Lübecker Studie über 2.800 ICSI-Kinder ist fertig

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Schnellchen
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Beitrag von Schnellchen »

Liebe Anke,

danke, dass du dich darum kümmerst.. Du weißt ja, ich nehme z.Zt. Auszeit.. Aber solche Themen brennen mir natürlich unter den Fingern.. Schön, dass du da sofort eingesprungen bist :knuddel:
Lieber Gruß
Iris





jocaste
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Beitrag von jocaste »

Hallo Andreas, Iris und Anke,

also ich habe gerade welber mit Dr. Ludwig gesprochen, nachdem ich heute morgen um Rückruf gebeten habe.

Er sagte mir, dass die Daten der ICSI-Studie noch nicht veröffentlich werden (geschieht erst in ca. 3-4 Monaten) und dass diese dann erst an die KBV und an die Ärztekammenr verschickt werden, ebenso noch an die teilnehmenden Zentren. Dort könne ich dann auch die Studie einsehen.

Zur Beruhigung konnte er mir jedoch sagen, dass er die sog. Mainzer Studie für nicht repräsentativ halte und dass sich nach den bisherigen Erkenntnissen aus seiner Studie kein erhähtes Fehlbildungsrisiko aus der - und er betonte das - ICSI-Behandlung komme. Das Risiko, ein fehlgeblidetes Kind zu bekommen liege nach seinen Ergebnissen in den Eltern selber begründet. So zum Beispiel das hähere Alter der Frau, genetische Störungen der Eheleute. Bisher habe er bei weitem keine Erkenntnisse, dass durh die Methode an sich ein Fehlbildungsrisiko vorhanden sein. Dieses soll wohl auch am Montag noch mal im FOCUS veröffentlicht werden.

Also heisst es jetzt erst mal noch weiter warten, bis die vollständig ausgewerteten Ergebnisse vorliegen. Vorläufig und seiner Meinung nach auch endgültig seien jedoch keine anderen Ergebnisse zu erwarten.

Hoffe, habe hier etwas weiterhelfen können.

Liebe Grüße ELKe
Schnellchen
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Beitrag von Schnellchen »

Liebe Elke

das klingt doch schon recht vielversprechend. Danke, dass du dich hier eingesetzt hast. M.E. ist die Mainzer Studie ebenfalls nicht repräsentativ (mit 65 ICSI-Kindern???)

Allerdings dauert es alles wieder sehr lange, und so lange die Studie noch nicht veröffentlicht ist, können wir wohl weder von der KBV noch vom Bundesausschuss irgendwelche positive Regelung erwarten...

Na mal schauen, was im Focus am Montag steht...
Lieber Gruß
Iris





jocaste
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Beitrag von jocaste »

Liebe Iris,

leider hast du mit der KBV recht. Solange die Studie nicht offiziell ist und veräffentlicht wurde sehe ich da auch sehr wenig Chancen zu einer endgültigen Läsung für uns zu kommen. Leider heisst es auch hier wieder einmal Geduld zu üben. Und ich denke, wenn die Zahlen in der Studie richtig recherchiert sind und gut dargestellt werden sollen, dann dauert das leider auch so seine Zeit (ich kenne das aus meiner eigenen beruflichen Erfahrung). Also werden wir mal abwarten, wie der FOCUS am Montag denn so schreibt und ansonsten bis zur Vorlage der endgültigen Studie.

Liebe Grüße nochmal Elke
Andreas
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Beitrag von Andreas »

Hi Elke,

vielen Dank für diese ganz wichtige Mitteilung. Die Aussage von Privatdozent Dr. Ludwig deckt sich mit dem, was schon im Artikel der Süddeutschen Zeitung über die Studie stand.

Dann müssen wir wohl noch 3-4 Monate auf die Veröffentlichung der Endergebnisse warten.

Nachdem der Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen immer wieder auf die Lübecker Studie verwiesen hat, wird er hoffentlich jetzt nicht in einem Schnellschuß anders entscheiden.

Wir könnten uns überlegen, ob wir nicht eine Briefaktion an die Mitglieder des Bundesausschusses starten. Was haltet Ihr davon?

Viele Grüße. Andreas

jocaste
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Beitrag von jocaste »

Hallo Ihr drei (iris, Anke, Andreas),

also ich habe mir heute voller Hoffnung auch mal den FOCUS gekauft. Leider ist der Artikel nicht gerade positiv, zumindest in meinen Augen, es wird wieder mal zum Schluss die Mainzer STudie herangezogen, obwohl man inzwischen die Zahlen wohl revidieren musste (1. Fehlbildungsrate 4,4-fach erhöht, neue Rate 2,6-fach erhöht). Aber ich denke es hilft uns allen nichts, wir müssen wohl auf die endgültige Studei von Dr. Ludwig warten. Ich hoffe, dass er dort die Ergebnisse auch entsprechen präsentiert und auch die Faktoren für ein evtl. Fehlbildungsrisiko mal ausklammert um so die Methode an sich mal zu sehen. Es heisst also mal wieder warten warten warten.

Liebe Grüße ELke
Schnellchen
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Beitrag von Schnellchen »

Guten Morgen Elke,

ist es dir irgendwie möglich, den Artikel aus dem Focus abzuschreiben (wir achten auch nicht auf Tippfehler *ggg*). Aber dann haben ihn alle zugänglich und wir können eventuell mehr dazu sagen....

Sonst kannst du ihn auch einscannen, wenn du die Möglichkeit hast, und ihn mir zusenden - ich würde ihn dann ggfs. auch abschreiben.. Macht mir wirklich nichts aus... Ich selbst wohne ja auf dem Dorf und müsste heute dann für den Focus extra losfahren..

Wäre total lieb von dir.

Bis dann
Iris
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Silvia
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Beitrag von Silvia »

Lieber Andreas,

ich schicke Dir mal gleich eine private Nachricht, was das Schreiben an den Bundesausschuss anbelangt.

Liebe Grüße

Silvia
jocaste
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Beitrag von jocaste »

So ihr lieben, hier kommt die Versprochen Zusammenfassung mit Originaltexten aus dem FOCUS-Artikel:



Zusammenfassung mit Zitaten des Artikels im FOCUS vom 03.12.2001 Seite 162

Medizin: Labor-Zeugung mit Folgen
Kinder, die künstlich mit der ICSI-Methode gezeugt wurden, haben ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen. Die Finanzierung der Behandlung bleibt umstritten.

Zusammenfassung Einführungstext: Das Leben von Johannes begann im Labor. „Er ist sehr lebhaft“, freuen sich die Eltern des einjährigen Jungen. Seit 1997 hatten sich Birgit und Michael M. vergeblich um ein Kind Es stellte sich heraus, dass Michael M. Samenflüssigkeit zuwenig und unbewegliche Spermien enthielt. Lediglich eine künstliche Befruchtung konnte dem Paar helfen. Johannes wurde mit der sog. ICSI gezeugt.
In Deutschland wurde die Behandlung im vergangen Jahr 16.000-mal durchgeführt, wobei es bei 16 % der Paare zu einer SS und später auch zu einem Kind führte.

Originalzitat: Umstrittene Laborzeugung. Dass die ICSI für den kleinen Johannes keine gesundheitlichen Folgen hatte, wissen seine Eltern genau: Reproduktionsmediziner haben ihn im Zuge der bisher größten Studie zu den Risiken der aufwändigen Befruchtungsmethode untersucht. Früher teilweise widersprüchliche Studien haben ergeben, dass ICSI-Kinder vermehrt an Herzfehlern, Harnröhrenspalten oder Darmverengungen leiden. Vor wenigen Tagen stellten die Mediziner ihre neuen Ergebnisse auf dem Jahrestreffen der deutschen Fortpflanzungsmediziner vor. An 59 deutschen Zentren hatten sie insgesamt 2800 ICSI-Schwangerschaften analysiert und mit natürlich gezeugtem Nachwuchs verglichen.
„Das Risiko, nach einer solchen Behandlung ein Kind mit Fehlbildungen zu bekommen, ist nur leicht erhöht „, resümiert der Studienleiter Machel Ludwig von der UNI-Klinik Lübeck – exakt um den Faktor 1,3. Nicht die Methode an sich, sondern die naturgemäß erhöhten Risikofaktoren der ICSI-Eltern seien dabei die Hauptursache – etwa deren Alter oder genetisch bedingte Erkrankungen. „Sieht man davon ab, führ die ICSI-Methode an sich bei höchsten 3 von 100 Kindern zu Fehlbildungen. Das ist kein relevantes Risiko“, erklärt Dr. Ludwig.

Zusammenfassung weiterer Text: Frau M. erinnert sich, dass sie sich wie eine Zuchtkuh gefühlt habe. Mehr als 100- mal musste sich Frau M. zuhause in die Bauchdecke Hormone spritzen. Da bei der Methode mehrere Eizellen heranreifen sollten um eine möglichst große Ausbeute für die künstliche Befruchtung zu erzielen. Ebenso beschreibt sie die Wartezeit auf den SST als die schlimmste Zeit. Ihren Job als Presseassistentin gab sie auf, da die mehrmals in der Woche zu Blutabnahmen und US in die Klinik mussten und das mit Ihrem Job nicht zu vereinbaren war.
Allein die Medikamente haben sie ca. 7.000 DM gekostet. Ob sie das Geld jedoch irgendwann von der Kasse ersetzt bekommen würde, wusste sie damals bei Beginn der Behandlung noch nicht. Im April entschied das BSG, dass die gesetzlichen Krankenkassen wieder für die Therapie zahlen müssten. Seit 1997 als Studien auf eventuelle gefährliche Folgen der Behandlungsmethode hingewiesen hatten, hatten die Kassen sämtliche Zahlungen eingestellt und neue Anträge nicht mehr bewilligt. Aufgrund dieser unklaren ICSI-Folgen ist die genaue Finanzierung trotz des bestehenden ICSI-Urteils weiterhin in der Schwebe.

Originalzitat: Eine für Mitte November geplante Sitzung des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen wurde vertagt. Denn im Gegensatz zur neuen großangelegten Lübecker Studie hatte die Uniklinik Mainz zuvor ein 4,4-fach erhöhtes Risiko für Fehlbildungen gefunden. Von 1990 bis 1999 wurden dort 65 ICSI-Kinder untersucht und mit natürlich gezeugten Kindern verglichen. Selbst die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, die nach dem Gerichtsurteil vom April als bisher einzige die Finanzierung der Methode mit den Krankenkassen ausgehandelt hatte warnt seither vor ICSI. In allen anderen Bundesländern zahlen die Krankenkassen nur auf Anfrage.
„Die Anzahl der bei uns untersuchten ICSI-Kinder war zu gering um eine abschließende Aussage zu treffen“, relativiert die Mainzer Studienleiterin Annette Queißer-Luft ihre Arbeit. Eine statistische Auswertung neuer Daten, die sie am vergangen Wochenende vorstellt, kommt zu einem immerhin noch 2,6-fach erhöhten Risiko. Dass dafür allein die vorbelasteten Eltern verantwortlich seine, glaubt Queißer-Luft nicht. „Trotzdem „, so die Kinderärztin, „sehe ich keine Grund, Eltern eine ICSI-Behandlung zu verweigern.“ Denn die meisten Fehlbildungen könne man gut behandeln. „Dass die Eltern über solche aufgeklärt werden“, so Queißer-Luft, „ ist aber besonders wichtig. Ob sie die Methode ausprobieren wollen, müssen sie dann selbst entscheiden.“ Nicht nur über mögliche Fehlbildungen sollte der behandelnde Arzt informieren, meint Queißer-Luft: Ein Viertel aller ICSI-Kinder kommt zu für zur Welt, und die Schwangeren erkranken häufig an Bluthochdruck oder Diabetes.

Zusammenfassung Abschlusstext: Bei der damaligen Behandlung lehnte das Ehepaar M. spezielle Kontrollen ab. Sie hätten das Kind auf jeden Fall gewollt, ob gesund oder behindert. Die nächste Zeugung sei bereits für Anfang nächsten Jahres geplant. Frau M. wünsche sich am liebsten drei Kinder.

Quelle: Focus Ausgabe vom 03.12.2001 Seite 162 f
Zusammengefasst von Elke Z.

Sodele Iris, ich hoffe, ich habe dir hiermit helfen können.

Liebe Grüße ELke

Andreas
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Beitrag von Andreas »

Hi Elke,

ganz herzlichen Dank für Deine große Mühe.

Ich freue mich, daß Frau Q.-L., deren 65-ICSI-Kinder-Studie soviel Staub aufgewirbelt hat, nun zugibt, daß ihre Daten nicht repräsentativ sind.

Aber, sie schiebt gleich eine neue Auswertung hinter her.

Uns bleibt in Sachen Richtlinie wohl nichts anderes als wachsam zu sein und abzuwarten.

Viele Grüße. Andreas
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