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Verfasst: 05 Jan 2013 15:29
von sonnenblume2012
hallo,
weil mich als Christ die Ablehnung der Kirche von Samenspende & Co so verunsichert hat, habe ich das Gespräch mit einem Priester gesucht. Wir haben ihn nach Hause eingeladen und von unserem Schicksal berichtet.
Er "durfte" nicht sein OK zu unsem Weg geben, doch er hat es uns indirekt gegeben. Das war für mich sehr wichtig. Ich möchte auch, daß dieser Priester unser Kind/er (hoffentlich werde ich schwanger) taufen wird.
lg Sonnenblume

Verfasst: 05 Jan 2013 16:28
von Mondschaf
Hallo madita,
Ich selbst bin zusammen mit der Kirchengemeinde in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Die Kirche bringt Menschen zusammen und unterstützt das Dorfleben. Kaum einer würde auf die Idee kommen auszutreten, weil man z. B. das Zölibat nicht in Ordnung findet. Genauso ist es wohl beim Thema unerfüllter Kinderwunsch.
Die folge ist allerdings, dass die Theologen ihre Meinungen vertreten, wie sie wollen und am Ende noch Glauben, dass die "Mitglieder" hinter den Inhalten stehen...
leider denke ich, solange die leute nicht massiv austreten und die kirche wirklich in ihrer existenz gefährdet ist, wird sich da garnichts tun.
ich selbst verstehe nicht, wie insbesondere viele katholiken ganz viele punkte aus der kirchenführung (verhütung, zölibat, in diesem forum speziell kiwu-behandlungen und HI...) ablehnen und es trotzdem aushalten, in dem laden mitglied zu bleiben. warum??? :?:
da geht es doch, wenn man es ernst nimmt, um große fragen und nicht um kleinigkeiten, wie ob einem in einem fussballverein z.b. die trikotfarben nicht gefallen.
wie halten leute das mit ihrem gewissen aus?
ich versteh es nicht... ich jedenfalls KANN einfach nicht eine institution mit meinen beiträgen unterstützen, die in solch essentiellen aussagen meinen tiefsten überzeugungen widerspricht. geht nicht. :help:

aber manchmal habe ich den eindruck, dass ich als ausgetretene ex-evangelische die kirchen und die theologie viel ernster und wörtlicher nehme als so mancher, der da noch mitglied ist... :?:

liebe grüße

mondschaf

p.s. ich wohn auch auf einem dorf, aber hier unterstützt - zum glück - die freiwillige feuerwehr das dorfleben. ;-)

Verfasst: 05 Jan 2013 20:45
von Mondschaf
hallo nochmal,

habe aus interesse den in einem anderen post angegebenen link überflogen... :help: :help: :help: :help:
zum einen verwundert es mich, dass sich einige mitglieder eines vereins, der selbst kinderschänder in seinen eigenen reihen jahrzehnte-, vemutlich jahrhundertelang gegenüber der irdischen gerichtbarkeit deckt, sich über solche vergleichsweise harmlosen privatentscheidungen wie HI - wo nun wirklich niemand unbeteiligtes geschädigt wird - dermaßen aufspulen können. da sag ich doch mit wilhem busch (?) 'ein jeder kehre vor seiner tür, und rein ist jedes stadtquartier.'

zum zweiten erschüttert mich die unwissenheit, mit der dort teilweise argumentiert wird. z.b. immer wieder der verweis auf adoption als alternative. wir sind selbst glückliche adoptiveltern. aber ich kann nachvollziehen, dass nicht jeder sich vom jugendamt in einem langwierigen verfahren durchleuchten lassen mag. zudem es wesentlich mehr adoptionsinteressierte als zu vermittelnde kinder gibt (was immerhin einige in dem forum ja auch wussten - so wie es auch insbesondere eine userin gab, die ich als extrem selbstreflektiert und jemanden anders, den ich ebenfalls als fairen und klaren denker empfand - will ich der fairness halber auch nicht verschweigen...).

lg

mondschaf

Verfasst: 05 Jan 2013 21:13
von Wölfchen
Spannend, so genau wusste ich das alles gar nicht. Ich bin allerdings etwas verwundert, dass die EKD-Stellungnahme schon so alt ist. Gibt es da echt nichts Neueres? Wundert mich etwas, schließlich hat sich auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin doch sehr viel getan.
Aber warum sollten die Kirchen ihre Meinung ändern, wenn mein Mann, der bei uns der Verursacher ist, sich nicht traut seiner Mutter zu erzählen, dass ihr geliebter Enkel im Labor und nicht im Ehebett entstanden ist. Er hat Angst, dass sie komisch reagieren könnte,...
Meine Schwiegermutter ist übrigens nicht einmal besonders gläubig.

Verfasst: 05 Jan 2013 22:31
von Janda
Mondschaf hat geschrieben: leider denke ich, solange die leute nicht massiv austreten und die kirche wirklich in ihrer existenz gefährdet ist, wird sich da garnichts tun.
Das sehe ich auch so. Ich bin auch in einem Dorf aufgewachsen, meine Familie ist engagiert in der Kirche, ich war selbst Messdiener. Aber ich kann nicht mehr eine Instituation unterstützen, die "Leute wie mich" im Grunde beleidigt und sie als moralisch schlecht hinstellt, ohne selbst Ahnung von dem Thema und den Therapien und Verfahren zu haben.

Als ich aus der katholischen Kirche ausgetreten bin, kam ein Brief des Pfarrers, in dem er meinen Schritt bedauerte. Ich nahm das zum Anlass, ihm meine Situation per Brief zu erklären. Er hat sich nie wieder gemeldet. Einen super engagierten Seelsorger nenne ich das.
Wölfchen hat geschrieben:Ich bin allerdings etwas verwundert, dass die EKD-Stellungnahme schon so alt ist. Gibt es da echt nichts Neueres?
Ich hatte da vor meinem Austritt aus der katholischen Kirche recherchiert, weil ich mir anfangs überlegt hatte, dass die evangelische Kirche liberaler ist und ich konvertieren könnte. Das Problem dabei ist, dass es dort anscheinend keine offizielle Linie mehr gibt, der Großteil die kB allerdings weiter ablehnt. Die Argumentationen unterschieden sich nicht von denen der katholischen Kirche, weshalb das für mich dann keine Alternative mehr war.

Verfasst: 06 Jan 2013 00:24
von rebella67
Ich freue mich über die heute aufgekommene Diskussion. Eigentlich habe ich gestern meine Sammlung hier nur ergänzt, weil ich auf diese Diskussion aufmerksam gheworden war: http://www.klein-putz.net/forum/viewtop ... 30#3396530 , verlinken wollte und dann noch etwas recherchiert habe. Das Thema begleitet mich. ...

Zu der Frage, ob es denn nichts Neueres gibt. Das, was ich gestern von der EKD verlinkt habe, steht auf der offiziellen Seite der EKD. Es hat sich also wohl nichts geändert. Eine neuere offizielle Stellungnahme der EKD ist mir nicht bekannt. Bea (JBB) hat in dem anderen Ordner auf ein Schreiben vom Kirchenamt der EKD verwiesen, das sie selbst auf ihre Anfrage vor wenigen Jahren erhalten hat. Damals hatten wir hier eine längere Diskussion: http://www.klein-putz.net/forum/viewtop ... 90&start=0

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"Mit der ersten Frage nach dem Anliegen ungewollt kinderloser Paare und
den Möglichkeiten, die die künstliche Befruchtung (IVF) bietet, hat
sich die Evangelische Kirche schon seit langem intensiv
auseinandergesetzt. Wir sind dabei zu der Überzeugung gekommen, dass
aus theologischer Sicht Kinderlosigkeit zwar eine große persönliche
Enttäuschung für die betroffenen Paare sein kann, dass es sich aber
auch bei ungewollter Kinderlosigkeit nicht unbedingt um ein Unglück
handelt.

Dr. Jens Kreuter
Referent für sozial- und gesellschaftspolitische Fragen
Kirchenamt der EKD"
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Heute habe ich noch das gefunden: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1639387/

Auszug daraus: "heißt es in einem gemeinsamen Wort der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland von 1997: "Die evangelische Kirche rät von der In-vitro-Fertilisation ab."

aber auch das: http://www2.evangelisch.de/themen/gesel ... enken23953

Letzteres ist allerdings keine Ansicht der evangelischen Kirche, sondern nur eine Ansicht eines fortschrittlichen Bioethikers aus der evangelischen Kirche, Ulrich Körtner. Auf den war ich vor ein paar Jahren schon aufmerksam geworden und 2009 habe ich mal kurz mit ihm korrespondiert. Er und Hartmut Kreß - das sind Theologen, die sich wirklich auch für uns einsetzen. Da Körtner auch 2010 noch zum Überdenken auffordert, gab es wohl bis dahin kein wirkliches Überdenken. Und mir ist auch nicht bekannt, dass es das in den letzten beiden Jahren gegeben hätte.

Natürlich, Sonnenblume, gibt es immer wieder auch Priester, die kein Poblem mit der assistierten Befruchtung oder bestimmten Formen davon haben. Nur sehe ich das dann als ganz persönliche Meinungen dieser Menschen. Für mich ist es jedoch, wenn ich in einen Verein eintrete und dort Beiträge bezahle, wichtig, was im Vereinsstatut steht und weniger, was die anderen Mitglieder so denken. Ich würde ablehnende Einstellungen gegenüber der Art der Gründung meiner Familie nie finanzieren wollen.

Verfasst: 06 Jan 2013 00:54
von rebella67
Vielleicht interessiert ja auch jemanden, was der Wachturm zum Thema schreibt. Hier: http://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/102004682

Ich habe auch wieder was dazu gelernt. - 3. Mose 18:20 kannte ich noch nicht.

Verfasst: 06 Jan 2013 01:03
von rebella67
Madita23 hat geschrieben: Abgesehen von den Theologen finde ich es ganz schlimm, dass dahinter die Gemeinden und Menschen stehen. Die wissen in der Regel von den verschobenen Inhalten ihrer Kirchen überhaupt nichts.
Wer beschäftigt sich mit sowas denn auch schon, wenn er nicht betroffen ist...?!

Ich selbst bin zusammen mit der Kirchengemeinde in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Die Kirche bringt Menschen zusammen und unterstützt das Dorfleben. Kaum einer würde auf die Idee kommen auszutreten, weil man z. B. das Zölibat nicht in Ordnung findet. Genauso ist es wohl beim Thema unerfüllter Kinderwunsch.
Die folge ist allerdings, dass die Theologen ihre Meinungen vertreten, wie sie wollen und am Ende noch Glauben, dass die "Mitglieder" hinter den Inhalten stehen...

:evil: :evil: :evil:

Ich bin für eine Kirchenreformation....

:pah:
@ Madita,

es gibt ja so Gruppierungen von Gläubigen, wie "Kirche von unten". Die haben ganz gute Absichten und wollen die Kirche eben von unten reformieren. Ich habe da jedoch so meine Zweifel, dass das klappen kann.

Ich sehe das auch als schwierig, dass gerade diese Menschen, die wirklich gute Absichten haben und sich menschlich zeigen, der Kirche ein Image verpassen, das sie von oben her gar nicht hat. Daher werden dann andere wieder davon abgehalten, auszutreten. Vermutlich wäre es besser, einen ganz neuen Laden aufzumachen.

Kirche als Unterstützerin des Dorflebens tut ihr Übriges. Da gefällt mir die Erfahrung von Mondschaf. Es muss doch auch andere Organisationen geben, die das Dorfleben unterstützen. Das Dorf, das seid ihr und nicht die Kirche.

Verfasst: 06 Jan 2013 22:03
von sonnenblume2012
Hallo Mädels,
tolle Diskussion und Rebella, danke für die klasse Infos.
Also ich habe mir gesagt "nur wer spricht dem kann geholfen werden", und das paßt auch auf die Kirche. Hätten die katholischen Christen nicht in den 60igern so aktiv agiert, dann hätte es auch kein 2. Vatikanisches Konzil gegeben http://de.wikipedia.org/wiki/Zweites_Va ... hes_Konzil , und wir hätten immer noch die Messe auf Latein und nur Jungs als Meßdiener.
Es gibt bereits heute schon viele engagierte Christen + Theologen, die stark an den Themen wie Zölibat, Frauen als Priester usw. dran sind. http://www.publik-forum.de/Religion-Kir ... chenreform
Ich dachte auch viele Jahre daran, aus der Kirche auszutreten. Doch irgendwann wurde mir bewußt, daß ich damit nichts erreichen kann, sondern nur, wenn ich handele (auch schon im kleinen), kann sich etwas tun.
Und wenn ich so nachdenke, bin ich viel zu wenig in der Gemeinde aktiv. Beispiel: Ich meckere, daß es zuwenig moderne Gottesdienste gibt, doch selber mache ich bei der Vorbereitung nicht mit. Sollen also schön die andern machen.
Zurück zum KiWu: als wir bei unseren ersten ICSI-Gesprächen in der Klinik waren, eröffnete uns der Arzt die sog. Italienische Methode. Bei dieser Methode verpflichtet sich das Paar selbst, ethisch so respektvoll wie möglich mit den eingefrorenen Embryos umzugehen. Wir hatten für uns entschieden, daß wir ALLE verwenden wollten, also immer 2 auf einmal einsetzen, bis alle eingesetzt waren. Leider kam es nicht soweit.
Jetzt sind wir in Vorbereitung auf Eizellspende. Wir haben uns überlegt, falls wir viel "zuviele" hätten, die einem anderen Paar spenden zu wollen.