzeptionsdiagnostik.

In Deutschland scheint die Präkonzeptionsdiagnostik in Form der Polkörperchenanalyse die vielversprechendste Methode zur Identifizierung qualitativ hochwertiger Eizellen zu sein, da die Vorteile der Blastozystenkultur aufgrund des EmbryonenSchutzGesetzes (nur drei Vorkernstadien dürfen befruchtet werden) nicht zum Tragen kommen und die morphologischen Beurteilung der Vorkernstadien unsicher ist.

Mit zunehmendem Alter der Frau nimmt die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden ab. Von vielen IVF--Zentren wird weltweit übereinstimmend berichtet, daß die Implantationsrate bei Patientinnen zwischen 35 und 42 Jahren um 30-50% niedriger liegt, als bei Patientinnen zwischen 25 und 34 Jahren. Die Abnahme der Implantationsrate bei Frauen fortgeschrittenen Alters liegt allerdings nicht an der mangelnden Fähigkeit der Gebärmutter, den Keim aufzunehmen, sondern in der schlechteren Qualität der zur Verfügung stehenden Eizellen.
Ein maßgebliches Qualitätsmerkmal ist die richtige chromosomale Ausstattung der Eizelle, d.h. ob während der Eizellreifung die Chromosomen richtig auf Eizelle und Polkörperchen verteilt wurden.
Chromosomenfehlverteilungen während der Eizellreifung sind häufig und nehmen mit zunehmendem Alter der Mutter zu.

Altersabhängig zeigen schon bis zu 50% der heranreifenden Eizellen genetische Defekte, viele dieser Eizellen können nicht befruchtet werden. Von den befruchteten Eizellen entwickeln sich ca. 50% bis zur Blastozyste, von diesen kann sich aber wieder nur ca. die Hälfte in der Gebärmutter einnisten. Von diesen frühen Schwangerschaften gehen nochmals ca. 30% zugrunde.
Ca. 50% dieser Frühaborte sind auf Chromosomenfehlverteilungen, die sich schon während der Eizellreifung ereignet haben können, zurückzuführen. Bei Betrachtung von nur 5 der 23 Chromosomen erkennt man, daß über 43% der Eizellen für diese 5 Chromosomen genetisch abnormal sind- Eizellen und frühe Embryonen mit Chromosomenfehlverteilungen (Aneuploidien) unterscheiden morphologisch nicht von normalen Eizellen/Embryonen !

Vorkernstadien mit gesundem Chromosomensatz können mittels Polkörperchen-FISH identifiziert und für die Befruchtung ausgewählt werden.


Wie lunktioniert die Polkörperchendiagnostik?

Während der Eizellreifung teilt sich die Oozyte in eine große Eizelle und eine kleine Zelle, das 1. Polkörperchen (PK). Nachdem das Spermium in die Eizelle eingedrungen ist teilt sich die Eizelle erneut und produziert so das 2. Polkörperchen. Das erste und das zweite Polkörperchen enthalten beide eine Kopie des genetischen Materials der Eizelle, werden für die weitere Entwicklung aber nicht gebraucht.

Nach Eröffnung der Zona pellucida werden die Polkörperchen entnommen und mit Hilfe fluoreszenzfarbstoffmarkierter genetischer Proben untersucht (Fluoreszenz In Situ Hybridisierung oder FISH). Das Ergebnis dieser Untersuchung läßt auf die chromosomale Ausstattung der Eizelle schließen und Eizellen mit spezifischen chromosomalen Fehlern können identifiziert werden. Dadurch lässt man nur die Eizellen mit korrektem Chromosomensatz zur Befruchtung zu und selektiert So auf Embryonen, die die beste Chance zur Implantation und nachfolgender Schwangerschaft haben.


Welche Nachteile/Risiken gibt es?

Mit der Polkörperchenanalyse kann ausschließlich die mütterliche Seite betrachtet werden. Allerdings sind Chromosomenfehlverteilung in über 90% der Fälle (je nach Chromosom) auf Fehler während der Eizellreifung zurückzuführen, So daß die väterliche Seite vernachlässigt werden kann.

Nachteile der Methode sind: eine mögliche Verringerung der Eizellzahl aufgrund einer Beschädigung während der PK-Entnahme; möglicher Verlust eines oder beider Polkörperchen (dann läßt sich über die zugehörige Eizelle keine Aussage machen); vereinzelt nicht auswertbare FISH-Ergebnisse.

Es besteht die Möglichkeit, daß die Analyse sämtlicher Polkörperchen negativ ausfällt und keine Eizelle zur Befruchtung zur Verfügung steht.

Die Polkörperchendiagnostik ist eine recht junge Technik, die ständig Verbesserungen erfährt. Bis heute wurden weltweit mehr als 400 Babies nach Präkonzeptionsdiagnostik geboren; es wurde kein schädlicher Effekt auf Befruchtung, prä-- und postimplantativer Entwicklung beobachtet. Die Polkörperchendiagnostik gibt keine Garantie für ein gesundes Kind, da lediglich Chromosomenfehlverteilungen einiger, nicht aller, Chromosomen untersucht werden können.


Wer profitiert von der Polkörperchendiagnostik?

Die Schwangerschaftsrate ist bei Frauen fortgeschrittenen Alters (>34 Jahre) nach IVF/ICSI deutlich reduziert im Vergleich zu jüngeren Frauen (<34 Jahre). Gleichzeitig steigt die Zahl der Chromosomenanomalien mit zunehmendem Alter (s.o.).

Gelingt es also, die genetisch defekten Eizellen vor der Befruchtung zu identifizieren und nur genetisch intakte Eizellen zu befruchten, sollte dies die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei einer Frau über 35 Jahren erhöhen, ebenso die Wahrscheinlichkeit auf ein gesundes Kind. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund des deutschen Embryonenschutzgesetzes (es dürfen maximal drei Eizellen befruchtet werden) und der Tatsache, daß sich genetisch defekte Eizellen dem Aussehen nach nicht von gesunden Eizellen unterscheiden.

Dasselbe gilt für Frauen, die bereits mehrere aus ungeklärten Gründen erfolglose IVF/ICSI-Cyclen hinter sich haben oder deren Behandlung immer in Spontanaborten endete; hier sind 1/3 der Embryonen von Frauen unter 37 Jahren abnormal, bei älteren Frauen fast doppelt so viele.

Auch bei Frauen unter 35 Jahren kann die Polkörperchendiagnostik möglicherweise helfen, das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft bei gleich hoher Schwangerschaftswahrscheinlichkeit zu reduzieren.
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Lieber Gruß
Iris
Dia
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Beitrag von Dia »

Liebe Iris und Lea!

Die Möglichkeit der Frühdiagnostik kenne ich auch schon und habe meine Praxis darauf angesprochen.
Die Antwort war sehr ernüchternd...sie führen die Polkörperchenuntersuchung nicht durch. D.h. für mich und alle anderen in Wiesbaden: leider weiterhin Pech gehabt.

Liebe Grüße
Claudia
mina2
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Beitrag von mina2 »

Hey das klingt interessant - sollte nicht in der Versenkung verschwinden!
cira
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Beitrag von cira »

Das klingt wirklich sehr interessant.
Ich werde mich bei nächster Gelegenheit in meiner Kiwu-Praxis
nach dieser Untersuchungsmethode erkundigen.
Vieleicht habe ich ja Glück, und es wird dort durchgeführt.

Cira
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo,

ich habe den Artikel auch gelesen, nachdem hier auf die Seite http://www.ivf-programm.de hingewiesen wurde und denke auch darüber nach, ob das, was ich vorher echt noch nie gehört hatte, ein möglicher Weg wäre, um zu höheren Raten zu kommen und dabei in Deutschland zu bleiben. Ich habe auch schon im anderen Forum danach gefragt, wer das schon gemacht hat und über Erfahrungen berichten kann. Leider kam darauf kein Erfahrungsbericht.

Deshalb frage ich mich, ob und wo es überhaupt schon praktiziert wird. Wäre echt toll, wenn hier mal jemand darüber berichtet. Werde auch gleich noch mal unseren lieben Doc fragen.

Es wäre auch noch mal genau zu erfragen, um wieviel die Erfolgsraten dadurch erhöht werden könnten.

Freue mich auf eventuelle Berichte. Rebella
Schnellchen
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Beitrag von Schnellchen »

Hallo Rebella,

ich fahre morgen in meine Praxis und werde dort Doc Bühler, der ja auch bei rund-ums-Baby tätig ist, auch mal danach fragen. Auch habe ich hier im Forum diese Frage sowohl an den Doc als auch an die Biologinnen gestellt.

Würde mich auch mal mehr als interessieren, wer uns hier von seiner Praxis her Erfahrungsberichte zukommen lassen kann.

Liebe Grüße
Iris
Schnellchen
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Beitrag von Schnellchen »

Ich habe heute morgen meine Doc auch mal nach dieser Diagnostik gefragt. Er meinte zu mir, es wäre an und für sich keine schlechte Methode, würde allerdings die Erfolgschancen nicht allzu sehr heben, da die Untersuchung vor der Verschmelzung mit dem Samenfaden passiert.

Bin mal gespannt, was die Biologinnen hier zu dem Thema sagen und ob wir noch mehr Info-Material bekommen.

Ich kann mir vorstellen, dass viele Praxen diese Diagnostik auch noch nicht durchführen, da wohl die Gerätschaften wieder etwas teuer sind (oder auch nicht?) - keine Ahnung, was das kosten würde.

Iris
JasminaA.
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Beitrag von JasminaA. »

Hallo Schnellchen,

das stimmt, die Untersuchung bringt nicht viel, weil sie vor der Verschmelzung durchgeführt wird.
Aber: Wenn das Paar bereits eine Chromosomenanalyse gemacht hat und das Ergebnis ist so, dass beim Mann keine Anomalitäten gefunden wurden aber bei der Frau, dann ist die Polkörperchendiagnostik (PKD) sinnvoll.

Die PKD ist die Alternative zur PID. Die PID ist in Deutschland verboten, weil sie am Embryo gemacht wird. Die PKD ist erlaubt, da nur die Eizelle untersucht wird. (Also - wie die Ehtik sagt - noch kein Leben entstanden ist).

Die PKD kann nur ein sehr guter Biologe durchführen und er muß die nötigen Gerätschaften haben. (Keine Ahnung was er da braucht).

Damit der Biologe eine Auswahl treffen kann, ist eine PKD nur sinnvoll wenn ca. 10 Eizellen ihm vorliegen. (Das Wort vorliegen paßt ja ganz genau). Der Biologe untersucht jede einzelne Eizelle.
Ich stelle mir die Frage, was ist wenn Punktion an einem Samstag, Sonntag oder Feiertag ist? Kommt der Biologe ins Labor gedüst und macht die aufwendige PKD? Was kostet die PKD, da doch wohl jede einzelne Eizelle berechnet wird?

Das sind meine Überlegungen die mir dazu einfallen. Habe mich mit dem Thema auch schon so gut wie möglich befaßt.

Lieben Gruß
Jasmina



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