Liebe Nanni,
ich hoffe, das wird jetzt hier für andere Leser nicht zu lang, aber zum Thema Weihnachten habe ich einen schönen Text:
Warum wir Weihnachten feiern
Die Ursprünge des Weihnachtsfestes lassen sich mindestens 5.000 Jahre zurückverfolgen. Die Menschen beobachteten den Punkt der auf- und untergehenden Sonne und bestimmten damit die Sommer- und Wintersonnenwende. Das dokumentieren zahlreiche mehrere tausend Jahre alte Observatorien, von denen heute über 200 vor allem in Europa und Südamerika bekannt sind. Das bekannteste ist Stonehenge, ein in der Jungsteinzeit begründetes Bauwerk, dessen Ausrichtung so erfolgte, dass am Morgen des Mittsommertags, wenn die Sonne im Jahresverlauf am nördlichsten steht, die Sonne direkt über dem Fersenstein aufging und die Strahlen der Sonne in gerader Linie ins Innere des Bauwerks, zwischen die Hufeisenanordnung, eindrangen. Anlass zum Feiern der Wintersonnenwende gab es wohl erst dann, wenn man feststellte, dass der tiefste Punkt überschritten war. Da es damals noch keine so hoch entwickelte Messtechnik gab, dürfte das erst wenige Tage nach der Wintersonnenwende der Fall gewesen sein.
Die Naturerscheinung, dass nach dem kürzesten Tag des Jahres die Sonne wieder länger scheinen wird und der Frühling naht, dieses Fest der 'Unbesiegbaren Sonne' finden wir in fast allen Kulturen. Die Sonne wird wiedergeboren, um im Frühling gleiche Länge wie die Dunkelheit zu erlangen und den Winter für das Jahr endgültig zu besiegen, ehe sie in schier endlosem Zyklus nach der Sommersonnenwende allmählich abstirbt, um aufs Neue wiedergeboren zu werden.
Die Weihnächte oder auch Rauhnächte sind ein uraltes heidnisches Ritual. Dieses Ritual dürfte mindestens so alt wie Stonehenge sein, also über 5.000 Jahre. Seinen Ursprung hat dieses Fest in der germanischen Zeitberechnung. Die Germanen kannten das Mond- und das Sonnenjahr, wobei sie in Mondzyklen (ca. 29,5 Tage) rechneten. Da das Sonnenjahr aber 365 Tage hat, besteht eine Differenz von 11 Tagen und 12 Nächten. Die 12 Nächte sind die 12 Weihnächte oder auch 12 Rauhnächte. Eine jede steht für einen Mondzyklus. Zur Mitte der Weihnächte, nämlich zu Silvester, sollte Wotan mit den Toten zur wilden Jagd aufbrechen. Daher auch der Brauch, zu Silvester Lärm zu erzeugen. Wotan war nicht nur oberste Gottheit der Germanen, sondern auch der Weltenwanderer, der es verstand, sich zu verwandeln. In der Mythologie verwandelte er sich u.a. in eine Fichte; daher ist die Fichte Symbol bei heidnischen Julfeiern.
Das Julfest ist das germanische Fest der Wintersonnenwende. Die Feier des Julfests fiel auf den 25. Dezember, an dem die Germanen die wiederkehrende Sonne wahrnehmen konnten. Das war in dieser Gegend besonders wichtig, vor allem für die Saat und Ernte, und man freute sich darüber, dass die Tage wieder länger wurden, denn die Sonne war überlebenswichtig. Diesem Licht- bzw. Sonnenfest wurde deshalb sehr hohe Bedeutung zugemessen. Das Julfest war auch eine zwölftägige Friedenszeit, in der die Häuser mit immergrünen Zweigen wie Buchsbaum, Eibe, Fichte, Tanne, Stechpalme, Kiefer, Efeu, Wacholder geschmückt wurden, denen man schützende und heilende Kräfte zuschrieb. Ein alter Brauch war es auch, einen großen Holzklotz aus dem Wald zu holen, den "Julklotz" - und ihn zwölf Tage und Nächte brennen zu lassen. Mit seiner Asche wurden die Felder gedüngt und krankes Vieh versorgt. Das Haus stand den Gästen offen, die ein und aus gingen und reich bewirtet wurden. Von Anhöhen oder Bergen wurden brennende Sonnenräder, wohlmöglich mit Stroh bespanntes Holz oder geflochten, ins Tal gerollt. Ebenfalls aus vorchristlicher Zeit stammt der Julbock, ein aus Stroh geflochtener Ziegenbock. Dieser lässt sich vielleicht zurückführen auf die Ziegen des Gottes Thor, die seinen Wagen zogen. Er bringt auf seinem Rücken die Geschenke. Dem Julfest schlossen sich die zwölf Rauhnächte an. In dieser Zeit spielte sich in der germanischen Vorstellung Wotans alljährliche Wilde Jagd ab, in der die Geister der Verstorbenen mit Odin über das Land ziehen sollten. Für Odins Pferd Sleipnir stellte man Nahrung vor die Tür.
Im römischen Reich wurden die Saturnalien gefeiert, ein Friedensfest, an dem man besonders der Armen und Sklaven gedachte. Die Feiertage zu Ehren Saturns wurden besonders ausgelassen gefeiert und es wurden Geschenke ausgetauscht.
Bereits im 3. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung kam eine aus Persien und Indien stammende Religion bis nach Ägypten, der Mithraskult. Mithras, der Gott des himmlischen Lichtes, ist eine Personifizierung der Sonne. Sein Geburtstag wurde am 25. Dezember gefeiert. Eine Ehrung des Sonnengottes bestand übrigens auch darin, einen Baum zu schmücken. Unter dem Kaiser Aurelian (270-275) wurde Mithras als "Sol Invictus", d.h. "unbesiegter Sonnengott", zur Staatsreligion erhoben. Kaiser Diokletian (284-305) ernannte Mithras gar zum "Beschützer des Reichs".
Aus Alexandria ist uns erstmals aus dem dritten Jahrhundert bekannt, dass man dort seit langer Zeit die Geburt der Götter Aîon bzw. Osiris feierlich begangen hatte.
Vom 24. auf den 25. Dezember versammelten sich Mysten in einem unterirdischen allerheiligsten Raum, im Adyton, gegen Mitternacht, um die Einweihungsriten zu vollziehen. In der Morgendämmerung verließen dann die Gläubigen in einer Prozession den Kultort, wobei sie die Statuette eines Kindes als Symbol des eben von der Jungfrau, der Dea Caelestis, geborenen Sonnengottes mit sich führten. Sobald die Sonne aufging, stimmten sie die liturgische Formel an: ‚Die Jungfrau hat geboren, zu nimmt das Licht’.
Allerdings wurde in Alexandrien und im oströmischen Reich oft auch der 6. Januar als Geburtstag genannt. Die Datumsunterschiede hingen mit unterschiedlichen Kalendern zusammen und mit unterschiedlichen Berechnungen der Wintersonnenwende.
Das Weihnachtsfest als christliches Fest wurde erst ab dem 4. Jahrhundert gefeiert, nachdem das Christentum im Römischen Reich schließlich zur alleinigen Staatsreligion, zum ideologischen Überbau einer Sklavenhaltergesellschaft, erhoben worden war. Die Umdeutung und Integration vorheriger Feste des heidnisch-römischen Kults in den neuen Glauben war ein strategisches Element der ersten mitteleuropäischen Missionare zur Christianisierung von Germanen und Kelten.
Konstantin (288-337), der sich 312 durch den Sieg über Maximus die Kaiserkrone gewaltsam aneignete, instrumentalisierte das Christentum, um seine politischen Ziele durchzusetzen. Papst Gregor legte im Jahr 354 den 25. Dezember als das Geburtsdatum Jesu fest. Kaiser Theodosius (379-395) erklärte das Christentum endgültig zur Staatsreligion.
Die immer mächtiger werdende christliche Kirche dämonisierte den Mithraskult. Schließlich stand (und steht) in ihrem obersten Gebot „Du sollst neben mir keine anderen Götter haben …“ Zunächst galt es jedoch, breitere Massen für sich zu gewinnen. Da die Bevölkerung aber nach wie vor an ihren gewohnten Sitten und Bräuchen hing, begann man, wie bei anderen Festen auch (s. Valentinstag, Ostern), die bestehenden Traditionen zu assimilieren, was wegen der vielen Ähnlichkeiten mit dem Mithraskult recht umproblematisch war. Der Zweck heiligte die Mittel. Die christliche Kirche verstieß mit der Einverleibung heidnischer Bräuche gegen ihre eigene Lehre. Auf dem 2. Konzil von Konstantinopel im Jahre 381 erklärte die Kirche den 25. Dezember zum Dogma. Fortan wurden die Anhänger des Mithraskultes grausam verfolgt bis dieser nahezu ausgemerzt war. Die Kultstätten der alten Religion wurden zerstört und an deren Stelle christliche Kirchen errichtet.
Im Zuge der Christianisierung wurde auch das Julfest durch das Weihnachtsfest abgelöst, wobei die germanischen Bräuche systematisch verfälscht und dem christlichen Fest einverleibt wurden. Aus dem nordischen Julkranz wurde der Adventskranz. Auch die Symbolik des Kerzenbaums, als Vereinigung von lebendem Licht (Flamme) und lebendem Grün (Nadelbaum), war verbreitet in vorchristlichen Kulturen und hat immer die Sonnwendfeier begleitet. Aus der Vorstellung, dass in der Zeit der Wintersonnwende die heidnischen Götter auf die Erde kommen, um nach dem rechten zu sehen, wurde der Nikolaus-Weihnachtsmann. Die reichhaltige Heidenheimer Sagenwelt erzählt so auch über das Umgehen des Muetesheer während der Zwölften (12 Nächte um die Jahreswende). Aus dem 'ruhmprächtigen' (althochdeutsch: ruotperecht) Gottvater Odin oder Wotan wurde der Knecht Ruprecht. Der Knecht als Synonym für die in Knechtschaft genommene germanische Mythologie!
Karl der Große machte in Mitteleuropa um 800 das Weihnachtsfest zum Kirchenfest.
Die christliche Weihnachtserzählung ist uns allen so vertraut, dass viele glauben, sie stünde in allen Evangelien. Sie steht aber nur bei Lukas. Und Lukas hat sie aus alttestamentarischem und mehr noch aus paganem Gut herausgesponnen. Wie stark gerade der heidnische Einfluss in der lukanischen Legende ist, wurde von der theologischen Forschung gezeigt: „1. Die leicht sentimentale Schilderung der reisenden Mutter, die keinen Platz findet, ihr Kind zu gebären. Hier denkt jeder griechische Leser an die Mutter Apolls, die auch keine Stätte fand und die die Dichter ähnlich schildern. 2. Wie das Zeuskind bei Kallimachos in Windeln gewickelt wird und das Dionysoskind in einer Getreideschwinge liegt, so liegt bei Lukas das in Windeln gewickelte Jesuskind in einer Krippe. 3. Die bukolische Hirtenerzählung wird ganz ähnlich bei der Geburt des Kyros und des Romulus überliefert, wohl auch in Mithraskindheitsgeschichten. 4. Die Lichterscheinung in der Nacht gehört in die Stimmung der Mysterien. „Mitten in der Nacht sah ich die Sonne strahlend im leuchtenden Licht“, heißt es von der Isisweihe. 5. Aus den Mysterienfeiern stammt der Ruf: „Euch ist heute der Heiland geboren.“ ….
Vor allem in Skandinavien sind viele der ursprünglichen Bräuche erhalten geblieben. Dort wünscht man sich heute noch "God Jul". Auch ist dort der Julbock erhalten geblieben, der meist unter dem Weihnachtsbaum aufgestellt wird und die Geschenke trägt. Nach dem gemeinsamen Essen werden die "Julklapp"-Päckchen aus den Verstecken geholt und mit lautem "Julklapp! Julklapp!" in den Raum geworfen. Das mittwinterliche Sonnwendfest wurde und wird auch als ein Fest der Selbstbejahung des menschlichen Lebens gesehen und ist deshalb bestens geeignet als Fest des Friedens.
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Eine Zusammenstellung von Textauszügen aus folgenden Quellen:
1.
http://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachten
http://de.wikipedia.org/wiki/Solstitium
http://de.wikipedia.org/wiki/Julfest
2. Helmut Steuerwald, „Mythos Weihnachten ‑ Geburt des Jesus‑Kindes? - Wie eine Legende
entstand, verbreitet und ausgenutzt wurde“, Vortrag beim Bund für Geistesfreiheit(bfg) Fürth 1999, gefunden unter:
http://www.schulfach-ethik.de/ethik/Gym ... achten.htm
3. Karlheinz Deschner, „Abermals krähte der Hahn“, S. 86, Verlag Arthur Moewig, 1962
4. Heiner Jestrabek, „Für eine weltliche Feierkultur“, gefunden unter:
http://www.bechhaus.de/forum/messages/6 ... 1100770694