Ich hatte es schon mal erläutert: Ich als Mensch (=kleine Ameise in diesem Weltall) maße es mir nicht an, feststellen zu können, ob es einen Gott gibt oder nicht.
@ Atheistin : is´ schon klar, jedoch habe ich versucht zu erklären, dass ein ganzheitliches Verständnis eines Gläubigen für Ungläubige allein auf der nüchtern rationalen Verstandesebene und die reale Welt bezogen schwer nachvollziehbar sein kann.Ich kann aber versuchen, mit meinem Verstand (den mir ja ggf. ein Gott in der Schöpfung mitgegeben hat) zu VERSTEHEN. Das ist meine Intention !
1. auf der logisch wissenschaftlichen Ebene findet man keine vernünftigen Antworten ( ausser bei den Fundamentalisten die pseudowissenschaftlich argumentieren) Aber ! Es ist nachweisbar, dass Religion auf die Menschen positiv wirken kann : „ wer heilt (hilft) hat Recht“..
Ansonsten:wenn man logisch dran geht, landet man in einem „ Kreisverkehr“ ( Zirkelschluss, naturalistischer Fehlschluss) ..es sind vorausgesetze Grundannahmen, die sich selbst bestätigen ...das meinte ich mit schwindlig.
2. auf der philosophischen Ebene findet man in der Religion Überlegungen über das Menschsein, über Gut und Böse ( Ethik), die in vielen Bereichen auch von Atheisten geteilt werden, woraus sich auch gemeinsame Überzeugungen zu Menschenrechten, Grundrechten und der Menschenwürde ergeben.
3. Auf der sozialen Ebene über Traditionen und Werte der Gesellschaft ( Moral), die auch ohne religiöse Überzeugungen als Handlungsmaßstab empfunden werden. „ das macht man eben so“..
4. Auf der politischen Ebene wird wie bei allen anderen Mitstreitern 2. und 3 zugrundegelegt. Der einzige Unterschied der Religiösen dabei: Sie beziehen sich zwar auf eine absolute (= totale) unumstößliche Letztbegründung , nämlich GOTT, wodurch aber die ethisch-moralischen Überzeugungen NICHT widerlegt sind, was sie aber nicht poliitsch ausschliesst, denn die anderen haben erst gar keine Letztbegründungen ( = Garantie, Voraussetzung )
Der Verfassungrichter Böckenförde erklärt dieses Dilemma so:
„Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist. Als freiheitlicher Staat kann er einerseits nur bestehen, wenn sich die Freiheit, die er seinen Bürgern gewährt, von innen her, aus der moralischen Substanz des einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft, reguliert. Anderseits kann er diese inneren Regulierungskräfte nicht von sich aus, das heißt, mit den Mitteln des Rechtszwanges und autoritativen Gebots zu garantieren versuchen, ohne seine Freiheitlichkeit aufzugeben und - auf säkularisierter Ebene - in jenen Totalitätsanspruch zurückzufallen, aus dem er in den konfessionellen Bürgerkriegen herausgeführt hat.“
5. VERSTEHEN ? : Verstehen aus Glaubensicht heisst nicht nur logisch denken , beweisen, sondern ist ganzheitlich gemeint.
A) es gibt keine weltlich logisch vernünftigen Gottesbeweise
B) der Bewusstseinzustand, den man bei einer Meditation, bei Liebe, bei Zuneigung, bei fast blindem Vertrauen ( Eltern, Partner ? ) zu jemandem hat, beim sich Demütig-Fühlen angesichts seiner Erkenntnisse über die Welt ansich fühlt ( „Ameise im Weltall), Dankbarkeit ( ich hatte großes Glück, obwohl alles dagegensprach, bin dem Schicksal dankbar, dem Zufall dankbar sein wäre logisch unvernünftig, oder ?) das ist der Glauben.
C) Die Zweifel an Gott werden akzeptiert als gegebenes Schicksal des Menschen; warum ?
Wegen der tiefen Überzeugung von Anfang und Ende der Menschheit und
weil zugegebenermaßen auch nach der weltlichen vernünftigen Logik der Menschheit bekannt ist, dass der Erkenntnishorizont des Menschen begrenzt ist.( es ist in der Realität nur eine vorläufige größtmögliche Annäherung an die Wahrheit möglich) und auch Atheisten oder Wissenschftler nicht alles vernünftig erklären können.
Zu deinen 2 Fragen:
Gläubige hoffen und vertrauen zwar darauf, dass Gott eingreift, und es ist auch prinzipiell möglich (z.B Wunder). Sie setzen trotz aller Zweifel/ Verzweiflung voraus, dass es alles seinen Sinn haben werde und bemühen sich daher, all das zu akzeptieren.Der Zweifel wird im Extremfall als Ausdruck der menschlichen Schwäche gesehen, durch die Begrenzung des Erkenntnishorizonte gesehen.
Beim Beten wird die ganzheitliche Nähe ( Denken und Fühlen)zu Gott gesucht, um Vertrauen zu können, egal was passiert.
Wenn der Gläubige bittet, fordert er nicht ( oder überprüft oder misst Gott logisch) sondern er bittet darum, dass Gott hilft, was er als Betroffener sich erhofft auch erfüllt, z.B. das Kind möge nicht sterben.
Gleichzeitig bittet der Gläubige aber auch um die Kraft , das Hoffen können( das Getragen sein) von Gott, mit dem was passiert umgehen zu können, auch wenn das Kind stirbt, denn aus Glaubenssicht habe alles irgendwie einen Sinn, sei von Gott vorbestimmt nur durch die begrenzten Horizont des Menchen nicht verstehbar oder erkennbar und er verpflichtet sich sogar dabei, weil Beten auch immer eine Bekenntnis zu Gott ist.
Auf Ungläubige wirkt diese widersprüchliche Gleichzeitigkeit verwirrend, fast schizo.. für Gläubige hat das diesen tieferen unergründlichen haltgebenden Sinn..
Die Kirche gibt diese Unverstehbarkeit ( siehe Katechismus der deutschen Bischofskonferenz ) auch immer wieder ohne weiteres zu und spricht vom „Mysterium...“
Wie hilft denn dann den Menschen diese Haltung, die so grausam erscheint ?
Sie gibt sehr vielen Leuten Kraft ihr Schicksal auszuhalten, zu akzeptieren, sich nicht als Opfer zu fühlen, Hoffnung und Kraft zu schöpfen, ähnliches empfehlen auch Psychologen.
Eine gläubige Haltung hat nachweislich immer wieder vielen Menschen geholfen zu überleben..nicht aufzugeben ( z.B in Einzelhaft nicht irre zu werden oder sein Leben zu beenden).
Gläubige stellen berechtigterweise auch die Gegenfragen:
wohin mit deiner Dankbarkeit mit der Demut angesichts von Glück oder Schönheit die jeder Mensch erkennen kann. Sagt der Ungläubige dann: Danke lieber Zufall, danke Weltall,..wenn er allein am Strand den Horizont, nachts die Sterne..usw. betrachtet, oder im Glück nach der Geburt, beim Überleben einer Gefahr,..Danke Zufall, laut Statistik hat mich das Glück erwischt..
..und womit hadert der Ungläubige bei schwerstem Leid, mit der statistischen Wahrscheinlichkeit ? oder empfindet und sagt er sich abgeklärt,.ich gehöre zufällig zur Kohorte die mal gerade Pech hatte ?
Aber , diese menschlichen Bedürfnisse sind keine Gottesbeweise.
Natürlich kann man Religion auch genau daher mißbrauchen, wenn ich mir einreden lasse, ich sei kein Opfer, mich nicht gegen reale Mißstände wehre und nicht für poltisch-soziale Gerechtigkeit einsetze.
Wenn die Gynäkologin und Politikerin Fr. v.d. Leyen sagt, Kinder seien Geschenke Gottes, dann ist das allein ihre religiöse Privat-Überzeugung, aber kein politisches Argument für die Bioethikdebatte
Über IVF usw.. in den Ethikräten, Kommissionen wird darüber anders diskutiert, auch wenn diese Überzeugung zugrunde liegt. Ein Atheist könnte sagen, Kinder seien nur biologischer Zufall, der mit der Wahrscheinlichkeit XX eintritt...
Die Diskussionen müssen sich letztlich an unserem Grundgesetz und dem so indirekt festgelegten Menschenbild, dem im Prinzip definierten Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft orientieren.
LG Agnostikerin