Ist die Behandlung im Ausland wirklich günstiger?
Verfasst: 17 Jul 2008 11:50
Ist die Behandlung im Ausland wirklich günstiger?
(Informationen zu dieser Frage zusammengetragen von rebella67)
Immer wieder ist zu lesen, dass Kinderwunschpaare sich zur Behandlung „ins Ausland“ begeben, da sie sich im Ausland höhere Erfolgschancen und damit verbunden geringere Kosten erhoffen. Dabei ist nicht immer eine Behandlung im Ausland sinnvoll. Dieser Artikel soll sich mit der Frage beschäftigen, wann eine Behandlung im Ausland angesagt ist und in welchen Fällen man sich getrost in einem erfolgreichen deutschen Kinderwunschzentrum behandeln lassen kann.
Generell sind Paare mit Kinderwunsch dann auf das Ausland angewiesen, wenn sie nur mittels eines Verfahrens Eltern werden können, das in Deutschland verboten ist bzw. nicht praktiziert wird: Eizellspende, Embryonenspende oder Präimplantationsdiagnostik (PID). Auch, wenn eine Weiterkultivierung von mehr als 3 Embryonen mehr Erfolg bietet, kann eine Auslandsbehandlung angesagt sein. Eine Auslandsbehandlung aus finanziellen Gesichtspunkten macht jedoch nicht immer und nur nach einer gründlichen Kosten - Nutzen Analyse Sinn.
Es ist ein weit verbreiteter Mythos, dass die PID generell höhere Erfolgschancen mit sich bringt. Die PID ist nur dann angesagt, wenn ein Paar eine schwere Erbkrankheit in sich trägt und diese beim Kind verhindern will. Einzig bei der balancierten Translokation beim Mann macht die PID zur Erhöhung der Erfolgsraten Sinn. Eine balancierte Translokation bei der Frau kann man auch mittels Polkörperdiagnostik (PKD) an den Eizellen feststellen. Insbesondere ältere bisher erfolglose Paare versprechen sich von der PID mehr Erfolg. Studien haben jedoch gezeigt, dass die Erfolgsaussichten durch die PID vermindert werden. Die Paare sind oft unzureichend über die Erfolgsaussichten ihres Unternehmens aufgeklärt. Wer in Deutschland aufgrund des Verbots nur unzureichende Informationen bekommt, ist auf eine Information in der ausländischen Klinik angewiesen, die aufgrund von Sprachbarrieren nicht immer richtig verstanden wird. Eine europäische Kommission stellte fest, dass in ausländischen Kliniken oft Standards und Qualitätsrichtlinien fehlen. (Anniek Corveleyn, Eleni Zika, Michael Morris, Elisabeth Dequeker, James Lawford Davies, Karen Sermon, Guillermo Antiñolo, Andreas Schmutzler, Jiri Vanecek, Fransesc Palau, Dolores Ibarreta; EUR Number: 22764 EN; Veröffentlichung: 12/2007)
Die Möglichkeit der Weiterkultivierung von mehr als 3 Embryonen führt auch nicht zwangsläufig zu höheren Erfolgen. Erstmal müssen mehr als 3 Embryonen da sein. Das weiß man meist nicht vorher. Wenn jedoch aufgrund des Ultraschalls absehbar ist, dass es nicht mehr als 3 Embryonen geben wird, muss man sich nicht zum Zweck der Weiterkultivierung von mehr als 3 Embryonen zur Punktion ins Ausland begeben. Außerdem bieten inzwischen auch einige deutsche Kliniken die Weiterkultivierung von maximal 6 Embryonen an, wenn für das Paar deutlich verminderte Erfolgsaussichten bestehen. Dieses Angebot erfolgt nach einer Neuauslegung des deutschen Embryonenschutzgesetzes, nach der man sagt, man könne mehr als 3 Embryonen weiter kultivieren, wenn sowieso abzusehen ist, dass einige Embryonen nicht bis zum Transfer überleben werden. Mehrere Kliniken in Bayern und Baden-Würtemberg haben sich auf diese Auslegung geeinigt. Patienten mit guten Erfolgsaussichten können diese mit der Weiterkultivierung von mehr als 3 Embryonen zwar etwas verbessern, aber doch nicht so, dass sich in jedem Fall der Aufwand für eine Auslandsbehandlung lohnt. Auch zum Blastozystentransfer muss man sich nicht ins Ausland begeben. Dieser ist generell in Deutschland zulässig, bringt jedoch im Allgemeinen nur im Zusammenhang mit der Weiterkultivierung von mehreren Embryonen mehr Erfolg, da bis zum Tag 5 nach der Befruchtung fast immer ein größerer Teil der Embryonen in der Entwicklung stehen geblieben ist.
Die Erfolgsaussichten bei IVF und ICSI hängen noch viel deutlicher davon ab, in welcher Klinik sich ein Paar behandeln lässt. Sehr gut veranschaulicht das das deutsche IVF Register. Nach dem D.I.R. 2006 erreichten die beiden erfolgreichsten deutsche Zentren eine Schwangerschaftsrate pro Embryonentransfer von 41%, während das erfolgloseste Zentrum nur eine Schwangerschaftsrate pro Embryonentransfer von 3% erreichte, gefolgt von zwei weiteren Zentren mit nur 5%! Solche erfolglosen Zentren wird es auch im Ausland geben, wobei bei Inkompetenz die gesetzlichen Möglichkeiten auch nicht mehr viel herausholen können. Die Ergebnisse von 41% hingegen sind auch im Ausland schwer zu toppen und werden nur in einigen wenigen Kliniken unter Ausnutzung sämtlicher Möglichkeiten, aber auch im Zusammenhang mit erhöhten Preisen überboten. Daher sollte man sich vor der Entscheidung für eine Klinik im Ausland grundsätzlich erstmal über deren Erfolgsraten unter Nutzung der gewählten Methode informieren und diese dann mit den auch noch infrage kommenden deutschen Kliniken vergleichen. Das jedoch ist keine so leichte Aufgabe. Eine Anleitung zum Vergleich von Erfolgsstatistiken reproduktionsmedizinischer Zentren ist hier zu finden: http://www.wunschkinder.net/infosammlun ... tatistiken
Wer darauf abzielt, für die Behandlung möglichst wenig zu bezahlen, muss sich von den in Frage kommenden Kliniken im In- und Ausland vergleichbare Kostenvoranschläge schicken lassen und diese dann unter Zugrundelegung des zu erwartenden Erfolges miteinander vergleichen. Eine Klinik mit 1.500 Euro pro Versuch mit einer Schwangerschaftsrate pro Embryonentransfer von 15% ist nicht günstiger als eine Klinik mit Kosten von 3.000 Euro pro Versuch und einer Schwangerschaftsrate pro Embryonentransfer von 40%! Es ist jedoch sehr genau darauf zu achten, ob vergleichbare Zahlen vorliegen. Die Erfolgsaussichten von 25-jährigen lassen sich ebenso wenig mit den Erfolgsaussichten von 40-jährigen vergleichen, wie die Erfolgsaussichten von einer Patientengruppe mit nur Eileiterverschluss und einer Patientengruppe, bei der zusätzlich zum Eileiterverschluss noch andere Störungen vorliegen. Ebenso lassen sich nicht Schwangerschafts- mit Geburtenraten vergleichen. Auch Schwangerschaftsraten pro Embryonentransfer am 2. Tag nach der Befruchtung lassen sich nicht mit Schwangerschaftsraten pro Blastozystentransfer vergleichen. Im letzten Fall sollte man lieber Schwangerschaftsraten pro begonnenem Zyklus zum Vergleich heranziehen.
Letztlich sollten solche Paare, die noch einen Anspruch auf Unterstützung durch ihre Krankenkasse haben, vor der Entscheidung für eine Klinik im Ausland und für eine in Deutschland verbotene Behandlung daran denken, dass die Krankenkassen hierzulande verbotene Behandlungen auch dann nicht bezahlen, wenn sie im Ausland durchgeführt werden. Unter Umständen ist es also besser, erstmal die 3 zur Hälfte finanzierten IVF´s oder ICSI´s mit geringeren Chancen in Deutschland mitzunehmen und sich erst danach an eine Auslandsklinik zu wenden.
(Informationen zu dieser Frage zusammengetragen von rebella67)
Immer wieder ist zu lesen, dass Kinderwunschpaare sich zur Behandlung „ins Ausland“ begeben, da sie sich im Ausland höhere Erfolgschancen und damit verbunden geringere Kosten erhoffen. Dabei ist nicht immer eine Behandlung im Ausland sinnvoll. Dieser Artikel soll sich mit der Frage beschäftigen, wann eine Behandlung im Ausland angesagt ist und in welchen Fällen man sich getrost in einem erfolgreichen deutschen Kinderwunschzentrum behandeln lassen kann.
Generell sind Paare mit Kinderwunsch dann auf das Ausland angewiesen, wenn sie nur mittels eines Verfahrens Eltern werden können, das in Deutschland verboten ist bzw. nicht praktiziert wird: Eizellspende, Embryonenspende oder Präimplantationsdiagnostik (PID). Auch, wenn eine Weiterkultivierung von mehr als 3 Embryonen mehr Erfolg bietet, kann eine Auslandsbehandlung angesagt sein. Eine Auslandsbehandlung aus finanziellen Gesichtspunkten macht jedoch nicht immer und nur nach einer gründlichen Kosten - Nutzen Analyse Sinn.
Es ist ein weit verbreiteter Mythos, dass die PID generell höhere Erfolgschancen mit sich bringt. Die PID ist nur dann angesagt, wenn ein Paar eine schwere Erbkrankheit in sich trägt und diese beim Kind verhindern will. Einzig bei der balancierten Translokation beim Mann macht die PID zur Erhöhung der Erfolgsraten Sinn. Eine balancierte Translokation bei der Frau kann man auch mittels Polkörperdiagnostik (PKD) an den Eizellen feststellen. Insbesondere ältere bisher erfolglose Paare versprechen sich von der PID mehr Erfolg. Studien haben jedoch gezeigt, dass die Erfolgsaussichten durch die PID vermindert werden. Die Paare sind oft unzureichend über die Erfolgsaussichten ihres Unternehmens aufgeklärt. Wer in Deutschland aufgrund des Verbots nur unzureichende Informationen bekommt, ist auf eine Information in der ausländischen Klinik angewiesen, die aufgrund von Sprachbarrieren nicht immer richtig verstanden wird. Eine europäische Kommission stellte fest, dass in ausländischen Kliniken oft Standards und Qualitätsrichtlinien fehlen. (Anniek Corveleyn, Eleni Zika, Michael Morris, Elisabeth Dequeker, James Lawford Davies, Karen Sermon, Guillermo Antiñolo, Andreas Schmutzler, Jiri Vanecek, Fransesc Palau, Dolores Ibarreta; EUR Number: 22764 EN; Veröffentlichung: 12/2007)
Die Möglichkeit der Weiterkultivierung von mehr als 3 Embryonen führt auch nicht zwangsläufig zu höheren Erfolgen. Erstmal müssen mehr als 3 Embryonen da sein. Das weiß man meist nicht vorher. Wenn jedoch aufgrund des Ultraschalls absehbar ist, dass es nicht mehr als 3 Embryonen geben wird, muss man sich nicht zum Zweck der Weiterkultivierung von mehr als 3 Embryonen zur Punktion ins Ausland begeben. Außerdem bieten inzwischen auch einige deutsche Kliniken die Weiterkultivierung von maximal 6 Embryonen an, wenn für das Paar deutlich verminderte Erfolgsaussichten bestehen. Dieses Angebot erfolgt nach einer Neuauslegung des deutschen Embryonenschutzgesetzes, nach der man sagt, man könne mehr als 3 Embryonen weiter kultivieren, wenn sowieso abzusehen ist, dass einige Embryonen nicht bis zum Transfer überleben werden. Mehrere Kliniken in Bayern und Baden-Würtemberg haben sich auf diese Auslegung geeinigt. Patienten mit guten Erfolgsaussichten können diese mit der Weiterkultivierung von mehr als 3 Embryonen zwar etwas verbessern, aber doch nicht so, dass sich in jedem Fall der Aufwand für eine Auslandsbehandlung lohnt. Auch zum Blastozystentransfer muss man sich nicht ins Ausland begeben. Dieser ist generell in Deutschland zulässig, bringt jedoch im Allgemeinen nur im Zusammenhang mit der Weiterkultivierung von mehreren Embryonen mehr Erfolg, da bis zum Tag 5 nach der Befruchtung fast immer ein größerer Teil der Embryonen in der Entwicklung stehen geblieben ist.
Die Erfolgsaussichten bei IVF und ICSI hängen noch viel deutlicher davon ab, in welcher Klinik sich ein Paar behandeln lässt. Sehr gut veranschaulicht das das deutsche IVF Register. Nach dem D.I.R. 2006 erreichten die beiden erfolgreichsten deutsche Zentren eine Schwangerschaftsrate pro Embryonentransfer von 41%, während das erfolgloseste Zentrum nur eine Schwangerschaftsrate pro Embryonentransfer von 3% erreichte, gefolgt von zwei weiteren Zentren mit nur 5%! Solche erfolglosen Zentren wird es auch im Ausland geben, wobei bei Inkompetenz die gesetzlichen Möglichkeiten auch nicht mehr viel herausholen können. Die Ergebnisse von 41% hingegen sind auch im Ausland schwer zu toppen und werden nur in einigen wenigen Kliniken unter Ausnutzung sämtlicher Möglichkeiten, aber auch im Zusammenhang mit erhöhten Preisen überboten. Daher sollte man sich vor der Entscheidung für eine Klinik im Ausland grundsätzlich erstmal über deren Erfolgsraten unter Nutzung der gewählten Methode informieren und diese dann mit den auch noch infrage kommenden deutschen Kliniken vergleichen. Das jedoch ist keine so leichte Aufgabe. Eine Anleitung zum Vergleich von Erfolgsstatistiken reproduktionsmedizinischer Zentren ist hier zu finden: http://www.wunschkinder.net/infosammlun ... tatistiken
Wer darauf abzielt, für die Behandlung möglichst wenig zu bezahlen, muss sich von den in Frage kommenden Kliniken im In- und Ausland vergleichbare Kostenvoranschläge schicken lassen und diese dann unter Zugrundelegung des zu erwartenden Erfolges miteinander vergleichen. Eine Klinik mit 1.500 Euro pro Versuch mit einer Schwangerschaftsrate pro Embryonentransfer von 15% ist nicht günstiger als eine Klinik mit Kosten von 3.000 Euro pro Versuch und einer Schwangerschaftsrate pro Embryonentransfer von 40%! Es ist jedoch sehr genau darauf zu achten, ob vergleichbare Zahlen vorliegen. Die Erfolgsaussichten von 25-jährigen lassen sich ebenso wenig mit den Erfolgsaussichten von 40-jährigen vergleichen, wie die Erfolgsaussichten von einer Patientengruppe mit nur Eileiterverschluss und einer Patientengruppe, bei der zusätzlich zum Eileiterverschluss noch andere Störungen vorliegen. Ebenso lassen sich nicht Schwangerschafts- mit Geburtenraten vergleichen. Auch Schwangerschaftsraten pro Embryonentransfer am 2. Tag nach der Befruchtung lassen sich nicht mit Schwangerschaftsraten pro Blastozystentransfer vergleichen. Im letzten Fall sollte man lieber Schwangerschaftsraten pro begonnenem Zyklus zum Vergleich heranziehen.
Letztlich sollten solche Paare, die noch einen Anspruch auf Unterstützung durch ihre Krankenkasse haben, vor der Entscheidung für eine Klinik im Ausland und für eine in Deutschland verbotene Behandlung daran denken, dass die Krankenkassen hierzulande verbotene Behandlungen auch dann nicht bezahlen, wenn sie im Ausland durchgeführt werden. Unter Umständen ist es also besser, erstmal die 3 zur Hälfte finanzierten IVF´s oder ICSI´s mit geringeren Chancen in Deutschland mitzunehmen und sich erst danach an eine Auslandsklinik zu wenden.