Hallo,
Ein NDR-Beitrag kam bei der Berechnung der “Kosten“ für Kinder, Einzelkinder oder mehrere Kinder ,
Unterschiede bei den Rücklagemöglichkeiten für Kinderlose, gegenüber Familien zu interessanten Ergebnissen:
Kinderlose können demnach ca. ( nur ?) 110 € mehr / Monat sparen, als Familien.
Zitat: „Für die Erwachsenen sind – unabhängig von der Zahl der Kinder - die Ausgaben für ihre private Lebensführung gleich hoch.“
http://www.ndr.de/tv/markt/archiv/20020909_6.html
Der Beitrag v. 9/02 stützt sich angeblich auf Zahlen des statistischen Bundesamtes (
www.destatis.de)
Natürlich fehlt der total wichtige Aspekt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Frauen (Männern stellt sich das Problem ja meist nicht), aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten wie sie z. B. in Frankreich angeboten werden, ob noch weitere Denkfehler i.d. Rechnung vorliegen, weiss ich nicht...
Darüberhinaus bin ich immer wieder verwundert, wie sehr manche immer wieder darauf pochen, ungewollter von gewollter Kinderlosigkeit zu unterscheiden.
Ich halte das für sehr schwierig und höchst bedenklich.
Es gibt sicher viele ungewollte Singles, einige von denen sind dann sicher auch ungewollt kinderlos, aber nicht medizinisch-biologisch messbar, sondern aufgrund ihrer Biographie.
Manche Menschen sind einfach nicht so attraktiv für andere. Das kann am angeborenen Aussehen liegen, an einer Behinderung usw., die haben möglicherweise auch schlechtere Chancen auf Partnerschaft u. Familie.
Mit ihrer Erwerbstätigkeit u. ihren höheren Steuern, Abgaben leisten sie trotzdem einen gesellschaftlichen Beitrag für Familien. ( Was ist mit homosexuellen Paaren , die sind auch oft ungewollt kinderlos, wobei sich da für die Frauen noch Möglichkeiten ergeben, für die Männer nicht ?)
Unterschiedlich biologische Faktoren bei Fauen u. Männern:
Störungen der Fruchtbarkeit sind ja nicht unbedingt angeboren und in allen Fällen bereits in jungen Jahren vorhanden.
Die Repromediziner u. Soziologen ,
siehe “Spiewak“-Artikel, “Mutterglück im Rentenalter“
http://www.zeit.de/2003/05/M-Alte_M_9ftter )
betonen immer wieder, daß viele Frauen nicht zu Kiwu-patientinnen würden, wenn sie nur eher < 30 mit der Familienplanung begonnen hätten, da die Wahrscheinlichkeit, daß fruchtbarkeitseinschränkende Faktoren wirksam werden, dann leider ansteigt.
Vielen Frauen war das ( mich eingeschossen) in dieser Ausprägung sicher nicht so klar, die meisten denken nur an die bekannten Statistiken zum Down-syndrom und nicht an die anderen Probleme inclusive d. Risiko, evtl nie mehr Kinder zu haben.
In Diskussionen über gewollte und ungewollte Kinderlosigkeit können auch diese Argumente gegen ungewollt kinderlose Frauen verwendet werden, “ob die nicht zum Teil selbst dran Schuld seien, wenn die erst > 30 mit ihrer Familienplanung anfangen...“ ( ich habe "erst" mit 33 mit dem "Kinderwünschen" begonnen..)
Zu den Männern, viele sind erst über lange Zeit gewollt kinderlos (berufliche Karriere ..)und planen dann erst im “zweiten Frühling“
( > 50) eine Familie mit einer jungen Frau,( Besipiele dazu gibt’s viele) wie soll man das dann “zahlentechnisch“ bewerten ?
Einige Männer gründen auch mehrere Familien im Lauf ihres Lebens, sollen die dann eine Superrente erhalten ? ( nicht ganz ernst gemeint)
Ich meine, daß eine Unterscheidung zwischen gewollt und ungewollt Kinderlosen sehr schwierig und ungerecht ist und daß wenn keine medizinischen Störungen vorliegen, Männer ein viel größeres “biologisches Zeitfenster“ zur Familienplanung haben ( von den immer noch unterschiedlichen beruflichen Möglichkeiten für Männer und Frauen ganz abgesehen)
Wenn ein Kiwu-Paar erfährt, daß es nur mit Repromedizin eigene Kinder haben könnte, dies aber aus moralischen oder sonstigen individuellen Gründen ablehnt, ist es dann auch schon „ gewollt“ kinderlos , weil es von vornherein die vermeintlich Chance nicht nutzen möchte oder wie sicher auch einige Paare, die erst gar nicht zum Arzt gehen und sich einfach mit ihrem “Schicksal abfinden“, wie sollen die das dann “beweisen“ , daß sie ungewollt kinderlos sind ?
Für mich liegen die Hauptgründe der demographischen Entwicklung in Deutschland an der schwierigen Vereinbarung v. Familie u. Beruf insbesondere für Frauen, die eben nicht das Risiko eingehen möchten, als potentiell ( siehe Scheidungsraten) alleinerziehende Mutter einen beruflichen und sozialen Abstieg in Kauf nehmen zu müssen. Auch das in D immer noch verbreitete (konservative) gesellschaftliche Mutterbild von berufstätigen „Rabenmüttern“ trägt einiges dazu bei. In der letzten Ausgabe der “Brigitte“ gibt es ein Dossier, daß berufstätigen Müttern dabei helfen will, endlich kein schlechtes Gewissen mehr zu haben...
Auch die hohe Arbeitslosenquote, viele Frühberentungen usw. belasten die Sozialsysteme, nicht nur die demographische Entwicklung allein, die ist übrigens schon seit Jahrzehnten bekannt, daher liegt teilweise eine Verantwortung für diese Fehlentwicklung auch bei der Politik, die eben nicht gegengesteuert hat.
Nicht aus allen Kindern werden automatisch künftige Beitragszahler, einige werden aus welchen Gründen auch immer Arbeitlose, Sozialhlifeempfänger, heutzutage gibt es auch immer mehr Schulverweigerer u- Schulversager.
Für sehr viele Jugendliche mit Schulabschluss fehlen im Moment Ausbildungsplätze..
Wenn dann schon bei Kinderlosigkeit gekürzt werden soll,dann bitte für alle Kinderlosen , da gibt es nämlich einige Ausnahmen !:
wie der Verband dtsch. Rentenversicherungsträger erläutert:
Zitat: “2. Familienlastenausgleich - eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Staat, Gesellschaft und Kultur sind auf die Generationenabfolge angewiesen. Deshalb ist der mit einer
Beitragssatzstaffelung bzw. Beitragsermäßigung beabsichtigte finanzielle Ausgleich erziehungsbedingter Lasten nicht allein Aufgabe der Solidargemeinschaft der Rentenversicherten, sondern eine aus Steuern zu finanzierende Aufgabe der gesamten Gesellschaft.
Allein die kinderlosen bzw. nicht mehr kindererziehenden Beitragszahler dafür in Anspruch zu nehmen, würde diese Personengruppe gegenüber Kinderlosen, die nicht der Rentenversicherung angehören, gleichheitswidrig benachteiligen:
Kinderlose Versicherte und Beitragszahler nach Abschluß der Erziehungsphase müßten mit ihren
erhöhten Beiträgen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe finanzieren,
während kinderlose Abgeordnete, Minister, Beamte, Richter, Selbständige und Personen mit Einkünften aus Vermögen davon freigestellt wären, obwohl auch sie später von den heute aufgezogenen Kindern profitieren.
Für diese Benachteiligung gibt es keine rechtfertigenden Gründe.“
Quelle:
http://www.vdr.de/internet/vdr/infopool ... kinder.pdf
Übrigens, im Bundeskabinett sind 4 von 6 Ministerinnen kinderlos , ebenso wie nicht wenige prominente Parteifrauen aller Fraktionen, wie z.B. Fr. Merkel und einige andere..
Selbst unser Bundeskanzler gilt wohl (steuerlich) kinderlos, da er vermutlich nicht Adoptivater der Kinder seiner Ehefrauen wurde.., falls er nicht doch noch in ein paar Jahren...
Auch bei der Pflegeversicherung kann ich nicht grundsätzlich verstehen, warum die Beiträge für Kinderlose höher sein sollen.
Es ist erwiesen, daß bisher hauptsächlich weibliche Angehörige ihre pflegebedürftigen Verwandten pflegten.
Unstrittig dabei ist doch ,daß dies unabhängig davon geschieht, ob diese Frauen kinderlos waren oder nicht.
(Wie soll man das bewerten, wenn Männer so selten ihre Angehörigen pflegen ?)
Da inzwischen immer mehr Frauen der Folgegenerationen berufstätig sind, oft auch in anderen Städten wohnen,arbeiten ( größere Mobilität, heutzutage) stellt sich aber auch für die Zukunft die Frage, ob die Pflegebereitschaft von Angehörigen nicht generell abnimmt.
Dieser Trend ist heute schon absehbar und demnach auch unabhängig von Kinderlosigkeit.
In einem Bericht d. BVG wurde (heutzutage) von ca. 10 % Mehrkosten für Kinderlose Pflegebedürftige gesprochen, ich bin mir sicher, daß dieser Unterschied irgndwann nicht mehr vorhanden sein wird.
Wenn dann Minister Seehofer bei “S.Christiansen“ argumentiert, seine "Mutter hätte ja auch einfach Kinder bekommen und nicht darüber nachgedacht", dann merkt man in welche Richtung das wieder gehen soll... ? -> KKK-Ideal und drohende Stigmatisierung kinderloser Frauen ?
Da finde ich den engagierten Artikel v. Viola Roggenkamp, auch zum Thema Kinderlosigkei,t viel besser:
- Leben im Frauenfeindesland –
http://www.taz.de/pt/2003/07/30/a0155.nf/text
auch unter
http://www.zeit.de/wirtschaft/sozialreform/index kann weiterlesen, wer mag.
LG Birgit