WAZ-Artikel "Handy stört Familienplanung"

In diesem Ordner sollen Studien zur Reproduktionsmedizin gesammelt werden.
Antworten
Klarabin
Rang4
Rang4
Beiträge: 5971
Registriert: 23 Jan 2003 20:00

WAZ-Artikel "Handy stört Familienplanung"

Beitrag von Klarabin »

diesen Artikel habe ich in der WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung)
am 28.06.2004 gefunden:

WISSENSCHAFTLER: HANDY STÖRT AUCH FAMILIENPLANUNG
"Strahlung mindert Zeugungsfähigkeit"

von Ulrich Schilling-Strack

WAZ LONDON
Ein Handy schadet der Gesundheit. Zu diesem Schluss kommt eine Gruppe von Wissenschaftlern, die nach einer Langzeitstudie zu beunruhigenden Ergebnissen kam.

Danach müssen Manner, die häufig Mobiltelefone nutzen, damit rechnen, dass die Anzahl ihrer Samenzellen um 30 Prozent sinkt. Dies kann sich negativ auf die Fortpflanzungsfähigkeit auswirken.
Die Untersuchung eines ungarischen Teams, das seine Ergebnisse am Dienstag in Berlin vorstellen will und die wichtigsten Punkte vorab in der "Sunday Times" veröffentlichte, gilt als erste Studie, die sich dem Zusammenhang zwischen der Strahlung mobiler Telefone und der Zeugungsfähigkeit widmet. 221 Männer wurden über 13 Monate hinweg beobachtet. Dabei verglich man immer wieder die Samenproduktion von intensiven Handy-Nutzern und Telefon-abstinenten Männern.

Besonders gefährdet sind offenbar Männer, die ihr Handy am Gürtel oder in der Hosentasche tragen. In der Nähe von sensiblen Zonen wächst das Risiko dramatisch an. Rund 30 Prozent weniger Spermien wurden bei dieser Gruppe gezählt. Viele der Samenzellen, die überlebten, zeigten zudem abnorme Bewegungsstörungen, die ebenfalls die Fortpflanzung gefährden könnten.

die Forscher der Universität Szeged kamen noch zu weiteren beunruhigenden Schlüssen. Bislang war man davon ausgegangen, dass allein häufiges Telefonieren schädlich sein könnte. Jetzt vermutet man, dass auch ein Handy im Bereitschaftsfunktion schon eine Gefährdung darstellt. Mobile Telefone im Stand-by-Modus senden nämlich in regelmäßigen Abständen Signale an Übermittlungsmasten.

Die Ergebisse sollen morgen anlässlich der Jahreskonferenz der Europäischen Gesellschaft für Fortpflanzung und Embryologie in Berlin vorgestellt werden. Man ist sich ziemlich sicher über die Auswirkungen der Strahlungen. Den genauen Mechanismus, und warum Samenzellen durch Mikrowellen beeinflusst werden können, will man mit weiteren Untersuchungen klären. Britische Experten vermuten aber, dass man schon jetzt über neue Vorsichtsmaßnahmen nachdenken sollte. So könnten Männer künftig ihre mobilen Telefone in speziellen Taschen oder in der Aktentasche transportieren, um eine Gefährdung auszuschließen.
Liebe Grüße---Klarabin
<a href="http://lilypie.com"><img src="http://b5.lilypie.com/fMAup2.png" alt="Lilypie Fünfter Ticker" border="0" /></a>
Blütenmann
Rang0
Rang0
Beiträge: 89
Registriert: 06 Jul 2004 12:36

naja, Forschung halt... (lang)

Beitrag von Blütenmann »

Hallo
und erstmal danke für die Info.

Der Waz-Artikel basiert auf folgendem Artikel der Sunday-Times
(die ihn ihrerseits von "the Australian" übernommen hat).

<i>Die Punkte, die ich in dem Zusammenhang wichtig finde, habe ich mal fett gesetzt</i><br>--------------------------------
(http://www.sundaytimes.news.com.au/comm ... 01,00.html)
Sunday - Times THE WORLD
This story is from our news.com.au network; Source: The Australian
Mobile phones cut sperm<b> up to 30pc</b><br>By Helen Tobler
28jun04
MEN who regularly carry a mobile phone could have their sperm
count reduced<b> by as much as 30 per cent.</b><br>Those who place their phone near their groin, on a belt or in
a pocket, are at greatest risk, new research has revealed.
<b>The findings, to be presented at an international conference
this week, are the first to suggest </b>male fertility could be
affected by the radiation emitted by mobile phones, also long
suspected of causing cancer.
<b>The study by Hungarian researchers found the sperm that did
survive exposure to mobile phone radiation showed abnormal
movements, further reducing fertility. </b><br>But Australian experts advised men not to panic yet.
Monash IVF's medical director Gab Kovacs said a man's sperm count
"goes up and down quite a bit" and could vary greatly from one day
to the next. <b>"You'd expect a 30 per cent variation just among men randomly,"
he said. </b><br>He said the test finding would need to be repeated in further
research before they could be seen as conclusive.
"I wouldn't throw out my mobile phone at the moment,"
Professor Kovacs said.
David de Kretser, director of Andrology Australia and the Monash
Institute of Reproduction and Development, said it was <b>difficult
to verify the research, as it was unclear how much radiation the
men had been exposed to.</b>The research will be presented tomorrow at the European Society of
Human Reproduction and Embryology's annual conference in Berlin.
Researchers from the University of Szeged studied 221 men for 13
months and compared the sperm of those who used their mobile
phones heavily with those who did not.
Researcher Imre Fejes of the University's obstetrics and gynaecology
department wrote: "The prolonged use of cell phones may have a
negative effect on spermatogenesis (sperm production) and male
fertility, that deteriorates both concentration and motility."
Dr Fejes said further work was needed to confirm the finding and
discover how it happens.
Unlike previous studies, the researchers believe mobile phones
may cause damage while in stand-by mode, when mobiles are not
in use but still make regular transmission to maintain contact
with radio towers.
It had been assumed such transmissions were too short to cause harm.
- From The Sunday Times in London
--------------------------------
Was ich in dem Zusammenhang
(bislang leider ohne Kenntnis der eigentlichen Veröffentlichung) wichtig finde:
<b>1) 30% ist der Max- nicht der Mittelwert! Wo der zumeist weniger spektakuläre
aber wesentlich ausasgekräfte Mittelwert liegt, wird nicht gesagt! Warum?
2) Das ist die erste Studie, die solche Zusammenhänge aufstellt.
3) "sperm that did survive exposure" läßt offen, ob Sperma direkt
bestrahlt wurde oder im Körper geschützt war (s.u.).
4) Grundsätzlich muß man die natürliche Variation beachten.
5) Wichtig wäre zu auch zu wissen , mit welcher Leistung usw.
gearbeitet wurde.</b>
-----------------------------------
Eine weitere Version gibts es von Reuters.
http://www.reuters.co.uk/printerFriendl ... ID=5529998
Darin wird auch darauf hingewiesen, dass die Lebensumstände (Rauchen, Stress)
nicht berücksichtig worden sind, was aber solche Ergebnisse sehr beeinflussen kann, weshalb
die Ergebnisse "far from cnclusive" seien.
Das Britain's National Radiological Protection Board (NRPB) hält Handyfunk weiterhin für sicher.
-------------------------------------

Grundsätzlich gilt: Je höher die Frequenz, desto geringer die "Eindringtiefe".
Handys senden mit sehr geringer Leistung (max. 2Watt (?!)) so ab 900MHz.
Die aufgenommene Leistung nimmt überproportional mit dem Abstand ab.
Der VDE stellt 2002(?!) in seinem Positionspapier zur Wirkung von Handystrahlung
allgemein fest, dass es ausschließlich eine minimale thermische (max. <0,1°C (?!))
Wirkung auf die oberen Hautschichten gibt.
Aktuelle Grenzwerte gehen immer von mehreren Worst-Case-Annahmen aus:
Maximale Leistung + minimale Abstände + maximale Belastung von außen.

Danach sollten Spermien <i>im Körper</i> vor Handystrahlung geschützt sein.
Und was eine etwaige Erwärmung angeht, ich denke da ist die falsche Wahl von
Unterwäsche und Hosen dramatischer und auch die Sonne wärmt die Haust, damit
sollte der Körper umgehen können.

Vielleicht greift hier auch der Gedanke, dass ein spektakuläres Ergebnis weitere
Foschung finanzieren helfen kann (s.o. Max- vs. Mittelwertangabe!!), der
Hinweis "auf weitere notwendige Forschung" kommt somit nicht überraschend.

Naja, ich glaube nicht, dass man das allzu ernst nehmen muss.
Und der WAZ-Artikel scheint mir in diesem Zusammenhang eher
eine weitere Dramatisierung zu sein.

Grüße

Blütenmann
Antworten

Zurück zu „Forschungsergebnisse zur Reproduktionsmedizin“