Eltern Heft 3/2005: Staat benachteiligt Kiwu-Paare

Unsere Hauptkategorie. Hier wird über alles rund um den Kinderwunsch diskutiert. :-)
Andreas
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Eltern Heft 3/2005: Staat benachteiligt Kiwu-Paare

Beitrag von Andreas »

Hi miteinander,

im Herbst 2004 stellte die Redaktion der Zeitschrift Eltern in zahlreichen deutschen Städten Infostände zum Thema "Mehr Kinder - Mehr Leben" auf. siehe:
http://www.klein-putz.net/forum/viewtopic.php?t=22978

Einige aus unserem Forum haben diese Stände besucht und/oder Briefe an die Redaktion geschrieben und auf die Lage der ungewollt Kinderlosen hingewiesen. Diesen Frauen haben wir es zu verdanken, dass in der März-Ausgabe von Eltern ein Artikel zu Kiwu nach der Gesundheitsreform erscheint.

Da ich mit der Autorin Kontakt hatte, bin ich auf den Artikel besonders gespannt.

Titel: Künstliche Befruchtung - wie der Staat Paare mit unerfülltem Kinderwunsch benachteiligt.
Zeitschrift: Eltern
Ausgabe: 3/2005
Erscheinungsdatum: 16.02.2005
Seite: 29

Viele Grüße. Andreas
Zuletzt geändert von Andreas am 31 Mär 2005 19:30, insgesamt 1-mal geändert.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo Andreas - schön, daß Du das hier ankündigst. Ich bin auch schon sehr gespannt darauf. Viele Grüße, Rebella
Liebe Grüße, Rebella
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Andreas
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Beitrag von Andreas »

Hi Rebella,

gern geschehen. Du warst ja damals eine der besonders aktiven. Ich freue mich immer wieder über Deine Ideen und Deinen Elan. Dieser ist um so bewundernswerter, als Dein Kinderwunsch mit Deinen zwei Jungs wohl abgeschlossen ist, oder? :-)

Herzliche Grüße. Andreas
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Stella38
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Beitrag von Stella38 »

ich bin auch sehr gespannt, ich hab den Frankfurter Stand damals mit einem Schnellhefter voll Material beglückt. Die Redakteurin hatte auch bei mir auf den AB gesprochen, aber ich hab sie dann auch nur per AB erreicht, sonst wäre ich vielleicht auch interviewt worden.

Grüßle reihum
Liebe Grüße
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1 Abbruch vor PU November 03
3. ICSI negativ 2004/2005

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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hallo Andreas,

ja, bei uns ist der Kinderwunsch abgeschlossen. Ich merke doch, daß mich meine beiden voll auslasten. Und jetzt sollen auch mal die anderen dran sein.

Viele liebe Grüße, Rebella
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ich möchte noch dazu sagen, daß unser Hauptanliegen in der Sache leider nicht unterstützt wurde. Uns war es wichtig, auch in dem Brief an das Familienministerium mit erwähnt zu werden und vor allem bei der Auswertung der Ergebnisse der Umfragen. Dabei jedoch wurden wir mit keinem einzigen Wort erwähnt. Wenn es näher interessiert, im Ordner "Gesundheitsreform 2004" haben wir selbstverständlich darüber debattiert und darin befindet sich auch ein Link zu der Auswertung.

Der Artikel hier freut uns - na klar (aber erstmal lesen), aber er wird nur einen Bruchteil des Publikums erreichen, das durch diese Studie erreicht wurde. Leider!

Viele Grüße, Rebella
Liebe Grüße, Rebella
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Hier ist der Artikel. Ich habe es nicht zu hoffen gewagt, daß so viele wichtige Fakten rüber kommen.


Ein Kind? Nur gegen Bezahlung!

Der Staat wünscht sich mehr Geburten. Gleichzeitig streicht er Zuschüsse zur künstlichen Befruchtung. Wie passt das zusammen? Zahlen, Daten - und Berichte von Betroffenen

CORINNA KLEIN, 30:
?Wir haben kein Kind - und müssen doppelt zahlen"
Als Kind war ich eine begeisterte Puppenmutter. Seit ich denken kann, habe ich mir Kinder gewünscht - eine Familie zu haben, gehörte immer zu meinem Lebensplan. Und nach unserer Heirat haben mein Mann und ich sofort eine große Wohnung mit Kinderzimmer gemietet
Jetzt steht es leer. Ich bin kerngesund, aber mein Mann hat ein schlechtes Spermiogramm - die Wahrscheinlichkeit, dass er auf normalem Weg Kinder zeugt, ist nicht höher als die für einen Sechser im Lotto, sagen die Arzte. Zuerst haben wir das locker gesehen und dachten: Dann kriegen wir eben ein Kind mit künstlicher Befruchtung. Wir hatten ja keine Ahnung, was das bedeutet.
Inzwischen haben wir drei Versuche mit Intrazytoplasmatischer Spermieininjektion (ICSI) hinter uns. Mein Mann musste dazu nur Sperma abgeben, meine Behandlung war aufwendiger: mit Hormonen den Zyklus ausschalten, dann mit täglichen Hormonspritzen möglichst viele Eizellen zum Wachsen anregen, danach Eizellpunktion. Um 200 Euro zu sparen, habe ich die Eizellen beim ersten Mal nicht in Vollnarkose, sondern nur in örtlicher Betäubung ernten lassen - ein Fehler.
Trotzdem: Körperlicher Schmerz ist auszuhalten - der seelische kaum. Am schlimmsten ist das Warten. Zwei Wochen bis zum Schwangerschaftstest, in der Zeit wird man fast-verrückt. So viel Hoffnung - und dann die Enttäuschung, wenn die Sprechstundenhilfe sagt: ?Leider negativ." Bisher hat uns jeder Versuch etwa 1700 EUR Eigenbeteiligung gekostet. Eine weitere Behandlung müssen wir komplett aus eigener Tasche bezahlen. Rund 4000 Euro - dafür müssen wir lange sparen. Wenn wir die Garantie hätten, dass es beim vierten Versuch klappt, würde ich keine Sekunde zögern. Aber so? Wenn wir wieder Pech haben, ist das gesparte Geld weg - und wir haben immer noch kein Kind. Jetzt ist auch noch der Pflegeversicherungsbeitrag für Kinderlose um 0.25 Prozentpunkte angehoben worden. Es ist paradox: Beim Frauenarzt zahlen wir um endlich ein Kind zu bekommen; gleichzeitig wird die Pflegeversicherung teurer, weil wir noch keines haben. Wir zahlen immer doppelt. Dass zum psychischen Druck auch noch finanzieller kommt, ist kaum auszuhalten. Ich finde, dass Zeugungsunfähigkeit eine Krankheit ist. Deshalb sollte die Behandlung bezahlt werden. Wenn der Staat will, dass wir Kinder bekommen - warum unterstützt er uns nicht mehr?

ANGELA PAULSEN, 29;
?Der Kinderwunsch darf nicht vom Gehalt abhängen"
Ich möchte alles versuchen, um ein Baby zu bekommen. Sonst mache ich mir später, wenn ich zu alt für Kinder bin, vielleicht Vorwürfe, nicht wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben.
Drei Versuche werden zur Hälfte finanziert - danach müssen Paare alles selbst zahlen.
Seit acht Jahren sind wir verheiratet. Zunächst dachten wir, es sei Zufall, dass ich nicht schwanger werde. Aber irgendwann ließen wir uns untersuchen. Es sieht schlecht aus: Ich leide an einem Polyzystischen Ovarialsyndrom, habe kaum Eisprünge, nicht genug Eizellen, zu viele männliche Hormone.
Wir haben fünf Versuche mit künstlicher Befruchtung hinter uns. Einmal war der Test positiv ? das waren die glücklichsten sieben Wochen meines Lebens. Aber ich hatte eine Eileiterschwangerschaft und verlor das Kind. Noch heute weiß ich den errechneten Geburtstermin - es gibt mir immer einen Stich, wenn ich ein Kind sehe, das so alt ist, wie mein Kind heute wäre.
Weil es einmal geklappt hat, machen wir weiter. Wir sparen für die Behandlungen, fahren unser altes Auto weiter und gehen in die Bücherei, statt Bücher zu kaufen.
Wir sitzen zwischen allen Stühlen: Wir gehören weder zu den gewollt Kinderlosen, die sich etwas leisten können und ihr Leben genießen, noch zu den Eltern, die ihr Leben auf ihre Kinder ausrichten.
Unser Schicksal: Auch wir richten unser Leben auf ein Kind aus - ohne eines zu haben. Doch wir geben die Hoffnung nicht auf.
Vom Staat fühlen wir uns allein gelassen. Einerseits wünscht er, dass mehr Kinder geboren werden, andererseits erschwert er die Bedingungen für die künstliche Befruchtung. Stattdessen werden Milliarden für Kampagnen ausgegeben, um für mehr Kinder zu werben. Mit diesem Geld sollte man lieber jene Paare unterstützen, die Kinder bekommen wollen, aber nicht können.
Dass die Kassen nach der Gesundheitsreform die Kinderwunschbehandlung nicht mehr zahlen, ist meiner Meinung nach ungerecht - ein Raucher mit Lungenkrebs wird ja auch auf Kosten der Kassen behandelt. Einen gehaltsabhängigen Zuschuss zur Behandlung fände ich in Ordnung. Aber bei gleich hohen Kosten für alle können sich heute nur Besserverdiener eine künstliche Befruchtung leisten. Und der Wunsch nach Kindern darf doch nicht vom Gehalt abhängen! :

WENIGER GELD VON DEN KRANKENKASSEN
So sieht es heute aus: Fakten, Daten und Zahlen rund um die Zeugung in der
Methoden.
Drei Methoden der künstlichen Befruchtung sind durch die Gesundheftsreform 2004 betroffen:
? INSEMINATION. Bei der Insemination werden Spermien direkt in die Gebärmutter ein-gespült - der Weg zur Eizelle wird kürzer, die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung höher. Entweder wartet man den normalen Eisprung der Frau ab, oder man führt ihn künstlich durch Hormone herbei.
? IVF. Bei einer In-vitro-Fertilisation werden Eizellen und Samenzellen im Reagenzglas zusammengebracht. Eine der Samenzellen muss sich selbst den Weg ins Ei bahnen.
? ICSI. Bei der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion helfen die Mediziner nach: Sie suchen ein einzelnes, gesundes Spermium aus und spritzen es direkt in die Eizelle.

Voraussetzung für IVF und ICSI ist eine Hormonbehandlung der Frau und eine Entnahme ihrer Eizellen. Nach erfolgreicher Befruchtung werden die Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt.
Kosten: Seit Januar 2004 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen nur noch 50% der Kosten für künstliche Befruchtungen und nur für eine begrenzte Zahl: für acht Inseminationen oder drei IVF- bzw. ICSI-Behandlungen. Dadurch sparen die Kassen etwa 150 Millionen Euro im Jahr. Dr. Ellen von Itter von der AOK Rheinland erläutert:?Jetzt kostet eine Insemination im Spontanzyklus für Patienten 100 bis 125 Euro, im stimulierten Zyklus etwa 500 Euro. Der Eigenanteil bei einer IVF beträgt etwa 1500 Euro, bei einer ICS1 1750 Euro. Weil die Medikamentendosis bei jeder Frau unterschiedlich ist, können diese Kosten schwanken. Private Krankenversicherungen zahlen die ersten drei IVF- oder ISCI-Versuche komplett. Paare, die einen vierten Versuch wollen, müssen diesen - egal wie sie versichert sind allein finanzieren. Weil Ärzte, die privat abrechnen, höhere Gebührensätze verlangen können, kann eine IVF dann bis zu 3500 Euro, eine ICSI bis zu 4500 Euro kosten. Auch bei einem zweiten Kind, das mit Hilfe künstlicher Befruchtung zur Welt kommen soll, gibt es Unterschiede zwischen den Versicherungen. Die gesetzlichen sind großzügiger: Eltern, die sich ein zweites Baby wünschen, haben Anspruch auf die gleichen finanziellen Hilfen wie beim ersten. Viele private Versicherungen meinen dagegen, ein Baby sei genug. Zur Zeit laufen Prozesse, ob auch Privatversicherte ein zweites Kind auf Kassenkosten zeugen dürfen.
Personenkreis: Insgesamt 15 Prozent aller Paare warten vergeblich auf Nachwuchs. Allerdings ist in Deutschland eine künstliche Befruchtung nur Ehepaaren erlaubt. Die Frauen müssen zwischen 25 und 40, die Männer zwischen 25 und 50 Jahre alt sein.
Erfolgsrate: Im Jahr 2002 lag die durchschnittliche Schwangerschaftsrate pro Versuch nach einer IVF bei 26,7%, nach ICSI bei 27,08%. Für Frauen interessanter ist die Baby-Take-Home-Rate, also die Zahl der Geburten. Diese ist deutlich geringer: 14,46% nach einer IVF und 16,48% nach einer ICSI. Professor Dr. Ricardo Felberbaum vom Deutschen IVF-Register ergänzt: ?Bei drei Kinderwunsch-Zyklen liegt die Chance auf Schwangerschaft und Geburt bei etwa 40 Prozent. Bei fünf oder sechs Versuchen steigt sie auf rund 60 Prozent. Weitere Versuche bringen dann nichts mehr."
Geburtenrückgang: Etwa zwei Prozent aller Kinder in Deutschland kommen nach künstlicher Befruchtung auf die Welt. Im Jahr 2003 wurden hier etwa 20000 Kinder nach Insemination, IVF oder ICSI geboren. ?Im Jahr 2004 haben sich nur noch halb so viele Paare behandeln lassen. Damit ist die Geburtenzahl um etwa 10000 Kinder gesunken ", erklärt Dr. Michael Thaele, Vorsitzender des Bundesverbandes der Reproduktionsmedizinischen Zentren. ?Der Hauptgrund ist, dass sich viele Paare die künstliche Befruchtung nicht mehr leisten können."

Quelle: Zeitschrift ELTERN, Autorin Petra Schrand, aktuelle Ausgabe 03/2005, S. 29
Andreas
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Beitrag von Andreas »

Hi Rebella,

Du bist nur noch einen Forumsbeitrag von der 2000 entfernt. :-)

Danke für das Einstellen des Artikels. Ich bin sehr zufrieden, denn er ist sehr sachlich. Die Autorin hat sich einer Wertung enthalten und dafür die Fakten sprechen lassen. Sie hat dabei gründlich recherchiert. Ich habe vor dem Artikel lange mit ihr telefoniert und unsere Sicht der Dinge dargestellt. Vielleicht konnte ich etwas aufklären.

Viele Grüße. Andreas
Zuletzt geändert von Andreas am 25 Feb 2005 10:21, insgesamt 1-mal geändert.
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ja, Andreas, ganz bestimmt. Ich hatte ihr auch noch Informationen geliefert. und es ist ja sachlich auch fast alles richtig. Die 2 oder 3 nicht ganz so korrekten Daten, die der Artikel beinhaltet, schaden den Anliegen jedenfalls nicht.

Und ich freue mich jetzt über mein drittes Bärchen! Gruß, Rebella
Liebe Grüße, Rebella
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luna_1973
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Beitrag von luna_1973 »

Ganz lieben Dank für das Einstellen und die Info zu dem Artikel. In letzter Zeit scheinen ja nach ARTE und NDR immer mehr Medien auf die Problematik der KiWu-Paare aufmerksam zu werden.
Deswegen finde ich es ganz toll, dass Ihr Euch so engagiert mit der Redakteurin zusammengesetzt habt. Der Artikel ist soweit wirklich gut recherchiert und überzeugt die wahrscheinlich eher unwissenden Leser mit Fakten.

Viele Grüße
Luna
Wir haben Zuwachs bekommen und sind sehr sehr glücklich - Megan Elizabeth, geboren am 05. Juli 2006 in San Antonio, Texas
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