Mache auch mal wieder piep. Tut mir leid, das ich mich länger nicht mehr gemeldet habe, aber es ist immoment alles nicht so leicht. Wir sind halt jeden Tag auf der Kinderintensiv...da wird gewickelt, gepflegt und dann so 3 Stunden gekängeruht. Es ist halt eine schwierige Zeit...jeden Tag hat man Angst, vor schlechten Nachrichten und sie haben beide auch schon einiges mitgemacht. Soweit geht es Ihnen momentan einigermasen, sie atmen beide schon seit längerer Zeit selbstständig, werden aber noch über die Sonde ernährt. Sie haben erst vor wenigen Tagen Ihr Geburtsgewicht wieder erreicht, da sie am Anfang sehr viel abgenommen hatten. Tja und jetzt kämpfen sie beide mit dem Rota-Virus (Durchfall-Erkrankung) und vor allem Luis macht das sehr zu schaffen

. Ist halt alles nicht so einfach, deswegen bitte nicht böse sein, wenn ich nicht so oft schreibe...reinlunzen tue ich nämlich fast täglich.
Ach ja, habe auch meinen
"Geburtsbericht" kopiert und Fotos von Luis und Leon ins Album gepackt (werde die aber vielleicht die nächsten Tage wieder raus nehmen).
27.01.2007 29+2 Mal wieder die morgendliche Blutabnahme und CTG. Den zweien geht es gut. Nur vereinzelte Wehen, die aber gar nicht der Rede Wert sind. Abends kommt der Prof. zur Visite. Ihm machen die hohen Leberwerte Kopfzerbrechen. Blutdruck wird ja schon 3x täglich gemessen. Da ist alles in Ordnung. Er möchte ab jetzt 2x täglich CTG. Also geht es um 20 Uhr noch mal samt meinem Bettchen in den Kreissaal. Die Hebamme meinte schon, dass sie heute kein Glück hat mit Zwillingen. Ich ahne böses. Natürlich war es auch so, dass die zwei gar keinen Bock auf ein erneutes CTG hatten. Sie haben in meinem Bauchi getobt – gut, dass das nicht ab und zu weh tut. Auch die Hebamme bekommt einige feste Tritte ab. Nach über einer halben Stunde Kampf, lege ich mich auf den Rücken, da dann meistens besser aufgezeichnet werden kann…so kommen wenigstens 15 ordentliche Minuten zustande…mit dem Resultat, das mir danach schlecht ist. Zurück auf dem Zimmer wird noch Fernsehen geschaut, die zwei toben unentwegt weiter in mir, so dass mir schon alles weh tut. Die Schmerzen ziehen sich über den Oberbauch bis in den Rücken, vor allem rechts. Da der Prof. mir eingebläut hat, mich bei Oberbauchschmerzen sofort zu melden, werde ich schon langsam etwas unruhig. Versuche trotzdem zu schlafen, da ich nicht weiß, ob die Schmerzen nicht von dem Getobe der zweien ist. Nach dem es so eine halbe Stunde ruhig in meinem Bauchi ist und der Schmerz nicht nachlässt, klingele ich um kurz vor 01 Uhr doch mal nach der Schwester. Ich werde wieder in den Kreissaal gefahren.
28.01.2007 29+3 Dort werde wieder ans CTG gehängt…Blutdruck und Fieber werden gemessen. Nach der Schilderung meiner Schmerzen wird die liebe Assistenzärztin geweckt. Sie nimmt mir Blut ab und schaut sich die Herztöne an und irgendwas stimmt nicht mit den Herztönen des oberen Zwillings…sie rüttelt an meinem Bauch, sagt aber nicht viel. Nach ein paar Minuten scheint es so, als ob alles wieder in Ordnung ist. In der Zwischenzeit wurde schon der Oberarzt geweckt. Als er auf die Herztonkurven schaut, meint er, das wären nur die Herztöne eines Zwillings, nicht von zweien – mir läuft es eiskalt den Rücken runter…als er mich dann noch fragt, was sie machen sollten, wenn es jetzt einem der beiden nicht gut geht, denke ich echt, ich wäre in einem schlechten Film…ich kann gar nichts antworten. Eilig wird ein US Gerät reingefahren. Nach langem schallen…erstmal Entwarnung…die zwei hatten wirklich die gleichen Herztöne. Nachdem US beobachtet der Oberarzt über eine halbe Stunde die Herztöne auf dem CTG…die liebe Assistenzärztin bleibt die ganze Zeit bei mir und hält meine Hand. Fühle mich langsam aber sicher elendig. Die Oberbauchschmerzen sind immer noch da und Kopfschmerzen auch, dann das steife liegen, damit ja beide Herztöne aufgezeichnet werden können und mein ganzer Bauch, das T-Shirt und die Shorts sind voll Gel vom US und wildem Herzton suchen mit dem CTG und ich bekomme kaum noch Luft…merke richtig, wie mein Körper auf Hochtouren arbeitet. Ich schwitze, obwohl mir nicht warm ist und mir ist so schlecht. Die Blutwerte kommen. Die Leberwerte sind weiter gestiegen. Mir wird erneut Blut abgenommen. Soll versuchen etwas zu schlafen. Haha. Die Ärzte diskutieren wild im Hebammenbüro. Die liebe Assistenzärztin meint schon, dass die zwei wahrscheinlich geholt werden müssen - in der Zwischenzeit, habe ich wohl durch den ganzen Stress auch schon mehrere, stärkere Wehen . Die Leberwerte steigen weiterhin…hänge immer noch die ganze Zeit am CTG. Es wird ein drittes mal Blut abgenommen, gut, das meine Arme und Hände eh nicht schon alle zerstochen sind, von dem täglichen Blut abnehmen und den vielen Braunülen. Der Leberwert steigt anscheinend zu extrem. Es ist mittlerweile schon morgens – es wird noch mal ein US gemacht, auch von der Leber und den Nieren. Der Professor wird am Sonntagmorgen angerufen. Um 10.15 Uhr bekomme ich gesagt, dass die Schwangerschaft nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Die zwei werden um 11 Uhr vom Professor per Notkaiserschnitt geholt. Die Kinderklinik weiß auch schon bescheid. Bekomme das Telefon, damit ich endlich mal Schatzi anrufen kann…er weiß ja noch gar nichts von der ganzen Nacht, wollte ihn nicht auch noch verrückt machen. Als ich ihn am Telefon mitteile, dass die zwei gleich geholt werden, fließen das erste Mal ein paar Tränen. Schatzi kommt sofort. In der Zwischenzeit wird mir noch mal Blut abgenommen und noch eine zweite Braunüle gestochen. Als Schatzi kommt, wird mir noch ein Blasenkatheder gelegt und das Aufklärungsgespräch für die Anästhesie geführt. Der Notkaiserschnitt muss unter Vollnarkose erfolgen, da ich ja am Vorabend noch Hochdosiertes Heparin bekommen habe. Nach den Vorbereitungen geht es in den OP. Schatzi muss draußen warten. Nachdem umlagern auf den OP Tisch, werde ich komplett am Bauch und unten rum desinfiziert und dann kommt dort ein Klebetuch drauf, kann mich in der OP Lampe sehen. Kein schönes Anbild und dann auch noch an den Füßen und Händen fixiert…will nur noch schlafen und nach einigen Minuten darf ich dann auch.
Vor dem OP wartet Schatzi und sieht eine scharr von Ärzten und Kinderkrankenschwestern mit dem Transportinkubator zu einem Raum im Kreissaalbereich fahren. Sie warten schon auf unsere zwei.
Um 11.20 und 11.21 Uhr werden die zwei geboren. Schatzi sieht die Hebammen mit den Bündeln vorbei laufen – hört auch ein bisschen Geweine. Die zwei werden in den extra Raum gebracht. Die Hebammen die raus kommen signalisieren ihm aber, dass soweit alles in Ordnung ist. Nach ca. einer halben Stunde werden die zwei im Inkubator in die Kinderklinik im Haus gefahren. Schatzi darf noch nicht mit. Er wartet weiter vor dem OP. Er bekommt noch mit, dass eine lange Schere im Kreissaal geholt wird, um die Cerclage zu öffnen. So, ca. 1 ½ Stunden nach dem er mich in den OP „entlassen“ hat, hört er mich auch schon wimmern. Der Professor sagt ihm, das soweit alles gut gelaufen ist und das halt meine Leberwerte einen mehr als riskanten Wert erreicht hatten und mehr als einen Tag hätten sie nicht mehr gewinnen können.
Werde vom OP Tisch ins Bett umgelagert…die Narkose lässt wohl schon nach. Weiß auch nur noch, dass ich Schmerzen dabei hatte. Bin auch danach im Kreissaal noch nicht richtig ansprechbar, wimmere weiter vor mich hin, bis es endlich ein Schmerzmittel gibt. Schatzi darf dann mit der Polaroid bewaffnet zu den Jungs. Ihnen geht es soweit gut. Sie hängen beide an der Atemhilfe. Leon wiegt 1275g ist 36cm groß und hat einen Kopfumfang von 27,5cm. Luis ist 1426g schwer 38cm groß und hat einen Kopfumfang von 28cm. Er berichtet mir im Kreissaal von den zweien. Nehme immer noch kaum was war, aber die Daten konnte ich mir merken. Werde irgendwie noch mal sauber gemacht, bevor es irgendwann nach 16 Uhr aufs Zimmer geht. Bekomme sehr wenig mit…die Schmerzen sind nicht ohne. Selbst im Zimmer läuft alles an mir vorbei. Leider darf/kann ich auch abends noch nicht mit zu den Jungs – habe nur die Polaroids um unsere zwei zu sehen. Schatzi geht noch mal rüber. Luis musste mittlerweile intubiert werden. Das atmen ist zu anstrengend für ihn. Leon kommt noch mit der Atemhilfe aus. Sie sind soweit stabil. Die Schmerzmittel die ich bekomme sind nicht gerade wirksam, das sauber machen und kontrollieren der Narbe abends sind echt die Hölle. Schatzi bleibt die Nacht da. Ich drehe mich irgendwie immer von der einen Seite auf die andere, brauche dafür zwar ewig und es tut ganz schön weh, aber auf dem Rücken, kann ich nach all der langen Zeit nur in Seitenlage, noch nicht schlafen.
29.01.2007 Wie immer nach OP mit Vollnarkose und Tubus habe ich kaum Stimme. Hunger habe ich auch nicht. Schatzi geht nachdem Frühstück rüber in die Kinderklinik. Leon musste über Nacht auch intubiert werden. Sie haben sich doch beide zu sehr erschöpft beim atmen. Luis hat auch noch eine Hirnblutung, die jetzt beobachtet werden muss. Sie ist in einem abgeschlossenen Bereich, wo es wohl nicht gefährlich ist, wenn es nicht mehr wird. Es wird in 2-3 Tagen noch mal ein US gemacht. Da ich nach alle dem keine Kraft habe Zwillinge zu stillen, bekomme ich Tabletten zum Abstillen. Daraufhin, gibt es auch endlich ein richtiges Schmerzmittel, was mal die Schmerzen erträglich macht. Nach dem Schmerzmittel kommt auch die Physiotherapeutin und ich soll versuchen das erste Mal aufzustehen, müsste aber noch nicht, da nach 8 Wochen strengem liegen, es noch mal schwerer ist, nach einem Kaiserschnitt auf die Beine zu kommen. Der Weg zum Bad ist ganz schön schmerzhaft, aber ich muss ja aufstehen, sonst kann ich ja nicht zu meinen zweien. Nachdem das geklappt hat, darf ich endlich im Rollstuhl zu unseren zweien. Der Anblick zerreißt mir das Herz, so zwei kleine hilflose Babys. Sie sind so süß, aber sie liegen so leblos in Ihren Inkubatoren. Ich bin so sauer auf mich und meinen Körper – die zwei gehören doch noch gar nicht in diese Welt – sie gehören noch in meinen Bauch. Ich kann mich kaum von Ihnen trennen und würde sie am liebsten in den Arm nehmen.
Zurück auf dem Zimmer ist mir eiskalt und ich bekomme Schüttelfrost – habe Fieber bekommen und die Schmerzen sind auch wieder da – bekomme wieder einen Tropf. Der Rest des Tages läuft wieder an mir vorbei und wenn ich wach bin, laufen mir die Tränen. Nach der Schwangerschaft und der Geburt, fühle ich mich ganz schön einsam ohne die zwei tobenden Jungs - weder in meinem Bauch, noch in meinem Arm. Schatzi schläft noch mal bei mir.