oh anonym, ich sehe bastian in dem alter vor mir
bastian war lange sehr defensiv. nicht, dass er keinen eigenen willen gehabt hätte, aber er ist konflikten mit anderen kindern regelmäßig aus dem weg gegangen. spielsachen hat er sich auf dem spielplatz mopsen lassen (und mit großen augen anklagend hinterher geschaut), beim rutschen machte er drängelnden kindern regelmäßig platz (und kam so nie zum rutschen, außer, man hat mal ein machtwort gesprochen) - und das, obwohl er mit etwa 14 monaten in die krabbelgruppe ging und von dort das zusammensein mit gleichalten kindern gewohnt war.
in seinen eigenen vier wänden hat er dagegen spielsachen mit zähnen und klauen gegenüber besuchskindern verteidigt, nichts hergegeben und ein gemeinsames spielen mit seinen sachen wir schlicht nicht möglich. im gegenzug hat er bei anderen kindern zu besuch deren spielsachen nicht angetastet, wohl in der überzeugung, dass diese ihr spielzeug ebenfalls verteidigen würden.
ich fand es immer sehr schwer den mittelweg zu finden. einerseits wollte ich nicht eingreifen, weil mir klar war, dass er lernen muss, sich auch gegen andere durchzusetzen, andererseits tat es mir in der seel weh, dieses verlorene menschlein da stehen zu sehen, das traurig, empört und einfach verständnislos den anderen kindern hinterherguckt, die ein spielzeug nach dem anderen an sich ziehen. zu hause wiederum taten mir die besuchskinder leid, die nur angebrüllt wurden, nichts anfassen durften und entsprechend ebenfalls konstantiert waren, während bastian verzweifelt seine sachen verteidigte. oft hatte ich auf dem spielplatz ein kind auf dem schoß sitzen, während die anderen kinder spielten. hin und wieder hab ich bastian dann einfach aufgefordert, sich das eine oder andere spielzeug zu holen bzw. dessen herausgabe zu fordern. gab das bereffende kind die sachen nicht her, bin ich mit ihm zusammen hin und habe das kind gebeten, ihm etwas abzugeben. meistens hatte das erfolg. ich hatte das gefühl, bastian traut sich alleine einfach nicht, also bin ich mit ihm zusammen hin (und wenn erwachsene dabei sind, sind die meisten kinder doch etwas entgegenkommender). so konnte bastian lernen, dass er auch etwas von anderen kindern fordern darf, sich nicht alles gefallen lassen muss, seine forderung aber höflich und ohne gewalt durchsetzen soll und kann.
im kiga wurde er lange von den großen quasi untergebuttert. er gehört heute noch zu den kindern, die eher den stillen protest üben und schweigsam versuchen gegen alle äußern widerstände seinen willen durch- und umzusetzen, während andere kinder anfangen zu hauen oder zu treten. leider hat sich da gerade in der anfangszeit natürlich ein ordentliches frustpotential aufgebaut, das er dann zu hause abgebaut hat - wir hatten lange zeit quasi krieg zu hause, weil der kleine mann sich im kiga zusammengerissen und eben bei uns den ganzen tagesärger abgeladen hat.
sein bis heute bester kumpel (1 jahr älter) hat ihn unter seine fittiche genommen und ihn auch mal beim anstehen einfach vorgeschubbst, wenn bastian einem anderen, sich vordrängelnden kind platz machen wollte. heute kann sich bastian ganz gut durchsetzen, sagt auch mal älteren kindern die meinung ("du darfst das aber nicht einfach weg nehmen" oder "he, nicht vordrängeln, ich bin jetzt erster dran") oder geht zu einem erwachsenen, um sich zu beschweren.
fazit:
es ist schwer den mittelweg zu finden. hilft man zu viel, nimmt man seinem kind jegliche konflikte ab, hilft man gar nicht, blutet das mutterherz. einen konkreten tipp habe ich daher für dich auch nicht. handele situationsabhängig und entsprechend dem temperament deines und der anderen kinder. andererseits denke ich es ist einfacher, wenn die kinder langfristig lernen, sich - gewaltfrei - durchzusetzen, als wenn sie lernen müssen, rücksichtig zu nehmen.
LG
Kerstin
Unsere zwei Special Editions:
Nach 2 Jahren und 10 Monaten Wartezeit kam unser kleiner Räuber im Alter von 6 Tagen bei uns an

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"Leben lässt sich nur rückwärts verstehen, muss aber vorwärts gelebt werden." (Sören Kierkegaard)
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