Transfer eines 3-Zell-Embryos zwingend notwendig?

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dassie
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Transfer eines 3-Zell-Embryos zwingend notwendig?

Beitrag von dassie »

Hallo,

Bei meiner 3. ICSI wurde mir nach 3 Tagen Entwicklungszeit ein Embryo übertragen, der aus 3 Zellen bestand. Ich bin davon ausgegangen, dass der mir übertragen wurde, weil das Embryonenschutz es nicht anders zuläßt. Es wußte wohl jeder im Behandlungsraum, dass das nichs werden kann, aber vielleicht liege ich da ja auch falsch.

Weiß jemand, wie streng das Embryonenschutzgesetz ist? Müssen aussichtslose Fälle übertragen werden? Kann eine Kinderwunschklinik erkennen, ob sich ein Embryo weiterteilen wird oder schon gestorben ist?

Es hat mich immer gewundert, dass der Arzt den Transfer ohne weitere Rücksprache mit uns durchgeführt hat.

Freundliche Grüße vom dassie
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

Liebe dassi,

der Arzt darf von seiner Seite aus nicht einfach entscheiden, dass dieser Embryo nicht übertragen wird. Du allein hättest aber das Recht gehabt, zu sagen, nein, diesen Embryo möchte ich nicht übertragen bekommen. Die Frau hat jederzeit das Recht, einen Transfer zu verweigern oder auch die Anzahl der ursprünglich geplanten Embryonen zu reduzieren. Wenn also 3 da gewesen wären, hättest du noch kurz vorher sagen dürfen, du willst aber nur 2.

"Dass das nichts werden kann", ist allerdings auch nicht soooo sicher. Zwar wird dieser Embryo sehr eingeschränkte Aussichten haben. Aber eine geringe Chance besteht immer noch. Tot wird er gewiss nicht gewesen sein. Sonst hätte der Transfer wohl nicht stattgefunden. Tote Embryonen muss auch der Arzt nicht transferieren.

Ob der Arzt dazu hätte ein Gespräch führen müssen, glaube ich nicht. Möglicherweise hätte ein Gespräch, in dem er dazu rät, den Embryo nicht zu übertragen, ihm noch zur Last gelegt werden können. Die Frage ist auch, wie man mit dem Embryo verfahren wäre. Der hätte nämlich nach dem Gesetz nicht verworfen werden dürfen. Normalerweise hätte der Arzt diesen Embryo dann einfrieren und einer Behörde melden müssen. Ärzte, die zu viele gemeldete eingefrorene Embryonen haben, befürchten manchmal auch Ärger. Von daher hatte der Arzt gewiss auch kein Interesse, dies zu provozieren.

Letztlich ist es doch jetzt auch nicht soooo schlimm, dass du deinen Embryo angenommen hast. Du hast eine zumindest geringe Chance. Du wirst wohl bestimmt nicht allzusehr hibbeln. Insofern überstehst du die Warteschleife bestimmt auch ganz gut.
Liebe Grüße, Rebella
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dassie
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Beitrag von dassie »

Liebe Rebella,

vielen Dank für Deine Antwort. Das ganze ist schon eine Weile her (März 09). Mittlerweile habe ich die Klinik gewechselt und einen Blastocystentransfer in Österreich vorgenommen (Bin nun mit Zwillingen in der 10. Woche schwanger).

In Österreich existiert das Gesetz, das Embryonen nach einer ICSI-Behandlung zumindest erstmal eingefroren werden müssen, wenn sie nicht transferiert werden. Ich hatte 4 Embryonen, ein kleineres im Morula-Stadium. Mir wurde dazu geraten, 2 zu transferieren und die kleineren beiden zu verwerfen. Einzufrieren wurde abgeraten, weil nicht vital genug und dazu bestand keine Pflicht. Da scheint das Gesetz einen größeren Handlungsspielrahmen zu erlauben.

Den 3-Zeller einzufrieren hätte natürlich überhaupt keinen Sinn gemacht. Und wenn Chancen bestehen soll man sie nutzen. Ich finde aber, dass das deutsche Gesetz nicht über menschliche Vernunft stehen sollte. Es hat ja schließlich auch Konsequenzen für meine Familienplanung, wenn ich einen unsinnigen Transfer bezahlen soll, nämlich ob man sich die nächste Behandlung überhaupt noch leisten kann. Und wann, mittlerweile bin ich 41, da bleibt nicht mehr viel Zeit.

Schwierig scheint mir da die Beurteilung zu sein, was noch Sinn macht oder keinen mehr.


Liebe Grüße vom Dassie
rebella67
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Beitrag von rebella67 »

dassie hat geschrieben:Ich finde aber, dass das deutsche Gesetz nicht über menschliche Vernunft stehen sollte. Es hat ja schließlich auch Konsequenzen für meine Familienplanung, wenn ich einen unsinnigen Transfer bezahlen soll, nämlich ob man sich die nächste Behandlung überhaupt noch leisten kann. Und wann, mittlerweile bin ich 41, da bleibt nicht mehr viel Zeit.
Meine volle Zustimmung. Zu der Frage, wie weit das Sinn macht, einen Dreizeller zu transferieren, fragst du hier am Besten Frau Dr. Eue. Ich denke einfach an das D.I.R., das ja zumindest aussagt, dass auch Embryonen mit schlechtester Qualität beim Transfer von nur einem eine Erfolgsquote >0 haben.
Liebe Grüße, Rebella
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cruzeiro
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Beitrag von cruzeiro »

das deutsche Embryonenschutzgesetz ist genauso verlogen wie die deutschen Steuergesetze es sind. Es ist ausgerichtet an der überzogenen deutschen Horrorvorstellung, es würden massenhaft Zellhaufen missbraucht werden, wenn man nicht die Behandlung in ein Schema presst, das die Kommission aus Berliner Lobbyisten-Anwältinnen (auf Anhörungen mit ellenlangen Gutachten kann man vortrefflich Akquise machen) und Kirchenfunktionären, zusammen mit Repromedizinern als Kompromiss im Jahre 1990 (also im letzten Jahrtausend), als für die blöden Deutschen, die ja auf jeden Fall vor sich selbst und den bösen Ärzten geschützt werden müssen (das soziale Leitmotiv des deutschen Gesetzgebers), zur Beglückung der Interessengruppen ausgedacht haben. Man ging damals davon aus, dass bis zu 2/3 von befruchteten Eizellen zu Kindern werden können. Transferiert man also 3 befruchtete Embryonen, gibt es in der Regel Einlinge, nicht selten Zwillinge, ab und an halt leider auch Drillinge.

Die bittere Realität ist aber, dass es eben nur 15 bis 40%, je nach Alter der Frau der befruchteten Embryonen wenigstens bis zur Blastozyste schaffen. Eine Frau Mitte 30, mit guter Ansprache auf eine Stimulationsbehandlung, mit allerdings eben schon reduzierter Eizellenqualität, wird damit in Deutschland derzeit n.m. Dafürhalten im Vergleich zu Österreich nicht optimal behandelt. Denn das Gesetz reduziert die Chance auf die Rückgabe zweier guter Embryonen (nach wie vor noch immer das Ziel in diesem Alter) je nach Geschick des Biologen bei der Beurteilung der Vorkern-Zellen am Tag nach der PU um 50% (geschickt) bis 95% (ungeschickt, reine Zufallsauswahl).

Der Umgang mit dem EmbSchG ist in praxi leider wohl häufig so wie bei Dir: damit man nicht eine Sondermeldung zur Not-Kryokonservierung machen muss, wird das Thema eben lieber totgeschwiegen, der Transfer findet statt - und natürlich kann auch mal ein Wunder geschehen und ein entwicklungsverzögerter 3-Zeller schafft es. Vom Blastozystentransfer in Österreich her weisst Du ja, dass auch die gut aussehenden Embryonen einen Tag später schon arretieren können, während der etwas langsamere Kollege nebenan plötzlich wie wild anfängt, sich zu teilen.

Selbstverständlich hättest Du jederzeit die Möglichkeit gehabt, dich zu weigern, aber hättest Du da denn wirklich Geld sparen können?

LG cruzeiro
3 Jahre KiWu in D
2006 / 2007 Untersuchungen in D
EmbSchG in D *mecker* => ab nach A zur ersten IVF
09/2007 in A - Bregenz (Zech) - Langes Protokoll
25.09.2007 PU, ICSI (IMSI - Teratozoospermie),
12.10.2007 SST positiv
01.11.2007 3. US 8 mm gr. Frucht m. DS, Herztöne m. 142 spm
30.11.2007 Frühscreening: alles o.k., "Krümel" misst jetzt 52 mm
08.02.2008 Großer US (21W4D): alles i.O. und - es wird ein Mädchen!
08.03.2008 3D-US - sehr knuddelig
05.06.2008 SC

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27.08.2009 Spontan-SS SST positiv
14.09.2009 1. US 19 mm gr. Frucht m. DS, Herztöne m. 136 spm
27.10.2009 Frühscreening: alles o.k., wir bekommen einen Jungen!
21.12.2009 Großer US - alles proper
17.02.2010 3D/4D Ultraschall - hat Spass gemacht
19.04.2010 SC

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