Japanische Studie zur immunologisches Einnistungsproblem

Für fachliche repromedizinische Fragen an Herrn Dr. Peet

klein-putz-Kooperationspartner

Moderator: Dr.Peet

Dr.Peet
Praxis für Fertilität - Kinderwunsch
Praxis für Fertilität - Kinderwunsch
Beiträge: 6027
Registriert: 11 Dez 2001 01:00

Beitrag von Dr.Peet »

Ich habe es Ihnen mal "vorgekramt"!
Aktuelles- Endometrial Receptivity Array (ERA)
das „Genetic Fingerprinting” des Endometriums am sog. “Implantationsfenster”
spätestens nach mehrfach durchgeführten Transferen gut entwickelter Embryonen, ohne Eintritt einer Schwangerschaft, wird man sich nach den Gründen fragen, warum es nicht funktioniert.
In den letzten Jahren haben sich, besonders im Laborbereich, erhebliche Verbesserungen ergeben. Weitgehend unbekannt ist aber der Einfluß der Gebärmutterschleimhaut auf das Gelingen einer IVF/ ICSI Therapie. Lange suchte man nach einer Untersuchungsmethode, die einem bestätigte, daß der Zeitpunkt des Embryotransfers richtig ist.
Bisher stand Ihrem Arzt lediglich die Dickenmessung- und die Einschätzung der „Echostruktur“ der Gebärmutterschleimhaut zur Verfügung, um einschätzen zu können, ob ein Embryotransfer erfolgversprechend durchgeführt werden kann. Die histologischen Untersuchungen von Gebärmutterschleimhaut helfen hierbei nicht.
Mit der Ära der Molekulargenetischen Untersuchungen steht uns nun ein Verfahren zur Verfügung, mit dessen Hilfe wir tatsächlich vorhersagen können, ob die Schleimhaut am Tag des sog. „Implantationsfensters“ „rezeptiv“ (empfänglich) ist oder nicht.
Auf der Suche nach einer aussagefähigen, sicheren, reproduzierbaren, - nicht subjektiven Methode stieß man auf die Untersuchung der sog. Expression von Genen im Endometrium.
ERA ist ein Array- Verfahren, mit Hilfe dessen das Endometrium zum Zeitpunkt des sog. Implantationsfensters auf dessen Genexpression untersucht werden kann. Zahlenmäßig umfangreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass letztlich 238 Genen eine prediktive Bedeutung zur Klassifizierung des Status der Rezeptivität des Endometriums zukommt. Dadurch läßt sich das Endometrium als pre-rezeptiv,-, rezeptiv- oder post-rezeptiv klassifizieren.
Es hat sich gezeigt, dass die gefundenen, zyklustagesabhängigen Gen-Signaturen bei der Frau über zumindest 20 Monate reproduzierbar sind. Das bedeutet, dass das Ergebnis einer Messung- Hilfestellung gibt beim Timing der Embryotransfere über 20 Monate.
Dank dieser Methode wissen wir, dass 80% der Frauen am Zeitpunkt des Implantationsfensters ein rezeptives Endometrium, die anderen 20%* ein nicht-rezeptives (meist pre-rezeptives) Endometrium haben.
(* aktuelle Information per persönl. Kommunikation von IVInomics -Mai 2013- sogar 26% der Frauen nicht rezeptiv, 74% rezeptiv!)

Allerdings gelten die bisher vorgelegten Untersuchungsergebnisse bislang nur für Natürliche Zyklen und HRT Zyklen (sog. Künstl. Zyklen, bei denen per Östrogenzufuhr die Schleimhaut aufgebaut wird). Untersuchungen der Endometriumrezeptivität im Zusammenhang mit der kontrollierten ovariellen Stimulation (COS) im Zusammenhang mit IVF/ ICSI Zyklen stehen noch aus.
Derzeit wird die Untersuchung weltweit nur in den 2 Laborstandorten der Firma IVINOMICS – der IVI- Kliniksgruppe- in Valencia (Spanien) und Miami (USA) durchgeführt.
Vorgehen:
Im natürlichen Zyklus
Die Biopsie muß am Tag LH+7 erfolgen, dem vermuteten Rezeptivitätsoptimum, erfolgen
(Problem: Per mehrfacher Messungen muß der LH Anstieg im Blut/ Urin ermittelt werden. Daraus ergibt sich zwingend ein fester Termin für die Biopsie. Dies ist sowohl für die berufstätige Frau, als auch für die Praxis (Wochenende/ Feiertage) schwierig umzusetzen.
Im HRT Zyklus
In einem HRT Zyklus, sog. „künstlichem Zyklus“, wird nach einem bestimmten Schema Östrogen zugeführt, wodurch sich die Schleimhaut aufbaut. Nach etwa 12-15 Tagen ist sie dann üblicherweise gut genug aufgebaut, dass man mit der zusätzlichen Gelbkörper-Hormonzufuhr beginnen kann. Der Startzeitpunkt ist dabei sehr flexibel wählbar. Dadurch kann der optimale Zeitpunkt für die Biopsie „wochentags genau“, und für Patientin und Praxis gut planbar festgelegt werden.
Die Biopsie erfolgt am Tag 6 nach Beginn der Progesteronzufuhr


Vorgehen:
Üblicherweise unter Ultraschallkontrolle (bei voller Blase) wird zunächst der Gebärmutterhalskanal sondiert und leicht erweitert. Dies kann als etwas unangenehm empfunden werden. Eine Betäubung ist dafür aber üblicherweise nicht erforderlich. Anschließend wird mit einem Plastikröhrchen („Pipelle“) in die Gebärmutterhöhle eingegangen. Unter Anwendung eines Unterdruckes werden nun 1-2 Biopsien entnommen.

Untersuchungsergebnis und Konsequenz:

Wird das Endometrium am Biopsietag als rezeptiv eingestuft, kann im Folgezyklus hier auch der Transfer stattfinden.
Bei als pre-rezeptiv eingestuftem Endometrium sollte/ könnte eine erneute Untersuchung an einem späteren Zeitpunkt, also z.B. P+7 stattfinden.
Bei post-rezeptivem Status erfolgt die 2.Biopsie nach Empfehlung des Labors IVInomics z.B. an P+5.

Bisherige Resultate:

Die Embryotransfere, welche nach „Zeitkorrektur“ des Implantationsfensters durchgeführt wurden, ergaben sehr gute Implantationsraten und Schwangerschaftsraten. Wie bei jeder neuen Methode sind die Patientenzahlen jedoch noch relativ niedrig, so dass die Interpretation mit Vorsicht erfolgen muß!

1.Zyklus nach ERA Zeitkorrektur: Implantationsrate-23%----------SSR: 36%
2................................................: Implantationsrate-71%----------SSR: 75%
3................................................: Implantationsrate-37%----------SSR: 50%
4................................................: Implantationsrate-40%----------SSR: 50%
5................................................: Implantationsrate-42%----------SSR: 50%


Wie bei jeder neuen Methode, so wird sich auch hier, erst nach einigen Jahren der Anwendung verlässlich sagen lassen, ob die Methode letztlich das halten kann, was sie verspricht.

Dr. Peet
-----------------------------------------
Das war vor 2 Jahren, die bisherigen Erfahrungen einer Vielzahl von Zentren, die die ERA durchführen bestätigen, dass die ERA bei Frauen mit möglichem Implantationsversagen( es ist ja immer nur eine Vermutung!) vom Verlegen des Embryotransfers nach ERA profitieren. Auch die Zahlen unseres Zentrum zeigen dies!
Peet
Disclaimer:
Als Arzt bin ich rechtlich verpflichtet nur allgemeine Informationen zu geben, die das konkrete und individuelle persönliche ärztliche Gespräch nicht ersetzen können. Insofern kann auch keine Haftung für meine Auskünfte gegeben werden. Nach §7 Abs.3 Berufsordnung der Ärztekammer Berlin, darf die individuelle ärztliche Behandlung, insbesondere Beratung, nicht ausschließlich über Computerkommunikationsnetze durchgeführt werden.
Erster Ansprechpartner für Ihre medizinischen Belange ist Ihr Arzt, Ihr Kinderwunschzentrum.
Dr. Peet gibt Antworten auf Fragen aus seiner persönlichen Fachkenntnis und seiner persönlichen Einschätzung heraus. Seine Antworten erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, gelegentlich sind es auschließlich Meinungen und Eindrücke, die sich auf den betreffenden Fall beziehen.
Selma77
Rang1
Rang1
Beiträge: 312
Registriert: 30 Jul 2015 10:58

Beitrag von Selma77 »

Hallo Dr. Peet,
vielen Dank für Ihre ausführliche und sehr informative Antwort.

Ich werde mein Zentrum auf jedenfall ansprechen.

Ich hatte mit meinen Prof. beim letzten Gespräch auch darüber diskutiert die GMS näher zu untersuchen (NK´s, Auswirkung einer alten Chlamydieninfektion die ich nicht mal bemerkt hatte aber die im Blut nachgewiesen werden konnte etc...), ich werde darum bitten in dem Zusammenhang auch die ERA Untersuchung zu machen.

Wie ich in meiner ersten e-mail schon erwähnt hatte, mir war auch sehr mulmig bei dem Gedanken mein Immunsystems soweit herunterzufahren...

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!!

Liebe Grüße
Selma77
towonda
Rang0
Rang0
Beiträge: 12
Registriert: 01 Okt 2013 23:19

Tacrolimus vs ERA

Beitrag von towonda »

Hallo zusammen,

ich habe auch gerade einen Befund von RF in den Händen, der mir ein verschobenes Th1/Th2 Ratio bestätigt. Habe schon mehrere Versuche hinter mir, woran auch die Schilddrüse nicht unschuldig war (wurde in meiner "professionellen" deutschen Praxis nicht behandelt, obwohl die Blutwerte vorlagen).

Also wie ich das verstanden habe geht ERA auf die Rezeptivität der Gebärmutterschleimhaut, aber das löst ja auch nicht das Implantationsproblem, wenn grundsätzliche immonologische Faktoren die Einnistung stören.
Kurz gesagt: Die Schleimhaut kann so rezeptiv sein wie sie will, wenn die immunologischen Faktoren nicht passen, dann klappt das auch nicht. Und bei vielem stochert die Medizin noch im Nebel.
Ich habe mir den Abstract: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... 8/abstract durchgelesen und der klingt sehr vielversprechend. Ich werde das versuchen. Beim letzten Versuch hatte ich eh schon Standard-Immunsuppressiva.

Die Ansprechpartnerin meiner behandelnden Klinik ist im Übrigen von ERA nicht überzeugt: Sie hatten ausreichend Proben nach Spanien geschickt und raus kam: "zu wenig Probenmaterial". Und das war auch bei zwei anderen deutschen Frauen so, wurde ihr berichtet. Eine seltsame Häufung... Das legt man sich unter Narkose, plant Zeit ein und dann sowas. Manche Kliniken bieten auch ASET (Asynchronen Embryotransfer) an. Dann braucht man ERA nicht zu machen. Kostet auch manchmal nix zusätzlich und birgt weniger Frustation für die Info "zu wenig Probenmaterial".
towonda

*72
05/2013 - PU ohne Transfer (keine Weiterentwicklung) :-(
09/2013 - Myome, Behandlung mit Esmya
04/2014 - Myom-OP
12/2014 - 1. EZS (SET), neg.
02/2015 - Kryo aus EZS (DET), neg.
06/2015 - 2. EZS (DET), neg.
08/2015-TSH zu hoch und das schon seit 2 Jahren (!!!), Nahrungsergänzung: Euthyrox 75 Q10, , Seefischöl 1400, grausiger TCM-Tee
09/2015- die Befunde von R-F. sind da, weitere Nahrungsergänzungen: VitD3000mg tgl, Folsäure 5 mg, Vitamin B Komplex, TSH jetzt ok.
12/2015 - 3. EZS-DET, mit Granozyte neg
01/2016 - Klinikwechsel und neue Befunde von RF: verschobenes Th1/Th2 Ratio --> nächster geplanter Versuch 03/2016 unter Tacrolimus und Granozyte und DET (EZS)
04/2016 schwanger!!!!!!
12/2016 unser Hoffen und Bangen hat ein Ende: unsere Maus wird am 02.12.2016 geboren und ist wunderhübsch
Antworten

Zurück zu „Fragen an den Repromediziner“