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Geschockt über Pressebericht vom 04.05.05

Verfasst: 06 Mai 2005 12:22
von Nelli
Hallöchen!

Ich möchte Euch gerne mal einen Pressebericht von gmx.de, vom 04.05.2005 des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft zeigen, der mich als Betroffene sehr verletzt hat und auch gleichzeitig sehr wütend gemacht hat, weil dieser Bericht für die, die gerne Kinder haben möchten, aber keine bekommen können, ein zusätzlicher Schlag ins Gesicht ist. Den Satz, um den es mir geht, habe ich unterstrichen. Unter den Pressebericht habe ich mal den Text geschrieben, den ich auf diesen Bericht hin an das IW geschickt habe:

Wirtschaftsinstitut: Rente an die Zahl der Kinder koppeln

Köln (dpa)- Angesichts sinkender Kinderzahlen sollte die Rente nach Ansicht des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft teilweise an die Zahl der Kinder gekoppelt werden. Nur noch 45 Prozent der Rentensumme sollte in Zukunft beitragsbezogenen an alle Ruheständler ausgeschüttet werden. Die übrigen 55 Prozent würden dann abhängig von der Kinderzahl ausgezahlt, schlug das Kölner Institut am Mittwoch vor. Kinderlose trügen keine Erziehungskosten und könnten Kapital für eine ergänzende Altersvorsorge ansparen, hieß es zur Begründung.

Bei den derzeitigen Modellen stiegen die Beitragssätze, während sich alle Rentner auf langsamer steigende Bezüge einstellen müssten, kritisierte das IW: "Auch Familien mit Kindern müssen die Suppe auslöffeln, die ihnen andere durch Kinderlosigkeit eingebrockt haben" :o :( :evil: Eine Kopplung der Rente an die Kinderzahl sorge dagegen für einen Ausgleich. Bezogen auf die Durchschnittsrente von 2003 in Höhe von 954 Euro rechnete das IW vor, dass bei seinem Modell nur noch 429 Euro aufgrund der geleisteten Beiträge ausgezahlt würden. Zusätzlich gäbe es 243 Euro pro Kind.



Sehr geehrter Herr Weber !

Mit Interesse aber auch mit erheblichen Erstaunen haben wir die Pressemitteilung Nr. 19/2005 bzw. insbesondere die Anlage zu der in Rede stehenden Pressemitteilung zur Kenntnis genommen. Der Satz (...) auch Familien mit Kindern müssen die Suppe auslöffeln, die ihnen andere durch Kinderlosigkeit eingebrockt haben" ist ein Schlag ins Gesicht aller die von ungewollter Kinderlosigkeit betroffen sind. Das hiervon eine nicht unerhebliche Anzahl von Paaren betroffen sind, lässt sich anhand einschlägiger Statistiken z.B. IVF Register ersehen. Eine derart deutliche Äußerungen Ihres Instituts zu der von der derzeitigen Regierung vorgenommen Gesundheitsreform in Bezug auf die zunächst geplante gänzliche Streichung und schließlich erfolgten massiven Kürzung der Zuschüsse zur künstlichen Befruchtung bei der Krankenversicherung gegenüber dem Gesundheitsministerium hätte bei uns einen großen Respekt -und mit Sicherheit auch bei einer Vielzahl Betroffener hervorgerufen. Eine Mitteilung hierzu habe ich Ihrerseits seinerzeit nicht vernommen. Stattdessen müssen die ungewollt Kinderlosen die Suppe die ihnen vom Gesetzgeber einbgebrockt wurde dergestalt auslöffeln, dass zusätzlich zu der seelischen Belastung der organisch bedingten ungewollten Kinderlosigkeit 50% der Kosten aus eigener Tasche zu tragen sind. Ein Versuch der künstlichen Befruchtung verursacht durchschnittliche Kosten von mehreren tausend Euro. Dies Führte dazu, dass die Zahl der künstlichen Befruchtungen und damit die Zahl der hierduch geborenen Kinder und späteren Beitragszahler um ca. 50% gesunken ist (Quelle IFV-Register). Ist geplant diese Kosten bei Ihren Plänen zu berücksichtigen ? Oder unterstützt Ihr Institut die Forderungen der betroffenen ungewollt Kinderlosen die aus deren Sicht kontaproduktive Regelung der Gesundheitsreform zu korrigieren. In diesem Fall würden sich die Betroffenen über Ihre Unterstützung mit Sicherheit außerordentlich freuen, denn eine Expertenmeinung hierzu kann mitunter eher zu Einsicht bei der Gesundheitsministerin verhelfen.
Ich verkenne nicht, dass die derzeitige Kinderarmut ein erhebliches Problem für die Sozialkassen darstellt und ein sozialer Ausgleich zu Lasten derjeniger stattfinden soll die aus ihrer eigenen zu respektierenden Entscheidung keine Kinder wollen, da diesem Personenkreis hieraus unbestreitbar ein erheblicher wirtschaftlicher Vorteil zuteil wird. Doch die Kosten und Bemühungen derjeniger die seelische und gesundheitliche Risiken eingehen, um der Kinderarmut entgegenzuwirken und auf medizinischen Wege für mehr Beitragszahler sorgen möchten sollten hier Berücksichtigung finden, denn sie müssen derzeit die Suppe auslöffeln die ihnen zum einen von der Politik und von den gewollt Kinderlosen eingebrockt worden ist. Aus diesem Grunde wäre ich sehr erfreut, wenn in Ihren Pressemitteilungen nicht verbal auf diese Personengruppe eingeschlagen wird, denn dieser Personenkreis hat niemandem eine Suppe eingebrockt !
Über eine Antwort zu dieser Mail, in dem Ihre Meinung zum Ausdruck kommt wäre ich sehr erfreut. Ich sehe dieser Antwort mit großem Interesse entgegen.

Mit freundlichen Grüßen


Über Eure Meinung und Mails würde ich mich sehr freuen!

Liebe Grüße
Nelli

Verfasst: 06 Mai 2005 13:49
von JBB
Hallo Nelli,

die Personen, die sich mit solchen Berechnungen beschäftigen, denken nicht daran, welche Emotionen sie mit ihren Ausdrücken bei den ungewollt Kinderlosen auslösen. Daher ist es sehr wichtig, dass dieser Personenkreis deutlich von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.

Diese Wissenschaftler, die sich mit Berechnungen zur Rente befassen, sehen das rein mathematisch:
Ein Paar, das kinderlos bleibt (warum auch immer), hat insagesamt mehr Kapital, zur Verfügung, um private Zusatzrenten zu finanzieren, als eine Familie, wo (meist) die Frau jahrelang einen Einkommensausfall hat.

Dazu kommt, dass die Familien die zukünftigen Rentenzahler finanzieren, die später dann AUCH die Renten der Kinderlosen bezahlen. Auch dieser Punkt mal wieder nur rein mathematisch betrachtet.

Hier liegt also eine finanzielle Schieflage vor und nun wird verbittert darum gekämpft, wie der Kuchen neu aufgeteilt werden soll. Um den "bösen" Kinderlosen noch mehr aus der Tasche ziehen zu können, wird emotionalisiert.
Zum Teil kann ich diese Wut verstehen, weil ich zB viele GEWOLLT Kinderlose in der Verwandtschaft oder auch bei den früheren Kollegen hatte, die mich oft ausgelacht haben, dass ich ein Kind habe. Wirklich, selber oft erlebt!

Unser Hauptproblem: Bei der ganzen Diskussion werden die vielen UNGEWOLLT Kinderlosen "vergessen", die schon eine Mordswut im Bauch haben wegen der Gesundheitsreform.

Dagegen hilft nur: Die Öffentlichkeit muss unser Problem zur Kenntnis nehmen und damit kann jeder einzelne von uns anfangen, indem er in seinem Wirkungskreis von diesen Problemen erzählt anstatt anonym zu bleiben.

Leider tun das zu wenige. Seit der Demo in Berlin bin ich in dieser Hinsicht völlig desillusioniert! Es haben damals gerade 65 Leute teilgenommen.....
Ich denke, mehr muss ich dazu nicht sagen......

Verfasst: 07 Mai 2005 10:27
von atonne
Hallo,

auch gewollt Kinderlose sind oft ungewollt Kinderlose (ich kenne Beispiele aus meinem Bekanntenkreis). Und eine Republik, in der Familien mit 2 oder mehr Kindern immer noch ein erhebliches Risiko der Verarmung tragen, muss sich nicht wundern, dass immer mehr Menschen gewollt auf Kinder verzichten! Bessere Rahmenbedingungen helfen da viel mehr (und dazu zählt auch die Unterstützung von Paaren beim Kinderwunsch, also auch die Zahlung der Kosten einer KiWu-Behandlung), als immer nur auf die Kinderlosen, gewollt oder ungewollt, einzuschlagen. Wie man es besser macht, kann man ja in anderen europäischen Ländern studieren.

Ich denke, diese ganze Diskussion ist müßig. Auch eine Kürzung der Rente für Kinderlose wird aus meiner Sicht das System auf Dauer nicht retten, ebenso wenig wie der Strafbetrag in der Pflegeversicherung. Es ist also reine Augenwischerei.

Viele Grüße, Atonne

Verfasst: 07 Mai 2005 11:28
von JBB
auch gewollt Kinderlose sind oft ungewollt Kinderlose
Ich habe zwar Abitur, aber das habe ich echt nicht kapiert :lol:
Auch eine Kürzung der Rente für Kinderlose wird aus meiner Sicht das System auf Dauer nicht retten
Vollkommen richtig! Aber so direkt will man das dem Volk nicht sagen. :roll:
Schon im Fach Wirtschaftslehre in der Mittelstufe wurde uns in der Schule erzählt, dass wir in nicht zu ferner Zukunft ein großes, demografisches Problem bekommen werden.
Die Experten wissen es schon sehr lange und trotzdem hat die Politik weiter auf das alte System "von der Hand in den Mund" gebaut. Andere Länder habe schon seit langem damit angefangen, eine Kapitaldeckung aufzubauen.

Schon die CDU hat uns damals erzählt: "Die Renten sind sischer" :lol:

Verfasst: 07 Mai 2005 11:39
von atonne
JBB hat geschrieben:
auch gewollt Kinderlose sind oft ungewollt Kinderlose
Ich habe zwar Abitur, aber das habe ich echt nicht kapiert :lol:
Sorry, Bea,

war wohl zu kompliziert ausgedrückt :wink:. Ich meinte, dass viele scheinbar gewollt Kinderlose eigentlich ungewollt kinderlos sind, es aber nach außen als gewollt verkaufen oder sich nach der Feststellung der ungewollten Kinderlosigkeit bewußt gegen weitere Massnahmen (Behandlung, Ado) entschieden haben.

Viele Grüße, Atonne

Verfasst: 07 Mai 2005 11:49
von JBB
Ach sooooo :oops: :oops: :oops: