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in der Neuen Revue vom 23.10.03 war ein Leserbrief von einer älteren Damen,
der sich auf einen Bericht über KW bezog:
Den genauen Text weiß ich im Moment nicht.
Jedenfalls ging es darum, daß sie sich darüber aufregte (in gewisser Weise akzeptiert man die Meinung der Älteren), daß die Renten gekürzt werden. Aber
die Kosten für KW und HIV-Kranke sowie Drogensüchtige von der KK übernommen werden.
Sie hat uns praktisch mit Drogensüchtigen/HIV-Kranken ect in einen Topf geworfen. Ich finde dieses eine absolute Unverschämtheit!
Dieser netten Dame werde ich werde ich wohl mal auf Ihren Leserbrief antworten.
Das ist der Gipfel der Unverschämtheit! Wir legen uns krumm für die Rentner von heute, müssen aber Berufsunfähigkeit selbst absichern, für unsere Rente selber sorgen, werden wahrscheinlich mit Rentenkürzung bestraft wenn wir nicht erfolgreich sind.
12000 I-Kinder zahlen 7 Milliarden ein im Lauf ihres Lebens, vom Umsatz der durch Großziehen generiert wird mal abgesehen. Hier irgendwo im Ordner ist dieser eine Brief abgedruckt der das auflistet. Ich hab ihn bis jetzt an Stern und Spiegel gemailt und werde ihn noch weiter rumschicken.
Für was sollen wir noch alles gemolken werden?
Dann sollen sie lieber 10 cts auf die Zigaretten aufschlagen und davon die KB bezahlen.
Liebe Grüße
Stella38, Katzenmama
20 Jahre hier, die Zeit rennt!
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1 Abbruch vor PU November 03
3. ICSI negativ 2004/2005
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Mit Schreiben und Lesen fängt eigentlich das Leben an (aus einer Wachstafel mit Schülerübungen aus Mesopotamien, 4-5 Jh. n. Chr.)
ich hab den Leserbrief dabei und schreib ihn so an Euch wie er in der Zeitung
stand.
zu: Neue Wege zum Wunschkind Heft 37
Aber wir Rentner...
Allein im Jahr 2001 unterzogen sich hier bei uns in Deutschland 75000 Paare einer
künstlichen Befruchtung - macht 60 Millionen Euro! Hinzu kommt: Hunderttausende
lassen jedes Jahr abtreiben. Und obendrein haben wir x-tausend Aids-Kranke,
Rauschgiftsüchtige, Alkohol- und Bulimiekranke. Und so weiter. Und all das wird
von den Krankenkassen bezahlt. Aber wir Rentner, die wir fast alle über
vierzig Jahre fleißig gearbeitet und brav unsere Krankenkassenbeiträge bezahlt
haben - wir werden gerupft und abgezockt. Das sind unsere `christlichen´
Parteien . Man könnte lachen - wenn es nicht so zum Weinen wäre!
Sylvia Staake
86159 Augsburg
Ich habe dieser `netten´Frau Staake einen überaus `netten´ Leserbrief zurück-
geschrieben. Hoffen wirs, daß er vollständig gedruckt wird.
ich habe lange überlegt, ob ich meinen kommentar dazugeben soll oder nicht. Letztendlich ist es wichtig, zumindest aus der betroffenensicht einiges anzumerken oder zumindest hinzuweisen, dass es wichtig ist, nicht zu verallgemeinern und die dinge mal differenziert zu sehen:
die gute alte rentnerin - zumindest verstehe ich das aus ihrem posting so - ist besorgt um die aktuelle rentenentwicklung. das ist doch nur allzu verständlich, denn sie macht sich sorgen, wie sie als alte frau für sich sorgen kann, wenn ihr das geld zum leben komplett gekürzt wird.
ausserdem kann man von ihr nicht (mehr) verlangen, dass sie sich in unsere situation reindenkt, denn vielleicht gab es zu ihrer zeit, nicht all diese probleme, die sie aufgeführt hat oder zumindest nicht in dieser ausprägung vorhanden waren. es ist eine andere generation.
genauso ist jedoch auch unsere situation verständlich, denn niemand möchte kinderlos bleiben (sofern man so einen starken kiwu hat und alles dafür tut, um es zu ändern) und es ist auch extrem ungerecht einerseits, andererseits kurzsichtig gedacht, auf der einen seite, die extrem rückgängigen geburtenraten zu beanstanden, auf der anderen die finanzielle unterstützung für menschen, die sich nichts sehnlicher als kinder wünschen und es auf natürlichem weg nicht funktioniert oder nicht "erlaubt" ist (wie es bei mir und meinem mann der fall ist) und wir alle kiwu-paare so extrem angeschlagen sind, extrem zu kürzen oder evtl. ganz zu verweigern.
letztendlich sitzen wir alle in einem boot. denn die rentnerin hat uns nicht nur zu den hiv-positiven und zu den drogensüchtigen, sondern auch zu den alkohol- und bulimiekranken dazugezählt. wir ALLE verursachen kosten, kiwu-paare genauso wie sie, weil sie als rentnerin auf ihre rente angewiesen ist. deshalb finde ich es nicht ok, sich gegenseitig zu beschuldigen, wo wir alle irgendwo kosten verursachen, einfach, weil wir alle irgendwo auf hilfe und (finanz.) unterstützung angewiesen sind.
mein mann ist hiv-positiv, ich bin hiv-negativ. ich möchte an dieser stelle korrigieren, dass
hiv-positiv nicht gleich drogensüchtig
hiv-positiv nicht gleich aidskrank
hiv-positiv nicht gleich assozial bedeutet.
als ich von der krankheit meines mannes erfahren habe, habe ich mir allerlei infomaterial zugelegt. ich war entsetzt zu erfahren, dass es sehr viele menschen auf der welt gibt (darunter hier in deutschland), die sich weder durch ungeschützten sexuellen kontakt, noch irgendeiner "risikogruppe" zugehörend, trotzdem durch irgendeine dumme situation angesteckt haben, zumal das hiv-virus zu den arten gehört, die man sich eigentlich nur sehr schwer in sein körper holen kann. es gibt menschen, die haben sich durch eine bluttransfusion angesteckt, oder weil sie durch eine ziemlich tragische situation, z.b. bei einem autounfall, selber verletzt, einen anderen verletzten geholfen haben und somit in kontakt mit anderem blut in verbindung gekommen sind. ich habe sogar von fällen gehört, da wurden menschen beim arzt oder zahnarzt angesteckt, weil die geräte nicht genügend sauber gemacht wurden (diese fälle sind jedoch gott sei dank sehr selten).
genauso ist es auch mit den personen, die sich angesteckt haben. ich war sehr positiv berührt, zu erfahren, dass es keine randgruppen sind, sondern menschen, die mitten im leben stehen, die es in ihrem leben zu was gebracht haben, menschen, denen man es nicht ansieht, dass sie es haben. ärtze, rechtsanwälte, angestellte, beamte, etc.... und es betrifft nicht nur prostituierte, homo-, sondern auch normal heterosexuelle (ohne jetzt irgendwen in einen topf zu schmeissen); es kann der nette nachbar sein, der oder die beste freund/freundin, die sich einem gegenüber nicht outen möchte, weil er/sie angst vor der reaktion hat.
was ich damit sagen möchte, man kann sich dieses virus durch ein ziemlich unglückliches ereignis holen und es kann jeden treffen. aber um keine angst zu schüren, es muss schon einiges zusammenkommen, damit man sich ansteckt; mit anderen worten, es ist schwer dieses virus zu übertragen.
und ich bin daher froh, dass die krankenkassen die kosten für die behandlung von hiv-positiven menschen übernehmen. in den letzten jahren haben sog. antiretrovirale medikamte, die vermehrung des virus sehr stark eingegrenzt. voraussetzung ist natürlich, dass die medikamtente streng eingenommen und die entsprechenden dosen stark eingehalten werden, damit das virus nicht resistent wird.
leider gibt es immernoch noch kein heilmittel.
da jedoch diese medikamente extrem teuer sind (meistens muss ein medikamentencoktail bzw. mehrere medis eingenommen werden), die auf die jeweilige person zugeschnitten sind. ein medikament alleine kostet ca. 3000 euro.
jetzt soll sich einer mal vorstellen, dass jeder betroffene seine medikamente selber zahlen muss oder nur zur hälfte. viele würden erkranken und ihr leben aufgeben. das wäre dann - aus meiner sicht - selektion. und jetzt denkt mal an den letzten sommer, warum haben viele kinderwunschpaare demonstriert, damit die kiwu-behandlung weiterhin kassenleistung bleibt? weil sich doch dann auch viele paare mit dem gedanken des kiwu-abschieds auseinander setzen müssten, nicht wahr?
da es die antiretrovirale medikamente gibt, konnte den betroffenen nicht nur geholfen werden, ihr schon abgeschlossenes leben auf unbestimmte zeit zu verlängern, sondern die betroffenen können wieder auf ein qualitativ hochwertiges leben hoffen und neue perspektiven einschlagen. dazu gehört auch der kinderwunsch. es gibt mittlerweile viele zentren hier in deutschland, die unter anderem auch diskordanten (wie meinem mann und mir) aber auch positiven paaren ihren kinderwunsch ermöglichen können. und ich bin sehr glücklich über diese entwicklung.
ich könnte an dieser stelle noch weitergehen und einen ganzen vortrag halten, aber das möchte ich hier abbrechen. ich habe eh schon zu viel geschrieben. fact ist jedoch, dass in den meisten köpfen der menschen, das wort hiv-positiv gleich assozial bedeutet. diesem wollte ich hier mal entgegen treten. fact ist auch, dass hiv-positive menschen, trotz ihrer quantitativ und qualititativ besseren lebenssituation, immer noch wie menschen 2. klasse behandelt werden. sie können keine lebensversicherung abschliessen, keine kredite aufnehmen, ihnen wird die kiwu-behandlung von den kk nicht bezahlt, weil diese auf eine dämliche richtlinie bestehen, die eigentlich derart überholt ist (richtlinie nr. 6 von 1990 in den bundesrichtlinien, an den sich die kks halten, nämlich, dass die partner, die sich einer kiwu-behandlung unterziehen, zum zeitpunkt der durchführung beide hiv-negativ sind) und nicht mehr dem heutigen wissenschaftl.-mediz. standard entspricht und somit aktualisiert werden müsste!
und darum kämpfen mein mann und ich gegen diese art der diskrimierung, weil sie nicht mehr standesgemäss ist.
natürlich kann und darf jeder seine meinung in seinen postings ausdrücken. mir liegt jedoch viel daran, dass man nicht anfängt, zu verallgemeinern und menschen in die schublade der aussenseiter zu stecken. diesen eindruck hatte ich oben. ich kann jedoch auch verstehen, dass die stimmung durch das eigene schicksal kinderlosigkeit sehr getrübt ist, vermutlich nimmt man auch noch gerade hormone ein, und man reagiert deshalb auch überempfindlich auf - aus der entsprechenden sicht - unfaire postings. jedoch darf man nicht vergessen, dass wir alle unser päckchen zu tragen haben und selber auf (finanz.) hilfe und unterstützung angewiesen ist und somit kosten verursacht.
ich wollte auch mal einen einblick geben, was es heisst, hiv-positiv zu sein und welche menschen betroffen sind, und vor allem, dass das jedem passieren kann, wenn die entsprechenden voraussetzungen gegeben sind.
in diesem sinne wünsche ich noch einen schönen sonntag
freundliche grüsse
hoffnung und zuversicht
ich kann sehr gut verstehen, dass der Leserbrief für Dich doppelt verletzend ist. Ich fand es auch sehr interessant, was Du zum Thema HIV schreibst, auch wenn mir schon vorher klar war, dass HIV-positiv sicher nicht gleich "asozial" ist.
Es hat sicher jede/r schon mal eine Situation provoziert, wo er/sie es hätte bekommen können (oder etwas anderes), die meisten haben einfach Glück.
Ich kann mir nicht denken, dass irgendjemand von den Besuchern dieses Forums ernsthaft dafür ist, die Behandlungen HIV-positiver aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen zu streichen. Im Rahmen der Diskussionen zur Gesundheitsreform wurde ja über manches geredet, aber so ein Vorschlag ist nie aufgetaucht und wäre ja auch absolut unmenschlich - nicht nur aus den Gründen, die Du beschreibst, dass man sich die Krankheit ja "unverschuldet" zuziehen kann. Wenn es nach der Frage der "Schuld" (blöder Begriff, mag ich eigentlich nicht) geht, dürften die KKen ja auch keine Sportunfälle bezahlen - oder man sagt ja, dass die meisten Unfälle im Haushalt passieren, und wenn ich mir so überlege, wie oft man sich beim Renovieren auf irgendwas wackliges draufstellt - wo soll da eine sinnvolle Abgrenzung sein?
Ich wünsche Euch viel Erfolg mit Eurem KK-Antrag!
Liebe Grüße
Mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007
„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ – J. W. von Goethe
„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius
*** Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. ***
danke für deine antwort.
ich glaube auch nicht, dass irgendein forumsteilnehmer ernsthaft dafür ist, die behandlung hiv-positiver aus dem leistungskatalog der krankenkassen zu streichen. das wäre schon zu krass.
was mich einfach nur gestört hat, war der kommentar von schnutz im bezug auf die rentnerin:
"Sie hat uns praktisch mit Drogensüchtigen/HIV-Kranken ect in einen Topf geworfen. Ich finde dieses eine absolute Unverschämtheit! "
das hat mich mehr verletzt als der kommentar der rentnerin. deshalb wollte ich mal aus der sicht von betroffenen mal erläutern, was es heisst hiv-positiv zu sein.
dass die rentnerin solche problematiken, wie sie in ihrem posting in der neuen revue aufgezählt hat, nicht mehr so ganz nachvollziehen kann, kann ich mir schon gut vorstellen, das habe ich jedoch auchin meinem posting erläutert. sie gehört halt einer anderen generation an, und diese können nun mal die probleme der heutigen zeit nicht mehr ganz so nachvollziehen, vor allem, wenn es darum geht, kürzungen vorzunehmen, die sie betreffen.
aber die (jungen) kiwu-paare, denke ich, könn(t)en mehr verstehen, wenn man ihnen solche situationen schildert, und was es vor allem bei den betroffenen auslöst.
ich wollte kein mitleid erregen, um gottes willen, ich wollte nur mal demonstrieren, dass es hiv-positive menschen überhaupt nicht leicht haben. das ist alles.
schönen abend noch
freundliche grüsse
hoffnung und zuversicht
Ja, der Kommentar von Schnutz war mir auch aufgefallen. Es wäre schön, wenn sie sich hier noch einmal melden und ihre Aussage relativieren würde.
Liebe Hoffnung und Zuversicht, vielen Dank für dein ausführliches Posting! Ich habe es echt nicht so empfunden, dass es mitleidheischend war. Im Gegenteil, es war sehr interessant.
Es ist wundervoll, dass in unserem System Betroffenen diese Medikamtente bezahlt werden können und somit ihr Leben verlängert werden kann.
Ich sehe es wie Mondschaf, sicher hatten hier fast alle schon einmal eine Situation erlebt, wo man sich hätte anstecken können. Leider wird diese Erkrankung gerne auf sexuellem Wege übertragen, so dass die Krankheit schnell in der "schmuddel" Ecke landet. Von daher finde ich es auch sehr problematisch, von "Schuld" zu sprechen.
Sicher haben hier auch die Medien dazu beigetragen, denn Hepatitis C sucht sich die selben Wege wie HIV und ist trotzdem nicht so "schief" angesehen wie HIV.
Ich habe einmal einem blutenden Mann aus einem Unfallauto rausgeholfen und "natürlich" hatte ich keine Handschuhe an. In dem Moment hatte ich gar nicht daran gedacht, weil das Auto so gequalmt hat und ich Angst hatte, dass es explodieren könnte (hihi, es war nur der Kühler, ich habe wohl zu viel Fernsehn geguckt ) daher habe ich einfach nur so schnell wie möglich gehandelt.
In dem höchst umwahrscheinlichen Fall, dass der Mann positiv war und ich mich auch an den Glassplittern verletzt hätte, hätte ich dann auch "Schuld" gehabt? Klar, jedes Kind weiss dass man diese Handschuhe im Erste Hilfe Kasten haben muss....
Ich wünsche Euch alles Gute und ein wundervolles, langes Leben trotz HIV!
um Gottes Willen, ich wollte niemand auf die Füße treten. Sorry, wenn sich hier
wirklich einer verletzt gefühlt haben sollte.
Nur ich war bzgl dieses Artikels selbst so erbost, daß ich hier wahrscheinlich etwas
zu heftig reagiert habe.
Mir ging es nicht darum, irgendjemand als asozial hinzustellen. Dieses habe ich
auch nie erwähnt und würde es auch nie erwähnen!!!!! Sondern, mir persönlich
ging es darum, daß man hier wieder einmal alles verallgemeinert hat und alle
Krankheiten (ja, auch Bulimie ist eine Krankheit!) in einen Topf zu werfen, ohne
einmal über einen Hintergrund nachzudenken!
sorry, dass ich erst jetzt schreibe. hatte bisher einen ziemlich stressigen tag.
ich möchte mich nochmal für eure lieben worte bedanken.
ich möchte auch schnutz sagen, dass ich nicht böse oder stinkig bin. ich nehme deine entschuldigung an. ich habe mir auch schon gedacht, dass du erst mal heftig reagiert hast, und dass dein ärger erst mal so gross war, dass du ihn rauslassen wolltest. es ist ok.
jedenfalls ist das nun geklärt und ich denke, ich habe durch mein obiges langes posting mit der ganzen beschreibung der situation aus der sicht von hiv-positiven - hoffentlich - einen einblick gegeben, was es für uns heisst, uns neben dem kiwu auch noch mit einer weiteren nervenaufreibenden thematik auseinandersetzen zu müssen.
ich wünsche euch einen schönen abend und
freundliche grüsse
hoffnung und zuversicht