Hallo,
interessante Debatte...
Mandy, das mit den Rentnern ist ja mal ein interessanter Vorschlag. Nichts gegen Rentner, aber man merkt in der Tat, dass sie eine starke Wählerklientel sind und sie haben eine Lobby, von der wir Kinderwünschis nur träumen können... Ist schon ungerecht.
Ruxi hat ebenfalls recht, nur die Tatsache, dass man Kinder aufzieht, gewährleistet nich lange nicht, dass die dann auch mal irgendetwas einzahlen. Irgendjemand anders hatte es ja schon früher gesagt, mir kommt das auch mal wieder wie so eine Scheinargumentation vor, eigentlich geht es dem Staat durch darum, noch mehr Leute mit möglichst wasserdichter Begründung abzuzocken. Um die Inhalte geht es da nicht, sie wählen sich als Opfer halt eine Bevölkerungsgruppe mit möglichst schlechter Lobby - sowohl gewollt als auch ungewollt Kinderlose haben eben eine schlechtere Lobby als Rentner oder Hundebesitzer. Wenn da weniger Widerstand zu erwarten wäre, würden sie aber auch die nehmen!
Interessant find ich auch das Thema Schule.
Also, ein paar Jahre muß ein Kind schon Kind sein dürfen, ehe der "Ernst des Lebens" beginnt, finde ich.
Ich finde diesen Verweis auf den Ernst des Lebens immer etwas schade. Ich denke, dass Kinder zuerst mal Freude am Lernen und am Erfahren neuer Dinge haben. Und wenn die Schule diesem Drang entgegen käme (Stellas holländisches Beispiel klingt doch gut, darüber würde ich gerne mehr erfahren!), kann ich mir denken, dass Kinder vielleicht sogar lieber zur Schule gehen als zu Hause nur vorm Fernseher geparkt zu werden. Auch ich halte eine frühere Einschulung für vorteilhaft, wenn größere Chancengleichheit erreicht werden soll. Je später die Kinder eingeschult werden, desto größer wird doch die Lücke zwischen denen, die zu Hause sehr stark und denen, die sehr wenig gefördert werden. Und Stella hat recht, dass in den ersten Jahren extrem viel stattfindet und Fundamente gelegt werden, die später nur noch bedingt nachzuholen sind.
Übrigens bin ich selbst auch gerne zur Grundschule gegangen, der Ärger kam erst mit den späteren Klassen, weil die Lerninhalte da kaum auf die Bedürfnisse der Schüler abgestimmt waren. Weuß ja nicht, wie es Euch selbst diesbezüglich gegangen ist.
Insgesamt find ich es traurig, dass Lernen in Deutschland schon negativ bewertet wird. Extrem war das in meiner Familie, wo "Lernen" voraussetzte: a) es darf um Himmels Willen keinen Spaß machen b) es darf kein selbst ausgewählter Inhalt, sondern muß Schulstoff sein c) wenn man sich zu sehr dafür interessiert, ist es auch wieder nicht gut.
Ich glaub, diese Einstellung wird sehr vielen Kindern mitgegeben - und dabei ist es doch eigentlich ein Privileg, Zeit zum Lernen zu haben - Themen, die einen nicht interessieren, kann man ja vernachlässigen.
Ein Unding ist es natürlich, wenn Kinder nicht weiterkommen, weil Klassen zu groß o.ä. sind.
Das größte Problem in Bezug auf späten Kinderwunsch scheint mir aber das deutsche Hochschulwesen zu sein, in dem kein Druck auf den Abschluß ausgeübt wird. Die Institution Universität sieht das nicht vor (Langzeitdtudenten enken ja schließlich die Arbeitslosenstatistik und überhaupt traut sich an das völlig veraltete Hochschulwesen ja keiner ran) und die Professoren fühlen sich individuell auch nicht dafür verantwortlich (sie bekommen ja auch keine z.B. finanziellen Anreize, wenn ihre Absolventen schnell fertig werden und sind wahrscheinlich teilweise durch ihre eigenen abgesicherten Lebensumstände viel zu abgehoben, um das Problem der langen Ausbildungszeiten überhaupt zu begreifen).
Dazu kommt natürlich noch die allgemeine berufliche Unsicherheit. Viele machen ja heute nicht mehr nur eine Ausbildung, sondern dann noch Umschulungen und Weiterbildungen, egal ob sie nun studieren oder eine Lehre machen. Nach jeder Ausbildung versucht man erstmal, einen Fuß in den Arbeitsmarkt zu bekommen, bis man sich dann für eine weitere Ausbildung entscheidet und dann wieder von vorn anfängt. Darüber gehen auch die Jahre ins Land.
Und es scheint mir so zu sein, dass es in D auch schwieriger ist, nach einer Pause wieder in den Beruf einzusteigen als in anderen Ländern.
Von Möglichkeiten zur Kinderbetreuung usw. mal ganz abgesehen.
Liebe Grüße
Mondschaf