Schwanger nach entsetzlichem Trauerfall

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anonymbenutzer
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Schwanger nach entsetzlichem Trauerfall

Beitrag von anonymbenutzer »

Hallo,

Ich wurde schwanger nach einem entsetzlichen Trauerfall, der meine gesamte Familie "geköpft" und verändert hat. Unser Familienoberhaupt - mein Vater ist nach einem unerklärlichen Unfall langsam über 2 Monate in Kliniken "dahingestorben".
Ich hatte kaum Kraft für diese Schwangerschaft, auch körperlich.
Gefreut hat sich darüber in der Familie niemand. (Ich wollte das auch von niemand erwarten) Man empfand diese Schwangerschaft als "unpassend".
Das Baby ist nun 8 Monate alt.
Bis heute habe ich Kraft und Freude nicht wiedergefunden.
Wie soll man mit sowas umgehen ?
Fischli
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Beitrag von Fischli »

Hallo,

das mit deinem Vater tut mir sehr leid. Aber ich denke du hast das Recht dich über dein Baby zu freuen! Ich finde auch, das trotz dieser schweren Tauer auch deine Familie Anteil nehmen sollte.
Es ist doch auch ein Zeichen der Hoffnung!
Vielleicht konntest du den Tod deines Vaters während der ss nicht verarbeiten, vielleicht könntest du das noch nachholen. Vielleicht sogar Hilfe holen um das alles zu verarbeiten. Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen und liege nicht falsch.

Alles Liebe für dich und das Baby!
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eszter
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Beitrag von eszter »

hallo!
das tut mir sehr leid was dir passiert ist *tröst* .ich finde es schade,dass die familie so darüber denkt.hast du denn gar keine der sich über dein kind freut und das mit dir teilen kann???
wo meine tochter geboren wurde ist die oma 6 tage vorher gestorben aber keiner hat mir vorwürfe oder sonst böses gemacht und gewollt... :?: es ist leider oft dass eine kommt und der andere gehen muss.....klar ist es traurig aber ein baby ist doch was wunderbares!!!!
ich finde du solltest leute finden die dir helfen können und nicht runterziehen mit ihre trauer.hast du ein mann der dich unterstützt?oder mit deiner leute reden?
du hast geschrieben:Bis heute habe ich Kraft und Freude nicht wiedergefunden.
das habe ich nicht ganz verstanden...an deinem baby oder ...????
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MaJon1971
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Beitrag von MaJon1971 »

20 Tage vor der Geburt meiner Tochter ist meine Oma gestorben. Eigentlich wäre die Geburt für 3 Wochen später ausgerechnet gewesen, also im Prinzip hätte ich genug Zeit gehabt, zur Beerdigung zu fahren (ca 500 km), ich habe es aber nicht gemacht. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Das hat mir aber auch keiner Übel genommen.

Ich habe sowas schon öfter gehört (wobei Vater ne harte Probe ist) und irgendwie habe ich das Gefühl, dass manchmal ein Mensch gehen muss, damit ein neuer kommen kann...

Lass Dich mal dolle :knuddel: Aber Dein Kind kann nix dafür. Und was hättest Du denn machen sollen? Was hat Deine Familie denn erwartet? Du kannst doch nicht wegen sowas abtreiben??? Das ist und bleibt doch ein Kind der Liebe. Und Kinder sind und bleiben etwas Wunderbares.
Lass Dir helfen, aber bitte lass Dich nicht von Deiner Familie runterziehen.
MaJon mit Tarja (*30.11.03) und Mika (*28.12.07)
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rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Ich empfinde das Verhalten deiner Familie auch als reichlich unpassend. Klar ist es furchtbar, wenn ein naher Angehöriger stirbt. Aber was kann denn dein Kind dafür? Warum wollen sie dein Kind dafür betrafen, indem sie es nicht genauso herzlich aufnehmen, wie jedes andere Kind auch. - Und was kannst du dafür? Du bist ja doppelt gestraft. Erst hast du deinen Vater verloren und dann auch noch die Familie.

Eine Schwangerschaft kann einfach nicht unpassend sein. Weil, genau dieses Kind, was du da ausgetragen hast, konnte zu gar keinem anderen Zeitpunkt kommen. Freut euch, dass dieses Kind wieder Sonne in euer Leben gebracht hat. Laß dich von den anderen nicht runter ziehen. Das war genau der richtige Zeitpunkt für dein Kind!
Liebe Grüße, Rebella
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anonymbenutzer
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Beitrag von anonymbenutzer »

Nochmal ich, die Verfasserin.

Vater ist eine harte Probe, ja.
Oberhaupt einer Familie mit 5 Kindern.
Ich die Nachzüglerin davon (12 Jahre Abstand zu den anderen).
Er, ehdem sehr krank (Herzkrank, Diabetiker ohne Bauchspeicheldrüse) nach rätselhaftem Verschwinden Unfall erlitten, Hirnblutung, Not-Op in der Nacht als Anonymer Aufgefundener.
Dann Koma zunächst ohne Erwachen, Halbseitenlähmung, Tracheostoma, künstl. Ernährung mit PEG-Sonde.Konnte nicht sprechen, nicht aufstehen, sich nicht mal im Bett drehen.
Niemand wollte ihn haben, kein Krankenhaus. Hin und hergeschoben.
Ich war 3-7 mal täglich im Krankenhaus - bis meine Große Tochter es nicht mehr aushielt und mir weglief.
Da war Schluß. Ich brauchte ein paar Tage Abstand - und er starb.
Ich hütete noch 8 Wochen meine Mutter, regelte alles, damit die nicht auch noch umfiel.
Dann ging ich zu meinem Mann zurück.
Ich war ausgebrannt, hatte 10 Kilo abgenommen, Bluthochdruck (sonst immer zu niedrig).
Da die Kasse aber nur bis zum 40ten Geburtstag die Hälfte zubezahlt, hatte ich keine Wahl: Sofort meinen letzten IVF-Versuch oder nie mehr, denn 6 Wochen später sollte ich 40 werden.
Und unglaublich: Ich wurde schwanger.
Ich habe in dieser Schwangerschaft alle Tiefen durchgestanden: Keine Unterstützung, niemand der an mich glaubte, nicht mal mein Mann. Ich selber wußte nicht wie ich es schaffen sollte, ausgemergelt und kaputt wie ich war.
Ich habe in der ss vieles getan, was man nicht sollte, die Schwangerschaft möglichst verdrängt.
Und ich habe am Ende (vom Gefühl her) wie ein panisch gehetztes Tier dieses Kind "ausgespuckt" (Geburt von eineinviertel-Stunde). Genauso gehetzt war ich auch noch danach lange.

Es ist ein Mädchen. Ein Sonnenschein - unfaßbar. Und bildschön dazu.
Ich kann es selber nicht begreifen.
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Julilly
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Beitrag von Julilly »

So Schlimm das alles sein mag, ich würde dieses Kind als Geschenk und als Trost sehen, als ein Zeichen, daß man sich auch dann freuen darf, wenn die Welt so schlimm ist. Man kann gleichzeitig eine Sache schlimm finden und sich über etwas anderes sehr freuen. Das darf man auch einfach.
Liebe Grüße von Juli
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anonymbenutzer
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Beitrag von anonymbenutzer »

Nochmal ich, die Verfasserin.

@Juli:
Das ist richtig und ich weiß das voll und ganz.
Es fällt nur sehr schwer.
Freude hab ich, wenn dann nur gelegentlich und ganz im Stillen.
Wir haben keine Geburtsanzeigen geschrieben - für wen ?
Hat keinen interessiert.
2 Freundinnen sind mir geblieben, mit denen hab ich ab und an Kontakt.
Die ganze Familie ist zerfallen, und das diese damalige Zeit eine große Belastung darstellte interessiert in der Familie auch keinen.
Verdrücken konnten sich die meisten damals sehr gut (Bis auf eine, mit der gabs aber danach Krach). Von Beistand für den alten Herrn war da kaum was zu spüren, und im Krankenhaus war vielleicht 2 mal jemand da in dieser endlos langen Zeit.
Aber große Sprüche danach schwingen. Ebenso im Haus der Eltern nach dem Tod unseres Vaters jede Menge Sachen wegschmeißen ohne unsere Mutter zu fragen, was sie behalten will.
Meine Tochter beleidigen, weil sie auch durch den Wind war damals.
Und mich anranzen, wann ich denn gedenke, endlich mal zu verschwinden.
Mir fehlen zu all dem die Worte.
Und leider bin auch mit den meisten meiner Angehörigen deswegen fertig.
Klar versuche ich nach vorne zu blicken, allein weil meinen Kindern ein guter Weg zusteht und ich mich erhalten muß, um sie darauf zu begleiten.
Aber hart und ein schales Gefühl ist für mich, daß man seinen Weg so allein gehen muß und die Familie nicht mehr existent ist.

Wehe, wehe - hab `nen Krankheits- oder Sterbefall und du lernst Deine Umwelt kennen !
Ich war immer ein Familienmensch - wie mein Vater auch - und bin maßlos enttäuscht.
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo
ich finde es nicht in Ordnung, wenn sich deine Familie Dir gegenüber so verhält. Du kannst nichts dafür dass es diesesmal geklappt hat oder? Sie sollten sich freuen, dass es geklappt hat :argh: Finde es unmöglich, wenn jemand für eine ss "bestraft" wird, die er sich eigentlich sehnlichst und schon lange wünscht und es hat überhaupt nichts mit dem Unglück Deines Vaters zu tun.
Eine Bekannte von mir verlor ihren Sohn durch einen tragischen Unfall (er war 18 Jahre alt) und ich dachte, oje...die siehst DU nie wieder glücklich. Dann hat ihr anderer Sohn am Tag des 1-jährigen Todestages einen Sohn geboren (ähm...seine Frau) und es ist ihr erstes Enkelkind. Dachte dann, sie kann sich bestimmt nicht freuen, aber sie ist seit diesem Tag wie ausgewechselt. Diese Frau hat das Positive in der Geburt gesehen und so sollte es Deine Familie aus, Schicksalschlag hin oder her....deine Tochter kann überhaupt nichts dafür, so wenig wie Du oder sonst wer. Was ich auch sehr sehr schade finde ist, dass Du da von Deinem Mann keine Unterstützung bekommst.
ICh würde auch versuchen zu einem Therapeuten zu gehen und der mit Dir die Trauer und die Last die auf Dir lastet/lastete aufarbeitet *tröst*
Ganz viel Glück für die Zukunft! :knuddel:
anonymbenutzer
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Beitrag von anonymbenutzer »

Nochmal die Verfasserin.

@Sims:
Das ist ja was so schal ist: Du kannst es nicht ändern wenn die Angehörigen so reagieren.
Mit meinem Mann, das muß ich näher beschreiben.
Er war in der damaligen Zeit sehr macht- und hilflos, denn er war 200 km weit weg.
Seine mangelnde Unterstützung war, daß er auch nicht glaubte, daß es gutgehen kann mit der ss ( ich war wirklich ziemlich fertig ).
Etwas Glaube daran hätte mir mehr Mut gegeben. Und das wäre dem Kind in mir zugute gekommen.
Mein Mann war einfach selbst verzweifelt über meine schlechten Voraussetzungen und hatte auch Angst, was mit mir passiert, wenn die ss scheitert.
Er kann es selbst kaum glauben, daß da ein so süßes, kleines Mädel rausgekrabbelt ist.
Ich auch nicht.
Manchmal denke ich mir bezüglich meiner Familie: Ist doch egal, wenn ihr sie nicht kennt - ihr habt sie auch gar nicht verdient.
Und sie EUCH auch nicht.
Die einzige, mit der ich übrigens Kontakt habe (telefonisch) ist meine Mutter.
Leider weint sie auch heute noch sehr viel und meine große Tochter ist nach dieser traumatischen Zeit nicht bereit, da nocheinmal hinzufahren.
Tja - ich kann und werde sie nicht zwingen.
Schade, denn sie war früher sooo gerne bei Oma und Opa.
Ich versuche mich langsam aufzurappeln, denn schließlich brauchen mich die Kinder.
Meine Gesundheit ist immernoch angeschlagen, aber da kann ich nicht viel tun außer warten und versuchen mir mit Hausmitteln und gelegentlich erschlichenem Extra-Schlaf (mit Baby selten) zu helfen.
Mutter-Kind-Kur wurde abgelehnt, da ich zuwenig Befunde über meine gesundheitl. Sachen hätte. Die können mich auch gerne haben.
Der Gyn. in der ss - man glaubt es nicht -hatte leider auch nur ein paar blöde Sprüche für mich über, wie z.B. Hat sie ja keiner gezwungen jetzt schwanger zu werden, hätten Sie ja bleiben lassen können.
Hätte man sich gegen wehren können, ja, hätte mich aber nur noch mehr Kraft gekostet, die ich eh nicht hatte.

Manchmal glaube ich, mein Vater sieht vom Himmel aus zu und sagt: "Siehst Du, ich habe Dir doch gesagt: Man kann sich nur auf die eigene Kraft und den eigenen Willen verlassen. Wer sich auf andere verläßt, ist verlassen"
Und: Ich glaube auch, daß mein Vater und Gott mir meine kleine Tochter geschickt haben.
Zumindest Gott hat mir `ne Menge zugetraut. Und ich hab`s mit seiner Hilfe geschafft.
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