Ja, auf so eine Fülle von Fragen kann ich ja gar nicht mit wenigen Sätzen antworten. Und, wenn ich nicht zu viel Zeit investieren will, noch nicht einmal logisch strukturiert.
Zunächst mal zu mir. Ich habe mich vor etwa einem Jahr begonnen, für diese Hintergründe zu interessieren. Ursprünglich deshalb, weil die Kirche uns unseren Weg zum Wunschkind verbieten will. Dann war aber alles, was ich gelesen habe, so haarsträubend und schockierend, dass ich einfach weiter lesen musste. Habe inzwischen einige Bücher des meiner Ansicht nach größten Kirchenkritikers unserer Tage, Karlheinz Deschner, gelesen, aber auch andere Werke, wie z.B. von Franz Buggle: ?Denn sie wissen nicht, was sie glauben? (sehr empfehlenswert!) Ich bin auch regelmäßiger Gast im Forum des IBKA (Internationaler Bund der Konfessionslosen und Atheisten)
www.freigeisterhaus.de geworden. Dort könntest du vielleicht noch mal deine Frage ?Warum beten sie denn nun?? stellen.
Zitat: ?Ich habe sie mal gefragt, wieso denn dieser Gott als so "lieb" und "barmherzig" gepriesen wird, wenn Kinder auf dieser Welt hungern müssen, mit Tretminen verstümmelt werden oder von Erwachsenden mißhandelt und mißbraucht werden.
Sie hat mir daraufhin erklärt, dass Gott nicht in die "Handlung" eingreifen kann, weil sich jeder Mensch frei zwischen "Gut und Böse" entscheiden kann. Erst nach seinem Tode wird "Gericht" gehalten und wenn er gut war kommt er in den Himmel zu Gott und ist er mit Todsünden behaftet gestorben, dann schmort er ewig in der Hölle.? - Meine Antwort: Lieb und barmherzig ist der christliche Gott (und ich gehe einfach mal davon aus, dass deine Schwiegermutter den Gott der Christen meint) ganz und gar nicht. Der Gott Jahwe ist nach der Bibel ein ziemlich Grausamer. Vor allem zu Nichtgläubigen und Andersgläubigen, aber auch Menschen, die anders sind.
?Gott? hat Wohlgefallen an Eroberungs- und Vernichtungskriegen.
"Greift die Midianiter an und schlagt sie!" (Num.25;16,17)
"Alle deine Knechte aber werden sich rüsten und vor den Augen des Herrn über den Jordan in den Krieg ziehen, wie mein Herr befiehlt" (Num. 32;27)
Der biblische Gott führt selbst Eroberungs- und Vernichtungskriege
"Gott ... frisst die Völker, die ihm feind sind, er zermalmt ihre Knochen..." (Num. 24;8)
er "räumt die Völker aus dem Weg" (Dtn.7;1).
"Meine Pfeile mache ich trunken von Blut, während mein Schwert sich ins Fleisch frisst - trunken vom Blut Erschlagener und Gefangener..."(Dtn. 32;42)
Der biblische Gott befiehlt ausdrücklich den Genozid
"Du wirst alle Völker verzehren, die der Herr, dein Gott, für Dich bestimmt. Du sollst in dir kein Mitleid mit ihnen aufkommen lassen...; außerdem wird der Herr, dein Gott, Panik unter ihnen ausbrechen lassen, so lange, bis auch die ausgetilgt sind, die überleben konnten und sich vor dir versteckt haben" (Dtn. 7;1,2,16,20).
"Nun bringt alle männlichen Kinder um und ebenso alle Frauen, die schon einen Mann erkannt und mit einem Mann geschlafen haben. Aber alle weiblichen Kinder und die Frauen, die noch nicht mit einem Mann geschlafen haben, lasst für Euch am Leben!" (Num. 31;2,7,9,10,14-18)
?..
Himmel und Hölle ist etwas, was erst mit dem neuen Testament dazu gekommen ist, übrigens danach von Jesus begründet, und was von der Kirche als entscheidendes Machtinstrument genutzt wurde, zu vielen Greueltaten führte. Mit dem Glauben an Himmel und Hölle konnten die Menschen immer dazu gebracht werden, nach dem Willen der Kirchengurus zu handeln.
Zitat: ?Aber warum beten die Christen ewig zu Gott, wenn dieser sowieso nicht eingreifen kann? In den Gottesdienten wird doch ewig gebetet. "Herr mach dieses und Herr mach jenes" ausserdem "Herr wir danken wir für dieses und jenes".
Wo ist der Sinn und Zweck des Betens, wenn Gott doch eh nicht eingreifen kann?? - Meine Antwort: Ich vermute, die Aussage, Gott kann eh nicht eingreifen, ist die persönliche Auffassung deiner Schwiegermutter. Sicher auch die Auffassung einiger anderer Christen. Deren Auffassungen stimmen ja durchaus auch nicht immer voll überein. Aber widersprüchlich ist ja diese ganze Lehre ohnehin. Und es ist nicht gewollt, dass wir darüber nachdenken. Wir sollen es nur hinnehmen. Wie du schon schreibst, impliziert das Beten ja geradezu die Vorstellung, dass Beten auch hilft. Beten ist etwas, was die Massen klein halten kann. Nicht handeln, sondern immer schön brav beten. Ich habe jetzt nicht gerade direkt zum Beten, sondern mehr zum Sündigen und Büßen was gefunden. Das ist ja die nächste Steigerungsstufe der Unterdrückung. Es ist gewollt, dass die Menschen sündigen sollen. Nur dann können sie büßen und sich der Kirche unterwerfen. Sie bedürfen ja immer wieder der Lossprechung. Nur dann hat man sie in der Hand. Es geht darum, Abhängige zu schaffen. ?Deshalb gibt es für die Kirche im Grunde nur eine Sünde, die sie wirklich haßt, die sie als einzige unmittelbar betrifft und gefährdet, die Sünde entgötterter Skepsis, des selbständigen Denkens: die geistige Autonomie.? (Karlheinz Deschner in: das Kreuz mit der Kirche, Seite 381)
Dieses ewige Beten ist sicher auch ein psychologisches Instrument der Indoktrination. Wieso beten die Leute? Die kriegen es von klein auf so beigebracht. Sie glauben deshalb daran, dass es ihnen hilft. Deshalb tun sie es.
Zitat: ?Was bedeutet denn ausserdem "Gottes Segen"? Wenn sie mir zum Geburtstag gratuliert, wünscht sie mir Glück und das übliche, aber Gottes Segen ist auch immer dabei.? - Meine Antwort: Ja, auch hier wird der Widerspruch deutlich. Sie meinen damit doch ganz klar, dass es einen Gott gibt, der in das Geschehen eingreifen kann und etwas zu deinem Guten tut, wenn er dir wohlgesonnen ist.
Zitat: ?Weder "glaube" ich an Gott noch streite ich dessen Existenz ab.? - Meine Antwort: Leute, die so denken, bezeichnet man als Agnostiker. Sicher eine vernünftige Einstellung. Es muss ja nicht unbedingt der blutrünstige Jahwe sein, den man verehrt!
Zitat: ?Unabhängig davon, ob ICH an einen Gott glaube oder nicht, interessiere ich mich dafür, was meine Mitmenschen darüber denken.
Ist es denn eine Voraussetzung, an einen Gott zu glauben, wenn man die Logik der Religion verstehen will? Immerhin sind sehr viele Menschen in meiner Umgebung religiös, was ist dann daran komisch, wenn man Interesse an diesen Fragen zeigt?? - Meine Antwort: Das ist wirklich auch was, was mich sehr interessiert. Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass solche Menschen, die an einen Gott glauben, besonders an den christlichen, nicht besonders kommunikationsbereit sind. Vielleicht liegt es daran, dass ihnen einige Widersprüche durchaus bewusst sind und dass sie nicht über diese unangenehme Seite ihrer Ideologie reden wollen. Ich würde wirklich auch gern mit den religiösen Menschen meiner Umgebung darüber reden (da sind ja wirklich sehr viele ausgesprochen nette Menschen dabei), aber sowie ich ein solches Gespräch versuche, ernte ich von ihnen nur Eis. ?Logik der Religion verstehen?. Ich denke, wenn man das verstehen will, ist es eh besser, nicht an einen Gott zu glauben. Logisch ist es in vielerlei Hinsicht ja auch nicht. Wenn du ein größeres Interesse an diesen Fragen hast, kann ich dir vielleicht ein paar kirchenkritische Bücher empfehlen.
Zitat: ?Angenommen, man glaubt nicht sein Leben lang an einen Gott. Trotzdem ist man (nach christlichen Werten gemessen) ein "guter" Mensch. Kommt man dann trotzdem in die "Hölle" nach der kirchlichen Lehre? Soweit ich mich dunkel erinnern kann, gibt es ja so ein Gesetz in den Zehn Geboten, dass man jeden Sonntag in die Kirche gehen muss? Wen man das nicht tut, dann käme man in die Hölle?? - Meine Antwort: Nach der christlichen Lehre ist für die Entscheidung, ob Himmel oder Hölle, immer der Zustand ausschlaggebend, in dem man gestorben ist. Man darf in dem Zustand nicht mit Sünden behaftet sein. Man muss getauft sein und die letzten Sünden gebeichtet und verbüßt haben. Wie groß die Sünden waren, spielt dabei keine Rolle. Man kann auch mehrere Menschen umgebracht haben. Hauptsache gebeichtet und gebüßt. Selbstverständlich muss man vor dem Sterben dann auch an DEN Gott (nicht einfach nur an EINEN) glauben. Das steht ja auch schon gleich im allerersten Gebot: ?Du sollst neben mir keine anderen Götter haben [?] Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation.?
Zitat: ?Ich fand es nur reichlich seltsam, dass sich auf der einen Seite für so eine gläubige Christin hält und dann auf der anderen Seite mir keine meiner Fragen einleuchtend beantworten konnte.? - Meine Antwort: Ich finde das mittlerweile gar nicht mehr seltsam, denn ich mache laufend solche Erfahrungen. Sehr viele Menschen, die sich Christen nennen, wissen nämlich reichlich wenig über ihre Religion. Sie sind ?dumm glücklich?, wie mir hier gerade erst in einem anderen Thread jemand antwortete. Wenn sich alle so genannten Christen mal näher damit beschäftigen würden, würde es garantiert Kirchenaustritte hageln. Aber sie sind ja meist noch nicht einmal dazu bereit, sich damit zu beschäftigen. Der Psychologe Franz Buggle erklärt dieses Phänomen mit frühkindlicher Indoktrination.
Zitat: ?ich wundere mich auch darüber, dass es hier so viele Christen gibt, die trotzdem die Wunschkinderbehandlung durchführen, obwohl die Kirchen das ablehnen.? - Meine Antwort: Echt, darüber wundere ich mich auch. Ich habe dazu mal eine Umfrage gemacht. Die war im Forum für Heterologe Insemination, also einer Form der assistierten Befruchtung, die in noch schärferer Weise von der Kirche abgelehnt wird. Zu meiner Überraschung waren etwa die Hälfte der Frauen gläubig. Und sie haben mir so geantwortet:
Nr. 1: ?Mich macht die Einstellung der katholischen Kirche sehr traurig, weil ich denke, dass sie den Wunsch und Willen Gottes in dieser Angelegenheit nicht richtig deutet und übersetzt.? ?
?Ein Kind, das aufgrund von Liebe, die zwei Menschen füreinander empfinden und die sie an das Kind weitergeben wollen, auf die Welt gebracht wird - egal durch welche Methode - erfüllt in meinen Augen viel eher Gottes Willen als alles andere.? ?
?Nichtsdestotrotz bin und bleibe ich katholisch und trage mich auch nicht mit dem Gedanken, auszutreten. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die katholische Kirche irgendwann ihre Einstellung ändert. Solange lebe ich vielleicht im Sinne der katholischen Kirche "sündig" - aber in den Augen Gottes bestimmt nicht! Davon bin ich fest überzeugt und damit kann ich besser leben als wenn es umgekehrt wäre!?
Nr. 2: ?Eine derart ablehnende Haltung hatte ich nicht erwartet, vor allem nicht von der evangelischen Kirche. Nun, ich habe mich damit auseinandergesetzt? ? ?Und mein Gewissen sagt mir nun mal, dass HI ein wunderbarer und überhaupt nicht verwerflicher Weg ist, gemeinsam mit meinem Mann ein Kind zu bekommen! Was um Himmels willen soll ein liebender Gott denn dagegen haben?? ?
?Eine Ehe wird durch das "Dazwischentreten eines Dritten" nicht belastet, wenn sich beide Ehepartner einig sind, dass das ein guter Weg ist, um IHR gemeinsames Kind zu zeugen.? ?
?Insgesamt habe ich den Eindruck, dass es einfach das Problem ist, dem wir überall begegnen - die Leute, die diese Argumente vorbringen, sind einfach nicht ausreichend informiert. Es gibt aber glücklicherweise viele Pfarrer - und auch katholische Priester - die diese Meinung nicht einfach übernehmen und die aufgrund von persönlichen Erfahrungen mit Kinderwunschpaaren andere Meinungen vertreten.?
Nr.3: ?Ich habe Respekt vor allen Menschen, die Halt im Glauben an Gott finden, so eine Kinderwunschbehandlung kostet viel Kraft und Mut. Finde es nur schade, dass die Kirche mit dem schlechten Gewissen der Leute spielt. Das macht mich wütend.? ?
?Ich hoffe, dass sich niemand durch blöde Aussagen der Kirche davon abbringen lässt, diesen Weg zu gehen.?
Nr.4: ?Rein rational halte ich nicht so viel von der Kirche, aber irgendetwas hält mich da emotional. Ich wollte auch kirchlich heiraten und meinem Liebsten dieses wunderschöne "in guten und in schlechten Tagen" versprechen, und zwar im vollen Bewusstsein seiner absoluten Zeugungsunfähigkeit. Wir haben zum Zeitpunkt der kirchlichen Hochzeit schon HI gemacht. Mir war aber sehr wichtig, mich von einem Priester trauen zu lassen, der mit HI kein Problem hat und unser (damals noch potenzielles) Kind genauso für ein Geschenk Gottes hält wie ich. Einen solchen Priester haben wir gefunden, und deshalb bin ich für mich mit der kirchlichen Trauung im Reinen.? ?
?ich möchte die Kleine schon taufen lassen. Aber wiederum nur von einem Priester, der ihre Existenz und ihre Entstehungsgeschichte bejaht. Das heißt, bevor ich einem Priester mein Kind zur Taufe "überlasse", werde ich ihn aufklären, und wenn er Bedenken äußert, dann hat die Kirche halt ein Schäfchen weniger (oder zwei).? ?
?Ich habe halt in meinem Kirchenleben, insbesondere durch die Jugendarbeit, sehr viele sehr glaubwürdige Priester kennen gelernt, die in sehr vielen Dingen nicht konform gehen mit der kirchlichen Lehre. Deswegen ist meine Sicht auf die Kirche etwas anders als die von außerhalb. Aber es tut mir auch weh, sowas zu lesen.
Im Übrigen gibt es im Alten Testament zahlreiche unfruchtbare Paare, die sich zu helfen wussten, um zum ersehnten Kind zu kommen. Die Männer unfruchtbarer Frauen (von unfruchtbaren Männern wusste man damals glaub ich noch nicht) haben die Magd geschwängert und das Kind mit der Ehefrau großgezogen ... Also eine Art Eizellspende!?
Ich hoffe, meine Antworten können dir helfen. Diskutiere hier auch gern noch weiter.