Könnte es eine psychische Erkrankung sein?

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anonymbenutzer
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Könnte es eine psychische Erkrankung sein?

Beitrag von anonymbenutzer »

Ich habe ein großes Problem, dass mich seit Tagen beschäftigt. Es dreht sich um meine fast 3-jährige Nichte. Irgendetwas stimmt mit ihr nicht oder vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Ich fange mal an ihr Verhalten zu beschreiben:

*Sie reagiert nur auf ganz wenig Menschen in ihrem Umfeld. Zum größten Teil ignoriert sie die Menschen und taut (wenn überhaupt) erst nach sehr langer Zeit auf. Wenn man sie z.B. bei der Begrüßung anspricht, reagiert sie gar nicht.

*Sie dreht sich wie wild im Kreis und kann gar nicht aufhören. Sie dreht sich und dreht sich und dreht sich.

*Sie ist irgendwie aggressiv. Seit mindestens einem Jahr beißt sie. Meist andere Kinder, aber auch Erwachsene, sogar ihre Mutter. Wenn sie zubeißt, dann so doll, dass es anfängt zu bluten, sie beißt sich regelrecht fest und merkt dabei nicht, dass sie anderen Schmerzen zufügt.

*Ich habe das Gefühl, dass sie nicht wirklich Schmerz empfindet...

*Sie kann sich schlecht auf ein Spielzeug konzentrieren. Meist fängt sie mit einem an und schwups, ist das andere dran und dann wieder das andere.

*Auf Spielplätzen schubst sie andere Kinder, bewirft sie mit Sand, beißt sie.

Ich selber habe (noch) keine Kinder, daher ist es für schwierig zu beurteilen. Ich habe einfach nur das Gefühl, dass mit der Kleinen etwas nicht stimmt... Vielleicht habt ihr ein Idee? Bilde ich mir das alles nur ein oder kann es wirklich sein, dass etwas mit ihr nicht stimmt?
JBB
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Beitrag von JBB »

Au weia, das klingt gar nicht gut! :o

Als Mutter von drei Kindern kann ich dir bestätigen, dass dieses Verhalten sich weit neben dem üblichen Verhaltensspektrum einer Dreijährigen befindet.

Was sagen denn die Eltern dazu? Wichtig ist, dass sie Hilfe suchen, zB bei einem Kinderpsychologen.

Meine Meinung: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Kinder mit so einem Verhalten selber glücklich sind, weil ihre Umwelt negativ auf ihr Verhalten reagiert. Von daher sind Eltern verpflichtet, ihrem Kind zu helfen, indem sie sich möglichst früh Hilfe holen.
Liebe Grüße
Bea

mit zwei erwachsenen ICSI Kindern
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

So wie du das Verhalten schilderst könnte es sich um Autismus handeln. Bitte versuch die Eltern davon zu überzeugen ihr Kind untersuchen zu lassen. Am besten sie wenden sich an eine Frühförderstelle; nicht erschrecken, die sind meist an Schulen für geistig Behinderte angegliedert, betreuen aber alle Kinder vor und während der Kindizeit. Außerdem nach Möglichkeit einen termin in einem SPZ (sozialpädiatrischen Zentrum) ausmachen um abzuklären ob es Autismus ist. Die Überweisung hierfür bekommt man vom Kinderarzt; dort müssten die Eltern ihren verdacht zunächst äußern.
Ich hoffe du kannst gute Überzeugungsarbeit leisten und damit dann auch etwas bewirken, sie braucht dringend Hilfe.
Alles Gute von Rapunzel (Sonderschullehrerin und mit dem Gebiet etwas vertraut)
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo,

klingt für mich auch etwas seltsam, hoffentlich lassen die eltern ihr kind untersuchen! ob es allerdings ein zeichen für autismus ist, da bin ich mir nicht sicher.
aus meiner erfahrung können sich autistische kinder ganz gut konzentrieren und sind auch nicht agressiv.
sie suchen allerdings - zumindestens bei sehr ausgeprägtem autismus - überhaupt keinen kontakt (wie zb. blickkontakt) und tauen auch nicht im laufe der zeit auf.

liebe grüße

mondschaf
Mit zwei Jungs geboren 2004 und 2007

„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ – J. W. von Goethe

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es (zu) dir - für immer.“ - Konfuzius

*** Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. ***
anonymbenutzer
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Beitrag von anonymbenutzer »

Vielen Dank für eure Antworten.

Verschiedene Menschen aus dem näheren Umkreis meiner Schwester -auch ich- haben schon versucht meine Schwester dazu zu überreden zum Arzt zu gehen. Es bezog sich zwar immer "nur" auf das beißen, aber sie lehnt leider alles ab. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, sie und ihr Mann sind bei diesem Thema leider sehr eigen. Beider verschließen ganz fest die Augen und sagen, dass mit der Kleinen nichts ist, aber mein Gefühl sagt mir, dass da was ist.

Weiß denn jemand von euch, ob ich in dem Fall gegen den Willen der Eltern etwas machen kann? Z.B. zum Arzt gehen oder so... Ich bin wirklich sehr traurig und hilflos...
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Mondschaf
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Beitrag von Mondschaf »

hallo,

gegen den willen der eltern kannst du nur etwas machen, wenn du das jugendamt einschaltest, soweit ich weiss.
wenn sie fast drei ist, ist ja auch erst in fast einem jahr die nächste standard-untersuchung fällig. sonst wäre ja zu hoffen, dass der arzt bei der u etwas merkt!

kannst du deine schwester vielleicht darauf hinweisen, dass ggf. um so mehr getan werden kann, je früher probleme erkannt werden?
je länger man wartet, desto schwieriger wird es doch...
es ist ja normal, dass es eltern schwer fällt, probleme bei ihren kindern zu erkennen - habe auch ein sehr krasses beispiel aus meinem näheren umfeld.
aber im interesse ihrer kinder sollten sie doch ü+ber ihren schatten springen....

vielleicvht könntest du mit dem arzt oder anderen leuten (kiga???) sprechen, die das kind betreuen?

wünsche dir viel erfolg!
viele grüße

mondschaf
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Sunshine1970
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Beitrag von Sunshine1970 »

Ist die Kleine schon im Kiga?
Dann müßte das Verhalten auch dort so sein und die Erzieher "müssten" bei Auffälligkeiten handeln und die Eltern zum Gespräch aufsuchen bzw das Jugendamt einschalten, wenn von Elternseite nix passiert...noch kann man was tun...wenn die Kleine älter wird wird es schwierig...

Abzuklären wäre auch noch die Stimmung zu hause :-?
Liebe Grüße
Sunshine
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Summsebienchen
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Beitrag von Summsebienchen »

Hallo,

kann man sich nicht auch als nicht direkt Betroffener an solch eine Frühförderstelle wenden um dort erstmal Infos einzuholen? Die haben sicher auch Erfahrung damit, dass die Eltern soetwas nicht wahr haben wollen. Vielleicht beraten die ja auch.

Hab übrigens gerstern erst beim Doc im Wartezimmer einen Aritkel (im Stern?) gelesen, da ging es um eine Frau, die soweit ich mich erinner auch Autistin war. Zumindest lebte sie ganz allein und hat jetzt ein Buch geschrieben über ihre Krankheit. Sie braucht einen ganz festen Tagesablauch (kocht z.B. jeden Mittag um die selbe Zeit das gleiche Essen) aber es geht ihr gut.
Ich fand diese Frau sehr beeindruckend. Und wenn ich ein Kind mit einer solche Krankheit hätte, dann hätte dieser Artikel mir bestimmt unheimlich Mut gemacht.

Werde gleich mal schauen, ob ich das im Netz finde.

LG
Summse mit Bienchen im Arm
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nach 6 negativen Versuchen (3xIUI, 1xICSI, 2xKryo) und
zahlreichen Diagnosen (Teratozoospermie, Endometriose, Hashimoto T., homozygote MTHFR-Mutation, erhöhte NKs):
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Summsebienchen
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Beitrag von Summsebienchen »

Da ist der Artikel:

www.stern.de/wissenschaft/mensch/600785.html?q=autismus
Und jeden Tag gibt es Wirsing

Scheinbar absurde Rituale bieten Autisten mit dem Asperger-Syndrom Halt in dem für sie verwirrenden Alltag. Nicole Schuster leidet unter dieser Entwicklungsstörung - und ist hochbegabt. Sie hat ein Buch geschrieben, in dem sie ihre besondere Welt erklärt.
[...]
Außerdem leitet sie Seminare über Autismus, hält Vorträge, schreibt Artikel über ihre Erfahrungen. In einem Buch hat die außergewöhnliche Frau nun beschrieben, was Autismus genau bedeutet. "Ich möchte eine Art Dolmetscher sein zwischen autistischen und nicht autistischen Menschen", sagt sie. Dabei erklärt "Ein guter Tag ist ein Tag mit Wirsing" nicht nur die rätselhafte Welt der Autisten; das Buch erzählt auch von Nicole Schusters eigenem Ausbruch aus dieser Welt, von der erstaunlichen Entwicklung eines stummen, abwesenden Kindes zu einer aufgeschlossenen Frau. Und davon, dass deren Leben an schlechten Tagen mächtig durcheinandergerät.
[...]

Lg
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