Leserbrief von Cornelia Lubinski in der Kölnischen Rundschau

Alle Fragen und Probleme, die man doch lieber anonym diskutieren möchte.
Luisa67
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Leserbrief von Cornelia Lubinski in der Kölnischen Rundschau

Beitrag von Luisa67 »

Hallo zusammen,

ich möchte euch auf einen Leserbrief von Cornelia Lubinski in der heutigen (14.11.) Ausgabe der Kölnischen Rundschau aufmerksam machen.

Sollte Cornelia Lubinski hier im Forum unterwegs sein, dann möchte ich ihr auf diesem Wege herzlich für diesen Brief danken. Denn auch mir hat es in den Fingern gejuckt, etwas in dieser Art zu dem Thema zu schreiben. Allerdings möchte ich mich nicht so öffentlich outen. Ich möchte nicht, dass meine Arbeitskollegen sich hinter meinem Rücken das Maul zerreißen, wie bei einer anderen Kollegin geschehen. Daher: Danke für den Mut und die Offenheit, Cornelia. :knuddel:

Damit ihr wisst, worum es geht, hier der Text:

.. und dann geht das Martyrium los
Nach einem Bericht über eine Umfrage, laut der junge Männer lieber "Freizeit statt Familie" wollen, erreichten uns viele Leserbriefe, die Kritik an "egoistischen Zeugungsverweigerern" übten. Unserer Leserin Cornelia Lubinski platzte daraufhin der Kragen: Sie habe, schreibt sie, "vorsichtig ausgedrückt die Nase voll, von den ganzen Debatten um die Kinderlosigkeit deutscher Paare" - und verweist darauf, dass der Kinderwunsch für viele Paare ein unerfüllter Lebenstraum bleibt. Cornelia Lubinski ist kaufmännische Angestellte, 35 Jahre alt, seit sechs Jahren verheiratet und hat bisher fünfmal versucht, sich diesen Lebenstraum durch künstliche Befruchtung zu erfüllen - vergeblich. In ihrem Brief, den wir in voller Länge wiedergeben, schildert sie unter anderem, welches Martyrium das für sie bedeutete:



Ich lese immer von "repräsentativen" Umfragen und Statistiken, aus denen angeblich hervorgeht, dass die Deutschen keine Kinder mehr wollen. Was heißt eigentlich repräsentativ? Abiturienten die Frage zu stellen, ob sie einmal Kinder haben möchten, ist doch - mal ehrlich gesagt - lächerlich. Wer denkt in diesem Alter schon an Kinder? Meist kommt der Wunsch doch erst Jahre später.

Wer weiß eigentlich, ob die "Akademiker-Paare" wirklich keine Kinder haben wollen? Wer gibt denn öffentlich zu, bei der Kinderplanung zu "versagen"? Ich möchte nicht abstreiten, dass es Paare gibt, die keine Kinder möchten. Aber wer hat mich eigentlich befragt? Wer hat meine kinderlosen befreundeten Ehepaare befragt? Ich wüsste nicht, dass sie oder ich jemals hätten Stellung dazu nehmen dürfen.

Ich kenne genug Paare, die sich Kinder wünschen und alles Mögliche anstellen würden bzw. bereits auf sich genommen haben, um sich diesen Lebenstraum - ja: Lebenstraum - erfüllen zu können. Niemand von denen, die uns kinderlose Paare als "egoistisch" oder als "Zeugungsverweigerer" betiteln, haben einmal hinter die Kulissen geschaut. Wer bitte schön - außer mir in diesem Moment - gibt offen zu, ungewollt kinderlos zu sein? Erst wenn man sich einmal geöffnet hat, hört man auch von anderen Paaren, dass sie die gleichen Probleme haben. Und es werden immer mehr. Die Spezialkliniken können sich jedenfalls nicht über zu wenig Patienten beklagen.

Niemand weiß, was es heißt, vom Frauenarzt vertröstet zu werden: "Machen Sie sich keine Sorgen. Sie dürfen nur nicht so oft daran denken und sich darauf versteifen!" Das haben bestimmt schon viele Frauen gehört. Dann wartet man eben ab. Nach weiterer vertaner Zeit kommt dann auch der Frauenarzt auf die Idee, da könnte etwas nicht stimmen. Nun geht das Martyrium los. Erst Voruntersuchungen im OP, Vollnarkose mit den üblichen Nebenwirkungen, und dann geht's weiter in eine Spezialklinik, stundenlanges Warten für einmal Blutabnahme, einmal Ultraschall - und das alles neben dem Job. Und weil einmal nicht ausreicht, macht man die Prozedur mindestens zehnmal.

Dann die "Behandlung" und anschließend 14 Tage warten und bangen. Hat es geklappt? Nein! Dann das ganze noch einmal. Wenn das auch nichts gebracht hat, wieder einen Schritt weiter. Die letzte Möglichkeit - eine ICSI oder für viele IVF: Tagelanges Aufputschen mit Hormonen, sich selbst in den Bauch spritzen, bis er über und über von blauen Flecken übersät ist - wobei man heute noch nicht die gesundheitlichen Folgen für eine Frau absehen kann. Aber man weiß ja, wofür - denn "wir" sind ja "egoistisch".

Nachdem man wie eine Mastkuh voll Hormone gepusht wurde - jede Frau in den Wechseljahren kann mir nachempfinden, was Hormone bei einem Menschen psychisch und körperlich auslösen - kommt die Entnahme der Eizellen unter Vollnarkose - mit den entsprechenden Nebenwirkungen, versteht sich. Man kommt sich vor, als wäre eine Dampfwalze über einen gerollt. Tage später, wenn überhaupt möglich, das Wieder-einsetzen der Eizellen. Dann, wieder 14 Tage langes warten. Wieder die Nachricht: "Nichts!" Sie können mir glauben: da zieht man Ihnen den Boden unter den Füßen weg. Das ganze machen Sie ein paar Mal, bis Sie psychisch und körperlich nicht mehr können. Aber, "wir" sind ja "egoistisch".

Hinzu kommt noch, dass wir als Berufstätige brav jahrelang in die Krankenkasse eingezahlt haben. Dank der neuen Gesundheitsreform bezahlt sie für drei Versuche aber nur noch die Hälfte, ab dem vierten Versuch bezahlt man alles selbst. Dann heißt es pro jedem weiteren Versuch ca. 4000 Euro aus eigener Tasche bezahlen! Wir hätten weiß Gott schon viele schöne Urlaube von dem Geld machen können. Aber "wir" sind ja "egoistisch". Hier muss ich den Leserbriefschreibern Recht geben: Politiker, tut was! Ihr wollt Kinder, dann unterstützt uns auch! Es kann doch nicht sein, dass man alle Behandlungen, ganz egal wie sie einem gesundheitlich bekommen, in ein einziges Jahr packen muss, um wenigstens steuerlich entlastet zu werden!

Viele sagen: "Adoptiert doch ein Kind!" - die stellen sich immer alles so einfach vor. Wenn man überlegt, dass pro Jahr in unserem Kreis etwa 17 Paare auf ein Kind kommen ist die Chance ziemlich gering, die Auserwählten zu sein. Wenn man dann vom Jugendamt "begutachtet" wird - so habe ich es von einem "egoistischen" kinderlosen Ehepaar gehört -, stellt es aus Sicht des Amtes bereits ein Problem dar, wenn man eine steile Treppe im Haus besitzt, oder sich ein Fluss oder gar Teich hinter dem Haus befindet. Was soll man denn dazu noch sagen? Was machen bloß all die Kinder, die in einer Großstadt an einer befahrenen Straße aufwachsen müssen?

So sieht leider die Realität aus. Ich hoffe, dass sich immer mehr Paare öffnen werden und einmal die Wahrheit sagen. Was ist daran verkehrt, wenn man erst einmal einen ordentlichen Beruf erlernen möchte, um seinem Kind später eine solide finanzielle Grundlage zu schaffen? Wer kann etwas dafür, wenn man sich nach ein paar Jahren für ein Kind entscheidet und es nicht klappt? Das ist doch besser, als die Kinder nach der Geburt umzubringen (wie man leider häufig lesen muss) oder Kinder einfach verwahrlosen zu lassen. Jedes Mal geht mir die Hutschnur hoch, wenn ich so etwas lese. Mensch, Ihr jungen Mütter, gebt Eure Kinder wenigstens anonym in einer Babyklappe ab! Ich kann Euch genug Paare nennen, die sich nichts Sehnlicheres wünschen, als Euer Kind wie ihr eigenes großziehen und lieb haben zu dürfen.

Vielleicht versteht jetzt jemand, dass man sich nach einem jahrelangen Martyrium auch mal wieder anderweitig "Spaß" und "Erfüllung" sucht. In die Disco gehört man nicht mehr hin - zu alt! Wenn man abends ausgeht, findet man keinen seiner Freunde mehr, da sie bei den Kindern zu Hause sind - verständlich. Man gehört zurzeit irgendwie nirgendwo mehr hin. Vielleicht ändert sich das, wenn die Kinder einmal aus dem Gröbsten heraus sind.

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LG, Luisa
Zuletzt geändert von Luisa67 am 15 Nov 2006 13:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Mandy72
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Beitrag von Mandy72 »

Ich hätte keine besseren Worte finden können und finde diesen Artikel super. Toll auch, dass die Rundschau den ganzen Brief veröffentlicht hat. Da ist wenigstens nichts aus dem Zusammenhang gerissen.

Mit vollem Respekt

Mandy
Kinderwunsch seit 7 jahren
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1. ICSI 2002 negativ
2. ICSI 2003 negativ
3. ICSI März 2006 - frühe FG
1. Kryo Juli 2006 negativ
Immu März 2008
4. ICSI Juni 2008 negativ
5. ICSI Dez 2008 negativ
1. Kryo März 2009 negativ
6. ICSI Aug. 2009 negativ
Kryo Mai 2011 negativ
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schwarzemolle
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Beitrag von schwarzemolle »

Auch meinen RESPEKT vor diesem Beitrag - ganz Klasse gemacht!!!!!
Ganz lieben Gruß Eure schwarzemolle
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Das Glück kommt manchmal über Nacht,
Auch wenn man kaum mehr dran gedacht.
Es stellt sich still und leise ein
und kann mitunter doppelt sein!
mäuschen2006
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Beitrag von mäuschen2006 »

Auch ich finde es einfach nur gut, daß jemand diesen Brief so geschrieben und auch so veröffentlicht wurde.

Respekt.

Viele Grüße
Lisa
Gast

Beitrag von Gast »

Super geschrieben! Danke, Cornelia! :prima:

Vielleicht wäre das ein geeigneter Brief, um nochmals bei anderen Redaktionen vorstellig zu werden? Ich finde ihn sehr aufrüttelnd und sehr emotional - genau das, was Leser/Zuschauer/Zuhörer zum Nachdenken bringt.
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Neschi
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Beitrag von Neschi »

Das vorhin war ich. Leider nicht eingeloggt. :oops:
Liebe Grüße,
Neschi

<font face="verdana,arial,sans-serif" size="1" color="black">................................Liebe ist Unendlichkeit...................................</font>
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stachel

Beitrag von stachel »

Hi,

ich beobachte das schon nun mehrere Jahre und diese Gesellschaftspalter, Polarisierer haben leider bei vielen Leuten diese Auffassung, teils fast schon hasserfüllt, hervorgerufen.
Die Wirksamkeit verstärken sie, indem sie immer Neid, einseitige Ungerechtigkeitsbeweise und Zukunftsängste hervorrufen.

Anstatt vernünftig über die Probleme des demographischen Wandels zu diskutieren, nutzen Politiker und Meinungsmacher und auch kirchennahe konservative Familien-Politikorganisationen auf die langersehnt Möglichkeit endlich abzurechnen ( z.B mit den 68ern)und wieder mächtig Einfluss zu nehmen - dafür ist denen auch die unterste Gefühlsschublade mit anheizen wütend und Angst machen nicht zu schade:

Nun kann man also

1.mit der Gleichberechtigung abrechnen, Kinderlosigkeit sei die Nebenwirkung eines vermännlichten ( Eva Herman) Frauenbildes
2.die Vielkinderfamilie als sittliche Norm, unter Androhung sittlicher Ächtung bis ans Lebensende einfordern ( Herwig Birg,l
3. Nebenbei Homosexuelle die ja als Paare nicht selbst zeugen können sozio-moralisch, die gehasste Homoehe miteinkassieren, da ja angeblich gesellschaftlichschädlich bis nichtförderlich...
4. dann auf göttliche Bestimmung für Männer und Frauenrollen verweisen
5. wie Schirrmacher soziobiologische Mythen über Frauen, Familien und dramatische Zukunftbilder entwerfen..die viele leider glauben.
6. oder historische Romantikmärchen über die über die fast überall früher angeblich existierenden Großfamilien erdichten
7. die Kirchen können triumphieren: wie haben ja schon immer gewarnt - kehret um ihr dummen Schäflein.. !
8. besonders gern spielen sich diese Männer auf:
selbst kinderlose Priester oder Theologen wie der Single Peter Hahne, zölibatäre Priester wettern gegen Kinderlose, sie fühlen sich immun gegen jegliche Kritik an ihrer Biographie, da sie meinen durch ihren Glauben über den Dingen, über den Menschen, über den (un)moralischen Zeuguns-Einforderungen zu stehen, welche sie selbst niemals erfüllen wollen (!), obwohl sie biologisch könnten (?)
die sind doch selbst egoistisch, leben doch ihre Offenbarungs-Sinnsuche-Religonssehnsüchte aus, finanziert von hohen Subventionen vom Staat, von allen..auch Kinderlosen. Und als Arbeitgeber haben die Kirchen Diskriminierungprivilegien, das ist religiöser EGOISMUS.


2 Kampfparolen die zusammengehören wurden also nachhaltig überall verbreitet und werden nun leider geglaubt:

" Und wir stellen eben fest, dass rund 90 Prozent der Bevölkerung sagt, die Alten leben auf Kosten der Jungen."
die ängstliche Gegenreaktion der Familien und der Alten:
" die Kinderlosen Paare, die emanzipierten Akademikerinnen sind absichtlich, nur aus Egoismus kinderlos..oder Opfer der 68er-Moral.."

so können sich das die Gruppen gegenseitig vorwerfen nachdem sie aufgehetzt wurden, die Poltiker sind dann aus dem Schneider, der Ziellinie..z.B. dafür dass sie schon seit den 70er jahren gepennt haben und noch schlimmer,.. nichts unternehmen gegen diese blöden Sündenbockmechanismen, die ALLEN schaden können.

Es gibt aber auch Gegenstimmen wie hier von Prof. Opaschowski:
Ich glaube, das Ganze ist eine Legende oder ein Mythos. Ich verfolge dies seit mindestens 20 Jahren. Es hat sich natürlich in den letzten Jahren ein wenig zugespitzt, insbesondere durch Frank Schirrmachers Publikation "Das Methusalem-Komplott", die ein wenig an Kriegsgeschrei erinnert. Im übrigen ist auch die Terminologie so ausgerichtet. Da wird von Mobilmachung, von Einberufungsbescheid, von Streitmächten und Krieg der Generationen geredet. Ich komme in meinen eigenen Untersuchungen - die basieren auf Befragung der Bevölkerung - zu einem ganz anderen Ergebnis. Der Krieg der Generationen findet nicht statt.
Und wir stellen eben fest, dass rund 90 Prozent der Bevölkerung sagt, die Alten leben auf Kosten der Jungen. Das ist aber eine Mär, das ist eine falsche Wahrnehmung.

Das, was die Älteren mehr an Materiellem leisten, gleichen die Jüngeren durch immaterielle, insbesondere durch Arbeit an und für soziale Beziehungen wieder aus.

Und was diesen einsamen Menschen im Altersheim anbetrifft, muss ich sagen, drei Viertel der über 90-jährigen leben noch zu Hause! Wir machen uns völlig falsche Bilder, genauso wie wir in einer nostalgischen Verklärung immer wieder sagen, früher hätte es die Dreigenerationenfamilie unter einem Dach gegeben, das sei der Normalfall gewesen. Das betraf aber nicht einmal fünf Prozent der Bevölkerung in früheren Jahrhunderten. Und heute liegt der Anteil etwa bei einem Prozent.

Quelle: http://www.swr.de/swr2/programm/2006/12/17/beitrag.html
auch im evangelischen Magazin Chrismon hat man auch die Nase voll vom Hassgeschwafel konservativer Vordenker und wirbt doch lieber fürs Miteinander:
"Statt der schönen christlichen Vokabel „Segen“, den man sich einst von Kindern versprach, titelt der „Spiegel“ schon mal mit einem „Kreuzzug“ für die Familie. Und „reich“ machen Kinder schon lange nicht mehr, so der neueste Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Kinder machen arm, zwei Millionen Mal in Deutschland.

Man gab dem wandernden Handwerksburschen reichlich Euros. Und fragte sich den Rest des Abends, was eigentlich los ist in Deutschland im Jahr 2006. Seit Monaten tobt eine öffentliche Debatte um die Familie. Und mit jedem Tag wird sie gnadenloser. Heute kriegen die Mütter eins drauf, morgen die Singles, übermorgen die Alten. Mütter ohne Job trinken den ganzen Tag Cappuccino. Mütter mit Job entsorgen ihre Kinder kalt in der Kinderkrippe. Karrierefrauen ohne Kinder meißeln egoistisch an ihrer persönlichen Selbstverwirklichung. Alte verjubeln ihre opulente Rente auf Kreuzfahrten. Junge verkrümeln sich ins Ausland, anstatt ihre deutschen Gene in Deutschland zu vermehren und so die Renten zu sichern. Man möchte sich am liebsten ducken, damit einen die nächste Keule nicht erwischt."
Quelle:http://www.chrismon.de/ctexte/2006/6/6-1.html
und dann erfreute mich sehr dieser kraftvolle Artikel heute von Cora Stephan:

"
.. Es gibt, was das deutsche Rentensystem betrifft, keinen Generationenkonflikt oder einen Kampf Alt gegen Jung, also ein irgendwie "biologisch" zu nennendes und zu lösendes Problem. Es handelt sich vielmehr um einen korrigierbaren Rechenfehler. Adenauer hat es damals so gewollt, dass die aktuellen Renten aus den laufenden Rentenbeiträgen gezahlt werden, um die Rentner am wachsenden Wohlstand der Gesellschaft zu beteiligen. Seit es indes immer weniger Beitragszahler gibt bei einer wachsenden Zahl derer, die man "Leistungsempfänger" nennt, obwohl sie besser "Anspruchsberechtigte" hießen, geht die Rechnung nicht mehr auf. Denn es wollen ja nicht nur die Rentner und die Frühverrenteten versorgt sein, die man schon mit Anfang 50 in den Ruhestand geschickt hat, ein politisch gewollter und von "meinen" Steuern bezahlter Unfug. Auch die Jungen fallen als Rentenbeitragszahler aus, die nach langen Ausbildungszeiten keinen Arbeitsplatz kriegen.

Die "Leistungsträger", die "unsere" Renten zahlen, sind nicht "die Jungen", sondern die 30- bis 50-Jährigen, eine kostbare Minderheit, die den stetig wachsenden staatlichen Sektor alimentieren und die sich wundersam vermehrenden Wohltaten der Politik bezahlen muss. Bereits jetzt ist die Zahl der Menschen, die in irgendeiner Weise von der öffentlichen Hand leben, größer als die der Personen, die das mit ihren Steuerzahlungen ermöglichen. Was zur Folge hat, dass Politiker, die auf Mehrheiten angewiesen sind, lieber das Schwein heute schlachten, das sie morgen essen wollen. Auch bei der Merkel-Regierung geht es um die "Leistungsträger" zuletzt. Deren Minderheit aber bezahlt - nicht nur für die "nutzlosen" Alten, sondern auch für die jungen Hoffnungsträger, zum Beispiel für jene Kinder, von denen niemand weiß, ob sie jemals dazu in der Lage sind oder auch nur Lust haben, später "unsere" Renten zu bezahlen."
Quelle: http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland ... nt=1009041
eine weitere selbstbetroffene Mitstreiterin im Faz-Leser-Forum auch hier GROSSES DANKE !!
Eine Ohrfeige für alle ungewollt Kinderlosen
Susanne Ruitenberg (SusanneRuitenberg)
07.11.2006, 15:22
Es gibt 2 Mio. ungewollt kinderlose Paare in Deutschland. Sterilität ist aber laut unserer Regierung keine Krankheit, Kinder sind "private Lebensplanung", künstliche Befruchtung muss daher zu 50% aus der eigenen Tasche gezahlt werden (sind ja nur ca. 6000 Euro/Versuch, hat sicher jeder nebenbei auf dem Konto). 145 Mio. Euro/Jahr für IVF - 0,11% der Gesamtgesundheitsausgaben - waren der Gesellschaft nicht zumutbar. 20 MILLIARDEN für Raucherfolgekosten dagegen schon.
Ist man kinderlos (wie ich nach 4 missglückten IVFs, unter Zeitdruck mit der Gesundheitsreform im Nacken durchgeführt), muss man Strafabgaben, Rentenkürzung und die allg. Beschimpfung als egoistische Dinks über sich ergehen lassen. Derweil unsere Elterngeneration mit 55 in Frührente gegangen ist und gefüttert werden will bis weit über 80, Ärztehopping betreiben kann nach Belieben,(während wir als Malocher immer öfter hören: "wird nicht mehr gemacht", "wird nicht mehr bezahlt" "gibt es erst ab XX Jahren". Aber für Rente, Berufsunfähigkeit etc. soll ich auch noch privat vorsorgen, trotz der hohen Abgaben. Naja, wenn wir alle dereinst mit 75 am Arbeitsplatz tot umfallen, hat sich das Problem Rente für unsere Generation ohnehin erledigt.

http://www.faz.net/s/Rub28FC768942F34C5 ... 40995.html

hier sind die Geburtenraten seit 1975 auf dem gleichen Level,..dem Jahr als der Egoismus begann oder was ?

http://www.bpb.de/wissen/0OBM9A,0,Entwi ... iffer.html

LG Stachel ( ich bin nicht Susanne )
Papagena
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Beitrag von Papagena »

Danke Cornelia! Super!
Papagena
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Beitrag von Papagena »

Danke Cornelia! Super!
Papagena
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Beitrag von Papagena »

Danke Cornelia! Super!
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