Claudi, Sterbehilfe ist dann schon wieder ein anderes Thema. Sehr wichtig (ich lese gerade darüber). Und es steht auch im Zusammenhang mit diesem Thema. Es wäre jedoch schön, wenn wir hier beim "Ich" des Embryos bleiben könnten.
Berni, du hast Singer gelesen. Sehr schön. Leider lassen sich seine Aussagen hier nicht in wenigen Sätzen komprimieren. Sicher sind seine auf den Tierschutz gerichteten Aussagen in den 80-er und 90-er Jahren nicht auf den richtigen Nährboden gefallen. Dennoch ist Singer ein heraus ragender und sogar äußerst menschlich denkender Philosoph, der sehr wichtige Sachen aufgeschrieben hat. Ja, er setzt sich ein für einenen Lebensschutz von Menschenaffen, da bei ihnen ein Bewußtsein festgestellt wurde, das zwar nicht auf der gleichen Ebene, wie beim Menschen ist, jedoch deutlich höher als bei anderen Tieren. Ich finde das nicht verkehrt. So, wie du das schreibst, "das Recht, diese Menschen zu töten." klingt das natürlich furchtbar. Aber man sollte das genauer lesen, was er geschrieben hat, um es zu verstehen. Ich kann zumindest verstehen, wenn einer darauf aufmerksam macht, dass wir alle das Töten von Tieren, deren Gehirn weitaus mehr entwickelt ist als das eines Embryos, in Kauf nehmen. Da Singer sich daneben auch für diec Legalisierung der Sterbehilfe ausspricht und ebenso Abreibungen nicht verteufelt, lässt sich das natürlich von einer gut funktionierenden "religiösen Propagandamaschine" leicht so verdrehen, dass das Ganze am Ende sehr unmenschlich aussieht. So kamen dann auch gleich die Vergleiche mit Euthanasieprogrammen. - Michael Schmidt-Salomon schreibt dazu: "Tragischerweise übersieht die konservative Fraktion der "Lebensschützer" aufgrund speziesistischer und religiös verbrämter Vorurteile allzu gerne, dass ihr Sonntagsbraten dereinst über höheres Bewusstsein verfügte als die Embryonen, deren Abreibung sie als "Mord" beklagen." - Einfach mal drüber nachdenken?
Der Begriff der "Person" ist bei dieser Frage sehr wichtig. Die christlichen Kirchen geben nämlöich bereits dem kernverschmolzenen Embryo den Personenstatus. Der evolutionäre Humanismus sieht das so: "Nur Personen sind sich ihrer eigenen Existenz bewusst. Sie leben nicht nur in der Gegenwart, sondern wissen um ihre Vergangenheit und entwickeln Wünsche für die Zukunft. Aufgrund ihres Ich-Bewusstseins verfügen Personen über ein echtes "Überlebensinteresse", das über den bloßen Überlebensinstinkt bzw. das punktuelle Lebensinteresse der allermeisten Tiere hinausgeht."
Mondschaf, "Bewusstsein im Bauch" - das ist doch nur so eine Redensart. Sicher ist es richtig, dass unser ganzer Körper in Kommunikation steht mit unserem Gehirn. Es laufen ja auch von überall Nervenstränge zum Gehirn hin. Vielleicht kommt die Aussage daher.
Es gibt natürlich auch Sekten, die davon überzeugt sind, dass Steine ein Bewusstsein haben, ja, sogar jeder einzelne Smackie heute früh auf meinem Teller hätte eins. ...
Die Frage, warum wir dann keine geborenen Säuglinge umbringen dürfen, wird natürlich im Zusammenhang mit der Bewusstseins-Frage diskutiert. Es gibt darauf verschiedene Antworten. Zum Beispiel die, dass wir irgendwo eine Grenze setzen müssen, da wir ja nicht so genau wissen, wann das Bewusstsein beginnt. Ich persönlich präferiere die Aussage, dass wir unsere geborenen Säuglinge lieben und deshalb gar nicht in Erwägung ziehen müssen, diese zu töten. In diesem Punkt zumindest sind doch die Religionen und Weltanschauungen vereint. Wir lieben unsere Babys. Wenn wir dann betrachten, dass wir sowieso alles, was wir tun, aus Eigennutz tun, dann wird das umso verständlicher. Das geborene Kind unterscheidet sich vom ungeborenen Kind auch dadurch, dass es nicht mehr unbedingt von der Mutter abhängig ist. Wenn die Mutter es nicht will, kann es anderswo aufgezogen werden. Solange das Kind jedoch im Bauch der Mutter ist, hat auch das Interesse der Mutter ein Gewicht - und sei es das Interesse, das Kind nicht weiter auszutragen.
Dass daneben Abtreibung nichts sein sollte, was wir als selbstverständlich hinnehmen, steht auf einem anderen Blatt. Mich selbst schrecken auch diese hohen Abtreibungszahlen und ich denke, unsere Gesellschaft sollte viel mehr tun, um diese zu reduzieren. Denn, mag auch der Embryo oder Fötus kein Bewusstsein haben, so sollten wir ihm doch zumindest einen gewissen Respekt entgegen bringen (mein Bauchgefühl

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