Artikel über ev. Risiken der Nährlösung bei IVF

In diesem Ordner sollen Studien zur Reproduktionsmedizin gesammelt werden.
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Gipsy
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Artikel über ev. Risiken der Nährlösung bei IVF

Beitrag von Gipsy »

Gerade eben im STANDARD (derstandard.at) gelesen:
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Befruchtung mit Nebenwirkung

US-Forscher befürchten, dass die während der künstlichen Befruchtung (IVF) eingesetzte Nährlösung, in der die Embryonen vor dem Einpflanzen in die Gebärmutter mehrere Tage lang kultiviert werden, zu dauerhaften Entwicklungsschäden führen kann.

Washington – Wie Forscher um Richard Schultz von der Universität von Pennsylvania in einer in den Proceedings der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS) veröffentlichten Studie berichten, zeigten künstlich befruchtete und vor der Implantation wenige Tage in einer Kulturflüssigkeit gehaltene Mäuseembryonen als ausgewachsene Tiere eine geringere Gedächtnisleistung, einen schwächeren Orientierungssinn und eine ständige Unruhe.

Diese Verhaltensstörungen zeigten aus natürlich befruchteten Embryonen hervorgegangene Mäuse in einer Kontrollgruppe nicht. Die Forscher vermuten, dass bestimmte Bestandteile der Nährlösung, in der die befruchteten Eizellen bis zu ihrer Einpflanzung kultiviert werden, dafür der Auslöser sind. Bereits einige vorangegangene molekularbiologische Studien an Mäusen hatten Unterschiede im genetischen Muster natürlich befruchteter und kultivierter Embryonen festgestellt.

Stress

Normalerweise produziert sowohl die Gebärmutter als auch der Embryo selbst Stoffe, die das Wachstum bestimmen und das "Imprinting" – eine Art Aktivierungsmuster für die einzelnen Gene – mitsteuern. Dieses Zusammenspiel fehlt bei der außerkörperlichen Befruchtung und setzt den Embryo zusätzlich unter Stress. Zwar seien ihre Ergebnisse nicht direkt auf die beim Menschen angewendete In-Vitro-Fertilisation (IVF) übertragbar, die Forscher fordern jedoch weitere Studien, um die Zusammensetzung der Nährlösung zu optimieren. Daneben sollte auch die üblicherweise fünf bis sechs Tage dauernde Kultivierung, die eine Auswahl der Embryos mit den besten Entwicklungschancen und das Verhindern einer Mehrlingsschwangerschaft ermöglichen soll, möglichst kurz gehalten werden.

Erst wenige Studien haben sich mit den Auswirkungen der künstlichen Befruchtung auf die physiologischen, genetischen und psychologischen Eigenschaften der inzwischen weltweit mehr als einer Million IVF-Kinder befasst. Es besteht der Verdacht, dass sie unter anderem für Blasenfehlbildung und neurologische Schäden ein erhöhtes Risiko besitzen. Ob hierfür die Nährlösung verantwortlich ist, soll nun untersucht werden.

(DER STANDARD, 06.02.2004)
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LG,
Gipsy
Andreas
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Re: Artikel über ev. Risiken der Nährlösung bei IVF

Beitrag von Andreas »

Hi Gipsy,

danke für diesen Artikel. Das Argument des Artikels führen manche Kiwu-Ärzte wie Prof. Dietrich aus Lübeck gegen den Blastozystentransfer an. Ihrer Meinung nach sollte der Embryo daher so rasch wie möglich in die Gebärmutter transferiert werden.

siehe: http://www.klein-putz.de/docs/artikel/sdw_diedrich.pdf

Viele Grüße. Andreas
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Im Ärzteblatt gab es zu diesem Thema Ende letzten Jahres auch einen sehr ausführlichen Artikel. Ich würde daraus auch die Schlußfolgerung ziehen, daß ein Transfer am 2. Tag das Beste ist. Hierbei würde ich nach neuesten Kenntnissen den Singel-Embryo-Transfer nach Weiterkultivierung aller Embryonen bevorzugen.
morgaine
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Beitrag von morgaine »

Hallo!!

Wenn dem tatsächlich so ist, daß das verlängerte Kultivieren beim Tag 5/6 Transfer aufgr. der Nährlösung die Embryonen-Entwicklung beeinträchtigt oder gar zum Stoppen bringt (ich habe sowieso das Gefühl, daß nur die aller robustesten hier eine Chance haben), dann würde dies ja auch unser merkwürdiges Ergebnis nach unserer 2. IVF erklären:

Von 8 aufgetauten Vorkernstadien haben sich 7 hervorragend bis Tag 4 entwickelt. Am Tag 5 waren nur noch 2 entwicklungsverzögerte kompaktierte Morula übrig. Habe bis heute den Eindruck, daß dies ausschl. auf die 5-Tage Kultivierung zurückzuführen ist, da das Spermiogramm normal war und ein EZ-Alter von 26 Jahre zugrundeliegt.

Ich kann ohnehin keinen Vorteil in dieser Blastozysten-Theorie erkennen.
Uns hat man erklärt, daß von meinetwegen 13 EZ ohnehin nur max. 2 EZ bei Blasto-Transfer eine reelle Chance auf eine dauerhafte SS haben. Was spielt es also für eine Rolle, wenn man am Tag 3 bsp.weise die 2 besten auswählt (aus einer kleineren Anzahl EZ z.B. 5 EZ, den Rest für einen weiteren Zyklus einfriert), diese transferiert, dann haben diese doch offensichtlich eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit Zwillinge zu werden, als dies bei 2 eingesetzten Blastos der Fall ist. Denn das Mehrlingsrisiko wird ja immer als Argument angeführt. Einer Studie zufolge, die ich gelesen habe, war es für mich auffällig, daß nach Blastotransfer von 2 Stück fast nur Einlinge entstanden sind, während nach Transfer Tag 3 und 2 Stück häufiger Zwillinge das Ergebnis waren. Das beweist doch eigentlich schon, daß es am Tag 3 wesentlich mehr schaffen und eigentlich aus diesem Grund das Mehrlingsrisiko besteht.

Nur um das Mehrlingsrisiko zu mindern, sollte man den Embryonen doch nicht das Leben soweit erschweren, sprich in einem Kulturmedium halten, welches nur den hartgesottensten eine Chance bietet, alle anderen aber absterben läßt, die früher eingesetzt, möglicherweise in größerer Zahl überlebt hätten.

Mich überzeugt die Blastozysten-Kultur nicht sehr.

Ich bin ja nur Laie, aber ich mache mir halt so meine Gedanken.
Was denken andere dazu?

Liebe Grüße
M.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo Morgaine,

welche Studie meinst Du denn? Hast Du einen Link? Zum Thema Blastozystentransfer und Zwillinge bin ich mal auf diesen Link hingewiesen worden: http://www.singer.ch/blasto.html . Allerdings hatte ich an den Darstellungen von Dr. Singer auch etwas zu bemängeln, es fehlen einfach Informationen, die das Bild abrunden könnten. Trotzdem scheint was dran zu sein. Hier wird behauptet, gerade bei Blastozystentransfer gäbe es mehr Zwillinge.

Ich habe auch gerade noch den Artikel zu den Imprinting-Defekten gefunden: http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=38271 .

Gruß, Rebella
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